Besiedelt
ist die Gegend von Soest schon in der Frühzeit. Die
ältesten archäologischen Funde stammen aus der Zeit
der Bandkeramiker um
5.000 vor Christus. Auch Funde aus der Eisenzeit und
ein frühmittelalterliches
Gräberfeld aus dem 6. Jahrhundert belegen die
Existenz einer Siedlung im Schnittpunkt
des Hellwegs, der von Aachen nach Goslar führenden Handels-
und Heeresstraße, mit einem Handelsweg in Nord-Süd-Richtung.
Die ursprünglich von dem fruchtbaren
Boden der Soester Börde lebenden Siedler nutzen sehr
früh die vorhandenen Solequellen: Bereits im
6. Jahrhundert wird hier professionell Salz gewonnen,
das zu einem der wichtigsten Handelsgüter jener Zeit
avanciert und das besonders in Nordeuropa zur Konservierung
der Fische benötigt wird. Soester Kaufleute treiben bald
mit den Ostsee-Anrainern Handel, vermarkten ihre Waren
sogar in Bergen und in Nowgorod und bringen so Wohlstand
und Reichtum in die Stadt.
Soest wird im Jahr
836 als "Villa Susat" erstmals urkundlich
erwähnt und ist der Überlieferung nach sehr früh dem
Erzbistum Köln unterstellt. Im 9. Jahrhundert wird
eine erste Wehrmauer hochgezogen, in die man auf Veranlassung
des Landesherrn einen massiven Wohn- und Verteidigungsturm
integriert, der von der Funktion her einer Kaiserpfalz
ähnelt und der zur Nebenresidenz der Kölner Erzbischöfe
wird. Die herausgehobene Stellung der Stadt innerhalb
des Erzbistums wird im Jahr 962 deutlich, als Erzbischof Bruno I. die
Reliquien des Märtyrers Patroklus nach Soest überführen
lässt.
In seinem Testament verfügt der im Jahr 965 verstorbene Kirchenfürst
die
Gründung des Stiftes St. Patrokli.
Im 12. Jahrhundert
entsteht das Soester Stadtrecht, das Modellcharakter
hat: Es wird auf 65 andere Städte übertragen und es
wird auch Grundlage des Stadtrechtes
von Lübeck,
das in der Folge als "Lübsches Recht" im ganzen Ostseeraum Verbreitung
findet. Um 1140 verfügt Soest auch über ein Stadtsiegel.
Vierzig Jahre später ist Soest mit einer größeren und
mächtigeren Wehrmauer
umgeben, die Zugänge in die Stadt sichern zehn große
Stadttore.
Wegen der Ächtung von Heinrich dem Löwen werden dessen Ländereien auf den Kölner Erzbischof Philipp
von Heinsberg übertragen und Soest im Jahr 1180 zur Hauptstadt des kölnischen Teils von
Westfalen. Die aufblühende Stadt entwickelt sich schnell
zu einer Wirtschaftsmetropole
mit internationalen Handelsverbindungen.
Die Salzproduktion und der Fernhandel sind so gewinnbringend,
dass die ebenfalls in der Stadt angesiedelte Buntmetallverarbeitung eingestellt
wird. Zur Sicherung der Handelswege organisieren sich
schon sehr früh die Händler in gildeähnlichen Bruderschaften.
Im Jahr 1253 gründet Soest zusammen mit
Münster, Lippstadt
und Dortmund den Westfälischen Städtebund
und tritt dem Bund der Hanse bei. Soest hat zu dieser
Zeit mehr als zehntausend Einwohner, gehört zu den größten
Städten des Reiches und hat sogar die Bischofsstädte Osnabrück und Münster übertroffen.
Mit seinem
Aufstieg gewinnt Soest mehr und mehr Eigenständigkeit
und betreibt in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
die Loslösung vom Erzbistum Köln. Erzbischof Dietrich
versucht gegenzusteuern und seinen traditionellen
Herrschaftsansprüchen wieder Geltung zu verleihen. Die Stadt antwortet mit der Übergabe eines Fehdebriefes und
erkennt Herzog Johann I. von Kleve als
neuen Landesherrn an, der der Stadt zusätzliche Rechte
zu den bereits gewonnen gewährt. Es kommt zur Soester Fehde der
Jahre 1444 bis 1449. Kaiser Friedrich III. kann
dieses unglaubliche Aufbegehren, sich einfach einen
neuen Landesherren auszusuchen, keinesfalls durchgehen lassen und
verhängt über die Bördestadt die Reichsacht.
Die Soester leben in der Folge
unter der Herrschaft des Herzogs von Kleve zwar in größerer Freiheit, sind
aber durch die Reichsacht weitgehend isoliert - nur
Lippstadt steht der Nachbarstadt bei - und fast vollständig
von Kölner Herrschaftsgebiet umgeben und
verlieren dadurch ihre über Kölner Gebiet führenden Handelswege.
