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Norwegen
    
Narvik
    
"Zum Hafen und zum Major Hyldmos Plass"

 


Kongensgate in Narvik mit dem modernen Scandic-Hotel

Beim Frühstück im Best Western Hotel stellen wir fest, dass sich unsere gestrige Hoffnung auf einen sonnigen Tag nicht erfüllt hat.

Was eigentlich gar nicht verwunderlich ist, denn hier im Norden von Norwegen ist im Mai nichts beständiger als die Unbeständigkeit des Wetters.

Obwohl es wieder kalt geworden ist und nach Regen aussieht, marschieren wir dennoch wieder ins Zentrum von Narvik, um uns heute den Hafen anzusehen.

Wir folgen der "Kongensgate" vorbei am Torget und sehen bald die moderne Fassade des Scandic-Hotels, ...


Konzertmuschel an der Kongensgate im Zentrum von Narvik




... in dessen Nachbarschaft ein Konzertpavillon aus den 1960er Jahren auf den Sommer und die dann stattfindenden Open-Air-Konzerte wartet.

Das Werk des Stadtarchitekten
Jan Inge Hovig wird im Volksmund "Haifischkiefer" genannt.


Gebäude der Polizei im Zentrum von Narvik











Wir passieren das schräg gegenüber gelegene Gebäude der Polizei ...



... und sehen kurz darauf den Hafen von Narvik vor uns liegen.

Hafen von Narvik mit dem Gebirge Ankenesfjellet


Am jenseitigen Ufer liegen die zusammengewachsenen Orte "Ankenes" und "Ankenesstranda" sowie das inzwischen schneefreie Skigebiet "Ankenesfjellet". Dahinter erhebt sich die schneebedeckte Gebirgsgruppe "De Sovende Dronning" - "Die schlafende Königin".
 


Erzverladung im Hafen von Narvik

Von hier aus sehen wir auch den "Malmkai".

Das mit der Ofotbahn angelieferte Eisenerz aus dem 180 km entfernten schwedischen Kiruna wird hier im Erzhafen in große Tiefbunker entladen und zwischengelagert.

Über kilometerlange Förderbänder wird das Erz dann über Verteilstationen zu den Kais gebracht und auf die Erzfrachter geladen.

1974 wurde der Hafen erweitert und der Jernebane- sowie der Jacobsenkai geschaffen und an die Gleise der Erzbahn angeschlossen, um auch "normale" Fracht- und Containerschiffe sowie Kreuzfahrtschiffe abfertigen zu können.


Wegen der starken Nachfrage nach schwedischem Eisenerz erweiterte man ab 1976 auch den Erzhafen, so dass heute an fünf Piers Erzfrachter mit einem Fassungsvermögen von bis zu 350.000 Tonnen beladen werden können. Auch die automatischen Entladeanlagen der Ofotbahn wurden modernisiert: Ein kompletter Erzzug mit 68 Waggons und 5.440 Tonnen Ladung kann innerhalb von sechs Minuten entladen und das Erz in zwölf bis zu 60 Meter tiefen Bunkern eingelagert werden.

Zwischenzeitlich ist der Erzumschlag jedoch wegen der auf dem Markt angebotenen Billig-Erze aus Brasilien und Australien und der rezessionsbedingt weltweit stagnierenden Stahlproduktion rückläufig. Immerhin: Seit Eröffnung der Erzbahn wurden im Hafen von Narvik mehr als 1 Milliarde Tonnen Erz umgeschlagen.


Altes Posthaus in der Nähe des Hafens von Narvik

Auf der linken Seite der Kongensgate steht im "Valhalla-Park" das "Alte Postamt".

Das Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut und war ursprünglich Teil des Bauernhofes "Narvikgården".

Mit Beginn des Eisenbahnbaus wurde es ab 1888 als Poststelle genutzt und zu Ehren der Kronprinzessin Viktoria von Schweden "Postamt Viktoriahavn" genannt.

1899 bezog die Post dann größere Räume im Zentrum der Stadt.


Denkmal für die Seeleute der versenkten Panzerschiffe Norge und Eidsvold in Narvik

Daneben erinnert das 1953 geschaffene Denkmal des Bildhauers Finn Eriksen an den Untergang der norwegischen Panzerschiffe "Norge" und "Eidsvold".

