Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info
Schweden Über
Vilhelmina nach Strömsund
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Nach
einem prima Frühstück verlassen wir die Huskyfarm
von Wildact in Storberg und fahren über den
Inlandsvägen E45 vorbei an Slagnäs in das 75 Kilometer
entfernte Sorsele.
Das im Bahnhofsgebäude
von Sorsele untergebrachte "Inlandsbanemuseet"
zeichnet den dreißigjährigen Bau der knapp 1.300 Kilometer
langen Eisenbahnlinie "Inlandsbanan" nach, deren
Geschichte wir schon im "Rallarmuseet"
in Moskosel erfahren durften.
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Nach
weiteren 70 Kilometern erreichen wir das
am Fluss "Ume älv" gelegene Storuman. Hinter dem Ortseingang
trifft die E45 auf die E12, die nach Mo
i Rana in Norwegen weiterführt.
Seitlich
der Einmündung steht in der Centralgatan die moderne
"Storumankyrkan" des "Svenska Missionsförbundet".
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Entlang
der Hauptstraße "Blå vägen" ...
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erreichen wir das an einer kleinen Grünanlage gelegene
Rathaus der Kommune Storuman.
Storuman
entwickelte sich im frühen 20. Jahrhundert
aus dem kleinen Dorf Luspen. Mit der Ankunft der
Inlandsbahn im Jahr 1923 und dem Bau des ersten
Wasserkraftwerks am Ume älv erhielt der Ort zwei
Wachstums-Schübe. Seit dem Jahr 2000 ist die Einwohnerzahl jedoch
leicht
rückläufig; heute leben in der Kommune Storuman
knapp sechstausend Menschen.
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Eine
Bibliothek gibt es in der Kommune Storuman bereits
seit 1881, im Jahr 1980 brachte man die "Storuman bibliotek"
im ehemaligen Eisenbahn-Hotel an der Stationsgatan
unter.
Das Gebäude wurde von dem Eisenbahn-Architekten
Folke Zettervall geplant, der auch das Empfangsgebäude
in Gällivare entwarf.
Erbaut wurde das
"Järnvägshotellet" von 1922 bis 1924.
Es verfügte über einen 1. und 3. Klasse
Speisesaal und mehrere Fremdenzimmer. 1934 wurde es u.
a. um
einen Clubraum erweitert.
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Hinter
Storuman folgt die E45 der Trasse der Inlandsbahn,
passiert hinter Skarvsjöby den See "Skarvsjön"
und erreicht nach weiteren fünfzig Kilometern die
Stadt Vilhelmina.
Vilhelmina wurde in den
1770er Jahren gegründet und hieß bis 1804 "Volgsjö".
Der heutige Name der 3.700 Einwohner zählenden Stadt
geht auf Frederica Dorotea Vilhelmina von Baden
zurück, die Gemahlin von König Gustav IV. Adolf.
Wir
parken nahe dem Vilhelmina
Turistbyrån in der Tingsgatan.
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Es
ist inzwischen Mittag geworden und der Hunger treibt
uns auf der Suche nach einem Restaurant entlang
des Volgsjövägen ins Stadtzentrum.
Wir
passieren mehrere Speiselokale, die zu unserer Überraschung
aber alle bis auf den letzten Platz belegt oder reserviert
sind.
So
etwas haben wir auf unserer Tour noch nirgendwo
erlebt.
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Wir
spazieren zurück zu Tingsgatan und schauen noch
kurz in das 1973 erbaute "Vilhelmina
Folkets Hus", das 1994 zu seiner heutigen Größe
erweitert wurde.
Neben
einer Schwimmhalle gibt es hier eine Bibliothek,
ein Kino, eine Bowling-Anlage mit acht Bahnen, das
Nationaltheater und ein ebenfalls überfülltes Restaurant.
Wir
geben hier die Nahrungssuche auf und beschließen,
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vorbei an der Schule "Vilhelmina
Volgsjö skola" zum Auto zurück zu
gehen.
Und weil wir keine Lust auf Sandwiches
aus unserer Kühlbox haben, werden wir nun bis zu
unserem Tagesziel Strömsund durchfahren.
