Nijmegen hatte in
seiner Geschichte viele Namen: Batavodurum, Batavorum,
Ulpia Noviomagus Batavorum, Numaga, Nieumeghen und Nimmegen.
Selbst heute ist die Stadt unter mehreren Namen
bekannt: Deutsche kennen sie
als "Nimwegen", Niederländer nennen
sie "Nijmegen"
und viele Einwohner sagen "Nimwèège".
Die
Geschichte der Stadt Nijmegen lässt sich bis in
das 1. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen:
Damals siedeln sich Bataver am Waal-Ufer an und gründen um 15 v. Chr.
nahe dem heutigen Valkhof die Stadt "Batavodurum"
- Stadt der Bataver.
Zur Sicherung der Nordgrenze
ihres Imperiums ist diese Gegend aber auch für die tief
in Gallien stehenden Römer interessant: Etwa zur
gleichen Zeit bauen sie auf dem nahen Hunerberg
ein Militärlager, in dem bis zu 10.000 Legionäre
untergebracht werden können. Im Jahr 12 v. Chr. unterwerfen sie
unter ihrem Heerführer
Drusus die Bataver,
die ihnen in der Folge mehr als sieben Jahrzehnte
als Vasallen und treue Bundesgenossen dienen.
Die friedliche
Koexistenz wird mit dem Aufstand der Bataver in
den Jahren 69/70 v. Chr. unterbrochen.
Doch wie auch in Xanten,
wo sie den Rhein überschreiten und das römische
Militärlager Vetera I zerstören, werden sie
auch bei Batavodurum von den Römern
geschlagen und vom Valkhof vertrieben. Immerhin erlauben die
Sieger den
Geschlagenen, westlich ihres zerstörten Batavodurum
am Flussufer eine neue Stadt zu gründen, die im Stil römischer
Städte angelegt wird. Im Schutz des römischen Militärs
entwickelt sich die "Civitas Batavorum"
gut: Um 105 verleiht Kaiser
Marcus Ulpius Traianus dem aufstrebenden Städtchen
"Ulpia Noviomagus Batavorum" das Marktrecht.
Mitte des 2. Jahrhunderts wohnen bereits etwa
5.000 Menschen in Noviomagus, das nun auch die Stadtrechte
erhält und eine Wehrmauer hochziehen darf. Über
die Römerstraßen nach Xanten und Köln sowie über
den Fluss Waal kommen mehr und mehr Händler und Handwerker
in die Stadt, die sich hier niederlassen und für
eine florierende Wirtschaft sorgen. Nach dem Bau
einer Brücke über den Mündungsarm des Rheins erlebt
die inzwischen 15.000-Einwohner zählende Stadt ihre größte Blütezeit.
Flagge
von Nijmegen
Doch das ändert sich bald. Etwa 100
n. Chr. verlässt die Zehnte Legion das Lager
auf dem Hunerberg, das für die Römer an Bedeutung
verlor. Germanische Stämme überrennen in der Folge
mehrfach
das Gebiet der Bataver und um 270 wird Noviomagus
schließlich aufgegeben. Man zieht sich wieder auf
den Hügel des Valkhofs zurück, vielleicht weil man
sich hier oben besser verteidigen kann, vielleicht ist damals
aber auch der Pegel der Waal zu hoch gestiegen.
Mit dem endgültigen Abzug der Römer zwischen
den Jahren 400 und 410 n. Chr. entsteht
an Waal, Rhein und Mosel ein Machtvakuum, das die
Merowinger nutzen. Sie übernehmen die Herrschaft
und bauen die noch vorhandenen römischen Militäranlagen
aus. Im Jahr 75 n. Chr. wird auf Druck von Stammesfürst
Pippin dem Jüngeren
der regierende Merowingerkönig Childerich II. abgesetzt:
Die Karolinger übernehmen die Macht. Sie nennen
die inzwischen unbedeutende Siedlung an der Waal
"Numaga".
Numaga gewinnt wieder
an Bedeutung, als Karl der Große im Jahr 777 auf dem Valkhof eine Kaiserpfalz
errichten lässt und hier mehrfach seine Hoftage
abhält.