Gebaut wurden die beiden Kriegsschiffe im Jahr 1901, weil Norwegen Militäraktionen der Schweden wegen seiner Unabhängigkeitsbestrebungen befürchtete.

Als die deutsche Marine am Morgen des 9. April 1940 mit zehn Zerstörern in den Ofotfjord einlief, um Narvik zu besetzen und die Erzversorgung für das Deutsche Reich sicherzustellen, lagen die beiden norwegischen Panzerschiffe im Hafen von Narvik.

Die norwegischen Kapitäne lehnten eine kampflose Übergabe ihrer veralteten und unterlegenen Schiffe und der Stadt Narvik ab, doch bevor die Eidsvold einen ersten Schuss abfeuern konnte, wurde sie von deutschen Torpedos getroffen und explodierte.

Die tiefer im Fjord gelegene Norge wurde wenig später von zwei deutschen Zerstörern torpediert und versenkt. Von den 372 Besatzungsmitgliedern der beiden Schiffe fanden 277 den Tod.


Schwedische Seemannskirche am Hafen der norwegischen Stadt Narvik

Gegenüber steht die "Svenkse Sjømannskirken", die auch von Jan Inge Hovig geplant und am 3. September 1950 durch den schwedischen Erzbischof Yngve Torgny Brilioth geweiht wurde.

Die Kirche wurde von dem seit 1947 in Narvik aktiven schwedischen "
Sjömansvårdsstyrelsen" in Auftrag gegeben, um die vielen auf den Erzfrachtern arbeitenden schwedischen Seeleute seelsorgerisch betreuen zu können.


Nachdem in den 1970er Jahren immer mehr Matrosen aus Billiglohnländern anheuerten, kamen immer weniger schwedische Seeleute in die Stadt, was sich auch auf den Besuch der Seemannskirche auswirkte, die schließlich nur noch als lokales Gotteshaus genutzt wurde.

Im Jahr 1997 entschied die schwedische Kirche schließlich, ihre Auslandstätigkeit in Narvik einzustellen und die Sjømannskirken an die Kommune zu verkaufen. Das kleine Gotteshaus wird heute von einer Stiftung unterhalten und steht weiterhin als Kirche für Seefahrer zur Verfügung und wird zudem als Sozial- und Kulturzentrum genutzt wird.


Ofoten-Museum oberhalb des Hafens von Narvik
Oberhalb der Seemannskirche und jenseits der Bahngleise zeichnet das kulturhistorische "Ofotenmuseum" als Teil des "Museum Nord" die Geschichte und Entwicklung der Stadt nach.

Thematisiert werden aber auch der Bau der Erzbahn, das Leben der Wanderarbeiter "Rallaren" sowie die Entwicklung des Hafens, der Bergbaugesellschaft LKAB und die regionale Industrialisierung.

Das Backsteingebäude wurde im Jahr 1902 als Verwaltungsgebäude der Norwegischen Staatsbahn errichtet.


Holzhäuser an der Havnegata im norwegischen Narvik







Kurz hinter der Einmündung der "Havnegata" mit ihren schönen weißen Holzhäusern...


Denkmal für Steuerleute nahe dem Seemannsheim am Hafen von Narvik



... erreichen wir eine kleine, am Hafen gelegene Grünanlage mit einem Seemanns-Denkmal, das von dem Bildhauer Anders Tryge Thorsen geschaffen und am 30. August 1960 enthüllt wurde.

Anders Tryge Thorsen wurde am 15. Januar 1892 nahe Arendal geboren. 1902 zog seine Familie nach Narvik, wo er nach Abschluss der Schule eine Lehre als Fotograf begann.

In den Jahren 1910 und 1911 studierte er an der Kunstakademie
im heutigen Oslo und absolvierte danach Studienaufenthalte in Deutschland und Italien.

Bekannt wurde er durch seine Porträtbüsten und Reliefs sowie Skulpturen von Fischern und Seeleuten.

1963 zog er zurück nach Arendal, wo er am 25. Oktober 1965 verstarb.


Seemannsheim nahe dem Hafen von Narvik

An die Grünanlage schließt sich das am Hafen gelegene "Sjømandshjem" an.

