Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Ostseeinsel
Fehmarn
Von Lemkenhafen nach Landkirchen
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Wir
fahren zurück über Petersdorf nach Lemkendorf, wo wir nach Süden
abbiegen. Seitlich der nach Neuhof führenden Landstraße erkennt
man zwischen den Bäumen in parkähnlichen Vorgärten mehrere alte
Gutshäuser.
Kurz hinter Neuhof biegt die Straße nach
links ab und man sieht Lemkenhafen,
das fast vollständig von den Wassern der Orther Reede, dem
Gollendorfer Wiek und dem Lemkenhafener Wiek umgeben ist.
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Bis
in das 18. Jahrhundert hinein hatte Lemkenhafen einen bedeutenden
Handelshafen, über den das Getreide der Ostseeinsel verschifft
wurde - in Spitzenzeiten 60.000 Tonnen jährlich.
Da im
19. Jahrhundert die Frachtschiffe im größer wurden, konnten
sie wegen zu großen Tiefgangs in Lemkenhafen nicht mehr einlaufen
und die Beladung mittels kleiner Zubringerboote wurde unwirtschaftlich:
der Hafen verlor für den Handel schnell an Bedeutung.
Heute
wird er als Jachthafen genutzt, der über ca. 150 Liegeplätze
für Segelschiffe und Motorjachten verfügt.
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Wenn
in der Hochsaison dann die Liegeplätze im Hafen alle belegt sind, muss
schon mal das eine oder andere kleine Boot an Land untergebracht
werden.
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Und damit
es keine Probleme gibt, wenn der bei den Seglern so beliebte
Yachthafen überfüllt
ist und deswegen der Bootsverkehr
an Land stark zunimmt, wurde eigens ein Leuchtturm für den Transit
vom und zum Hafenbecken in Betrieb genommen.
Zur Zeit
kann
der Turm nicht besichtigt werden.
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Für
Fisch-Gourmets geht kein Weg an der Aalkate
in Lemkenhafen vorbei, der auch ein kleines Fischerei- und Räuchermuseum
Anno 1760 angegliedert ist.
Bei gutem Wetter sitzt man natürlich
im Freien und genießt die Meeresfrüchte am besten direkt unten
am Ufer des Lemkenhafener Wiek bei einem tollen Blick auf die Fehmarnsundbrücke.
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Am
Ortsrand von Lemkenhafen steht "Jachen Flünk" (= Eilende
Flügel), die letzte noch betriebsfähige Grütz- und Graupen-Windmühle Fehmarns.
Jachen Flünk wurde im Jahr 1787 erbaut und ist die einzige erhalten gebliebene und
funktionsfähige Segelwindmühle Europas.
Je nach Windstärke
überzog der Müller die offenen Lattengitter der Windmühlenflügel
ganz oder nur teilweise mit Segelstoff, ähnlich dem Setzen der
unterschiedlichen Segel auf Segelschiffen.
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Jachen
Flünk war bis kurz nach dem 2. Weltkrieg in Betrieb, dann wurde
die Konkurrenz moderner Schrotmühlen zu mächtig und der Mühle
drohte der Abriss.
Der Verein
zur Sammlung Fehmarnscher Altertümer erreichte, dass Jachen
Flünk unter Denkmalschutz gestellt und restauriert wurde.
Seit
1961 kann die Mühle wieder besichtigt werden. Heute ist hier
in im angrenzenden Mühlenspeicher ein Mühlenmuseum untergebracht, das im Eingangsbereich sowie
den über schmale Treppen und Leitern erreichbaren Böden - Zwischenboden, Steinboden, Sternradboden und Lorriboden
- neben der funktionsfähigen Mechanik und Exponaten zur Geschichte
der Mühle auch eine Vielzahl landwirtschaftlicher
Geräte zeigt.
Vom Steinboden aus erreicht man den Mühlenumgang,
von dem aus man einen schönen Blick auf Lemkenhafen hat.
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Bevor
wir weiter nach Landkirchen fahren, machen wir noch einen kleinen
Abstecher über Westerbergen und Strukkamp zum ganz in der Nähe
der Fehmarnsundbrücke gelegenen Leuchtturm
Strukkamphuk.
