Foto-Reisebericht
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Maastricht Vom Stadhuis
zum Vrijthof
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Seit
dem 17. Jahrhundert bildet der Marktplatz von Maastricht
das pulsierende Herz der Stadt. Hier begegnete man sich,
hier fanden die Märkte statt und von hier aus wurde die
Stadt regiert.
Damals brach man die Reste der ersten
Stadtmauer und das Gewandhaus ab, schuf den großen Marktplatz
und errichtete von 1659 bis 1664 nach den Plänen von
Pieter Post und im Stil des Holländischen Klassizismus das
"Stadhuis" von Maastricht.
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Das
Stadhuis beeindruckt ganz besonders durch seinen symmetrischen
Mittelteil mit einer doppelläufigen Freitreppe, einer
dreibogigen Loggia, einem verzierten Giebeldreieck mit
dem Stadtengel und dem Maastrichter Wappen und mit einem
alles überragenden achteckigen Turm, der zwanzig Jahre
nach der Fertigstellung des Stadhuis ergänzt wurde. Das
Glockenspiel im Turm verfügte ursprünglich über 28 Glocken,
die 1685
bei Hemony in Amsterdam gegossen wurden und jeweils
zu unterschiedlichen Anlässen erklangen. Bei der Renovierung
im Jahr 1962 wurde die Anzahl der Glocken erhöht: heute
spielen 49 Glocken halbstündlich variierende Musikstücke.
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Über
die breite Doppeltreppe...
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erreicht man die große zentrale Halle des Stadhuis,
die auch "het Plein" - der Platz - genannt
wird. Früher trafen hier die Bürger die Ratsherren und
bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein wurde hier
vor der Treppe auch Gericht gehalten.
Heute
wird "het Plein" auch zu Veranstaltungen genutzt.
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Die
seitlichen, mit Stuck verzierten Türen führen von der
zentralen Halle aus in die Räume der Schöffen. Die "Wethovderskamer"
auf der rechten Seite war der Raum für die Schöffen
aus Lüttich, die gegenüber liegende "Commissiekamer"
für deren Kollegen aus Brabant.
Maastricht hatte
zu jener Zeit zwei Herren: Den Fürstbischof von Lüttich
und den Herzog von Brabant. Deshalb auch zwei Schöffengruppen,
zwei Schöffenzimmer und zwei unterschiedliche Stuckmedaillons
über den Türen.
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Die
Einrichtung der Räume ist einzigartig: Stuckverzierungen
an Wänden und Decken, wertvolle Wandteppiche mit Landschaftsdarstellungen
und alte Kamine.
Neben den Schöffenzimmern gibt
es eine "Prinsenkamer", eine "Burgemeesterskamer"
und eine "Collegekamer". In jedem dieser Räume
hängt ein Gemälde, das an die Zweiteilung der Herrschaft
über Maastricht erinnert.
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Sehenswert
sind in "het Plein" auch die Deckengemälde "Der Sieg der Tugend
über die Sünde" und "Gute Regierung",
die von Theodorus van der Schuer stammen.
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Auf der sonnenverwöhnten Nordseite des Marktplatzes findet
man unter schattenspendenden Sonnenschirmen Straßencafés
und Restaurants.
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Hier
steht auch das im Jahr 1904 errichtete Denkmal
für Johannes Petrus Minckelers mit der "ewig brennenden
Flamme".
Der
am 2.12.1748 in Maastricht geborene Wissenschaftler
entdeckte 1783 das Leuchtgas und gilt als Erfinder der
Gaslampe. Er verstarb am 4.7.1824 in seiner Geburtstadt.
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Wir
verlassen den Markt und biegen in die breit angelegte
Boschstraat ein, um uns die Sint Matthiaskerk anzusehen.
Das
katholische Gotteshaus wurde von 1351 - 1356 aus Mergelstein
in gotischem Stil errichtet und dem heiligen
Matthias geweiht.
Besichtigen können wir
die Matthiaskirche leider nicht, sie ist (dauerhaft?)
geschlossen.
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So
bleibt uns nur ein Blick auf die Kreuzigungsgruppe
über dem Portal und auf den Matthias-Brunnen davor,
dann ...
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gehen wir die Boschstraat zurück zum Markt und erreichen
durch die Niewstraat die Groote Staat mit ihren vielen
Bekleidungs- und Schmuckgeschäften.
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Am
Ende der Groote Staat steht in der querenden Kleine
Staat Nr. 1 das markante "Dinghuis", in dem
man die Touristinformation "VVV" findet. Hier besorgen
wir uns für 1,50 Euro einen "Plattegrond",
einen übersichtlichen Stadtplan, der das Zentrum auf
beiden Seiten der Maas abdeckt und in dem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten
eingetragen sind.
Das Dinghaus mit
seiner gotischen Mergel-Blaustein-Fassade wurde im Jahr
1470 erbaut und war der Sitz der Gerichtshöfe des Herzogs
von Brabant und des Fürstbischofs von Lüttich. Im Keller
des Dinghuis war die Folterkammer untergebracht, der
Speicher diente als Gefängnis.
Mit der Fertigstellung
des Stadhuis am Markt im Jahr 1664 wurden die Gerichtshöfe
dorthin verlagert.