882 überrascht der Überfall der Normannen auf das Frankenreich auch
die Bewohner von Numaga. Bei ihrem Abzug
fackeln die plündernden und mordenden Wikinger die
Kaiserpfalz ab. Auch die danach neu erbaute Pfalz
wird ein Raub der Flammen, weil Herzog Gottfried der
Bärtige sie im Jahr 1047 niederbrennen lässt. Die nachfolgende dritte Pfalz wird schließlich
im Auftrag von Kaiser Friedrich Barbarossa
von 1152 bis 1158 zu einer Großburg umgebaut.
Modell
der mittelalterlichen Burg auf dem Valkhof
Spätestens
mit dem Burgbau auf dem Valkhof wächst auch wieder
die Bedeutung von Numaga. Der Handel gewinnt wieder
an Bedeutung und immer mehr Menschen, darunter auch
viele Kaufleute, siedeln sich zwischen der Burg
auf dem Valkhofhügel und dem Waalufer an, wo nun
eine
Fähre den Übergang zum Nordufer des Stromes ermöglicht.
Im November 1165 wird Heinrich VI. als Sohn von
Friedrich Barbarossa auf dem Valkhof geboren.
Im
Jahr 1230 wird "Nieumeghen" freie Reichsstadt,
erhält so das mittelalterliche Stadtrecht und damit
auch das Recht, die Stadt zu befestigen. Es wird
ein Erdwall errichtet, etwa hundert Jahre später
folgt eine massive, steinerne Stadtmauer, die auch
die zwischenzeitlich neu besiedelten Vorstädte umschließt.
Das größte Bauvorhaben der Stadt ist zu diesem Zeitpunkt
schon weit fortgeschritten: Die ab 1254 errichtete
spätromanische Sint Stevenskerk konnte 1273 geweiht
werden.
Am
8. Oktober 1247 kommt die Reichsstadt in Gelderländische
Hände: Weil König Wilhelm II., der als Graf von
Holland die Stadt an Otto II. von Gelderland verpfändet
hatte, das Pfand nicht auslösen kann, geht es dauerhaft
in den Besitz der Herren von Geldern über. Die Blüte
der Stadt blieb davon unbeschadet und Nieumeghen
wird zur bedeutendsten Stadt des Herzogtums Gelderland.
1402 tritt
die Stadt an der Waal dem Bund der Hanse bei,
wodurch sich für die Kaufleute neue Handels- und
Geschäftsbeziehungen
in den Nord- und Ostseeraum eröffnen.
Der Dritte
Geldrische Erbfolgekrieg des Jahres 1543, in dem die Vereinigten
Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg mit Kaiser
Karl V. um das Herzogtum Geldern ringen, endet trotz
seinem Sieg in der Schlacht von Sittard
mit einer Kapitulation des jülischer Herzogs Wilhelm V.
im Angesicht der aufmarschierenden kaiserlichen
Truppen, weil die erhofften französischen Unterstützungstruppen
ausbleiben.
Im Vertrag von Venlo muss er auf das Herzogtum
Geldern verzichten. Nach der Abdankung des Kaisers fällt
dieses kurz darauf an dessen spanische
Linie und gehört fortan zu den Spanischen Niederlanden.
Blick
von der Waal auf die Burg auf dem Valkhof von Nimwegen Jan
van Goyen um 1650
Knapp
50 Jahre später befreit im Jahr 1591 Prinz Moritz
von Oranien, Oberbefehlshaber der Armee der Vereinigten
Niederländischen Provinzen, die Stadt und das Herzogtum
von den Spaniern, worauf hin er zum Statthalter
von Gelderland gewählt wird.
1678 wird in
der Stadt an der Waal der "Friede von Nimwegen"
geschlossen, der den Vereinigten Niederlanden um
den Preis zukünftiger Neutralität die Provinzen
sichert. Zuvor hatte der französische König Ludwig XIV. die Vereinigten Niederlande überfallen und
im sieben Jahre dauernden Holländischen Krieg u.
a. die Festung Maastricht
erobert. Die Niederländer konnten damals den Vormarsch
der Franzosen nur durch das Fluten weiter Landstriche
verhindern.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
erneuert man die Stadtbefestigung, die in der zweiten
Jahrhunderthälfte mit schweren Bastionen verstärkt und
immer weiter ausgebaut wird. Der Zugang vom Fluss
in die Stadt wird durch das von massiven Bollwerken
und Bastionen gedeckte Stratemakerstoren kontrolliert.
Nieumeghen ist eine Festungsstadt geworden.
