Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Malmedy Vom
Place de Rome zur Cathédrale Saints Pierre, Paul
et Quirin
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Wir
erreichen Malmedy von der Autobahn E42 kommend über
die "Avenue des Alliés" und parken vor dem Stadtzentrum
in einer Seitenstraße der "Route de Falize",
weil wir von früheren Besuchen her wissen, dass die
Parkmöglichkeiten in der Altstadt sehr begrenzt sind.
Nach einem kurzen Spaziergang erreichen
wir den zentral gelegenen Platz "Place de Rome"...
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mit einer fast lebensgroßen Marien-Statue...
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und einem regelmäßig für Konzerte genutzten rustikalen
Musikpavillon aus dem Jahr 1922.
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Die
Nordseite des Place de Rome begrenzt das große,
dreigeschossige "Maison Cavens", das im
Jahr
1830 von Jean-Hubert Cavens als Waisenhaus errichtet
wurde, nachdem die Ehe mit Anne-Elisabeth Therese,
einer Cousine dritten Grades, kinderlos blieb.
Der
Industrielle Jean-Hubert Cavens entstammte einer
wohlhabenden Patrizierfamilie und betrieb nach seiner
Ausbildung mehrere Gerbereien und Tuchmachereien.
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1968 kaufte
die Stadt Malmedy das Patrizierhaus Maison Cavens
an und eröffnete
kurz darauf das Nationale Papiermuseum und das
Karnevalsmuseum Musée du Cwarmê. Beide Museun wurden
zwischenzeitlich aber in das ehemalige Klostergebäude
"Malmundarium" umgezogen. Derzeit
wird das Maison Cavens saniert und zu einem Bürohaus
umgebaut.
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Ein
Denkmal neben dem Maison Cavens erinnert an den
Malmedyer Mäzen und Philanthrop, der große Teile seines Reichtums
verwendete, um Bedürftige zu unterstützen.
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An
den Wohltäter erinnert auch die rechts des ehemaligen
Waisenhauses verlaufende "Rue Jean Hubert
Cavens", an deren Kreuzung mit der "Rue Malgrave" die
Beerdigungskapelle steht, ...
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in der die Verstorbenen aufgebahrt werden, damit
die Angehörigen vor der Einäscherung oder Beisetzung
Abschied nehmen können.
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Wir
überqueren den Place de Rome und gönnen uns in der
"Taverne au
Petit Chef" erst einmal ein zweites Frühstück.
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Danach
spazieren wir durch die "
Rue Cath. André" zu dem am Ufer der Warchenne
gelegenen "Parc de la Tannerie".
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Auf
dem zugehörigen großen Spielplatz
"Pleine de Jeux" ist noch nicht viel Betrieb...
...und der angrenzende Minigolf-Platz hat am frühen
Sonntagmorgen noch nicht geöffnet.
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Hier
im Parc de la Tannerie erinnert ein Denkmal
an die Botanikerin Marie Anne Liebert, die 1782
in Malmedy geboren wurde und die sich der Wissenschaft
der Pilze widmete.
Sie publizierte als erste
Botanikerin im Jahr 1827 ein Werk über pathogene
Schlauchpilze und nach ihr wurde die Schwertlilienart
"Libertia" benannt.
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Hinter
dem Denkmal überqueren wir auf einem kleinen Steg die Warchenne,
folgen nach links der "Rue Abbé Peters"
und erreichen am Place du Parc ein Monument
mit der Büste von Pfarrer Joseph Peters.
Abbé
Peters organisierte in Malmedy während der
Besetzung durch die deutsche Wehrmacht den passiven
Widerstand der Bevölkerung gegen das Hitler-Regime
und verhalf jungen Leuten zur Flucht, um deren drohende
Verhaftung durch die Nazis zu entgehen.
Abbé Joseph
Peters wurde
deshalb am 1. Oktober 1942 festgenommen und
am 1. Juli 1943 in Aachen hingerichtet.
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Wir
schauen uns noch die alte, 1872 in Lüttich hergestellte
Waage auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes
an, ...
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...überqueren
dann erneut die Warchenne und sehen uns in der Straße "Rue
de Tanniere"
das Patrizierhaus "Maison Villers" an.
Das nach den vorletzten Eigentümern benannte
Haus wurde im Jahr 1724 nach den Plänen des Aachener
Architekten
Laurenz Mefferdatis errichtet und zählt zu den wenigen
Gebäuden, die die Bombardierung von Malmedy überstanden
haben.
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Ganz
in der Nähe des Maison Villers findet man den schön begrünten "Place
de Cochem", dessen Name an die seit 1975 bestehende
enge Partnerschaft mit der Stadt an der Mosel erinnert.