Die im Jahr 1901 gegründete Vereinigung skandinavischer Seemannsheime im Ausland begann 1903 auch mit der Planung eines solchen Hauses in Narvik, um Seeleuten preisgünstige und saubere Übernachtungsmöglichkeiten in einer alkoholfreien Umgebung anbieten zu können.

In vielen ausländischen Häfen konnten sich die Schiffsbesatzungen von ihrer knappen Heuer oft nur Übernachtungen in minderwertigen Pensionen und Spelunken leisten.


Das Sjømandshjem an der Havnegata wurde von dem schwedischen Bergbauunternehmen LKAB finanziert und gebaut. Weil sich aber die Liegezeiten der Erzfrachter über die Jahre hinweg deutlich reduzierten, wurde das Seemannsheim schließlich kaum noch genutzt und im Jahr 2008
in eine Appartementanlage umgebaut. Die alte Fassade blieb dabei erhalten.


Hafenbecken nahe Pier 2 im norwegischen Narvik


Hinter dem Seemannsheim erreichen wir den Handelshafen von Narvik und blicken über den im Jahr 1926 gebauten Pier 1 und die Hafenbucht hinweg zum modernen Malmkaia, an dem ein Erzfrachter beladen wird.

An dem 140 Meter langen, betonierten Pier 1 können Schiffe bis zu einer Länge von 140 Metern und einem Tiefgang von maximal 6 Metern festmachen.


Pier 2 im Hafen der norwegischen Stadt Narvik





Deutlich kürzer ist der etwas weiter südöstlich gelegene, 85 Meter lange Pier 2 mit einer Wassertiefe von 3 Metern.



Von dessen Spitze haben wir einen schönen Blick auf den weiter draußen gelegenen ...

Kreuzfahrtanleger und Militärhafen im norwegischen Narvik

... Fagerneskai mit dem Anleger für Kreuzfahrtschiffe und den sich anschließenden Militärhafen von Narvik.
 


Talstation der Gondelbahn zum Narvikfjellet im norwegischen Narvik

Vom Hafen aus kehren wir zum Best Western Hotel an der Skistua zurück, weil wir nach einer kurzen Kaffeepause mit der Gondelbahn hinauf zur 656 m hoch gelegenen Fjellheisstasjon im Ski- und Wandergebiet Narvikfjellet fahren möchten. Die Aussicht von dort oben soll grandios sein.

Als wir das Hotel am Spätnachmittag verlassen, beginnt zu unserer Freude die Wolkendecke langsam aufzureißen. An der nahe gelegenen Talstation der Gondelbahn ist es dann mit unserer Freude schnell wieder vorbei: Die Bahn fährt nicht.

Jedenfalls nicht mit BESETZTEN Gondeln. Monteure sind dabei, die nach dem Winterbetrieb notwendigen Wartungsarbeiten durchzuführen, damit Mitte Juni der Sommerbetrieb beginnen kann.

Zurück im Hotel erhalten wir dann den Tipp, entlang des vor dem Hotel beginnenden "Reinveien" hinauf zum "Major Hyldmos Plass" zu spazieren. Der liege zwar nur etwas mehr als 200 Meter über dem Hafen, aber der Weg lohne sich der Aussicht wegen ganz bestimmt.


Auf dem Reinveien hinauf zum Major Hyldmos Plass über Narvik

Auf dem asphaltierten Reinveien kommen wir gut voran und schon bald sehen wir den Platz und das dort gelegene Wasserkraftwerk "Taraldsvik" der Firma Nordkraft vor uns, das nicht nur Strom produziert, sondern auch die Stadt Narvik mit Wasser versorgt.

In den Sommermonaten kann man hier einen künstlichen Geysir erleben: Durch einen über 1.000 Meter langen Tunnel und ein 2 Kilometer Meter langes Rohr lässt man hier täglich um 13:00 Uhr und um 21:00 Uhr dem Wasser aus dem Gebirge freien Lauf.


Mit einem Druck von 44 Bar schießt dann eine 75 Meter hohe Fontäne über den Platz hinweg Richtung Tal. Wie gesagt: Nur in den Sommermonaten...


Blick vom Reinveien zurück auf Narvik und den Ofotfjord




Je weiter wir kommen, desto steiler steigt die schmale und wenig befahrene Straße mit ihren kurzen Ausweichstellen an.