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Kurz
vor dem Parkplatz wird uns dann klar, warum alle
Restaurants so gut besucht sind:
Heute ist
der letzte Schultag des Schuljahres. Die Abiturienten
ziehen - noch geordnet und zu Fuß - durch die Stadt
um dann mit Freunden, Eltern und Bekannten bei
einem ausgedehnten Festessen das Ende des Schülerdaseins
zu feiern.
Am
Nachmittag wird man dann wieder durch die Stadt
ziehen, dann aber mit deutlich
mehr
Tamtam.
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Auch
südlich von Vilhelmina verläuft die E45 parallel
der Inlandsbanan und passiert den Ort Dorotea, der
auch als das südliche Tor von Lappland bezeichnet
wird.
Kurz vor Hoting
sehen wir auf der Inlandsbahn einen schweren, mit
hunderten von Baumstämmen beladenen Güterzug mit
Doppeltraktion Richtung Dorotea kriechen.
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Das
Automobilmuseum "Ivars
Bilmuseum" in Hoting schauen wir uns nicht
an, weil wir schnellstmöglich nach Strömsund wollen.
Im
Nachhinein bereuen wir diese Entscheidung, denn
hier sind tolle Autos und Motorräder zu sehen: Die
Palette reicht vom Orient Buckboard aus dem Jahr
1906 bis zum Mercedes Benz 300 Baujahr 1957 und
von einer Indian Super Scout von 1928 bis zu einer
Douglas Mark V von 1951.
Wir
werden uns das Museum bei unserer nächsten Nordland-Tour
ansehen.
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Gegen 16:30 Uhr
erreichen wir Strömsund ...
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und fahren direkt zum
Hotel Nordica am Ramselevägen.
Bei der
Ankunft werden wir schon erwartet: Die Rezeption
des Hotels ist (außerhalb der Saison?) nicht durchgängig
besetzt. Der Check-in ist schnell erledigt und wir
beziehen das uns zugewiesene Zimmer. Es wurde wohl
länger nicht benutzt, denn es riecht muffig, ist
aber sauber. Nach einem kurzen Lüften ist das Geruchsproblem
beseitigt, auf das Duschen werden wir hier aber
verzichten. Im Foyer steht ein Kaffeeautomat, der
kostenlos genutzt werden kann, das WLAN funktioniert
und der große Parkplatz kann kostenlos genutzt werden.
Das
Personal ist freundlich und hilfsbereit: Weil wir
am morgigen Tag eine Riesen-Etappe Richtung Heimat
vor uns haben, bitten wir, eine Stunde früher als
üblich frühstücken zu dürfen. Obwohl nachts kein
Personal im Haus ist, kommt man unserem Wunsch ohne
zu zögern nach. Ohne das umfangreiche Frühstücksbuffet zu reduzieren!
In
dem gleichen Gebäude direkt neben dem Hotel Nordica
befindet sich das "Strömsund Turism & Folkets Hus" mit
der Touristinformation, die wir jedoch links liegen
lassen: Wir gehen auf Futtersuche.
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Der
Bau der nahe gelegene "Strömsund
kyrkan" wurde im Jahr 1818 beschlossen, weil
die Vorgängerkirche aus dem 14. Jahrhundert
zu klein geworden war. Der schwedische
König stimmte der geplanten Baumaßnahme 3 Jahre später
zu.
Die Pläne fertigte der Baumeister Simon
Geting aus Åbord. Wegen wirtschaftlicher Probleme
zog sich der Baubeginn bis 1845 hin; geweiht wurde das Gotteshaus
am 5. September 1847.
Ihr
heutiges Aussehen erhielt die Kirche von Strömsund
während den Renovierungsarbeiten der Jahre 1970 und 1971.
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Im Kircheninneren
findet man in einer Nische das aus dem späten 15. Jahrhundert
stammende Altarbild der 1850 abgerissenen Vorgängerkirche,
das Maria mit dem Jesuskind und den Heiligen Gregorius
und Olav zeigt. Das heutige Altarbild schuf der
Künstler Bengt Hamrén im Jahr 1928. Es zeigt die
Verklärung Jesu.
