Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Norwegen Hansestadt
Bergen "Zum
Hanseviertel Bryggen und der Festung Bergenhus"
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Auch
heute starten wir unseren Rundgang am Hafen von
Bergen.
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Vorbei
an dem Nachtclub neben dem Fischmarkt...
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und an "Pepes
Pizza" ...
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spazieren wir zum "Kjøttbasaren" mit seinem
schönen Treppengiebel.
Der Fleischmarkt wurde
von 1874-1875 nach den Plänen des Hannoveraner Architekten
Conrad von der Lippe errichtet, um die Versorgung
der schnell wachsenden Bevölkerung sicher zu stellen
und um die Verbraucher besser vor betrügerischen
Händlern schützen zu können.
Der ehemalige
Fleischmarkt hat seine ursprüngliche Bestimmung
behalten, denn gut versorgt
wird man in dem Gebäude auch heute noch:
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Das Restaurant
"Egon Kjøttbasaren" bietet eine empfehlenswerte internationale Küche. Auch unter den Sonnenschirmen
im Freien mit schöner Aussicht auf den Fischmarkt
und den Hafen "Vågen". Und betrogen wird man
hier ganz bestimmt auch nicht.
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Links
neben dem Kjøttbasaren steht der erste Handelshof
der "Bryggen". Der "Finnegården"
blieb als einziger der Kaufmannshöfe entlang des
Vågen in seinem ursprünglichen Zustand erhalten
und beherbergt seit 1872 das "Det
Hanseatiske Museum".
Das Museum zeigt,
wie die hanseatischen Handelshäuser früher eingerichtet
waren: Im Erdgeschoss wurden die Waren eingelagert, im ersten Obergeschoss wohnte und arbeitete
der örtliche Vertreter des Handelshauses.
Hinter den kleinen
Fenstern des zweiten Obergeschosses hatten die Gesellen
und Marktarbeiter ihre Schlafräume.
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An
das hanseatische Museum schließen sich die inzwischen
aus Steinen errichteten Kaufmannshöfe an, die an
die typischen Kaufmanns- und Lagerhäuser der Hanse
erinnern, wie wir sie z. B. in Lübeck
gesehen haben.
Die überwiegend deutschen
Kaufleute der Hanse handelten hier zwischen 1360
und 1750 hauptsächlich mit getrocknetem Fisch, Holz,
Pelzen und
Getreide, weshalb die Bryggen damals auch "Tyskebryggen" -
Kai der Deutschen -
genannt wurde.
Gehandelt wird hier auch
heute noch: In den Geschäften im Erdgeschoss werden
Souvenirs, Kleidung und Weihnachtsartikel angeboten.
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An
der Fassade des Hauses Bryggen Nr. 15 sieht man drei
Jahreszahlen, die an die Geschichte dieses Kaufmannshauses
erinnern:
"Kjøbmandsstuen" wurde
1480 erbaut und wie die meisten Nachbarhäuser durch
das Großfeuer des Jahres 1702 vernichtet. Sein Wiederaufbau
war 1712 abgeschlossen.
1910 wurden die alten
Holzhäuser des Südteils der Bryggen abgerissen und
sukzessive durch Steinhäuser im alten Stil ersetzt,
das Haus Kjøbmandsstuen wurde 1912 fertig gestellt.
An der Giebelseite kann man auch die Wappen von Bergen und Lübeck
erkennen, die die enge Beziehung der beiden Städte
zur Zeit der Hanse verdeutlichen.
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Die Fassade
der Traufseite zeigt zusätzlich die Wappen der Hansestädte
Bremen, Brügge,
Hamburg und London.
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Beeindruckend
ist die Reihe der hölzernen
Kaufmannshäuser im Norden der Tyskebryggen.
Von ihrem
Bergener Kontor aus beherrschte die deutsche Hanse
seit 1350 den gesamten Handel in Skandinavien für
fast vier Jahrhunderte. Das Hansekontor bestand
aus mehr als 20 Handelshäusern und nahm die gesamte
Ostseite des Hafens ein. 1365 wurde Tyskebryggen
dem Hansetag unterstellt.
Zwar ging im
Jahr 1630 ein erstes Handelshaus in norwegische
Hände über, aber die vollständige Übernahme
durch das "Norske Kontor" dauerte noch
bis zum 17. Oktober 1754. Das Handelssystem
der Hanse blieb jedoch erhalten, denn sowohl die Handelsform
als auch das Regelwerk wurden von den neuen norwegischen
Eigentümern
komplett übernommen.
