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Soest
  
Westfälische Hansestadt am Nordrand des Sauerlandes

 


Skulptur Der Große Sitzende von Christa Biederbick-Tewes im Theodor-Heuss-Park nahe dem Großen Teich in Soest
 

 


Besiedelt ist die Gegend von Soest schon in der Frühzeit. Die ältesten archäologischen Funde stammen aus der Zeit der Bandkeramiker um 5.000 vor Christus. Auch Funde aus der Eisenzeit und ein frühmittelalterliches Gräberfeld aus dem 6. Jahrhundert belegen die Existenz einer Siedlung im Schnittpunkt des Hellwegs, der von Aachen nach Goslar führenden Handels- und Heeresstraße, mit einem Handelsweg in Nord-Süd-Richtung. Die ursprünglich von dem fruchtbaren Boden der Soester Börde lebenden Siedler nutzen sehr früh die vorhandenen Solequellen: Bereits im 6. Jahrhundert wird hier professionell Salz gewonnen, das zu einem der wichtigsten Handelsgüter jener Zeit avanciert und das besonders in Nordeuropa zur Konservierung der Fische benötigt wird. Soester Kaufleute treiben bald mit den Ostsee-Anrainern Handel, vermarkten ihre Waren sogar in Bergen und in Nowgorod und bringen so Wohlstand und Reichtum in die Stadt.

Soest wird im Jahr 836 als "Villa Susat" erstmals urkundlich erwähnt und ist der Überlieferung nach sehr früh dem Erzbistum Köln unterstellt. Im 9. Jahrhundert wird eine erste Wehrmauer hochgezogen, in die man auf Veranlassung des Landesherrn einen massiven Wohn- und Verteidigungsturm integriert, der von der Funktion her einer Kaiserpfalz ähnelt und der zur Nebenresidenz der Kölner Erzbischöfe wird. Die herausgehobene Stellung der Stadt innerhalb des Erzbistums wird im Jahr 962 deutlich, als Erzbischof Bruno I. die Reliquien des Märtyrers Patroklus nach Soest überführen lässt. In seinem Testament verfügt der im Jahr 965 verstorbene Kirchenfürst die Gründung des Stiftes St. Patrokli.

Im 12. Jahrhundert entsteht das Soester Stadtrecht, das Modellcharakter hat: Es wird auf 65 andere Städte übertragen und es wird auch Grundlage des Stadtrechtes von Lübeck, das in der Folge als "Lübsches Recht" im ganzen Ostseeraum Verbreitung findet. Um 1140 verfügt Soest auch über ein Stadtsiegel. Vierzig Jahre später ist Soest mit einer größeren und mächtigeren Wehrmauer umgeben, die Zugänge in die Stadt sichern zehn große Stadttore.

Wegen der Ächtung von Heinrich dem Löwen werden dessen Ländereien auf den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg übertragen und Soest im Jahr 1180 zur Hauptstadt des kölnischen Teils von Westfalen. Die aufblühende Stadt entwickelt sich schnell zu einer Wirtschaftsmetropole mit internationalen Handelsverbindungen. Die Salzproduktion und der Fernhandel sind so gewinnbringend, dass die ebenfalls in der Stadt angesiedelte Buntmetallverarbeitung eingestellt wird. Zur Sicherung der Handelswege organisieren sich schon sehr früh die Händler in gildeähnlichen Bruderschaften. Im Jahr 1253 gründet Soest zusammen mit Münster, Lippstadt und Dortmund den Westfälischen Städtebund und tritt dem Bund der Hanse bei. Soest hat zu dieser Zeit mehr als zehntausend Einwohner, gehört zu den größten Städten des Reiches und hat sogar die Bischofsstädte Osnabrück und Münster übertroffen.
 

Historische Ansicht der Stadt Soest


Mit seinem Aufstieg gewinnt Soest mehr und mehr Eigenständigkeit und betreibt in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Loslösung vom Erzbistum Köln. Erzbischof Dietrich versucht gegenzusteuern und seinen traditionellen Herrschaftsansprüchen wieder Geltung zu verleihen. Die Stadt antwortet mit der Übergabe eines Fehdebriefes und erkennt Herzog Johann I. von Kleve als neuen Landesherrn an, der der Stadt zusätzliche Rechte zu den bereits gewonnen gewährt. Es kommt zur Soester Fehde der Jahre 1444 bis 1449. Kaiser Friedrich III. kann dieses unglaubliche Aufbegehren, sich einfach einen neuen Landesherren auszusuchen, keinesfalls durchgehen lassen und verhängt über die Bördestadt die Reichsacht.