Die Hauptorgel ist vergleichsweise
neu; sie wurde von Olof Hammarberg
aus Göteborg gebaut
und
1971 installiert.
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Von
der Kirche sind es nur ein paar Meter bis zur Hauptstraße
"Lövbergavägen", wo wir sicherlich eine
warme Mahlzeit bekommen werden.
Wir haben
die Wahl zwischen dem "Hörnet Restaurant &
Bar" ...
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und dem "Strömsund
Grill Huset Annexet", dass neben Hamburgern,
Pizzen und Kebab auch lokale Tagesgerichte anbietet.
Das
Angebot des Grillhauses sagt uns zu, das Essen und
die Preise auch: Für zwei große, leckere Pizzen
mit Salaten und Getränken zahlen wir umgerechnet nur
22 Euro.
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Ebenfalls
im Lövbergavägen steht etwas weiter oberhalb des
Grillhauses vor dem im Jahr 1890 errichteten Gebäude
der Veterinär-Klinik "Fjellveterinären"
ein Riesen-Elch.
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Auf
dem nahe gelegenen Marktplatz "Valludalstorget"
werden - ähnlich wie schon in Gällivare - blühende
Petunien, Geranien, Stiefmütterchen und Tagetes
angeboten, ...
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und hier steht ein (noch?) schmuckloser Pavillon.
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Parallel
zum Lövbergavägen verläuft die Straße "Storgatan",
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an deren Westseite das Rathaus der "Strömsunds
kommun" erbaut wurde.
Die Gegend um
Strömsund war bereits in der Steinzeit besiedelt,
erstmals dokumentiert wurde der Namen im Jahr 1273.
Die
heutige Kommune Ströms entstand im Rahmen der
Kommunalreform des Jahres 1862, der Ort Strömsund
wurde 1901 gegründet.
Als 1912
die Inlandsbanan Strömsund erreichte, hatte der
Ort etwa tausend Einwohner, die überwiegend von
der Holzwirtschaft lebten.
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Mit der Bahnanbindung
begann sich die Bevölkerungszahl zu verdoppeln und
es ging auch wirtschaftlich aufwärts.
1958 entstand
nach den Plänen des Architekturbüros Klemming &
Thelaus das Rathaus, 1961 erhielt Strömsund ein
Gymnasium, 1973 gründete man ein Industriezentrum.
Im Folgejahr wurde die Kleinstadt zum Verwaltungssitz
der Kommune Ströms. Heute hat Strömsund etwa dreitausendsechshundert
Einwohner, in der Kommune Ströms leben in zweiundvierzig
Gemeinden
knapp zwölftausend Menschen.
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Vorbei
an der "Strömsund
Bibliotek och Sporthall" in der Myrgatan spazieren
wir zur Brogatan, ...
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wo eine Wandmalerei an das Dampfschiff "Virgo"
erinnert.
Daneben erläutert eine fast genau
so große Beschreibung die Geschichte der Dampfschifffahrt auf dem
See "Vattudal".
1870 setzte man
zum ersten Mal ein Dampfschiff zum Holztransport
ein, kurz darauf wurden aber auch die ersten Güter
und Personen befördert.
In den Ortschaften Hillsand,
Äspnäs, Gärdnäs und Bågede wurden Schiffsanleger gebaut,
was eine touristische Nutzung der Verbindung ermöglichte.
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Der Dampfer Virgo wurde
1885
in Dienst gestellt und verkehrte bis 1936 regelmäßig von Strömsund aus über den Vattudalen
und den Torsfjarden in das 80 Kilometer entfernte
Bågede, wo 1911 für die Passagiere das Turisthotell
gebaut wurde.
Die Virgo war
23 Meter lang, 5 Meter breit und hatte
einen Tiefgang von 2,7 Metern. Der Dampfer
war 10 Knoten schnell und konnte bis
zu 180 Personen befördern. Auf dem Oberdeck
befanden sich das Ruderhaus und ein Salon, unter Deck
existierten zwei Speisesäle der 1. und 2. Klasse.