Mit dem Beginn des Industriezeitalters
Mitte des 19. Jahrhunderts verloren die Handelskontore
an der Bryggen schnell an Bedeutung: Zuerst stagnierte
der traditionelle
Nordlandhandel nur, dann war er aber immer stärker
rückläufig. Die alten hölzernen Lagerhäuser wurden
immer weniger genutzt und vernachlässigt, so dass
sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts teilweise
abgerissen und durch massive Steinbauten ersetzt
werden mussten.
Das Hanseviertel Bryggen
steht seit 1979 auf der Liste des Weltkulturerbes
der UNESCO.
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Da
beim großen Stadtbrand des Jahres 1702 fast alle
aus Holz errichteten Gebäude vernichtet und danach
im alten Stil wieder aufgebaut wurden, sind die
heute zu sehenden Holzhäuser der Bryggen "nur"
etwas mehr
als 300 Jahre alt.
Hier
findet man neben einem Geschäft mit Weihnachtsartikeln
auch Textil- und Souvenirläden sowie einladende
Cafés und Restaurants.
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Wir
machen bei "Bäcker Brun" Halt und sind
von dessen Angebot begeistert:
Nach einer Woche Entzug
bekommen wir endlich
wieder KNUSPRIGES Brot frisch aus dem Steinofen.
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Wieder
zurück auf der Bryggen hat inzwischen auch die Open-Air-Gastronomie geöffnet.
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Deshalb
machen wir im Straßencafé und Restaurant
"Sjøboden" einen ausgiebigen Boxenstop.
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Überraschung: Hier
gibt es Erdinger Weißbier!!!
Die
Halbe für 13,35 Euro. Das
teuerste Weizenbier meines Lebens. In anderen
Cafés ist der Preis für ein Weizen ähnlich hoch.
Die norwegische Regierung will am Alkoholkonsum
des Volks und der Touristen gut verdienen.
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Gestärkt folgen
wir
der Bryggen weiter in nördlicher Richtung und stehen
nach wenigen Metern vor dem "Bryggens Museum" an der Straße
"Dreggsallmenningen".
Das Museum
zeichnet mit seinen aus dem Mittelalter stammenden
Exponaten den damaligen Handel, die Schifffahrt,
das Handwerk und das tägliche Leben nach.
Unter
dem Museum wurden Siedlungsspuren aus dem 12. Jahrhundert
freigelegt und den Besuchern zugänglich gemacht.
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Dann
zieht uns die Kirmes am "Festningskaien"
in ihren Bann, das Riesenrad ist einfach nicht zu
übersehen.
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Entlang
der Straßen "Slottsgaten" und "Bradbenken"
gehen wir zum Festningskaien, passieren den "Rosenkrantztårnet"
der Festung Bergenhus, folgen deren "Jørgen Hanssøns Ringmauer"
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.. bis zur "Håkonshallen" mit ihren
auffälligen Stufengiebeln und Zinnen.
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Dann wechseln
wir hinüber zum nördlichen Eingang der Kirmes am
Hafenkai.
Wir
schlendern
ganz gemächlich an den Buden und Fahrgeschäften
vorbei zum südlichen Ausgang, ....
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wo wir das Segelschiff "Statsraad Lehmkuhl" erreichen.
Von uns unbemerkt hat sich der Himmel während unseres
Kirmes-Besuches komplett zugezogen.
Der stählerne
Dreimaster wurde auf der Tecklenborg-Werft in Bremerhaven-Geestemünde
als Segelschulschiff gebaut, im Jahr 1914 fertiggestellt
und damals nach "Großherzog Friedrich August"
von Oldenburg benannt.
Nach dem Krieg
ging die Bark im Rahmen der Reparationszahlungen
an England, 1923 kaufte sie der norwegische Reederverband
auf Initiative von Statsraad Kristopher Didrik Lehmkuhl an.
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Seit 1978 betreibt
und unterhält die Stiftung "Stiftelsen Seilskipet Statsraad Lehmkuhl"
den Großsegler, der in Bergen beheimatet ist. Die
Dreimastbark ist 98 Meter lang und 12,60 Meter
breit und verfügt über eine Segelfläche von mehr
als 2000 m².
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Schräg
gegenüber des Liegeplatzes befindet sich der
Eingang zur Festung "Bergenhus". Als wir
sie erreichen beginnt es zu
regnen.
Was uns nicht wundert, denn Bergen
ist die regenreichste Stadt in ganz Europa. Was auch
die kleine Anekdote aufzeigen soll, die uns ein
deutscher Einwanderer mit einem Schmunzeln erzählt:
Ein
älterer Herr aus Oslo besucht die Hansestadt Bergen
und wundert sich über den tagelangen Dauerregen. Als ihm am
Fischmarkt ein kleiner Junge über den Weg läuft,
hält er ihn an und fragt ihn: "Junger Mann,
regnet es hier in Bergen immer?" Der kleine
Junge antwortet ihm: "Ich weiß das nicht, ich
bin ja erst 7 Jahre alt".
