Schleswig wird erstmals
im Jahr 804 erwähnt. In der Siedlung wird altnordisch
gesprochen, man nennt den Ort "Sliasthorp"
- Hafen an der Schlei. Ab 808 lässt der Dänenkönig Göttrik
einen ersten Wall zum Schutz der Siedlung errichten,
und er siedelt hier Kaufleute an, um den Ort, der auch
"Sliaswich" und "Haithabu" genannt
wird, als Umschlagplatz im Handel mit Skandinavien zu
nutzen.
Mitte des 9. Jahrhunderts gründet
Ansgar, Erzbischof von Hamburg und Apostel des Nordens,
hier eine erste Kirche, knapp hundert Jahre später wird
Schleswig zum Bistum.
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts
erobern aus dem heutigen Schweden kommende Wikinger
das Gebiet, das dann 934 von König Heinrich I. annektiert
wird. Im Jahr 983 nutzt wiederum Dänenkönig Harald Blauzahn
den Tod von Kaiser Otto II., um Haithabu dem Kaiserreich
zu entreißen. In der Folge vertritt ein Statthalter
die dänischen Interessen.
Nachdem die am Südufer
der Schlei gelegene Siedlung Haithabu von Slawen mehrfach angegriffen
und 1066
zerstört wurde, verlegt man den gesamten Ort an das
Nordufer und beginnt mit dem Bau einer Basilika. Im
12. Jahrhundert lässt der dänische König Niels
an der Stelle des heutigen Grauklosters eine Pfalz errichten
und ernennt Knud Laward zum ersten Herzog von Schleswig,
der von seiner Burg auf der Möweninsel das Herzogtum
regiert. Der Bischof von Schleswig residiert seit 1161 in
einem Anwesen auf der Schlossinsel, über dem später
das heutige Schloß Gottorf entstehen wird.
Zu
einem wichtigen Meilenstein wird für die Schleswiger
Fischer das Jahr 1188, in dem ihnen das Recht zugestanden
wird, auf der gesamten Schlei zu fischen und ihre Netze
überall in Ufernähe zu trocknen. Zwölf Jahre später
erhält Schleswig das Stadtrecht. Zu dieser Zeit existieren
in Schleswig bereits sieben Kirchen und es entstehen
im Jahr 1200 das St. Johannis Kloster und 1134
das Graukloster, letzteres auf den Fundamenten der alten
Königspfalz. Direkt daneben wird die Paulskirche gebaut,
auf deren Grundmauern fünf Jahrhunderte später das heutige
Rathaus der Stadt errichtet werden wird.
Wappen
von Schleswig
Mitte des 14. Jahrhunderts
verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation in
Schleswig rasch. Das aufstrebende Lübeck entwickelt
sich zu einem starken Konkurrenten, überflügelt schnell
die
Handelsstadt an der Schlei und wird zur überregionalen
Handelsmetropole des Nordens. Auch seine regionale
Vormachtstellung verliert Schleswig dann nach und nach
an das weiter
nördlich gelegene Flensburg.
Dennoch wird in
der Stadt fleißig weitergebaut: 1449 wird das Rathaus
erweitert, 1501 wird der erste Dom vollendet, 1517 wird
die erste öffentliche Apotheke Schleswig-Holsteins eröffnet
und Schloß Gottorf errichtet, das 1544 Residenz der
Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf wird. Es wird
aber auch Bausubstanz vernichtet: Im Rahmen der Reformation
werden in protestantischem Glaubenseifer mehrere katholische
Kirchen und Klöster bis auf die Grundmauern abgebrochen.
Das Graukloster bleibt erhalten und wird zum Armenhaus
umgebaut.
Im 16. und 17. Jahrhundert leidet
Schleswig unter mehreren schweren Pestepidemien, deren
letzte im Jahr 1682 auch noch Cholera und Pocken folgen.
Die Bewohner schließen sich in Totengilden, den "Beliebungen",
zusammen und sorgen für ein christliches Begräbnis der
Verstorbenen, die zuvor aus Angst vor Ansteckungen meist
auf die Schnelle verscharrt wurden. Um die Versorgung der Einwohner sicherzustellen,
verbietet der Magistrat der Stadt den Fischern unter
Androhung hoher Geldstrafen, ihren Fang in anderen Häfen
anzulanden und zum Verkauf anzubieten.
Zu Beginn
des 18. Jahrhunderts wird die Südseite von Schloß
Gottorf gebaut, das Prinzenpalais erstellt und die bisher
eigenständigen Vororte Lollfuß und Friedrichsberg eingemeindet.
Knapp hundert Jahre später beginnt man mit dem Bau des
neuen Rathauses auf den Fundamenten der alten Klosterkirche,
nachdem das alte Rathaus im Jahr 1793 wegen Baufälligkeit
abgebrochen werden musste. Im Ständesaal des Neubaus
tagen ab 1836 die Landstände des Herzogtums und der
Provinziallandtag, der 1904 nach Kiel übersiedelt.
Auf
dem Schleswiger Sängerfest des Jahres 1844 hat das Schleswig-Holstein-Lied
seine Uraufführung. Den Text der norddeutschen "Nationalhymne"
schrieb der Schleswiger Advokat Matthäus Friedrich Chemnitz,
die Musik stammt von Carl Gottlieb Bellmann, seines
Zeichens Kantor im Johannis-Kloster. Das "Schleswig-Holstein
meerumschlungen" wurde sehr populär und zum Kampflied
für ein unabhängiges, geeintes und deutsches Schleswig-Holstein.
Flagge
von Schleswig
1848 erheben
sich die
Schleswig-Holsteiner gegen Dänemark und es kommt zum Krieg. Nach der Niederlage der
Aufständigen in der Schlacht bei Idstedt bleibt das in Personalunion mit dem Königreich Dänemark
verbundene Schleswig bis zur dänischen Niederlage
im Deutsch-Dänischen Krieg am Dannewerk im Jahr 1864
weiter dänisch verwaltet. Danach
gehört Schleswig bis 1920 zu Preußen
und zum Deutschen Reich. Der lang anhaltende Streit zwischen
Deutschland und Dänemark um das Herzogtum Schleswig endet 1920 mit dessen
Teilung: Nordschleswig fällt durch die im Versailler Vertrag festgeschriebene
En-Bloc-Abstimmung des Volksentscheides vom 10. Februar 1920 endgültig an
Dänemark, obwohl die Einwohner von Tondern, Hoyer, Apenrade
und Sonderburg mehrheitlich deutsch stimmen. Am 15. Juni 1920 wird folgerichtig Nordschleswig
an Dänemark abgetreten.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird die Regierung
von Schleswig nach Kiel verlegt. Als Ausgleich erhält
die Stadt an der Schlei die Obergerichte des Bundeslandes
Schleswig-Holstein und die Landesmuseen. Durch den Zuzug
von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten
wächst die Bevölkerung innerhalb weniger Monate um mehr
als 18.000 Menschen, was vorübergehend zu massiven Wohn-
und Versorgungsproblemen führt. Heute hat Schleswig
wieder etwa 25.000 Einwohner. Versorgungsmängel haben
wir auf unserem Rundgang nicht feststellen können. Im
Gegenteil: Wir fanden in Schleswig eine schier unbegrenzte,
hervorragende und abwechslungsreiche Angebotspalette
für Körper und Geist.
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