Die Soester leben in der Folge unter der Herrschaft des Herzogs von Kleve zwar in größerer Freiheit, sind aber durch die Reichsacht weitgehend isoliert - nur Lippstadt steht der Nachbarstadt bei - und fast vollständig von Kölner Herrschaftsgebiet umgeben und verlieren dadurch ihre über Kölner Gebiet führenden Handelswege. Mehrfache Versuche des Erzbischofs, Soest und Lippstadt zu besetzen, scheitern. 1449 stellt Erzbischof Dietrich seine militärischen Angriffe ein und findet sich mit dem Verlust der Stadt ab. Soest bleiben dadurch die erstrittenen Rechte erhalten, man zahlt dafür aber einen hohen Preis: Durch die fortbestehende Kölner Einkesselung verliert Soest seine handelspolitische Bedeutung. Es beginnt eine wirtschaftliche Talfahrt, die durch den Niedergang der Hanse noch verstärkt wird.

1531 übernimmt Soest die reformierte lutherische Lehre und isoliert sich dadurch auch von seinem weitgehend katholisch bleibenden Umland. Und es kommt noch schlimmer: Fünf Jahre nach dem Tod des letzten Herzogs von Kleve wird die Bördestadt in den Kampf um dessen Erbe verwickelt und im Jahr 1614 den
Brandenburgern zugesprochen. Die Soester wehren sich zwar dagegen, schließlich will man die 1449 gewonnene Freiheit nicht verlieren, im Jahr 1616 müssen sie aber nach einer Belagerung kapitulieren. Daraufhin marschieren Truppen in die Stadt ein und setzen die Interessen der Brandenburger dauerhaft durch.

Der Niedergang erhält weitere Schübe durch den Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 und den Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, in denen die Einwohnerzahl stark dezimiert und eine Vielzahl an Häusern zerstört wird. 1742 verliert Soest dann das Münzrecht und 1751 wird die seit 1260 bestehende Ratsverfassung von König Friedrich II. von Preußen aufgehoben. Bei Kriegsende im Jahr 1763 ist Soest eine bedeutungslos gewordene Kleinstadt mit noch nicht einmal viertausend Einwohnern. Und während der französischen Besatzungszeit unter Napoleon Bonaparte verliert Soest mit mehr als 40 Dörfern auch noch große Teile seines Umlandes in der Börde, die Klöster St. Patrokli, St. Walburgis sowie das Dominikaner- und das Franziskanerkloster werden zwangsweise geschlossen.
 

Wappen der Stadt Soest


Mit der beginnenden Industrialisierung geht es dann wieder aufwärts. Die erstarkende mittelständische Industrie mit dem Schwerpunkt Metallverarbeitung profitiert vom Anschluss an das Eisenbahnnetz, der Güterbahnhof von Soest wird zu einem überregionalen Umschlagplatz auch für die in der Soester Börde angebauten landwirtschaftlichen Produkte.

Während des Zweiten Weltkrieges bleibt der innere Altstadtkern von schweren Zerstörungen verschont, da die Bombenangriffe der Alliierten ganz überwiegend dem großen Soester Rangierbahnhof gelten, über den der Güterverkehr zwischen dem Ruhrgebiet und dem Osten läuft. Trotzdem werden mehr als 50% der Wohnhäuser beschädigt oder zerstört.

Nach dem Krieg werden alten Fassaden ausgebessert, restauriert und in vielen Fällen auch im ursprünglichen Fachwerkstil wieder neu aufgebaut. Heute stehen fast 600 Häuser der Altstadt unter Denkmalschutz! Nach dem Krieg wächst die Stadt auch wieder, nicht nur durch den starken Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen. Durch die Stationierung von kanadischen und belgischen Truppen wird Soest zu einem wichtigen Garnisonsstandort. Positiv wirkt sich in der Folge auch der Anschluss an die Autobahn A44 Dortmund - Kassel und die Gründung der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik aus.

