Foto-Reisebericht
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Brugge -
Brügge Von
der Sint-Janshuismolen zur Stadsschouwburg
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Nachdem
wir von unserem Abstecher nach Damme wieder zurück
in Brügge sind, biegen wir am Sasplein nach links in die
Grünanlage ein.
Hier verliefen früher die
Stadtwälle, der vorgelagerte Ringkanal verstärkte
ähnlich wie ein Wassergraben die Schutzfunktion.
Wir folgen dem Wall an der Kruisvest entlang
des Kanals. Früher gab es auf dem Stadtwall mehr
als zwanzig Windmühlen, von denen nur zwei erhalten
geblieben sind.
Die "Koeleweimolen" aus
dem Jahr 1765 steht erst seit den 1990-er Jahren in
Brügge.
Sie stammt ursprünglich aus dem 50 Kilometer weiter südlich
gelegenen Meulebeke und wurde hierher
umgesetzt.
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Dreihundert
Meter weiter erreichen wir die frühere Ölmühle "Nieuwe
Papegaai", die in den 1970-er Jahren in West-Flandern
demontiert und hier wieder aufgebaut wurde.
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Vorbei
an der langzungigen Galionsfigur des vor Anker
liegenden Motorschiffes
"Rio Claro" aus dem 19. Jahrhundert...
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kommen wir zu den beiden erhalten gebliebenen Brügger
Mühlen "Sint-Janshuismolen" und "Bonne-Chiere". Die Sint-Janshuismolen im
Vordergrund wurde 1770 von der Bäckergilde errichtet
und deswegen auch "Bakkersmolen" genannt. Von Anfang Mai bis
Ende September kann die Sint-Janshuismolen
besichtigt werden. Mitte April bleibt uns
nur
ein Rundgang um die Mühle herum, dann spazieren wir
vorbei an der "Bonne-Chiere"...
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zu dem dahinter stehenden Stadttor "Kruispoort"
aus dem 14. Jahrhundert, das einst den westlichen
Zugang zur Stadt sicherte. Die Feldseite
des Kreuztores wirkt deutlich massiver und wehrhafter...
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als
die mit Türmchen und Fensterbögen verzierte Stadtseite der
Kruispoort.
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Wir
kehren nun durch die Grünanlage und über
die Mühlenhügel zurück zur Sint-Janshuismolen,
von der man auf das Geburtshaus von Guido Gezelle
mit dem "Gezelle-Museum" hinunterblickt, in dem man
u. a. das Arbeitszimmer mit dem Schreibtisch von Guido
Gezelle sehen kann. Guido
Gezelle wurde hier am 1. Mai 1830 als Sohn
von Monica Devrieze und Pieter Jan Gezelle geboren.
Nach seinem Studium wurde er 1854 zum Priester geweiht
und war in der Folge auch als Lehrer tätig.
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Guido Gezelle
war ein Verfechter der niederländischen Sprache,
widersetzte sich dem öffentlichen und klerikalen
Bestreben, zugunsten der französischen Sprache die
niederländische zu unterdrücken und wurde durch
seine zwischen 1858 und 1901 erschienen Werke zum bedeutendsten flämischen
Dichter des 19. Jahrhunderts.
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Wenige
Schritte weiter erreichen wir die Cramersstraat
mit dem Bistro "De verloren Hoek", wo
wir uns für eine Kaffeepause mit leckeren belgischen
Waffeln und Schlagsahne entscheiden.
Danach
folgen wir der Cramersstraat und passieren die
Schützengilde Sankt Sebastianus mit dem markanten
schmalen Backsteinturm.
Den traditionellen Festsaal
der seit den Kreuzzügen existierenden Gilde können
wir uns leider nicht ansehen, da an Sonntagen keine
Besichtigungen möglich sind.
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Detaillierte
Informationen zur Geschichte der Sankt Sebastianus
Schützengilde und deren bis ins 17. Jahrhundert
zurückreichende Verbindung mit dem englischen Königshaus
holen wir uns deshalb in Bob Warniers Stadtführer
Brügge:
Die Perle Flanderns
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Wir spazieren
also unverrichteter Dinge weiter durch die Cramersstraat Richtung Innenstadt
und vorbei an der mächtigen Kuppel des "Englischen Klosters",
in dessen Mauern Guido Gezelle am 29. November
1899 verstarb.
