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Malmedy
    
Vom Place de Rome zur Cathédrale Saints Pierre, Paul et Quirin

 


Zentraler Platz Place de Rome im belgischen Malmedy


Wir erreichen Malmedy von der Autobahn E42 kommend über die "Avenue des Alliés" und parken vor dem Stadtzentrum in einer Seitenstraße der "Route de Falize", weil wir von früheren Besuchen her wissen, dass die Parkmöglichkeiten in der Altstadt sehr begrenzt sind.

Nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir den zentral gelegenen Platz "Place de Rome"...


Marien-Statue am Place de Rome im belgischen Malmedy









... mit einer fast lebensgroßen Marien-Statue...


Musikpavillon an der Place de Rome im belgischen Malmedy










... und einem regelmäßig für Konzerte genutzten rustikalen Musikpavillon aus dem Jahr 1922.


Maison Cavens an der Place de Rome im belgischen Malmedy


Die Nordseite des Place de Rome begrenzt das große, dreigeschossige "Maison Cavens", das im Jahr 1830 von Jean-Hubert Cavens als Waisenhaus errichtet wurde, nachdem die Ehe mit Anne-Elisabeth Therese, einer Cousine dritten Grades, kinderlos blieb.

Der Industrielle Jean-Hubert Cavens entstammte einer wohlhabenden Patrizierfamilie und betrieb nach seiner Ausbildung mehrere Gerbereien und Tuchmachereien.


1968 kaufte die Stadt Malmedy das Patrizierhaus Maison Cavens an und eröffnete kurz darauf das Nationale Papiermuseum und das Karnevalsmuseum Musée du Cwarmê. Beide Museun wurden zwischenzeitlich aber in das ehemalige Klostergebäude "Malmundarium" umgezogen. Derzeit wird das Maison Cavens saniert und zu einem Bürohaus umgebaut.


Denkmal neben dem Maison Cavens im  Zentrum von Malmedy








Ein Denkmal neben dem Maison Cavens erinnert an den Malmedyer Mäzen und Philanthrop, der große Teile seines Reichtums verwendete, um Bedürftige zu unterstützen.


Beerdigungskapelle an der Rue Malgrave im belgischen Malmedy








An den Wohltäter erinnert auch die rechts des ehemaligen Waisenhauses verlaufende "Rue Jean Hubert Cavens", an deren Kreuzung mit der "Rue Malgrave" die Beerdigungskapelle steht, ...


Beerdigungskapelle im Stadtzentrum von Malmedy





... in der die Verstorbenen aufgebahrt werden, damit die Angehörigen vor der Einäscherung oder Beisetzung Abschied nehmen können.


Schieferfassaden und Taverne au Petit Chef an der Place de Rome in Malmedy





Wir überqueren den Place de Rome und gönnen uns in der "Taverne au Petit Chef" erst einmal ein zweites Frühstück.


Park Pleine de Jeux am Ufer der Warchenne in Malmedy





Danach spazieren wir durch die " Rue Cath. André" zu dem am Ufer der Warchenne gelegenen "Parc de la Tannerie".


Auf dem zugehörigen großen Spielplatz "Pleine de Jeux" ist noch nicht viel Betrieb...

Großer Kinderspielplatz im Park am Ufer der Warchenne in Malmedy

...und der angrenzende Minigolf-Platz hat am frühen Sonntagmorgen noch nicht geöffnet.
 


Denkmal der Botanikerin Marie Anne Libert in Malmedy






Hier im Parc de la Tannerie erinnert ein Denkmal an die Botanikerin Marie Anne Liebert, die 1782 in Malmedy geboren wurde und die sich der Wissenschaft der Pilze widmete.

Sie publizierte als erste Botanikerin im Jahr 1827 ein Werk über pathogene Schlauchpilze und nach ihr wurde die Schwertlilienart "Libertia" benannt.


