Der Sage nach soll Flensburg von Ritter
Fleno gegründet worden sein, der im Schnittpunkt der Handelswege
von Jütland nach Angeln und Friesland eine Burg errichtet
haben soll: In der Nähe der Marienkirche ist man auf die
alten Fundamente einer kleinen Verteidigungsanlage gestoßen.
Es gibt aber auch Stimmen, die den Namen der Stadt auf die
Flenser zurückführen, die auf den Walfangschiffen mit ihren
langen Flensmessern die Speckseiten gefangener Wale abtrennten.
Am wahrscheinlichsten ist, dass Flensburg um 1200 von dänischen
Siedlern gegründet wurde.
Die überwiegend vom Fischfang
lebende Siedlung wächst langsam und wird 1240 erstmals urkundlich
erwähnt. Es dauert fast weitere 50 Jahre, bis Flensburg
durch Herzog Waldemar IV. von Schleswig im Jahr 1284
das Stadtrecht erhält. Um 1345 beginnen die Flensburger
den Bau einer Stadtmauer, um sich und ihren Reichtum zu
schützen, denn die Stadt besitzt mittlerweile die größte
Handelsflotte der Ostsee. 1388 verbietet der Rat der Stadt
auch, Dächer mit Stroh zu decken; Ziegel reduzieren die
Brandgefahr der eng beieinander stehenden Häuser.
Geholfen
hat das alles nicht wirklich: Im Krieg um das Herzogtum
Schleswig wird Flensburg 1435 erobert und schwer zerstört,
1485 vernichtet ein Großbrand viele Häuser der Stadt. Pest,
Pocken, Syphilis und Ruhr dezimieren die Bevölkerung jahrelang.
Trotzdem entwickelt
sich im 16. Jahrhundert
das vom Niedergang der Hanse profitierende Flensburg zu einer der bedeutendsten Handelsstädte im skandinavischen
Raum. Die Handelsrouten führen ins Mittelmeer und nach Grönland.
Zur wichtigsten Handelsware werden vorrübergehend Heringe
und der Tran der vor Grönland erlegten Wale.
Im Dreißigjährigen Krieg
suchte Wallenstein die Stadt mit seiner Soldateska ebenso heim wie
die schwedische Truppen, denen Soldaten des des Großen
Kurfürsten folgen. Dann kamen die Schweden wieder. Die Flensburger
Kaufleute kaufen in dieser Zeit die Stadt für mehr als 85000 Taler frei
- eine damals unglaublich hohe Summe. Mehrfache Plünderungen
und Zerstörungen erlebt die Stadt auch während den Nordischen
Kriegen von 1712-1721, nach deren Ende die Flensburger Flotte
aus gerade einmal 10 Schiffen bestand.
Im 18. Jahrhundert
verkehren mehr als 300 Großsegler bis nach Dänisch-Westindien
in der Karibik und bringen neben
Kaffee, Tee, Tabak und Baumwolle auch den
für die Rumherstellung notwendigen Rohrzucker in die Stadt,
der hier zu Rum-Maische angesetzt, anschließend destilliert
und unter Beimischung von Brunnenwasser verschnitten wird. Mehr als 20 Häuser
verschiffen
ihren begehrten Flensburger Rum überwiegend in die skandinavischen
Länder. Aber nicht nur die Flensburger Rumbrennereien tragen
den Namen der Stadt in alle Welt: Am 27. Juni 1760 wird
zum ersten Mal der "große Klare aus dem Norden"
gebrannt und nachdem er sogar ein Privileg von König Frederik
V. erhält, wird der "Bommerlunder" zum womöglich
ersten
Markenartikel, dessen Rezept selbstverständlich geheim blieb.
Vielleicht ist es das hervorragende Flensburger Wasser,
das aus unterirdischen artesischen Brunnen an die Oberfläche
steigt und bei der Rum- und Bommerlunder-Produktion verwendet
wird, dass seit 1888 ein drittes Getränk den Namen
der Stadt weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins sogar
bis nach Wassenberg hinausträgt:
Das "Flens" mit dem "Plopp" - ein Bier
oder Bölkstoff
aus der Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH - findet
man sogar in unserem Keller. Nicht nur des guten Flensburger
Wassers wegen.