Wir bleiben öfter stehen und genießen den Blick zurück auf Narvik und den Ofotfjord.


Wasserlauf seitlich des Reinveien oberhalb der norwegischen Stadt Narvik




Mehrfach passieren wir Wässerfälle.

Die Schneeschmelze in den Bergen ist auch Ende Mai noch nicht vorbei und die Schmelzwasser stürzen rauschend und schäumend auf dem kürzesten Weg hinunter zum Fjord.


Storfjellet-Gebirge jenseits des Ofotfjords nahe Narvik




Kurz vor unserem Ziel gibt uns der Mischwald dann den Blick Richtung Bjerkvik am Ende des Herjangsfjorden - ein Seitenarm des Ofotfjords - und auf das dahinter gelegene Gebirge "Storfjellet" mit den noch von Altschnee bedeckten Bergen "Dudalstinden", "Nonstinden" und "Lofttinden" frei.



Dann sind wir oben.

Panorama von Narvik am Ofotfjord

Der Tipp war gut und der Weg hat sich gelohnt: Narvik und der Ofotfjord liegen uns zu Füßen.
 


Denkmal für Major Hyldmos auf dem Major-Hyldmos-Plass oberhalb von NarvikAuf dem Platz steht ein Kriegsdenkmal, das an Major Hyldmo und dessen Soldaten erinnert.

Ein Hinweisschild erläutet das Kriegsgeschehen: Nachdem am 9. April 1940 zehn deutsche Zerstörer die beiden norwegischen Panzerschiffe Norge und Eidsvold versenkt und Narvik besetzt hatten, liefen am 28. Mai 1940 neun englische Kriegsschiffe in den Ofotfjord ein.

Unter deren Feuerschutz erreichte das 2. norwegische Hålogaland-Infantrieregiment zusammen mit zwei Batallionen der französischen Fremdenlegion auf Landungsbooten und in Fischkuttern das Ufer und durchbrachen unter hohen Verlusten die deutsche Frontlinie.


Die von Major Ivar Hyldmo befehligten Truppen marschierten noch am gleichen Tag in Narvik ein. Es war das erste Mal, dass im Zweiten Weltkrieg eine von der deutschen Wehrmacht besetzte Stadt zurückerobert wurde. Für die Kampfmoral der alliierten Truppen war dieser Sieg von großer Bedeutung. Sir Winston Churchill wird nachgesagt, dass er in kritischen Situationen gerne an den Erfolg von Narvik erinnerte: "Look to Narvik".


Abendsonne über dem Major-Hyldmos-Plass oberhalb von Narvik



Damit Asphaltschleicher und
Steinstolperer wie wir nicht versehentlich den Hang hinunter stürzen, hat man den Major-Hyldmo-Platz mit einem Schutzgitter versehen.

Wir haben Glück, denn wir sind groß genug, um über das Gitter hinweg ...


Blick vom Major-Hyldmos-Plass oberhalb von Narvik auf die Stadt und das Gebirge  Ankenesfjellet






... einen maschendrahtfreien Ausblick auf Ankenes und Ankenesfjellet ...


Abendsonne über dem Ofotfjord und der Hafenstadt Narvik





... und das unter uns gelegene und durch die fünfgleisige Trasse der Erzbahn geteilte Narvik zu haben.



Wir sitzen hier oben stundenlang ...

Blick vom Major Hyldmos Plass auf die norwegische Hafenstadt Narvik

... und genießen das Panorama.
 



Erst gegen Mitternacht schaffen wir es, ...

Mitternachtssonne über Narvik und dem Ofotfjord

... uns loszureißen und zum Hotel zurückzugehen.

Morgen fahren wir weiter nach Å auf den Lofoten.

 



Hier begann unsere Nordkap-Tour ...


... und hier geht es weiter:
Auf die Lofoten



Hier finden Sie weitere Infos:
Narvik Havn

Narvik Hafenübersicht
Erzbahn Kiruna - Narvik

Museum Nord Narvik

Narvikfjellet

Nordkraft Wasserkraftwerk Taraldsvik
Der Krieg um das Eisenerz











Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:

Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.



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Seite erstellt: 12.11.2015