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Durch
die Straße "Chemin-rue" erreichen wir
die nach rechts abzweigende "Rue Jules
Steinbach" mit mehreren sehenswerten Gebäuden.
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Die
rechte Straßenseite dominiert das beeindruckende
"Hotel de Ville", das Rathaus von Malmedy.
Zur
Zeit der Französischen Revolution kaufte der Industrielle
Henri Steinbach den weitläufigen Garten des Benediktinerklosters
Malmundarium an.
Sein Enkel Jules Steinbach (1841-1904)
ließ 1898 die nach ihm benannte Straße bauen und
im Jahr 1900 das von dem erst 19-jährigen
Architekten Fritz Maiter geplante, heutige Hotel
de Ville, errichten.
Die Prachtvilla mit
ihrer weitläufigen, mit weißem Marmor verzierten
Empfangshalle wurde am 28. September 1901 eingeweiht.
Sie gelangte drei Jahre später durch eine Schenkung
in städtischen Besitz und wird seitdem als Rathaus
genutzt.
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Dass
die Straße vor dem Rathaus den Namen von
Jules Steinbach auch heute noch zu Recht trägt wird uns klar, als wir das
Informationsschild an dem pompösen Gebäude gegenüber
dem Rathaus lesen:
Auch die "Villa Lang"
wurde - nur ein Jahr nach dem Bau des Rathauses -
von Jules
Steinbach für dessen Tochter Juliette errichtet.
Juliette Steinbach heiratete
im Jahr 1902 den Lederfabrikanten
Hubert Lang, nach dem das Haus
benannt wurde.
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Von
1940 bis 1945 hatte in der aus französischem
Sandstein errichteten und mit Türmchen und Bruchsteineinfassungen
verzierten Villa die deutsche
Kommandantur ihren Sitz, 1951 ging das Gebäude in
städtischen Besitz über. Heute findet man hier das
Standesamt und das Gericht von Malmedy.
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In
der Grünanlage der Villa Lang findet man die Skulptur
"Beauté Révelée" (offenbarte Schönheit)
von Hélene Jacubowitz, die der Club Soroptimist
anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums aufstellen
ließ.
Der Malmedyer Zweig der international
aufgestellten Organisation berufstätiger Frauen
"Soroptimist" unterstützt u. a. mittellose
Kinder in Russland und finanziert Kinder- und Seniorenheime
im Kanton Malmedy.
Die 1952 in Antwerpen
geborene Bildhauerin Hélene Jacubowitz studierte
in ihrer Geburtsstadt am "Nationaal Hoger Instituut voor Schone Kunsten".
Sie wurde durch Ausstellungen in Paris, Brüssel
und Amsterdam bekannt und zeigte ihre Trophäen, Garten-
und Monumentalskulpturen u. a. auch im kalifornischen
San Diego.
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Jenseits
der Grünanlage beeindruckt
uns die rötliche, mit einem Turm verzierte und
einem Schloss ähnelnde "Villa Steisel". Auch
hier hieß der Bauherr Jules Steinbach, der das
prachtvolle Anwesen seiner zweiten Tochter
Laure zum Geschenk machte. Laure ehelichte 1897
den Fabrikanten und
Gründer der Malmedyer Papierfabrik Louis
Steisel.
1928
verkaufte Louis Steisel das Gebäude an die belgische Nationalbank, die hier
- bis 1956
- ihren Sitz nahm. Danach zog die Gemeindeverwaltung
von Bévercé ein, ab 1976 war in der Villa Steisel die Polizei von Malmedy untergebracht,
bis diese im Jahr 2005 in ein modernes
Gebäude im Industriegebiet umzog.
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Die
prächtigen Villen in der Rue Jules Steinbach werden
von den beiden Türmen der Kathedrale von Malmedy
am Place du Châtelet überragt.
Die den Heiligen
Petrus, Paulus und Quirinus geweihte "Cathédrale
Saints-Pierre, Paul et Quirin" wurde von 1776 bis 1784 nach
den Plänen des Lütticher Architekten Charles-Antoine
Galhausen im Renaissancestil
errichtet.
Das während der französischen
Besatzungszeit als Stall genutzte Gotteshaus wurde
1817 von Henri Steinbach angekauft, der es
der Kirchengemeinde Malmedy überließ, die es in
der Folge als Pfarrkirche nutzte.