Die "Festning
Bergenhus" zählt zu den ältesten und besterhaltenen
Festungen des Landes. Sie entstand Mitte des 13. Jahrhunderts
unter König Håkon Håkonsson, um den Königshof und
die Zufahrt zum Hafen zu sichern, Bergen war damals
Hauptstadt des Landes geworden.
Am 2. August
1665 stellte
die Besatzung von Bergenhus unter Beweis, dass der
Schutz des Hafens wirklich sichergestellt ist:
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Damals entzogen
sich mehrere holländische Handelsschiffe der Verfolgung
durch englische Kriegsschiffe und flüchteten in
den Hafen von Bergen. Das schwere Geschützfeuer
von Bergenhus reichte aus, um während der "Schlacht
von Vågen" die Engländer in die Flucht zu schlagen.
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Im
Innenhof der Festungsanlage erläutert das im alten
Lagergebäude untergebrachte "Bergenhus
Festningmuseum" mit seinen Ausstellungsstücken
die Rolle der Frauen bei den norwegischen Streitkräften
und zeichnet die Ereignisse in Bergen und dessen
Umland während des Zweiten Weltkrieges nach.
Damals
nutzte die deutsche Marine Bergenhus als Hauptquartier
und kontrollierte auch den Hafen. Durch die Explosion
eines am Festningskaien liegenden und mit Dynamit
beladenen deutschen Versorgungsschiffes wurden die
mittelalterlichen Anlagen am 20. April 1944
schwer beschädigt.
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Der "
Rosenkrantztårnet" wurde um 1560
als Verteidigungs- und Wohnturm errichtet. Dabei wurden
Teile des alten Kastells aus dem Jahr 1270 und des
Festungsvorwerks von 1520 mitverwendet und überbaut.
Auftraggeber
war Erik Rosenkrantz, dem wir schon auf unserem
Rundgang
zum Aquarium begegnet sind.
Nachdem der
Königshof nach Kristiania verlegt und Bergen als
Hauptstadt aufgegeben wurde, änderte sich die Nutzung
des Rosenkrantz-Turmes, der nun Lagerstätte für
militärische Ausrüstung, Schießpulver und Munition
wurde.
Mitte der 1960er Jahre wurde seine
militärische Nutzung dann endgültig eingestellt und der
Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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Das
größte Gebäude der Festung Bergenhus ist die 37
x 16 Meter große "Håkonshallen",
die ab dem Jahr 1247 aus Bruchsteinen erbaut wurde.
Der als
königliche Repräsentationshalle und Residenz genutzte
Bau wurde
nach König Håkonsson benannt und im Jahr
1261 mit der Krönung und Hochzeit von König Magnus Lagabøte,
dem Sohn Håkons, eingeweiht.
Als das Königshaus
seinen Sitz in das heutige Oslo verlegte, wurde
die Halle kurzzeitig als Lagerhalle und danach gar
nicht mehr genutzt und begann zu verfallen.
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Der Verfall
ging so weit, dass sie im 17. Jahrhundert nicht
einmal mehr ein Dach hatte.
Ab 1680 wurde
die Håkonshallen wieder genutzt und diente der Festungsanlage
als Magazin, bis Mitte des 19. Jahrhunderts
ihre ursprüngliche Verwendung als Königshalle wieder
entdeckt wurde. Dies führte zur Restauration des Gebäudes
in den Jahren 1880 bis
1895.
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Bei
der Explosion des Jahres 1944 wurde auch die Håkonshallen
schwer beschädigt. Sie brannte damals bis auf die
Außenmauern nieder.
Nach dem Krieg wurde
die Halle im alten Stil wieder aufgebaut und erhielt
das heute zu sehende Inventar.
Sie wird wie
früher als Festhalle aber auch als Konzertsaal genutzt.
Der große Festsaal wird durch die sieben
spitzbogigen Doppelfenster der Westwand und das
große nördliche Giebelfenster beleuchtet.
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Den
neuzeitlichen Ehrensitz für den König verziert ein
farbenreicher Teppich, der von der aus Oslo stammenden
Textilkünstlerin "Synnøve Anker Aurdal"
gewebt wurde.
Sie webte auch den am gegenüber
liegenden Giebel hängenden Teppich "Høyseteteppet",
der von dem norwegischen Kunstmaler Ludvig Eikaas
entworfen wurde.