Monument für Abbe Peters am Place du Parc in Malmedy





Hinter dem Denkmal überqueren wir auf einem kleinen Steg die Warchenne, folgen nach links der "Rue Abbé Peters" und erreichen am Place du Parc ein Monument mit der Büste von Pfarrer Joseph Peters.

Abbé Peters organisierte in Malmedy während der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht den passiven Widerstand der Bevölkerung gegen das Hitler-Regime und verhalf jungen Leuten zur Flucht, um deren drohende Verhaftung durch die Nazis zu entgehen.

Abbé Joseph Peters wurde deshalb am 1. Oktober 1942 festgenommen und am 1. Juli 1943 in Aachen hingerichtet.


Alte Waage am Place du Parc im belgischen Malmedy









Wir schauen uns noch die alte, 1872 in Lüttich hergestellte Waage auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes an, ...


Maison Villers nahe dem Place Albert 1er im Zentrum von Malmedy






...überqueren dann erneut die Warchenne und sehen uns in der Straße "Rue de Tanniere" das Patrizierhaus "Maison Villers" an.

Das nach den vorletzten Eigentümern benannte Haus wurde im Jahr 1724 nach den Plänen des Aachener Architekten Laurenz Mefferdatis errichtet und zählt zu den wenigen Gebäuden, die die Bombardierung von Malmedy überstanden haben.


Begrünter Place de Cochem im Zentrum der belgischen Stadt Malmedy




Ganz in der Nähe des Maison Villers findet man den schön begrünten "Place de Cochem", dessen Name an die seit 1975 bestehende enge Partnerschaft mit der Stadt an der Mosel erinnert.


Sehenswerte Fassaden in der Rue Jules Steinbach in Malmedy









Durch die Straße "Chemin-rue" erreichen wir die nach rechts abzweigende "Rue Jules Steinbach" mit mehreren sehenswerten Gebäuden.


Prunkvolles Rathaus in der Rue Jules Steinbach im belgischen Malmedy


Die rechte Straßenseite dominiert das beeindruckende "Hotel de Ville", das Rathaus von Malmedy.

Zur Zeit der Französischen Revolution kaufte der Industrielle Henri Steinbach den weitläufigen Garten des Benediktinerklosters Malmundarium an.

Sein Enkel Jules Steinbach (1841-1904) ließ 1898 die nach ihm benannte Straße bauen und im Jahr 1900 das von dem erst 19-jährigen Architekten Fritz Maiter geplante, heutige Hotel de Ville, errichten.

Die Prachtvilla mit ihrer weitläufigen, mit weißem Marmor verzierten Empfangshalle wurde am 28. September 1901 eingeweiht. Sie gelangte drei Jahre später durch eine Schenkung in städtischen Besitz und wird seitdem als Rathaus genutzt.


Villa Lang in der Rue Jules Steinbach im belgischen Malmedy


Dass die Straße vor dem Rathaus den Namen von Jules Steinbach auch heute noch zu Recht trägt wird uns klar, als wir das Informationsschild an dem pompösen Gebäude gegenüber dem Rathaus lesen:

Auch die "Villa Lang" wurde - nur ein Jahr nach dem Bau des Rathauses - von Jules Steinbach für dessen Tochter Juliette errichtet. Juliette Steinbach heiratete im Jahr 1902 den Lederfabrikanten Hubert Lang, nach dem das Haus benannt wurde.


Von 1940 bis 1945 hatte in der aus französischem Sandstein errichteten und mit Türmchen und Bruchsteineinfassungen verzierten Villa die deutsche Kommandantur ihren Sitz, 1951 ging das Gebäude in städtischen Besitz über. Heute findet man hier das Standesamt und das Gericht von Malmedy.


Skulptur Soroptimist neben der Villa Lang in Malmedy



In der Grünanlage der Villa Lang findet man die Skulptur "Beauté Révelée" (offenbarte Schönheit) von Hélene Jacubowitz, die der Club Soroptimist anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums aufstellen ließ.