Um die
durch den Vertrag von Versailles zu Belgien gekommenen
Ostkantone vom Erzbistum Köln zu lösen und in das
Erzbistum Mechelen-Brüssel zu integrieren, begründete
Papst Benedikt XV. am 30. Juli 1920 das Bistum
Eupen-Malmedy.
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Geführt wurde die neue Diözese in
Personalunion von dem Lütticher Bischof Monsignore Martin-Hubert
Rutten, der die Pfarrkirche im Rahmen seiner Einsetzungsfeier
zur Kathedrale erhob. Nur fünf Jahre später wurde
das Bistum Eupen-Malmedy wieder aufgelöst und dem
Bistum Lüttich angegliedert.
Übrigens:
Das in einem
Turm untergebrachte alte Glockenspiel kann besichtigt
werden, allerdings nur von Gruppen nach Voranmeldung.
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Der
Grundriss der Kathedrale mit ihrem säulenlosen Hauptschiff
und einem markanten Querschiff gleicht einem riesigen
lateinischen Kreuz, dessen Mitte von einer großen
Vierungskuppel überspannt wird.
Die Seitenwände
und Decken sind mit sehenswerten und teilweise vergoldeten
Stuckarbeiten verziert.
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Das
Hauptschiff dominiert der aus Marmor geschaffene
Hochaltar
von1875. Er wird von einem Stuckkunstwerk mit einer
sehenswerten Darstellung von Marias
Himmelfahrt überragt und ist von seitlich angebrachten
Reliquienbüsten eingerahmt.
Auf der linken
Seite des Altarbereichs steht noch der - nur fünf
Jahre genutzte - Bischofsstuhl von Monsignore Rutten.
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Im
Querschiff des Gotteshauses findet man zwei Seitenaltare,
die ursprünglich in der im Jahr 1822 zerstörten
Pfarrkirche St. Gereon standen.
Uns gefällt
besonders der Altar mit der Darstellung der Jungfrau
mit dem Kind, die dem Künstler Jean Del Cour zugeschrieben
wird.
Jean Del Cour wurde 1631 in Hamoir
geboren und verbrachte zehn Studienjahre in Italien
als Schüler von Gian Lorenzo Bernini. Danach ließ
er sich in Lüttich nieder. Sein wohl bekanntestes
Werk ist die Statue von Johannes dem Täufer "Saint-Jean
Baptiste" aus dem Jahr
1662 in der Kathedrale vom Lüttich. Jean Del Cour
verstarb im Jahr 1707 in Lüttich.
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Die
wunderschön
verzierte und vergoldete Kanzel auf der linken Seite
des Hauptschiffes entstand 1779 im Stil von Louis XIV.
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In
der Nähe der Kanzel befindet sich auch der 1698
geschaffene hölzerne
Reliquienschrein
des hl. Quirinus.
Quirinus
von Malmedy predigte und missionierte im 4. Jahrhundert
und starb als Märtyrer durch Enthauptung.
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Die
große Orgel auf der Orgelempore über dem Kirchenportal
stammt aus dem Jahr 1780 und ist ein Werk des Lütticher
Orgelbauers Mathieu Graindorge.
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Nach
unserem Rundgang durch die Kathedrale sehen wir
uns noch die direkte Umgebung des Gotteshauses an.
Im Abteipark rechts der Kirche findet man hinter
einer Skulpturengruppe
mit spielenden Kindern die fünf Gedenksteine für
die Opfer der irrtümlichen US-Bombardements von
Malmedy im Jahr 1944. In die dunklen Steinblöcke sind
mehr als zweihundert
Familiennamen eingraviert.
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Auf
der gegenüber liegenden Seite der Kathedrale befand
sich früher das Benediktinerkloster.
Die ursprünglichen Klostergebäude
wurden ebenso wie die alte Abteikirche bei dem verheerenden
Stadtbrand des Jahres 1689 zerstört.
Ein
Neuaufbau erfolgte
im frühen 18. Jahrhundert und wurde 1708 eingeweiht.
Zur Zeit der französischen Besatzung war hier die
Präfektur untergebracht, später diente das Gebäude
als Kaserne und Gymnasium.
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Nach dem Ankauf
durch die Stadt Malmedy
und einer grundlegenden Sanierung wurde das neue
"Malmundarium" im Jahr 2005
wiedereröffnet. Es zeigt nun den Kirchenschatz, wird für wechselnde Ausstellungen genutzt
und beherbergt die zu einem einzigen Museum vereinten
ehemaligen Karnevals-, Papier- und Gerbereimuseen sowie die Stadtbibliothek.
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Vor
dem Malmundarium erinnert ein Kriegerdenkmal
an die im 1. Weltkrieg gefallenen Söhne der Stadt.
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