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Zugänglich
ist auch das Kellergeschoss der Håkonshallen, wo
in zwei Räumen der gewachsene Fels hineinragt, auf
dem Bergenhus angelegt wurde.
Man sieht hier
auch die massiven Pfeiler und Gewölbebögen aus dem
Jahr 1266, auf denen der Fußboden des Festsaales
ruht.
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Innerhalb
der Festungsmauern und nordwestlich der Håkonshallen
stand früher die "Kristkirken", deren Umrisse
durch die akkurat geschnittenen Hecken markiert
werden.
Die
Christuskirche wurde unter König Olav Kyrre zwischen
1066 und 1093 erbaut und war bis zum Beginn der Reformation
die Hauptkirche von Bergen.
Hier wurden die
Könige gekrönt, hier heirateten sie und hier wurden
sie bis zur Verlagerung des Königshofes
auch beigesetzt.
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Im Jahr
1531
ließ Hauptmann Eske Bille als Kommandeur von Bergenhus
die Festungsanlage massiv ausbauen. Dafür opferte
er das vor der Ringmauer gelegene Stadtviertel und
er ließ auch den Bischofshof abreißen sowie drei
Kirchen, darunter die Kristkirken abtragen.
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Hinter
der Freifläche "Kristkirketomten" und
nahe der Artillerie-Batterie erinnert ein Denkmal
an den Großvater des derzeitigen norwegischen Monarchen,
an König Haakon VII., dem wir schon auf dem Torget
in Kristiansand begegnet sind.
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An
dem vor der "Nordpyntens bastion" verlaufenden
"Skoltegrunnskaien" haben heute zwei
Kreuzfahrtschiffe
festgemacht, um ihren Passagieren eine Besichtigung
der Hansestadt zu ermöglichen.
Wir spazieren
durch die "General Mannsbach Allee" zurück
zum "Quartier der Wachen" und dem Paradeplatz
der Festung.
Dieser
weitläufige Innenbereich von Bergenhus
wird während
der Sommermonate auch für Open-Air-Veranstaltungen und -Konzerte
genutzt.
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Wir
verlassen Bergenhus durch den Haupteingang und wenden
uns nach links in die Sandbrogaten und biegen nach
wenigen Metern nach rechts in die Straße "Øvre
Dreggsallmenningen" ein, um uns die "Mariakirken"
anzusehen.
Die zweitürmige romanisch-gotische
Marienkirche wurde wahrscheinlich zwischen 1130
und 1170 errichtet und war durch ihre Lage nahe
der Tyskebryggen die Hauptkirche der deutschen Hansekaufleute.
Das Gotteshaus war damals Eigentum des Kontors und
der Pfarrer wurde von der Korporation der Bergenfahrer
in Lübeck berufen.
Gepredigt wurde hier ausschließlich
deutsch. Bis 1906.
Besichtigen können wir
die Mariakirken nicht, weil sie wegen Sanierungsarbeiten
noch bis Ende Juli geschlossen ist.
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Uns
bleibt nur, die Mariakirken zu umrunden.
Vorbei an den schmucken Holzhäusern
der Straße "Kroken"...
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finden wir dann gegenüber dem südlichen Kirchturm ganz zufällig die Reste des "Catherines
Hospital".
Das Gebäude wurde um 1250
als Norwegens erstes Krankenhaus für Frauen erbaut
und bis zum Großen Stadtbrand des Jahres 1527 benutzt.
Danach verfiel es zur Ruine. 1986 wurden
dann die Reste von Catherines
Hospital bei Ausschachtungsarbeiten unter einer
Sandschicht entdeckt.
Die Fundamente und
der Steinfußboden des einstigen Hospitals konnten
in der Folge unter Glas konserviert werden, weil
die 1962 gegründete Organisation "Friends of
Bryggen" die dazu notwendigen Finanzmittel
zur Verfügung stellte.
Die "Freunde
von Bryggen" besitzen 35 historische Gebäude
der Stadt und sichern deren Fortbestand.
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Wir
spazieren nun zu den Bryggen zurück und schlendern
durch die engen Gassen, deren Holzdielen bei jedem
Schritt knarren und ächzen.
Hier in der "Bugården"
"Bredsgården", "Enhjørningsgården",
"Svensgården", "Bellgården",
"Halsgården" und "Bryggestredet"
konkurriert in gepflegten Holzbauten eine Vielzahl
von Shops, Cafés und Bars um die Gunst der heute
überwiegend asiatischen Touristen ...
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...
weshalb sich einige Besitzer Blick- und Interessenheischende
Hingucker vor die Eingangstür gestellt haben...
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... vor
denen sich manch eine(r) unbedingt fotografieren
lassen möchte, ...
...
sogar bei Regen.
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