Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Norwegen Über
Steinkjer nach Namsos "Rock
City i Norge"
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Wir verlassen Trondheim
am 25. Mai. Unser heutiges Tagesziel ist das 210
Kilometer entfernte Namsos. Die Landschaft rechts
und links des "Røravegen" erscheint
uns trostlos: Die Straßen sind feucht, es nieselt und alles ist
grau in grau.
Dazu passt, dass unser Onboard-Navi nun wohl
endgültig den Geist aufgegeben hat: "No GPS".
Dauerhaft. Kein wirkliches Problem, denn unsere Etappenziele sind
sehr gut ausgeschildert. Verfahren kann man sich
im dünnbesiedelten Norden von Trøndelag nicht. Jedenfalls
solange man auf den gut asphaltierten Hauptstraßen
bleibt. Etwas schwieriger wird sich für uns nun
aber das Anfahren der gebuchten Hotels
in größeren Städten gestalten.
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Nach
einer gut zweistündigen Fahrt erreichen wir 120 Kilometer
hinter Trondheim den Ort Steinkjer, das Verwaltungszentrum
der Region Nord Trøndelag, und gönnen uns
vor dem Rathaus einen kurzen Boxenstop.
Das
moderne "Steinkjer
Rådhus" in der "Kongens gate" wurde von dem ortsansässigen
Architekten Odd Hage geplant und 1977 fertig gestellt.
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Auf
unserer Suche nach einer Cafeteria spazieren wir
Richtung "Torget" und sehen an der Kreuzung
mit dem "Ogndalsvejen" ein Hinweisschild
zum "Norges
Midtpunkt". Wir sind überrascht, aber
es stimmt: Der Mittelpunkt von Norwegen liegt in der Kommune Steinkjer ein
paar Kilometer östlich
der Stadt.
Wir haben also die Hälfte unseres
Weges zum Nordkap hinter uns gebracht. Mal abgesehen
von dem geplanten Abstecher auf die Lofoten.
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Auf
der Westseite des Marktplatzes
steht die "Steinkjer
kirke", die im Jahr 1965 geweiht wurde.
Den
Entwurf für das modern gestaltete Gotteshaus mit
den vielen Nischen an der weißen Fassade und mit
dem schlanken, freistehenden
Glockenturm fertigte der Architekt Olav Johann Stoud
Platou.
Die sehenswerten Glas- und Wandmalereien
im Kircheninneren fertigte der aus Steinkjer stammende
Künstler Jakob Weidemann.
Das Bronze-Kruzifix auf
dem Altar schuf Sivert Donali aus Oppdal, das mosaikverzierte
Taufbecken gestaltete Inger Kvarving.
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Historische
Bausubstanz sucht man in Steinkjer vergeblich, denn
1940 wurde die Stadt von der deutschen Luftwaffe
bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht.
Das
wie die meisten anderen Gebäude auch nach Kriegsende
errichtete "Steinkjer samfunnshus" auf
der Ostseite des Marktplatzes dient den Vereinen
und Verbänden der Stadt als Gemeinschafts- und Versammlungsgebäude
für kulturelle Zwecke.
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Auf
der Nordseite des Torget überquert die "Steinkjerbrua"
den in den "Beitstadfjord" - ein Nebenarm
des Trondheimfjords - mündenden Fluss "Steinkjerelva".
Von
der Brücke hat man einen schönen Blick auf die
bunten Häuser am nördlichen Ufer.
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Da wir keine
geöffnete Cafeteria finden, kehren wir unverrichteter
Dinge zum Auto zurück und fahren über die Steinkjerbrua
auf die E6 und weiter Richtung Namsos. Kurz hinter
Asphaugen biegen wir dann links ab und folgen der
Straße "Riksvei 17" (Rv17) über Velle, Fosnes, Sprova,
Namdalseid ...
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und durch das Namsental bis nach Sjøåsen am Ende
des Namsfjorden.
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Eine
gute halbe Stunde später stehen wir dann vor dem
Hotel
"Scandic Rock City" in Namsos.
Überraschung
beim Check-In: Die nette Dame am Empfang spricht deutsch.
Überraschung beim Kaffee in der Lounge: Der
freundliche Mitarbeiter des Restaurants spricht perfekt deutsch.
Und die Inneneinrichtung des Hotels ist
von Rock und Pop inspiriert. Toll gemacht und sehenswert.
Wir
entscheiden spontan, unsere Hauptmahlzeit am Abend
hier im Restaurant einzunehmen.
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Überraschung
dann im komfortablen, sauberen Hotelzimmer:
Wir
haben vom Bett aus einen
tollen Ausblick auf Namsos, den Hafen und den Namsenfjord.
