Lage: |
Alpen, Schweiz, Urner Alpen, Kantone Bern und Uri |
Talorte: |
Innertkirchen und Wassen |
Streckenlänge: |
28 km ab Innertkirchen, 18 km ab Wassen |
Maximale Höhe: |
2.224 m |
Maximale Steigung: |
13 % auf der Westrampe, 10 % auf der Ostrampe |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Sustenpass verbindet Innertkirchen
im Haslital mit Wassen im Tal der Reuss und damit das Berner
Oberland mit dem Urner See im Kanton Uri. Er verläuft in
Ost-West-Richtung durch die Urner Alpen und nutzt die Senke zwischen dem nördlich
gelegenen 2.592 Meter
hohen Sustenloch und dem 2.939 Meter hohen Sustenspitz
im Süden.
Mit dem Bau einer ersten Fahrstraße
über den Susten wurde im Jahr 1811 begonnen. Diese "Communicationsstraße"
war knapp 2,40 Meter breit und hatte Steigungen
von bis zu 16 Prozent, weshalb sie nur von leichten Fuhrwerken genutzt
werden konnte. Die heute
als Hauptstraße 11 ausgeschilderte
Passstraße wurde ab 1938 gebaut, in weiten Abschnitten arbeiteten
ab 1940 in der Schweiz internierte polnischen
Soldaten. Für den Verkehr freigegeben wurde die Sustenstraße
im Jahr 1945. Sie wird seitdem überwiegend touristisch genutzt
und ist nur in den Sommermonaten geöffnet.
Vom Grimselpass
kommend erreichen wir die an der Aare gelegene Ortschaft
Innertkirchen, wo wir die Grimselstraße verlassen um
auf die Sustenstraße aufzufahren, die Innertkirchen in östlicher Richtung verlässt. In weit gezogenen
Kurven führt die als Schweizer Hauptstraße Nr. 11
ausgeschilderte Passstraße moderat ansteigend Richtung
Gadmen und passiert die Dörfer Egg, Wiler, Hopflauenen,
Schwendi und Nessental.
Die Fahrt durch das Gadmertal ist
abwechslungsreich: Kurze Waldstücke wechseln sich mit
saftiggrünen Almwiesen ab, die von dem Bach Gadmerwasser
durchflossen werden. Nahe dem Dorf Gadmen tauchen vor
uns die schneebedeckten
Gipfel der Wendenstöcke (3.042 m), des Lochstock (2.564 m),
des Kleinen und Großen Titlis (3.238 m),
des Grassen (2.966 m), des Wendenhorns (3.023 m)
mit dem Uratgletscher und der Fünffingerstöck (2.994 m)
auf.
Hinter dem Weiler Obermad beginnt
dann die eigentliche Westrampe des Sustenpasses: Mit
sechs Spitzkehren schlängelt sich die Passstraße hinauf
auf 1.630 Meter, ...
... umgeht den Feldmoshubl auf dessen
Südseite...
...und bietet dabei schöne Ausblicke
in das 700 Höhenmeter tiefer gelegene Gadmertal mit dem Dorf Gadmen
und auf die umliegenden Gipfel der Urner Alpen.
In der Folge quert die Ostrampe durch mehrere kurze Tunnel den
steilen Südabfall des 2.514 Meter hohen Pfriendler
und gibt schließlich den Blick frei auf den Sustenspitz (2.931 m),
das Sustenhorn (3.505 m) und das Gwächtenhorn (3.420 m)
mit dem etwa 4 Kilometer langen Steigletscher.
Kurz darauf erreichen wir das an einer
Kehre gelegene Alpin Center Sustenpass mit der Berglodge
Steinalp und dem Berghotel Steingletscher,
das sich für einen ausgiebigen Boxenstopp anbietet,
denn von hier aus erreicht man auf einem kurzen Spaziergang
den auf 1.934 Metern Höhe gelegenen Steisee und
die Zunge des Steigletschers; zudem vermittelt ein Gletscherlehrpfad
auf 15 Stationen wissenswertes aus
der hiesigen Gletscherregion.
Hinter dem Berghotel wartet der Schlussanstieg
zur Passhöhe mit drei Tunneldurchfahrten auf uns.
Die Baumgrenze ist inzwischen
unter uns zurückgeblieben und seitlich der Sustenstraße
mehren sich die Schneereste. Wir haben Glück, heute
hier fahren zu können, denn am Vortag
war der Sustenpass überraschend wegen starkem Schneefall in der Nacht
davor komplett gesperrt. Anfang September!
Nach zwei weiteren Kehren am Hang der
Heuberghalde...