Mehrfache Versuche des Erzbischofs, Soest und Lippstadt
zu besetzen, scheitern. 1449 stellt Erzbischof Dietrich
seine militärischen Angriffe ein und findet sich mit
dem Verlust der Stadt ab. Soest bleiben dadurch die
erstrittenen Rechte erhalten, man zahlt dafür aber einen
hohen Preis: Durch die fortbestehende Kölner Einkesselung
verliert Soest seine handelspolitische Bedeutung. Es
beginnt eine wirtschaftliche Talfahrt, die durch den
Niedergang der Hanse noch verstärkt wird.
1531
übernimmt Soest die reformierte lutherische Lehre und
isoliert sich dadurch auch von seinem weitgehend katholisch bleibenden
Umland. Und es kommt noch schlimmer: Fünf Jahre nach
dem Tod des
letzten Herzogs von Kleve wird die Bördestadt in den Kampf um dessen Erbe verwickelt
und im Jahr 1614 den Brandenburgern
zugesprochen. Die Soester
wehren sich zwar dagegen, schließlich will man die 1449
gewonnene Freiheit nicht verlieren, im Jahr 1616 müssen
sie aber nach einer Belagerung kapitulieren.
Daraufhin marschieren Truppen in die Stadt ein und setzen
die Interessen der Brandenburger dauerhaft durch.
Der
Niedergang erhält weitere Schübe durch den Dreißigjährigen Krieges
von 1618 bis 1648 und den Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763,
in denen die
Einwohnerzahl stark dezimiert und eine Vielzahl an Häusern
zerstört wird. 1742 verliert Soest dann das Münzrecht
und 1751 wird die seit
1260 bestehende Ratsverfassung von König Friedrich
II. von Preußen aufgehoben. Bei Kriegsende im Jahr 1763
ist Soest eine
bedeutungslos gewordene Kleinstadt mit noch nicht einmal
viertausend Einwohnern. Und während der französischen Besatzungszeit
unter Napoleon Bonaparte verliert Soest mit mehr als
40 Dörfern auch noch große Teile seines Umlandes in der Börde,
die Klöster St. Patrokli, St. Walburgis sowie das
Dominikaner- und das Franziskanerkloster werden zwangsweise geschlossen.
Mit der beginnenden
Industrialisierung geht es dann wieder aufwärts. Die erstarkende mittelständische Industrie mit dem
Schwerpunkt Metallverarbeitung profitiert vom Anschluss
an das Eisenbahnnetz, der Güterbahnhof von Soest wird
zu einem überregionalen Umschlagplatz auch für die in
der Soester Börde angebauten landwirtschaftlichen Produkte.
Während des Zweiten Weltkrieges bleibt der innere
Altstadtkern von schweren Zerstörungen
verschont, da die Bombenangriffe der Alliierten ganz
überwiegend dem großen Soester Rangierbahnhof gelten,
über den der Güterverkehr zwischen dem Ruhrgebiet und
dem Osten läuft. Trotzdem werden mehr als 50% der Wohnhäuser
beschädigt oder zerstört.
Nach dem Krieg werden
alten Fassaden ausgebessert, restauriert und in vielen
Fällen auch im ursprünglichen Fachwerkstil wieder neu
aufgebaut. Heute stehen fast 600 Häuser der Altstadt
unter Denkmalschutz! Nach dem Krieg wächst die Stadt auch
wieder,
nicht nur durch den starken Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen.
Durch die Stationierung von kanadischen und belgischen
Truppen wird Soest zu einem wichtigen Garnisonsstandort.
Positiv wirkt sich in der Folge auch der Anschluss an die Autobahn
A44 Dortmund - Kassel und die Gründung der Fachhochschule
für Wirtschaft und Technik aus.
Durch die Gebietsreform
von 1969 erhält Soest achtzehn der während der napoleonischen
Besatzungszeit verlorenen Dörfer durch Eingemeindung
wieder zurück. 1975 wird die Bördestadt zur Kreisstadt des aus den alten
Kreisen Soest, Lippstadt und dem Amt Warstein neu gebildeten
Großkreises Soest, obwohl das benachbarte Lippstadt mit etwa 65.000 Einwohnern
deutlich größer als Soest ist, in dem nun knapp 49.000 Menschen
wohnen.
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Anreise
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Die westfälische Kreisstadt
Soest liegt im Regierungsbezirk Arnsberg zwischen Dortmund und Paderborn.
Mit dem Auto erreicht man
Soest über die Bundesautobahn A44 Dortmund - Kassel,
die man an den Ausfahrten Soest bzw. Soest-Ost verlässt.
Aus dem
Ruhrgebiet bietet sich auch die Bundesstraße B1 an,
die Soest tangiert und nach Paderborn weiterführt.
Soest
liegt an der Bahnlinie Hamm-Warburg. Den Bahnhof von
Soest fahren neben den Intercity-Zügen der Strecke Köln
- Düsseldorf - Dortmund - Halle - Berlin auch Regionalexpress-
und Regionalbahnzüge aus Düsseldorf, Münster, Warburg
und Paderborn an.
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Partnerstädte
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Die Partnerstädte von Soest
sind Herzberg, Visby in Schweden, Kampen und Soest in
den Niederlanden, Bangor in Wales, Guérard in Frankreich,
Strzelce Opolskie in Polen und Sárospatak in Ungarn.
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