Der
Segen dieser den Bewohnern Schutz und Sicherheit
bietenden Festung mit ihren Mauern, Türmen und Wällen
wird für die Stadt aber bald zum Fluch: Die stetig
weiter wachsende Bevölkerung findet immer weniger
Baumöglichkeiten innerhalb der Stadtmauern, in Nimwegen
wird es immer enger. Inzwischen wohnen mehr als
20.000 Einwohner innerhalb der einengenden Mauern, einige wenige
in herrschaftlichen Häusern am und um den Grote
Markt, die meisten aber in großer Armut und zusammengepfercht
in den von kleinen Gässchen durchzogenen Armutsvierteln.
Der
Grote Markt in Nimwegen um 1680 Jan van Call
- Museum Het Valkhof
Weil innerhalb der Wälle nur Raum
für Kleinbetriebe ist und keine Großbetriebe angesiedelt
werden können, profitiert Nimwegen auch nicht
von der einsetzenden Industrialisierung des frühen
19. Jahrhunderts. Die Stadtväter sehen die
Not und sind um Abhilfe bemüht: Sie beantragen
für ihre Stadt mehrfach vergeblich die Aufhebung
des Festungsstatus und den Abriss der Mauern. Erst
im Jahr 1874 genehmigt das Verteidigungsministerium
in Den Haag den Abriss der Festungsmauern. In den Folgejahren
wird dann bis 1882 das einengende Korsett der Stadt
gesprengt: Die Mauern und Wälle werden niedergelegt
und sogar die mächtigen Stadttore werden abgerissen
-
nur zwei überstehen den "Rückbau".
Nun
hat man Platz und Nimwegen kann an das Eisenbahnnetz
angeschlossen werden. Die erste Bahnlinie verbindet
die Stadt ab 1865 mit dem deutschen Kleve. 1879 geht die Eisenbahnlinie nach
Arnheim in Betrieb, 1881 folgt Nimwegen – `s Hertogenbosch und zwei Jahre später
wird
die Strecke Nimwegen – Venlo eröffnet. Und es werden
Bahnhöfe gebaut. Durch den sozialen Wohnungsbau
wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Eine Radrennbahn
folgt ebenso wie großzügig angelegte Straßen und
Boulevards. Bald hat die Stadt den Ruf geräumig, grün und sauber zu sein.
Auch weil man von der Ansiedlung industrieller Großbetriebe
abgesehen hat - der Vorsprung der großen Industriestädte
war inzwischen uneinholbar. Stattdessen entstehen
an den Stadtgrenzen neue Villen- und Wohnviertel.
1923 erhält
Nimwegen die "Katholieke Universiteit Nijmegen"
und im gleichen Jahr wird mit dem Bau des Großkrankenhauses
"Canisiusziekenhuis" begonnen, das 1926 in
Betrieb geht.
Wappen von
Nimwegen
Der Zweite
Weltkrieg wird für Nijmegen zur Katastrophe. Am
10. Mai 1940 marschiert trotz der Niederländischen
Neutralität die deutsche Wehrmacht in die Stadt
ein und hält sie über Jahre hinweg besetzt. Am 22. Februar
1944 greifen amerikanische Bomber die Stadt an und
bombardieren das Stadtzentrum und den Bahnhof. Mehr
als 800 Menschen kommen in dem Bombenhagel ums Leben,
nahezu die gesamte Innenstadt wird zerstört oder
schwer beschädigt. Zwar wird Nijmegen sieben Monate
später von den Alliierten befreit, doch die sich
zurückziehenden deutschen Soldaten praktizieren
das Führergebot der verbrannten Erde: Sie verwandeln
die Stadt noch einmal in ein Flammenmeer.
Unmittelbar
nach der Befreiung wird der Wiederaufbau geplant.
Die Bauarbeiten verlaufen zunächst schleppend, erst
in den 1950er Jahren kommt man schneller voran.
Im September 1956 kann man dann den Abschluss des
Wiederaufbaus feiern.
Heute findet man im
Stadtzentrum neben einigen sehenswerten historischen
Gebäuden viele moderne Neubauten mit einer Vielzahl
von Geschäften, Restaurants, Straßencafes und Kneipen.
Breite Straßen und weitläufige Plätze laden zum
Bummeln und Shoppen ein und die gepflegten Grünanlagen
und Parks bieten ausreichend Erholungsmöglichkeiten.
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