... liegt dann die Passhöhe des Susten
vor uns. Oder das, was offiziell als Passhöhe ausgegeben
wird. Die tatsächliche Scheitelhöhe liegt in dem 325 Meter
langen Scheiteltunnel, dessen Portal hinter den Parkflächen
bereits zu sehen ist.
Auf der Südseite der Scheitelhöhe
steht das Sustenpass-Restaurant,
das innen eher einem Imbiss ähnelt. Der Cappuccino ist
lecker und im zugehörigen Kiosk kann man sich mit Souvenirs
eindecken. Toll ist der Ausblick von der großen Sonnenterrasse,
auf der es uns für einen längeren Aufenthalt aber deutlich zu kalt und windig
ist.
Wenige Meter oberhalb steht ein großes, dreistöckiges Naturstein-Gebäude,
das wir für das Susten-Hospiz
halten. Tatsächlich handelt es sich aber um eine im
Jahr 1945 erbaute Truppenunterkunft der Sperrbrigade 23
der Schweizer Armee, in der bis zu 85 Soldaten
untergebracht werden konnten. In den letzten Jahren
wurde es nur sporadisch bei Gebirgsübungen genutzt,
seit 2014 steht die Truppenunterkunft aber ganzjährig
leer und soll
verkauft werden.
Das Passschild des Susten auf der Nordseite
der Scheitelhöhe gibt 2.224 Meter als Höhe an. Man
hat von hier einen schönen Blick über den kleinen Bergsee
hinweg auf die fernen Gipfel der Berner Alpen.
Nachdem wir den Scheiteltunnel passiert
haben, sehen wir die oberen Kehren der Ostrampe vor
uns, die die Ostabhänge von Sustenloch, Silberberg und
Guferstock quert...
... und durch kurze Tunnel und Galerien
von der Guferalp hinunter zur Meienreuss im Meiental
führt. Der kleine Fluss entspringt ganz in der Nähe
der Sustenpass-Scheitelhöhe am Tschingelfirn unterhalb
des Stucklistockes und mündet bei Wassen in die Reuss.
Etwa drei Kilometer hinter der Scheitelhöhe
erreichen wir das in einer Kurve gelegene Restaurant
Sustenbrüggli.
Ein am Fels angebrachtes Motorrad deutet an, dass das
Sustenbrüggli DER Biker-Treff der Region ist. Motorräder
dürfen direkt am Haus abgestellt werden, für Besucher
auf vier Rädern stehen zwei Parkplätze ganz in der Nähe
auf der gegenüber gelegenen Straßenseite zur Verfügung.
Von der überdachten Terrasse kann man ausgiebig
die Kurventechnik der vorbeidüsenden Motorradfahrer
begutachten. Das Sustenbrüggli ist in den Monaten Juni
bis Oktober geöffnet, sofern die Sustenpassstraße befahrbar
ist.
In ihrem weiteren Verlauf senkt sich
die Ostrampe hinunter ins Meiental und
bald sehen wir das auf 1.313 Metern Höhe gelegene Dorf Kapelle
vor uns, das Zentrum des Meientals.
Nun verläuft die Passstraße fast geradeaus bergab
und passiert die Weiler Dörfli und Husen, dann trennen
uns nur noch ein Tunnel und zwei Spitzkehren...
... von dem östlichen Talort Wassen.
Über uns sehen wir die Trasse der Gotthardbahn und unter
uns rauscht die Reuss, der wir durch das Urnerreusstal
folgen, ...
... um über Amsteg, Silenen und Schattdorf
nach Altdorf zu fahren. Friedrich Schiller machte die Hauptstadt des Kantons Uri
zum Schauplatz des berühmten Apfelschusses
von Wilhelm Tell.
Wir kehren im italienischen
Restaurant "Wilhelm Tell" ein und spazieren danach zum
Rathausplatz der Stadt. Vor dem "Türmli" aus
dem 13. Jahrhundert erinnert
das im Jahr 1805 von dem Züricher Bildhauer Richard
Kissling geschaffene Bronzedenkmal an Wilhelm Tell,
dessen Sohn und den berühmten Apfelschuss. Auf dem Sockel
des Tell-Denkmals ist auch die Zahl "1307"
zu sehen: Nach der Schweizer Chronik von Aegidius Tschudi
wird der berühmte "Rütlischwur" auf den 8. November
1307 datiert. Damals schlossen auf der Rütli-Wiese oberhalb
des Vierwaldstättersees die Abgesandten aus Schwyz,
Uri und Unterwalden den Bund der Schweizer Eidgenossen
gegen die Tyrannei der habsburgischen Landvögte.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de
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