Der heutige 5 Meter hohe Betonturm ersetzte
1935 ein achteckiges Laternenhaus aus dem Jahr 1896 und sichert
die Durchfahrt durch die enge Fahrrinne des Sunds.
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Auch
von der steinigen Küste
nahe dem Campingplatz Strukkamphuk kann man stundenlang Wind-
und Kitesurfern zusehen, wie sie sich durch die Brandungswellen
kämpfen und dann mit ihren Brettern über den rauhen Fehmarnsund
dahinjagen.
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Eigentlich
wollten wir im
Aalhus in Landkirchen einen kleinen Imbiss zu uns nehmen, aber
in den frühen Nachmittagsstunden ist das Fisch-Restaurant leider geschlossen.
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So
gehen wir unverrichteter Dinge weiter zur direkt gegenüber liegenden
Kirche
St. Petri.
Das aus roten Backsteinen errichtete
Gotteshaus stammt aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts
und wurde erstmals
im Jahr 1385 urkundlich erwähnt.
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Der
hölzerne Glockenturm
von St. Petri wurde während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr
1638 erbaut
und steht einige Meter abseits des Kirchenschiffes.
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Die
Kirche von Landkirchen
wurde Petrus, dem Schutzpatron der Fehmaraner
geweiht, dessen Abbild man über dem Eingangsportal findet.
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St.
Petri überrascht uns mit einer reichen Ausstattung,
wegen der dieses Gotteshaus auch als "die Feinste" der
Fehmaraner Kirchen bezeichnet wird.
An das Hauptschiff grenzen
zwei Seitenschiffen, in deren geschlossenen, verzierten und
farbenprächtigen Logen
früher die privilegierten Landkirchener dem Gottesdienst beiwohnten.
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Neben
dem Barock-Altar
aus dem Jahr 1715 ...
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gefällt uns besonders die mit geschnitzten Figuren reich verzierte
Barock-Kanzel
von 1725, die neben den Kardinaltugenden der Antike auch Justitia
mit Waage und Schwert darstellen.
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Im
Seitenschiff findet man eine Vitrine mit dem Modell
einer Lübecker Kriegskogge von 1617.
Das über einen
Meter lange und ebenso hohe Votivschiff wurde der Kirche von Landkirchen
im Jahr 1618 von Fischern und Schiffern gespendet.
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Die
Detaillierung ist wirklich sehenswert: Die Takelage des Dreimasters
ist perfekt
nachgebildet und auf mehreren Geschützdecks ragen 32
Kanonen aus den Luken.
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An
der Decke ist ein zweites Votivschiff aufgehängt, das deutlich
jünger ist. Es stammt aus dem Jahr 1842.
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Die
achteckige
Taufe aus dem Jahr 1735 ist mit biblischen Darstellungen,
darunter die Sintflut, die Taufe Jesu
und Moses, der Wasser aus einem Stein gewinnt, verziert.
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Das
eigentliche Taufbecken ist ebenfalls achteckig und gleicht einem Abendmahl-Kelch.
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Für
die weltliche
Bedeutung von Landkirchen und St. Petri als geographischer und
historischer Mittelpunkt von Fehmarn steht der Landesblock.
In
der massiven Eichentruhe wurden seit dem frühen 14. Jahrhundert die das Landrecht
Fehmarns regelnden Dokumente, Urkunden sowie die Siegel aufbewahrt,
die inzwischen im Staatsarchiv in Kiel untergebracht sind.
Der
Landesblock war mit drei Schlössern gesichert. Da jedes der
drei Kirchenspiele Fehmarns über nur einen Schlüssel verfügte,
konnte die Eichentruhe nur gemeinsam geöffnet werden.
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An
den Wänden von St. Petri hängen reich
verzierte Epitaphe mit teilweise plattdeutschen Inschriften.
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Auf
der im Jahr 1778 errichteten Empore ist die Marcussen-Orgel
untergebracht, die mit ihren 18 Registern von der dänische
Orgelbauwerkstatt Marcussen aus Apenrade im Jahr 1854 gebaut
wurde und die die älteste Orgel auf der Ostseeinsel Fehmarn
ist.
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Literaturtipp:
Ostseeinsel
Fehmarn von Hans-Jürgen Fründt
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