Der Malmedyer Zweig der international aufgestellten Organisation berufstätiger Frauen "Soroptimist" unterstützt u. a. mittellose Kinder in Russland und finanziert Kinder- und Seniorenheime im Kanton Malmedy.

Die 1952 in Antwerpen geborene Bildhauerin Hélene Jacubowitz studierte in ihrer Geburtsstadt am "Nationaal Hoger Instituut voor Schone Kunsten". Sie wurde durch Ausstellungen in Paris, Brüssel und Amsterdam bekannt und zeigte ihre Trophäen, Garten- und Monumentalskulpturen u. a. auch im kalifornischen San Diego.


Gepflegte Villa am Place de Chatelet im belgischen Malmedy



Jenseits der Grünanlage beeindruckt uns die rötliche, mit einem Turm verzierte und einem Schloss ähnelnde "Villa Steisel".

Auch hier hieß der Bauherr Jules Steinbach, der das prachtvolle Anwesen seiner zweiten Tochter Laure zum Geschenk machte. Laure ehelichte 1897 den Fabrikanten und Gründer der Malmedyer Papierfabrik Louis Steisel.

1928 verkaufte Louis Steisel das Gebäude an die belgische Nationalbank, die hier - bis 1956 - ihren Sitz nahm. Danach zog die Gemeindeverwaltung von Bévercé ein, ab 1976 war in der Villa Steisel die Polizei von Malmedy untergebracht, bis diese im Jahr 2005 in ein modernes Gebäude im Industriegebiet umzog.


Türme und Portal der Cathédrale Saints Pierre, Paul et Quirin in Malmedy


Die prächtigen Villen in der Rue Jules Steinbach werden von den beiden Türmen der Kathedrale von Malmedy am Place du Châtelet überragt.

Die den Heiligen Petrus, Paulus und Quirinus geweihte "Cathédrale Saints-Pierre, Paul et Quirin" wurde von 1776 bis 1784 nach den Plänen des Lütticher Architekten Charles-Antoine Galhausen im Renaissancestil errichtet.

Das während der französischen Besatzungszeit als Stall genutzte Gotteshaus wurde 1817 von  Henri Steinbach angekauft, der es der Kirchengemeinde Malmedy überließ, die es in der Folge als Pfarrkirche nutzte.

Um die durch den Vertrag von Versailles zu Belgien gekommenen Ostkantone vom Erzbistum Köln zu lösen und in das Erzbistum Mechelen-Brüssel zu integrieren, begründete Papst Benedikt XV. am 30. Juli 1920 das Bistum Eupen-Malmedy.


Geführt wurde die neue Diözese in Personalunion von dem Lütticher Bischof Monsignore Martin-Hubert Rutten, der die Pfarrkirche im Rahmen seiner Einsetzungsfeier zur Kathedrale erhob. Nur fünf Jahre später wurde das Bistum Eupen-Malmedy wieder aufgelöst und dem Bistum Lüttich angegliedert.

Übrigens: Das in einem Turm untergebrachte alte Glockenspiel kann besichtigt werden, allerdings nur von Gruppen nach Voranmeldung.


Hohes Hauptschiff der Cathédrale Saints Pierre, Paul et Quirin in Malmedy







Der Grundriss der Kathedrale mit ihrem säulenlosen Hauptschiff und einem markanten Querschiff gleicht einem riesigen lateinischen Kreuz, dessen Mitte von einer großen Vierungskuppel überspannt wird.

Die Seitenwände und Decken sind mit sehenswerten und teilweise vergoldeten Stuckarbeiten verziert.


Hauptaltar der Kathedrale im belgischen Malmedy


Das Hauptschiff dominiert der aus Marmor geschaffene Hochaltar von1875. Er wird von einem Stuckkunstwerk mit einer sehenswerten Darstellung von Marias Himmelfahrt überragt und ist von seitlich angebrachten Reliquienbüsten eingerahmt.