Überraschend
ist für uns auch, dass das Hotelzimmer so früh am
Tag für uns bereit steht. Üblicherweise ist der
früheste Check-In-Zeitpunkt in norwegischen Hotels
um 15:00 Uhr. Und wir sind nach dem frühmorgendlichen
Start in Trondheim und der kurzen Tagesetappe mit
nur einer Unterbrechung bereits kurz vor 12 Uhr
im Scandic Rock City eingetroffen.
Nachdem
die Koffer ausgepackt sind, nutzen wir unseren autofreien
Nachmittag, um uns Namsos anzusehen. Obwohl jetzt
wieder Nieselregen einsetzt.
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Neben
unserem Hotel Scandic Rock City und mit diesem durch
eine Glastür verbunden steht das braune, quaderförmige
Gebäude "Rock City".
Das Rock-Zentrum
der Region Trøndelag ist gleichzeitig Förderzentrum für norwegische
Rock- und Popmusik. Und hier ist auch die Touristinformation
untergebracht.
Die Gründung des Rock
City wurde durch einen Parlamentsbeschluss des Jahres
2005 ermöglicht, die Eröffnung des Förderzentrums
erfolgte am 11.11.2011.
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Das
politische
Mandat legte auch die Zusammenarbeit mit der "Nord-Trøndelag Universität", mit
dem "Kompetenznetzwerk für Rhythmische Musik" und mit "Performing
Arts Health Norway" fest.
Seit
der Eröffnung wurden im Rock City mehrere nationale
Songwriter-Wettbewerbe organisiert. Von hier
werden zudem Rock-Stipendien vergeben, was dazu führte,
dass schon mehrere Rockstars entdeckt und gemeinsam
mit der Unterhaltungsindustrie aufgebaut und gefördert
wurden.
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In
den Sommermonaten kann man hier erste eigene Hits
schreiben, von einer Band begleitet erste Erfahrungen
auf einer Bühne sammeln oder sich als Designer für
CD-
und Plattencover versuchen.
Man kann aber
auch einfach nur die Rock-Ausstellung besuchen und
sich von angehenden Künstlern unterhalten und inspirieren
lassen.
Das Plakat "WE
WILL ROCK YOU" erinnert uns daran, dass wir
vor vier Wochen in Potsdam den phantastischen Auftritt
der "Q-Revival-Band"
miterleben durften.
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Hinter
der Idee von "Rock City" steht allem Anschein
nach ganz Namsos, denn nicht nur unser Scandic-Hotel
hat sich entsprechend benannt, auch das große "We
Will Rock You"-Plakat in der Nähe und der Supermarkt
"Rema 1000 Rock City" widmen sich der
Rock'n Roll-Künstlerschmiede: "We built this City on Rock
and Roll".
Hinter dem Supermarkt ragt
der Hausberg von Namsos in die Höhe, der "Bjørumsklompen".
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Wir
passieren das große Einkaufszentrum "Namsos
Storcenter", in dem man Lebensmittel- und Bekleidungsgeschäfte,
eine Apotheke, eine Drogerie, einen Beauty-Shop,
eine Bäckerei, einen COOP und natürlich eine Niederlassung
des staatlichen "Vinmonopolet" mit einem
großen Wein und Spirituosenangebot findet.
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Wir
ziehen jetzt aber vor, in der "Onkel
Oskar Bar" gleich nebenan ein kleines Nachmittagsbierchen
zu nehmen.
Das
Motto des Pubs gefällt uns gut: "Alcohol
may be man's worst enemy. But the bible says
Love Your Enemy."
Weniger gut ist, dass
Onkel Oskar seine Türen erst um 19 Uhr öffnet.
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Wir
schauen uns noch das schmucke Konterfei von Onkel
Oskar über dem Eingang des Lokals an ...
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und betreten dann den Holzsteg daneben.
Der
Blick
auf die auf Pfählen stehenden Holzhäuser zwischen
der Verftsgata und dem Namsenfjord entschädigt uns
für den Bierentzug.
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Wenige
Meter weiter haben norwegische Freizeit-Kapitäne im
Sporthafen
ihre Motorboote festgemacht.
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Wir
biegen nun in die "Bråholmgata" ein, um
uns die moderne Kirche von Namsos anzusehen.
Da
die Vorgängerkirche aus dem Jahr 1902 während des
Zweiten Weltkrieges durch ein Bombardement der deutschen
Luftwaffe am 20. April 1940 vollständig zerstört
wurde, erfolgte 1957 die Grundsteinlegung
für den Neubau.