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Durch
die Dominicanerkerkstraat erreichen wir das ehemalige
Dominikanerkloster aus dem Jahr 1664.
Es überrascht
uns nicht, dass das Gebäude nicht mehr als Kloster genutzt
wird, schließlich haben die einfallenden Franzosen 1796
nicht nur in Maastricht alle Mönche davongejagt, aber
es überrascht uns, dass sich in den alten Klosterräumen
ein Restaurant
niedergelassen hat.
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Direkt
daneben steht die zugehörige Kirche des Klosters. Die
ebenfalls aus Mergelsteinen errichtete gotische Dominicanerkerk,
die im Jahr 1294 geweiht wurde, überrascht uns noch
weit
mehr als das Restaurant in Klostermauern, ...
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denn die Dominikanerkirche wurde durch das Architekturbüro
Merkx und Girot im Jahr 2006 zu einer Buchhandlung umgebaut.
Eine Umnutzung, über die man streiten kann. Sicherlich
konnte so die marode Bausubstanz des Gotteshauses saniert
und erhalten werden.
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Und
man kann heute von dem zweistöckigen, begehbaren Buchregal
aus die sehenswerten, teilweise stark angegriffenen
Wand- und Deckenmalereien aus dem 14. und dem 17. Jahrhundert
sicherlich weitaus besser betrachten als früher.
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Dass
der Chor der Dominicanerkerk allerdings zu einer Cafeteria
umgewandelt wurde und eine große kreuzförmige Kaffeetafel
den Altar ersetzte macht uns sehr nachdenklich...
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Wir
folgen der Helmstraat und sehen uns die Alte Stadtmauer
am Preekherengang an. Dann überqueren wir die
Straße Groote Gracht und erreichen...
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durch die Bogaardenstraat die Maastrichter Synagoge
am Capucijnengang. Das jüdische Gotteshaus wurde
im Jahr 1840 geweiht und bis zum Einmarsch der Nationalsozialisten
1940 genutzt.
Nach der Befreiung Maastrichts durch die
alliierten Streitkräfte wurde die Synagoge am jüdischen
Versöhnungstag Jom Kippur im Oktober 1944 wieder eröffnet.
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Wenige
Meter weiter steht - ebenfalls im Capucijnengang - die
ehemalige
Capucijnenkerk des 1610 gegründeten Kapuzinerklosters.
Die Kirche des im Jahr 1610 gegründeten Klosters
musste nach dem Großbrand des Jahres
1681 neu errichtet werden. Die rechteckige Saalkirche zeigt
im Giebel das Wappen des wohltätigen Barons Adriaan
van Vlodrop.
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Durch
die Capucijnenstraat kommen wir zum wahrscheinlich kleinsten
Haus von Maastricht, dem
"t' Liewke" in der Grote Straat.
Von
hier aus sind es nur noch wenige Schritte ...
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bis zum schönsten und größten Platz von Maastricht,
dem Vrijthof.
Der Vrijthof war früher ein ummauerter
Vorhof der St. Servatiuskirche, ein Freihof, auf dem
das Maastrichter Stadtrecht keine Gültigkeit und die
Ratsherren keinen Zugriff hatten.
Später diente
der weiträumige Vrijthof als Exerzier- und Paradeplatz.
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Seine
große Bedeutung für die Stadt belegen die angrenzenden
Bauwerke wie das historische "Generaalshuis"
mit seinem verzierten Giebeldreieck, das 1803 aus dem
ehemaligen
Wittevrouenklooster als Stadtpalast entstand und seit den
1980-er Jahren als Eingang zum "Theater aan het
Vrijthof" dient, ...
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das aus Backsteinen errichtete Gebäude "Post en Telegraaf"...
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und die ehemalige "Hauptwache" aus dem Jahr 1773,
von der aus früher der Einsatz und die Versorgung der
Wachen an den Stadttoren organisiert wurde.
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Der
verzierte
Giebel zeigt das Staatswappen der Niederlande mit der
Inschrift "JE MAINTIENDRAI"
- Ich werde wahren;
Ich werde standhalten; Ich werde nicht aufgeben
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Der Spruch geht auf Prinz Wilhelm von Oranien zurück
und ist seit 1813 Wappenspruch der Niederlande.
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Auf
der Südseite des Vrijthof steht das "Spans Gouvernement".
Das über 700 Jahre alte Bauwerk ist das
älteste nichtkirchliche Gebäude der Stadt. Es beherbergt
heute ein Museum, in dem neben den Kunstwerken Maastrichter
Silberschmiede auch sehenswerte holländische Gemälde
und Einrichtungsstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert
gezeigt werden.
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Im sehenswerten
Innenhof des Spans Gouvernement, in dem früher die spanischen
Gouverneure residierten,
findet man einen Triumphbogen aus dem 16. Jahrhundert,
der zu Ehren eines Besuches von Kaiser Karl V. errichtet
wurde, der während seines Aufenthaltes hier wohnte.
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Die
beeindruckendsten Bauwerke stehen an der Westseite des
Vrijthof und überragen die gesamte Innenstadt von Maastricht.
Die eintürmige Sint Janskerk und die daneben
stehende Sint Servaas-Basilika werden wir uns als nächstes
ansehen.
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Vorher
machen wir aber eine kleine Verschnaufpause in einem
der gutbesuchten Straßencafes
am Vrijthof.
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