Zu Beginn des
19. Jahrhunderts verliert Flensburg während der Napoleonischen
Kriege die Hälfte seiner Schiffe. Vierzig Jahre später eskalieren
die Spannungen zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein,
es kommt zum Deutsch-Dänischen Krieg. Durch die dänische Niederlage
wird die Fördestadt im Jahr 1864
preußisch. Der langanhaltende Streit
zwischen Deutschland und Dänemark um das Herzogtum Schleswig
endet 1920 mit dessen Teilung: Nordschleswig fällt durch
die im Versailler Vertrag festgeschriebene En-Bloc-Abstimmung
des Volksentscheides vom 10. Februar 1920 endgültig an Dänemark, Südschleswig
bleibt beim Deutschen Reich und Flensburg wird zur Grenzstadt.
Den
Zweiten Weltkrieg übersteht Flensburg weitgehend unbeschadet
und kann deshalb sehr viele Flüchtlinge und Vertriebene aufnehmen:
Im Jahr 1950 drängen sich mehr als 102.000 Menschen in der
Stadt an der Förde.
Mit der gezielten Ansiedelung
militärischer Dienststellen sowie des Kraftfahrt-Bundesamtes
(KBA), das alles zum Thema Automobil und Straßenverkehr
beobachtet, untersucht, genehmigt und statistisch erfasst,
versucht die Regierung der neu gegründeten Bundesrepublik
in der Folge, die durch die Randlage bedingten wirtschaftlichen
Nachteile auszugleichen. Ebenfalls um den Verkehr - zugegeben
einer etwas anderen Art - kümmert sich von Flensburg aus
Beate Uhse, die mit der
Eröffnung des weltweit ersten Sex-Shops den Grundstein für
ihr schnell expandierendes Unternehmen legt. Auch die Ansiedlung
einiger Großunternehmen, darunter der dänische Apparatehersteller
Danfoss kann ein durch Stadtflucht bedingtes Sinken der
Einwohnerzahl von Flensburg nicht verhindern.
Nach dem wiedervereinigungsbedingten Abzug von Marine-Einheiten
leben heute nur noch etwa 85000 Menschen in der Universitätsstadt
an der Förde, darunter eine beachtliche dänische Minderheit.
|
Anreise
|
Flensburg liegt im
Norden von Schleswig-Holstein an der Flensburger Förde,
einem Teil der Ostsee und ist Grenzstadt zum Königreich
Dänemark.
Mit der Bahn kann man
Flensburg von Hamburg und Berlin aus mit den InterCity-
und InterCityExpress-Zügen der Deutschen Bahn erreichen.
Regionalzüge verkehren von Kiel, Neumünster und Padborg
in Dänemark.
Mit
dem Auto erreicht man Flensburg über die A7, die in Dänemark
als E45 weitergeführt wird.
|
Veranstaltungen
|
Rum-Regatta Bei
der Rum-Regatta liefern sich mehr als 120 Schoner, Ewer,
Kutter und Logger ein hartes, spannendes und ungewöhnliches
Rennen, bei dem der Zweite ein 3-Liter-Rumfass gewinnt.
Dampf-Rundum In
ungeraden Jahren feiert Flensburg im Juli das beliebte Fest
Dampf-Rundum und lädt Einwohner und Gäste zu einer Zeitreise
ins Dampfzeitalter ein.
Flensburg
Nautics Im August findet seit 2004 im Flensburger
Hafen alle zwei Jahre ein riesiges Seglertreffen mit einem
großen Veranstaltungsprogramm statt. Flensburger
Kurzfilmtage Jeweils im Oktober werden im Deutschen
Haus die besten Kurzfilme des deutschsprachigen Raumes gezeigt
und prämiert.
|