Auf der linken Seite des Altarbereichs steht noch der - nur fünf Jahre genutzte - Bischofsstuhl von Monsignore Rutten.


Seitenaltar der Kathedrale in Malmedy mit einer Darstellung der Jungfrau mit dem Kind





Im Querschiff des Gotteshauses findet man zwei Seitenaltare, die ursprünglich in der im Jahr 1822 zerstörten Pfarrkirche St. Gereon standen.

Uns gefällt besonders der Altar mit der Darstellung der Jungfrau mit dem Kind, die dem Künstler Jean Del Cour zugeschrieben wird.

Jean Del Cour wurde 1631 in Hamoir geboren und verbrachte zehn Studienjahre in Italien als Schüler von Gian Lorenzo Bernini. Danach ließ er sich in Lüttich nieder. Sein wohl bekanntestes Werk ist die Statue von Johannes dem Täufer "Saint-Jean Baptiste" aus dem Jahr 1662 in der Kathedrale vom Lüttich. Jean Del Cour verstarb im Jahr 1707 in Lüttich.

 
Reichverzierte und vergoldete Kanzel der Kathedrale in Malmedy










Die wunderschön verzierte und vergoldete Kanzel auf der linken Seite des Hauptschiffes entstand 1779 im Stil von Louis XIV.


Reliquienschrein des heiligen Quirinus in der Kathedrale von Malmedy







In der Nähe der Kanzel befindet sich auch der 1698 geschaffene hölzerne Reliquienschrein des hl. Quirinus.

Quirinus von Malmedy predigte und missionierte im 4. Jahrhundert und starb als Märtyrer durch Enthauptung.


Graindorge-Orgel in der Kathedrale von Malmedy








Die große Orgel auf der Orgelempore über dem Kirchenportal stammt aus dem Jahr 1780 und ist ein Werk des Lütticher Orgelbauers Mathieu Graindorge.


Skulptur mit spielenden Kindern vor den Gedenksteinen für Bombenopfer in Malmedy






Nach unserem Rundgang durch die Kathedrale sehen wir uns noch die direkte Umgebung des Gotteshauses an.

Im Abteipark rechts der Kirche findet man hinter einer Skulpturengruppe mit spielenden Kindern die fünf Gedenksteine für die Opfer der irrtümlichen US-Bombardements von Malmedy im Jahr 1944. In die dunklen Steinblöcke sind mehr als zweihundert Familiennamen eingraviert.


Ehemaliges Kloster und heutiges Malmundarium neben der Kathedrale in Malmedy

Auf der gegenüber liegenden Seite der Kathedrale befand sich früher das Benediktinerkloster.

Die ursprünglichen Klostergebäude wurden ebenso wie die alte Abteikirche bei dem verheerenden Stadtbrand des Jahres 1689 zerstört.

Ein Neuaufbau erfolgte im frühen 18. Jahrhundert und wurde 1708 eingeweiht. Zur Zeit der französischen Besatzung war hier die Präfektur untergebracht, später diente das Gebäude als Kaserne und Gymnasium.


Nach dem Ankauf durch die Stadt Malmedy und einer grundlegenden Sanierung wurde das neue "Malmundarium" im Jahr 2005 wiedereröffnet. Es zeigt nun den Kirchenschatz, wird für wechselnde Ausstellungen genutzt und beherbergt die zu einem einzigen Museum vereinten ehemaligen Karnevals-, Papier- und Gerbereimuseen sowie die Stadtbibliothek.


Kriegerdenkmal vor dem ehemaligen Kloster im Zentrum von Malmedy




Vor dem Malmundarium erinnert ein Kriegerdenkmal an die im 1. Weltkrieg gefallenen Söhne der Stadt.



Hier geht es weiter:
Vom Place Albert 1er zur Halle de Grètèdar


Hier finden Sie weitere Infos:
Ville de Malmedy

Musée du Cwarmê

Soroptimist International van België

Bildhauerin Hélene Jacubowitz











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Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.



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Seite erstellt: 16.05.2011