Durch die Gebietsreform von 1969 erhält Soest achtzehn der während der napoleonischen Besatzungszeit verlorenen Dörfer durch Eingemeindung wieder zurück. 1975 wird die Bördestadt zur Kreisstadt des aus den alten Kreisen Soest, Lippstadt und dem Amt Warstein neu gebildeten Großkreises Soest, obwohl das benachbarte Lippstadt mit etwa 65.000 Einwohnern deutlich größer als Soest ist, in dem nun knapp 49.000 Menschen wohnen.
 

 


Begleiten
Sie uns nun auf unserem Rundgang durch die Altstadt von Soest:

 


Von Alt-St. Thomä zum Dom St. Patrokli und zum Rathaus


Zum Osthofentor und zum Großen Teich


Vom Markt zur Stadthalle

 

 


Stadtplan von Soest
 

 

 

Allgemeine Tipps:

 

   Anreise

Die westfälische Kreisstadt Soest liegt im Regierungsbezirk Arnsberg zwischen Dortmund und Paderborn.

Mit dem Auto erreicht man Soest über die Bundesautobahn A44 Dortmund - Kassel, die man an den Ausfahrten Soest bzw. Soest-Ost verlässt. Aus dem Ruhrgebiet bietet sich auch die Bundesstraße B1 an, die Soest tangiert und nach Paderborn weiterführt.

Soest liegt an der Bahnlinie Hamm-Warburg. Den Bahnhof von Soest fahren neben den Intercity-Zügen der Strecke Köln - Düsseldorf - Dortmund - Halle - Berlin auch Regionalexpress- und Regionalbahnzüge aus Düsseldorf, Münster, Warburg und Paderborn an.
 

   Hotels

  Hotels buchen:
Hotel Reservation Service

 

   Jugendherberge

Die Jugendherberge von Soest liegt im Süden der Stadt am Kaiser-Wilhelm-Platz Nr. 2 nahe dem Dasselwall und dem Ulrichertor. Das Haus verfügt über 104 Übernachtungsplätze in 4- und 6-Bett-Zimmern.
 

   Links

Stadt Soest
Tourist Info Soest

 

   Literaturtipps

Die Stadt Soest von Gabriele Isenberg, Dieter Lammers und Julia Lumpe
Die Stadt Soest
von Gabriele Isenberg, Dieter Lammers und Julia Lumpe
Sehenswertes in Soest und Umgebung von Achim Walder

Radwanderkarte Soest mit Ausflugszielen, GPS-genau

 

   Partnerstädte

Die Partnerstädte von Soest sind Herzberg, Visby in Schweden, Kampen und Soest in den Niederlanden, Bangor in Wales, Guérard in Frankreich, Strzelce Opolskie in Polen und Sárospatak in Ungarn.
 

   Veranstaltungen

Bördetag
Seit 1977 feiert Soest Mitte Mai sein zweitägiges Stadtfest. Der Bördetag bietet mit seinem jährlich wechselnden Motto neben den üblichen Attraktionen eines Stadtfestes auch themenbezogene Ausstellungen, Bühnenveranstaltungen, Mitmachaktionen für Groß und Klein sowie Musik und Party pur.

Bürgerschützenfest
Das Bürgerschützenfest findet jährlich im Juni am Samstag nach Johanni statt. Die Schützen ziehen vom Osthofentor zum Rathaus, wo der Bürgermeister, die Bördekönigin und das Jägerken abgeholt werden. Danach ziehen alle an den Großen Teich zum "Wippen".

Campus Summernight
Auf dem Campus der Fachhochschule Südwestfalen geht jeweils im Juli eine große Open-Air-Party mit verschiedenen Bands und Showtanzgruppen über die Bühne.

Allerheiligenkirmes
Die Organisatoren bezeichnen die jeweils Anfang November stattfindende Veranstaltung als die größte Altstadtkirmes Europas. Möglicherweise ist sie auch die Älteste: Die Allerheiligenkirmes in der Soester Altstadt wurde erstmals 1338 erwähnt.

Soester Weihnachtsmarkt
Von Ende November bis kurz vor Heilig Abend verwandelt sich die Soester Altstadt um das Rathaus und die Petrikirche zu einem bunten Handwerker- und Weihnachtsmarkt.









 




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Seite ergänzt: 23.10.2009