Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Brugge -
Brügge Vom
Burgplatz zum Rozenhoedkaai
|
|
Von
der Stadsschouwburg aus überqueren wir den Brügger
Markt und biegen in die Breidelstraat ein.
|
Vor
dem Fest ist nach dem Fest:
Die Brügger Dependance von Käthe Wohlfahrt aus
Rothenburg ob der Tauber bietet hier
ganzjährig Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge.
Uns
überrascht, dass Mitte April bei Käthe Wohlfahrt
deutlich mehr Betrieb ist
als in den...
|
...
angrenzenden Geschäften, in denen - erstaunlich
preiswerte - regionale Erzeugnisse angeboten werden.
|
Die
Breidelstraat führt uns zu einem weitläufigen Platz,
auf dem bis in das 15. Jahrhundert hinein die von
Balduin I. errichtete Burg der Grafen von Flandern
stand und der deshalb auch heute noch "Burg" genannt wird.
|
An der Einmündung der Breidelstraat steht auf der
linken Seite des Platzes die "Alte Propstei".
Das
langgestreckte Gebäude wurde 1666 fertiggestellt
und beherbergte ursprünglich das Domkapitel der früher
angrenzenden Sint-Donaaskathedraal.
Die Alte
Propstei diente auch als bischöfliche Residenz -
Brügge war 1559 Bischofsstadt geworden.
|
Die im 10. Jahrhundert
errichtete und dem Heiligen Donatus geweihte Kirche
lag direkt neben der Burg. Sie war über Jahrhunderte
hinweg Hofkirche der Grafen von Flandern. Während
der französischen Regierungszeit
wurde Sint Donaas zum "Nationalen Eigentum"
erklärt, 1799 meistbietend verkauft und in den Folgejahren
abgerissen. Erhalten geblieben sind lediglich einige
Grundmauern, die vom Souterrain des angrenzenden
Holiday-Inn Hotels aus besichtigt werden können.
|
Neben
der Alten Propstei überrascht uns das hypermoderne
Kunstwerk
"Brügge 2000" des Japaners Toyo Ito, dessen
löchriges Wabenmuster neue Sichtweisen auf die Architektur
ermöglichen soll.
|
Etwas
weiter rechts, an der Ostseite des Burgplatzes,
steht der "Alte Gerichtshof", der von
1722 bis 1727 im klassizistischen Stil erbaut wurde.
Im Alten Gerichtshof tagte früher nicht
nur das Gericht, hier versammelte sich auch der
Rat des Freien Brügger Landes, weshalb das Gebäude
auch "Paleis van het Brugse Vrije" genannt
wird.
|
Rechts
grenzt die "Oude Griffie" an, die Alte Kanzlei.
In dem mit goldenen Verzierungen und einer
goldenen Justitia geschmückten, dreigiebligen Renaissancegebäude
von 1537 tagte bis zum Bau des Alten Gerichtshofes
das Brügger Gericht, danach wurde hier die Stadtkanzlei
untergebracht.
|
An
die Oude Griffie schließt sich das deutlich ältere,
gotische Stadhuis von Brügge an, dessen Grundstein
bereits im Jahr
1376 gelegt wurde.
Ein absolutes Muss ist
eine Besichtigung des Ratssaales mit seinem gotischen
Holzgewölbe aus dem Jahr 1402 und mit wunderschönen
Wand- und Deckenverzierungen.
Die Eintrittsgebühr
beträgt 2 Euro und beinhaltet ein Audiosystem mit
Erläuterungen in deutscher Sprache.
Zum Schutz
der kostbaren Wandgemälde und prunkvollen Verzierungen
besteht ein Foto- und Filmverbot.
|
Reich
verziert ist auch die Fassade des Stadhuis: In
49 Nischen findet man die Statuen biblischer Gestalten
und weltlicher Herrscher.
Hier abgebildet
(obere Reihe von links): Karl der Kühne, Kaiser
Maximilian I. und Maria von Burgund, darunter Joseph
II., Leopold II. und Franz II.
Da die von
altniederländischen Meistern im 14. Jahrhundert
geschaffenen Originale während der Französischen
Revolution zerstört wurden, sieht man heute Nachbildungen.
|
Die
zweistöckige Basilika des Heiligen Blutes rechts
neben dem Stadhuis ist ein weiteres Glanzlicht
unseres Rundgangs durch Brügge.