Das Kloster "Nazareth"
wurde 1629 von englischen Augustinerinnen gegründet,
die spätbarocke Kuppelkirche entstand hundert Jahre
später.
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An
der Einmündung der
Balstraat in die Cramersstraat erinnert die kleine
Eckkapelle "Annaatje van 't Putjes" an ein Wunder, das Unsere Liebe Frau
der Potterie vollbrachte:
Um sich einer Tatzeugin
zu entledigen, überwältigten, fesselten und knebelten
Brügger Hühnerdiebe die kleine Anna und warfen sie
in den früher hier vorhandenen Brunnen.
Der Legende nach entging
das Mädchen
jedoch dem sicheren Tod
durch Ertrinken, weil ihm Unsere Liebe Frau der
Potterie zu Hilfe kam, die das Wasser des Brunnens
einfrieren ließ. Nachbarn hörten die Hilferufe aus
dem Brunnen und konnten kurz darauf das nur leicht
verletzte und unterkühlte Kind aus dem Schacht retten.
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Folgt
man der Balstraat bis zu deren Ende, kommt man zur
Jerusalemkirche,
die von der aus Genua zugezogenen Kaufmannsfamilie
Adornes errichtet wurde und die der Heilig-Grab-Kirche
in Jerusalem nachempfunden wurde.
Die Familienkirche
der Adornes ist bis heute in Privatbesitz geblieben.
Ungewöhnlich
ist nicht nur der Turm der Jerusalemkirche, auf
dessen massiven viereckigen Unterbau ein achteckiges
Türmchen in orientalischem Stil aufgesetzt und
dessen Spitze mit einer Weltkugel und dem Malteserkreuz
verziert wurde, ...
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ungewöhnlich ist auch der Kalvarienberg aus dem 15. Jahrhundert
und der steinerne
Altar,
vor dem man das Grabmahl
des Stifterehepaares Anselmus Adornes und Ehefrau Margareta
van der Bank findet.
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Sehenswert
sind auch die wunderschönen Glasfenster aus dem
15. Jahrhundert, die reich verzierte Kanzel
und die Nachbildung des Grabes Christi unter dem
erhöhten Chor hinter dem Altar.
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Durch
die Jeruzalemstraat erreichen wir die nahe gelegene
"Sint Annakerk", die 1624 geweiht wurde und eine zerstörte
gotische Vorgängerkirche ersetzte.
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Die
einschiffige Sint Annakerk glänzt mit einer prächtigen
Barock-Ausstattung:
Die Wände sind mit filigranen
Schnitzereien und großen Wandbildern verziert, der
Fußboden aus hellem Marmor ist mit dunklen Streifen
gemustert.
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Prunkstück
der Sankt-Anna-Kirche ist der säulenverzierte Hochaltar des
Brügger Bildhauers
Cornelius Gaillaert aus dem Jahr 1664.
Das
von Jan Garemijn im Jahr 1769 geschaffene Altargemälde
zeigt die Unterweisung Marias durch ihre Mutter
Anna.
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Auf
der linken Seite des Altars steht eine Figurengruppe
aus dem 17. Jahrhundert, die die Heilige Anna,
Maria und das Jesuskind zeigt.
Die Frauen
tragen kostbare Gewänder aus jener Zeit unter spanischer
Herrschaft.
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In
der Taufkapelle findet man ein von J. J. Cock im
Jahr 1630 geschaffenes, kelchförmiges Taufbecken
mit einem von dem Kupferschmied Hans Heyndericx
geschaffenen vergoldeten Taufdeckel.
Hier
wurde am 1. Mai 1830 Guido Gezelle getauft,
hier empfing er seine erste Heilige Kommunion und
hier hielt er nach seiner Priesterweihe am 10. Juni
1854 seine erste Messe.
