Die Fehmaraner bezeichnen
ihre 187 Quadratkilometer große Insel gerne als "Knust", als kleinen in der
Ostsee schwimmenden Brotkanten oder als den "6. Kontinent".
Ihre Heimat, die Ostseeinsel Fehmarn,
die der etwa 1 Kilometer breite Fehmarnsund von "Europa"
trennt, zählt zu den regenärmsten und sonnenreichsten
Gegenden Deutschlands.
Hauptsäule der Fehmaraner Wirtschaft ist
neben der Landwirtschaft, die auf ertragreichen Humusböden reiche
Getreideernten einfährt und in großen Scheunen einlagert,
der stetig wachsende Tourismus. Auf der gerade einmal 13.000 Einwohner zählenden Insel
mit ihren etwa 40 Dörfern und der Stadt Fehmarn übernachten jährlich bis zu 350.000 Besucher,
die nicht nur wegen des anerkannt milden Heilklimas nach Fehmarn
kommen. Auch die mehr als 78 Kilometer lange Küste der Insel
mit ihren vielen herrlichen Stränden und den großen Naturschutzgebieten "Grüner Brink",
"Krummsteert Sulsdorfer Wiek" und dem "Wasservogelreservat
Wallnau" sowie ihren unterschiedlichen Topographien lockt
Naturliebhaber, Badeurlauber, Wanderer, Radler und Surfer an. Die Südküste
bei Burgtiefen hat den schönsten und weißesten Sandstrand der Insel, die rauhe
und steinige
Ostküste verfügt über eine Steilküste, die Nordküste wird durch
eine typische Dünenlandschaft mit kleinen Strandseen und Strandwällen
geprägt,
während man an der windreichen Westküste einen flachen Strand
vorfindet.
Die Insel erhält ihre
heutige Gestalt durch postglaziale Veränderungen vor etwa zehntausend
Jahren. Eine erste Besiedlung
von Fehmarn findet etwa 5.000 Jahre v. Chr. statt, als sich die
Nachfolger skandinavischer Rentierjäger als Fischer und Sammler
auf der damaligen Festlandshalbinsel sesshaft werden. Erste
Siedlungen entstehen etwa 3.000 Jahre v. Chr., als sich Bauern
hier niederlassen. Etwa 700 Jahre später wird Fehmarn durch
den steigen Meeresspiegel bei gleichzeitiger Absenkung des Landes
während der Litorinasenkung vom
Festland abgetrennt. Zur Zeit der Völkerwanderung verlassen
die Germanen die Insel, die erst durch slawische Wagrier zwischen
dem 4. und 9. Jahrhundert neu besiedelt wird. Auch Piraten nisten
sich auf Fehmarn ein, die die hart an der Ost-West-Passage gelegene
Insel als ideales Versteck nutzen. Adam von Bremen schreibt
im 11. Jahrhundert in seiner Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum,
dass die Insel voll von blutrünstigen Seeräubern und Banditen
ist, die keinen verschonen, der hinüberfährt.
Im 12. Jahrhundert
werden die Slawen im Rahmen der blutigen Christianisierung des
Nordens von Dänen und Holsteinern vertrieben. Dafür kommen im
14. Jahrhundert wieder Seeräuber auf die Insel: Klaus Störtebeker
und dessen Vitalienbrüder, die das Prinzip gleicher Beuteanteile
für alle praktizieren, nisten sich auf der Fehmarn-Festung Glambeck
ein und kontrollieren von hier aus den Schiffsverkehr im Sund
und im Belt, denn kein Schiff kann hier am Tag unbemerkt passieren
und in der Nacht riskiert dies kein Kapitän wegen der Untiefen
und der schwierigen Positionsbestimmungen. Kapern Störtebeker
und seine Vitalienbrüder anfänglich im Auftrag und mit Kaperbriefen
der Hanse nur dänische Kriegsschiffe, so bringt er gegen Ende
des 14. Jahrhundert fast den gesamten Handelsverkehr auf
der Ostsee zum erliegen. Sogar die Handelsschiffe der Hanse
sind nun vor den Freibeutern nicht mehr sicher. In den Jahren
1400 und 1401 reagiert die Hanse und schlägt mit ihrer Flotte
die Vitalienbrüder vor Helgoland und in der Emsmündung vernichtend.
Klaus Störtebeker wird mit vielen seiner Leute in Hamburg hingerichtet.
1420
erobert der Dänenkönig Erik VII., auch Erich der Pommer genannt,
mit mehr als 600 Schiffen
und 3.000 Söldnern die Insel. Fast viertausend Insulaner lassen
ihr Leben, nur 10 Prozent der Einwohner überleben die vollständige
Plünderung.
An der Ostseite des an die
St. Nikolai-Kirche in Burg angebauten Leichenhauses bringt man später
als Mahnung und Erinnerung
an diese Greueltat eine Sandsteinplatte mit gotischer Minuskelschrift
an,
die heute Fehmarn'sches Memorial genannt wird. Die Holsteiner erobern zwar vier Jahre später Fehmarn
zurück, die Neubesiedlung erfolgt verständlicherweise jedoch sehr zaghaft und dauert
bis in das 16. Jahrhundert hinein.
Während des Dreißigjährigen
Krieges ziehen kaiserliche Truppen über die Insel. 1644 wehrt
sich Fehmarn gegen die Besatzung durch die Schweden und werden
dabei durch den Dänenkönig Christian IV. unterstützt, der die
Schweden schließlich von der Insel vertreibt - und sie unmittelbar
danach seinem Staatsgebiet einverleibt.
Mehr als 200
Jahre bleibt Fehmarn nun dänisch, bis in der Nacht zum 15. März
1864 unter dem Kommando von Hauptmann von Mellenthin 160 preußische
Soldaten auf die Insel übersetzen und die Dänen überraschen.
Nach einem kurzen Scharmützel war Fehmarn nun Preußisch - und
blieb es auch.
Zur besseren Anbindung der Insel, die
nur über die Fährverbindung Fehmarnsund - Großenbrode erreichbar
war, setzt man 1921 die Planung einer Sundbrücke auf, bis zum
ersten Spatenstich kriegsbedingt sollten allerdings noch viele
Jahr vergehen: Nach dem Baubeginn im Jahr 1961 kann
die Fehmarnsundbrücke am 14. Mai 1963 eingeweiht werden. Die
Reisezeit auf der Vogelfluglinie verkürzt sich dadurch ganz
erheblich und auch für Urlauber
verkürzte und vereinfachte sich die Anreise zur Insel. Mit der
Abgeschiedenheit war es für viele Insulaner auf derem "sechsten
Kontinent" nun schlagartig vorbei: der einsetzende Bauboom
ließ Hotels, Geschäfte, Restaurants und Campingplätze aus dem
Boden schießen. Der Massentourismus hatte Fehmarn entdeckt.
Am 01. Januar 2003
vereinigen sich die Stadt Burg auf Fehmarn und die Gemeinden
Bannesdorf, Landkirchen und Westfehmarn zu einer einzigen Verwaltungseinheit,
der Stadt Fehmarn.
Am 29. Juni 2007 beschließen
die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und Dänemarks
den Bau einer 19 Kilometer langen Brücke von Puttgarden auf
Fehmarn nach Rødby auf der dänischen Insel Lolland. Bei den
Insulanern stößt dieser hypermoderne Brückenschlag auf breite
Ablehnung, denn man fürchtet Einbußen im Tourismus, den Verlust
der Arbeitsplätze im Fährhafen Puttgarden und gravierende Nachteile für
die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
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