Die Basilika
wurde nach einigen
Tropfen vom Blut Christi benannt, die im Jahr 1149 der
flandrische Graf Diederik van den Elzas bei seiner
Rückkehr vom zweiten Kreuzzug aus Jerusalem mitbrachte
und der
Stadt schenkte.
Erstaunlich aber historisch
gesichert: Dietrich
von Elsass nahm an insgesamt VIER Kreuzzügen teil!
|
Die Basilika besteht aus zwei eigenständigen Gebäudeteilen:
Durch den rechten Eingang gelangt man in die gotische
Oberkirche aus dem Jahr 1480, in der die Reliquie
des Heiligen Blutes aufbewahrt wird. Durch
den linken Eingang erreicht man die romanische Unterkirche aus dem 12. Jahrhundert,
das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Hier werden
die vom Grafen Robert II. aus Palästina mitgebrachten
Reliquien des Heiligen Blasius aufbewahrt.
Neben
der Basilika liegt der Zugang des zugehörigen Museums,
in dessen Schatzkammer kostbare Gemälde sowie Gold-
und Silberarbeiten zu sehen sind, darunter der Große
Reliquienschrein des Heiligen Blutes, den der Goldschmied
Jan Crabbe von 1614 - 1617 aus 30 Kilo Gold
und Silber schuf und mit mehr als 100 Edelsteinen
verzierte.
|
Die Fassade der Heiligbloedbasiliek
wurde erst zwischen 1529 und 1534 geschaffen und
mit zahlreichen goldenen Statuen und Medaillons
verziert.
Die Reliquie des Heiligen Blutes
ist nur an Freitagen in der rechten Seitenkapelle
der Oberkirche zu sehen und während der Heilig-Blut-Prozession:
Einmal im Jahr an Christi Himmelfahrt verlässt die Reliquie mit
dem Blut Christi im Großen Reliquienschrein die Heiligbloedbasiliek
und wird im Rahmen einer großen Prozession durch die Stadt getragen.
|
Durchschreitet
man den Torbogen zwischen Stadhuis und Oude Griffie
und folgt der Blinde Ezelstraat, dann erreicht man
nach wenigen Metern den malerischen Steenhouwersdijk.
|
Wir
biegen nach links ab, ...
|
...
und schauen uns das an der Rei stehende Denkmal
für Frank Van Acker an, das von dem Künstler Fernand Vanderplancke
in Bronze gegossen
wurde.
Frank van Acker wurde am 10. Januar
1929 in Brügge als Sohn des späteren Premierministers
Achille van Acker und dessen Ehefrau Anna Verhé
geboren, graduierte als Doktor der Rechtswissenschaften
und profilierte sich als Volksvertreter und Staatsminister.
Er war von
1976 bis zu seinem Tod im Jahr 1992 auch Bürgermeister
seiner Heimatstadt.
Seinen Visionen von
einem auto- und asphaltfreien Brügge und der städtischen
Erneuerung durch Sanierung der historischen Bausubstanz
ohne moderne Stahlbetonkonstruktionen verdankt Brügge
heute seine einzigartige historische Altstadt und seine erneute
Blüte - nun als Tourismusmagnet.
|
Zwei
Brücken weiter in nordöstlicher Richtung geht der
Steenhouwersdijk in die genau so malerische "Groenerei"
(Grüne Rei) über.
|
Vorbei
am Gotteshaus "De Pelikaan" aus dem Jahr
1714 - mit Gotteshaus bezeichnete man die
von den Gilden unterhaltenen mittelalterlichen Seniorenheime
für Bedürftige - ...
|
...
erreicht man die Predikherenrei, von der aus man
eine tolle Aussicht auf drei Grachten, mehrere alte Brücken
und den Belfried hat.
Spätestens hier wird
jedem Brügge-Besucher klar, warum die Stadt auch
"Venedig des Nordens" genannt wird.
Wir genießen den Blick
bei zwei Tassen Cappuccino...
|
...
und schlendern dann durch die belebte
Braambergstraat, in der...
|
...
uns die riesige Taschenuhr - das Zunftzeichen des
hier ansässigen Uhrmachers - zeigt, was die Uhr
geschlagen hat.
|
Auf
dem klassizistischen "Vismarkt", der 1820 nach den
Plänen von Jan Robert Calloigne errichtet wurde,
haben wir, da heute Sonntag ist, nichts verpasst:
Mit Fischen wird hier nur Dienstags bis
Samstags jeweils am Vormittag gehandelt.