Sehenswert ist auch
das holzgeschnitzte Chorgestühl von 1640, die scheinbar
über dem Marmor-Lettner schwebende Orgel von 1707, die Buntglasfenster
aus dem Jahr 1883 und das über 100 qm große Gemälde
"Das Jüngste Gericht" von Hendrik Herregouts
an der Eingangsseite des Gotteshauses.
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Durch
die Sint Annakerkstraat erreichen wir die Annarei,
der wir der Gracht entlang nach rechts bis zur nächsten
Brücke...
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und dem schönen Rokoko-Haus aus dem frühen 18. Jahrhundert
an der Ecke zur Blekersstraat folgen.
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Wir
überqueren die Brücke und spazieren entlang der
Spinolarei zur Koningsbrug, ...
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von der wir einen tollen Blick auf den "Jan van Eyckplein" mit dem
Denkmal
des flämischen Malers haben.
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Jan
van Eyck wurde um 1390 in Masseik nahe Maastricht
geboren und lebte ab 1433 in Brügge, wo er 1441
verstarb.
Das bekannteste Werk des wohl
bedeutendsten Vertreters der altniederländischen
Malerei ist der monumentale Genter Altar, der um
1435 fertig gestellt wurde.
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Hier
am Jan van Eyckplein stehen einige interessante
Häuser:
Links neben dem schmalen
Backstein-Zunfthaus der Hafenarbeiter mit der großen
Tordurchfahrt steht das mittelalterliche "Tollhuis" aus
dem Jahr 1477. Das Tollhuis erinnert daran,
dass früher die über die Reie hier einlaufenden
Koggen mit Zoll belegt wurden.
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Am
reich verzierten und von Säulen gestützten Portalvorbau
des Tollhuis ist das Wappen der Herren von Luxemburg
zu sehen, die damals in Brügge das Zollrecht besaßen.
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Die
Westseite des Jan van Eyckplein wird von der "Poortersloge"
begrenzt.
Das wunderschön verzierte Gebäude
aus dem 15. Jahrhundert diente im Mittelalter
als Bürger- und Versammlungshaus, später war hier
die Brügger Akademie untergebracht.
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Wir
umrunden die Poortersloge, ...
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werfen an der Nordost-Ecke noch einen kurzen Blick nach
oben auf den "Brügger Bär", der einer
Legende nach der erste Einwohner der Stadt gewesen
sein soll, ...
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und folgen dann der Academiestraat bis zum Theaterplatz.
Hier
befand sich früher das Hansequartier und im "Huis
van der Beurze"
aus
dem 15. Jahrhundert gingen einheimische und
fremde Kaufleute ein und aus. Im Haus der Familie Van der Beurze wurden Geschäfte
gemacht, hier fanden betuchte Kaufleute ein Quartier
und hier konnten Handelswaren zwischengelagert werden.
Da
Van der Beurze
zudem als Makler tätig war, wurde sein Name bald
zum Synonym für den Ort des Geld-, Waren- und Wertpapierhandels,
der "Börse".
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Links
davon, auf der gegenüberliegenden Seite der einmündenden
Grauwwerkersstraat, steht noch heute das Haus der
Genueser Kaufleute.
Die "Genueser Loge"
mit dem markanten Glockengiebel wurde im Jahr 1399
errichtet und ist reich verziert. Über der hohen
Eingangstür zeigt ein Relief den Kampf des heiligen
Georg mit dem Drachen.
Heute ist in der Genueser
Loge das "Brugge Friet Museum" untergebracht,
das die Geschichte der belgischen Pommes Frittes
aufzeigt.
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Wenige
Schritte weiter erreichen wir das Städtische Theater.
Die
"Stadsschouwburg" wurde nach einer fünfjährigen
Bauzeit im Sommer 1869 eingeweiht und wird vom "Cultuurcentrum
Brugge" auch heute noch für Theater- und Ballettaufführungen
genutzt.
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Vor
dem Eingang steht die von dem belgischen Künster
Jef Claerhout geschaffene Statue des "Papageno" aus Mozarts
Zauberflöte
mit seinem Vogelkäfig.
Wo
er sein magisches Glockenspiel gelassen hat und
wieso er Taminos Zauberflöte bei sich trägt, konnten
wir auf die Schnelle nicht herausfinden.
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