Die aus Beton und Backsteinen
errichtete "Namsos kirke" mit ihrem freistehenden
Glockenturm wurde von Ola B. Aasness aus Oslo geplant,
im Jahr 1960 geweiht und verfügt über mehr als 600 Sitzplätze.
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Über dem Eingang
zur Namsos kirke findet man ein schönes Bronzerelief
von Arne Durban, das Jesus im Kreis seiner Jünger
zeigt.
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Zurück
in der Verftsgata folgen wir dieser weiter in Richtung
Fjordgata...
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und erreichen kurz darauf den Schiffsanleger "Dampskipskaia",
an dem der norwegische Fischtrawler "Ro Chief"
festgemacht hat.
Das im Jahr 2002 vom Stapel
gelaufene Schiff wird für die Verschiffung der Fische
aus den norwegischen Lachsfarmen genutzt und kann
bis zu 180 Tonnen lebende Lachse transportieren.
Über
den sich anschließenden Anleger der "Hurtigbåtrute"
erreichen wir die Fjordgata...
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und das Verwaltungsgebäude der "Namsos
Kommune".
Namsos wurde
im Jahr 1845 gegründet und prosperierte bald durch
den Handel mit Fischen und besonders Holz, das auch für den Hausbau genutzt
wurde.
Wie vielen anderen norwegischen Städten auch
gereichte dies der Stadt mehrfach zum Nachteil:
Großfeuer vernichteten 1872 und 1897 fast alle Gebäude.
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Doch damit
nicht genug: Nachdem die deutsche Wehrmacht durch
alliierte Truppen aus Namsos vertrieben worden war,
revanchierte sich die deutsche Luftwaffe am 20. April
1940 an den alliierten Befreiern und vor allem an der norwegischen
Bevölkerung mit einem Bombardement der Stadt, die
dabei dem Erdboden gleich gemacht wurde.
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Wir
spazieren nun noch zum nahe gelegenen "Kulturhuset
i Namsos" in der Stasjonsgata.
Im Kulturhaus
ist u. a. das im Jahr 1988 eröffnete "Nord
Trøndelag Kunstmuseet" untergebracht.
Das
Kunstmuseum
zeigt zeitgenössische Gemälde, Skulpturen,
Fotografien und kunsthandwerkliche Gegenstände.
Der
Eintritt ist frei, im zugehörigen Shop werden künstlerische
Arbeiten zum Kauf angeboten.
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Im
angrenzenden, gepflegten "Skulpturparken"
findet man in Erinnerung an die wirtschaftlichen
Anfänge von Namsos die Skulpturen eines Holzfällers,
eines Flößers
und eines Sägewerksarbeiters.
Die um ein
Wasserspiel gruppierten Figuren hat der aus Lillehammer
stammende Bildhauer Svein Tore Kleppan zum 150-jährigen
Stadtjubiläum im Jahr 1995 geschaffen.
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Die
auf der gegenüber liegenden Seite der "Carl
Gulbrasons gate" stehende Bronzeskulptur eines
Elches wurde von Skule Waksvik im Jahr 1967 geschaffen
und im Folgejahr hier aufgestellt.
Dieser
Elch wurde mittlerweile zu einem Symbol für Namsos.
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Es ist inzwischen
später Nachmittag geworden, aber es ist noch zu
früh für das geplante Abendessen im Hotel. So bleibt
uns Zeit, dem Rat der netten, deutsch sprechenden
Empfangsdame zu folgen und dem Hausberg von Namsos
einen Besuch abzustatten.
Der in Serpentinen
angelegte Wanderweg hinauf auf den "Bjørumsklompen"
ist durch das ausgefallene Mittagessen zwar etwas
anstrengend, aber er lohnt sich.
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Der
Blick vom "Klompen" auf Namsos und den
Namsenfjord ist einfach toll.
Wir genießen
die Aussicht von hier oben so lange wie möglich,
doch dann wird es Zeit, zum Hotel zurückzukehren.
Dort folgen wir dem Menü-Vorschlag des so perfekt Deutsch
sprechenden Restaurantmitarbeiters, der vor Jahren von
Berlin nach Norwegen ausgewandert ist, und wir werden
nicht enttäuscht.
Das Essen und der Service
sind Spitze und auch das Ambiente des Restaurants
ist perfekt. Von der Raumgestaltung über die Beleuchtung
bis hin zu den Platzmatten ist alles stimmig: Im Scandic Rock City
müssen einfach alte Vinyl-Langspielplatten als
Platzsets zum Einsatz kommen - eine tolle Idee. Und die Aussicht auf
den Fjord während des Essens ist herrlich. Selbst
bei schlechtem Wetter.
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