Heute
haben sich hier Trödler breit gemacht, um ihre alten
oder auf alt getrimmten Schätze unters Volk zu bringen.
|
Wir
überqueren den Fischmarkt auf der Direttissima und
erreichen nach wenigen Schritten die Rei am Huidenvettersplein.
Hier
kann man wie an einigen anderen Anlegestellen eines
der Rundfahrtboote zu einer Grachtenfahrt besteigen...
|
...
oder alternativ über den Huidenvettersplein
spazieren, der von der ehemaligen Herberge "Den Hollander"
(Der Holländer) aus dem Jahr 1648 begrenzt wird.
Mit der Belgischen
Unabhängigkeit wurde der Name des Gebäudes mit seinen
markanten Stufengiebeln in "De
Koe" (Die Kuh) geändert.
Das über die Jahrhunderte
hinweg mehrfach umgebaute Haus wurde
in den 1950-er Jahren nach alten Gemälden rekonstruiert
und erhielt den neuen Namen "Duc de Bourgogne".
|
Am
Huidenvettersplein
steht auch das "Ambachtshuis" der Huidevetters.
Dieses auch "Huidevettershuis" genannte
Gebäude diente als Zunfthaus der Gerber. Den Grundstein
des Gerberhauses legte Jan Stuyils am 7. März 1630.
Da
es beim Gerben des Leders zwangsläufig
zu Geruchsbelästigungen kommt wurde diese Handwerkerschaft
knapp außerhalb
der Altstadt angesiedelt.
|
Wegen der Lage
außerhalb der Stadtwälle verschlossen nachts anfänglich auch zwei schwere
Tore den Platz, die allerdings mit dem politischen Erstarken
der Gilden abgerissen werden mussten.
Auf der vor
dem Zunfthaus stehenden Säule ist das Zunftzeichen der Gerber
dargestellt:
zwei Löwen halten ein Schild mit einer Waage.
|
Gerber
findet man heute am Huidenvettersplein keine mehr.
Dafür haben sich hier Kunsthandwerker angesiedelt, die ...
|
...
gemeinsam mit den kleinen, gemütlichen Straßencafés
- abgebildet ist das "
Klein Venetie" - eine südländische Atmosphäre
schaffen.
|
Der
südliche Zugang des Huidenvettersplein führt uns
zum Rozenhoedkaai mit dem wohl bekanntesten Motiv
der Stadt.
Unser Blick schweift vom 122 Meter
hohen und leider eingerüsteten Turm der Liebfrauenkirche,
...
|
...
vorbei an den Rückseiten der Heilig-Blut-Basilika
und des Stadhuis bis hinüber zum 83 Meter hohen
Belfried.
Es dauert lange, bis wir uns satt
gesehen haben und dann dem Rozenhoedkaai in südlicher
Richtung folgen...
|
...
um auf Höhe des venezianisch anmutenden Hauses
an der Einmündung der Eekhoutstraat...
|
...
eine weitere malerische Brücke über die Rei zu erreichen.
Sie wurde nach dem Heiligen Nepomuk benannt, dessen
Statue auf der linken Brückenseite zu sehen ist.
Dem auch unter dem Namen "Johannes von Prag"
bekannten Schutzpatron der Schiffer und Flößer
sind wir bereits in Zwiesel,
in Passau
und am Donaudurchbruch
nahe dem Kloster Weltenburg begegnet.
Der Prager Domherr
Nepomuk wurde auf Geheiß von König Wenzel IV. von Böhmen gefangen
genommen, gefoltert und am 20.03.1393 in der Donau
ertränkt, weil er sich als Beichtvater der Königin auf
das Beichtgeheimnis berief und dem wissbegierigen
König die gebeichteten Verfehlung der Königin vorenthielt.
Papst Benedikt XIII. sprach Johannes von
Prag im Jahr
1729 heilig.
|
Das
"Spanische Haus" jenseits der Nepomuk-Brücke
wurde im 15. Jahrhundert errichtet.
Hier
wohnte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
der spanische Adelige Perez de Maluenda, der um
1550 nach Brügge übergesiedelt war und hier lange
Jahre das Amt des Bürgermeisters inne hatte.
Der
Überlieferung nach versteckte er hier während des
spanisch-niederländischen Krieges in einem leeren
Sarg auch die Heilig-Blut-Reliquie vor den protestantischen
Niederländern.
|