Nach
1936 wurde die Virgo nur noch zu immer seltener
werdenden Bedarfsfahrten
eingesetzt, weil inzwischen eine Straße nach Bågede
gebaut worden war, auf der Busse die Touristen deutlich
schneller beförderten. 1947 wurde der Dampfer dann
gar nicht mehr benötigt und verschrottet.
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Die
Brogatan führt vom Kreisverkehr am Grand Hotell...
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... zur
Straßenbrücke über den See Vattudal.
Die "Strömsundsbron"
wurde von dem deutschen Bauingenieur Franz Dischinger
entworfen, die Stahlkonstruktion fertigte die Firma
DEMAG. Die Strömsundbrücke wurde in den Jahren 1953
bis 1955 erbaut und am 27. September 1956 eingeweiht.
Mit einer Spannweite von 182 Metern, einer
Gesamtlänge von über 330 Metern und mit ihren 28 Meter
hohen Stahl-Pylonen war sie damals die größte Schrägseilbrücke der
Welt. Die Brücke erleichterte und beschleunigte
den Verkehr zwischen Strömsund und Östersund enorm,
denn bis zur Inbetriebnahme mussten die Fahrzeuge auf
Fährschiffen nach Näsviken am jenseitigen Ufer des
Vattudal übergesetzt
werden.
Seitlich der Brücke liegt der Sportboothafen
"småbåtshamn" ...
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und der alte "Kyrkogård", auf dem bis zu ihrem Abriss
im Jahr 1850 auch die alte Kirche aus dem 14. Jahrhundert
stand.
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Gegenüber
dem Friedhof befindet sich der Bahnhofsvorplatz,
auf dem der Zirkus "Brazil Jack" seine
Zelte aufgeschlagen hat und uns so den Blick auf
das Bahnhofsgebäude von Strömsund nimmt.
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Neben dem
Bahnhofsvorplatz ...
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liegt das Freilicht-Heimatmuseum "Ströms
Hembygdsgård"
Der am
16. September 1906 von Pfarrer Söderlund, Inspektor
Åslund, Tierarzt Bergstrand, Privatarzt Öbom und
Uhrmacher Ottosson gegründete Verein "Ströms Hembygdsförening"
sammelte
schon früh heimatbezogene Gegenstände und verwendete
Spenden zum Ankauf erhaltenswerter alter Gebäude.
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Im
Jahr 1956 kaufte der Heimatverein den hier heute
noch existierenden Bauernhof "Kärrgärde Gård" und
eröffnete am 11. August 1957 das Museum Ströms
Hembygdsgård.
1962 konnte der Verein
das Museum durch den Ankauf des angrenzenden Geländes
auf 25.000 m² Freifläche erweitern.
Inzwischen
findet man im Freilichtmuseum 23 historische Gebäude
aus der Region Jämtland, das "Kafé
Tomten" ...
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und den nicht nur bei Kindern beliebten "Jätten Jorm".
Die
fünfundsechzig Tonnen schwere und sechs Meter hohe
Betonstatue des Riesen Jorm, der auf seiner Nase
ein Haus mit sich herum trägt, geht auf den teilweise
animierten schwedischen Kinderfilm "Dunderklumpen"
(Der zauberhafte Spielzeugdieb) zurück.
Das
Drehbuch zum Film schrieb der Komponist und Autor
John Bertil "Beppe" Wolgers auf seinem
Bauernhof auf der Insel Öhn ganz in der Nähe von Strömsund.
Dunderklumpen
hatte am 26. September 1974 in Strömsund seine
Welturaufführung.
Beppe Wolgers agierte
in dem Film auch als Schauspieler: Wie in den Pipi
Langstrumpf-Filmen spielte er die Rolle des Vaters.
Duplizität
der Ereignisse: Die Jätten-Jorm-Figur im Ströms
Hembygdsgård wurde am Tag der Welturaufführung des
Films enthüllt.
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Etwas melancholisch
beenden wir am Ufer des Sees Vattudal unseren Rundgang
durch Strömsund, ...
...
denn hier endet auch unsere fünfwöchige Tour durch
das norwegische Fjordland zum Nordkap.
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