Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Tönning
Vom
Markt zur Eider
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Da
man seit knapp dreihundert Jahren weder die Festung noch das Schloss Tönning besichtigen
kann, fahren wir direkt zum Marktplatz der Stadt und haben
Glück: Es gibt jede Menge freie Parkplätze, und die Parkgebühren
für diesen Tag hat eine hier ansässige Einzelhandelskette schon
pauschaliert für alle entrichtet. Prima, so heißt man Gäste
willkommen!
Hier am Markt findet man das
Rathaus der Stadt, in dem auch die Tourist-Information-Tönning
untergebracht ist. Überragt wird es von dem Tönninger Wahrzeichen,
dem 62
Meter hohen Barockturm der St.-Laurentius-Kirche.
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Mit dem Bau
von St. Laurentius wurde im 12. Jahrhundert begonnen, der Turm wurde 1706 erstellt.
In dieser Zeit erfolgten auch massive Veränderungen an dem Backsteingebäude,
das während des Großen Nordischen Krieges von 1700 durch Beschuss
schwer beschädigt worden war.
Benannt
wurde die St. Laurentius Kirche nach dem heiligen
Laurentius, einem Märtyrer, den Kaiser Valerian am 10. August
258 in Rom zu Tode foltern ließ.
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Im Kircheninneren von
St. Laurentius überrascht uns die wunderschön bemalte Holztonnendecke von
1704, deren Motive die Bergpredigt wiedergeben.
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Reich
verziert zeigt sich nicht nur der über acht Meter hohe Barock-Gemäldealtar
von 1634, dessen Altarbild die Kreuzigung Jesu darstellt, auch
das Marmor-Alabaster-Taufbecken von 1641 hinter dem
Lettner, ...
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die vergoldete Kanzel von Hinrich Röhlke aus dem Jahr 1703...
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und das Epitaph der Heiligen Familie zeigen filigrane Schnitzereien.
Das Gemälde aus dem Jahr 1691 stammt von dem in Tönning
geborenen Rembrandt-Schüler Jürgen Ovens. In den beiden ovalen
Porträts stellte der Künstler seine Frau Maria und sich selbst
dar.
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Über
dem den Chor abtrennenden Lettner aus dem Jahr 1635 findet man
hinter dem spätgotischen Triumphkreuz aus dem frühen 16. Jahrhundert
die alte Lettner-Orgel von 1739, die von dem Ratsherren Peter
Tetens gestiftet wurde, ...
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weil die Hauptorgel über der Empore dem Zahn der Zeit zum Opfer
gefallen war. Heute wird die große Barockorgel von einer Kemper-Orgel
unterstützt, die von dem renommierten Lübecker Orgelbau-Unternehmen
im Jahr 1948 am alten Platz aufgestellt wurde.
St. Laurentius
verfügt über eine ausgezeichnete Akustik, deshalb finden hier
regelmäßig Klavier- und Orgelkonzerte statt.
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Wieder
zurück auf dem Marktplatz schauen wir uns den aus Sandstein
gefertigten Marktbrunnen aus dem Jahr 1613 an, der als Ziehbrunnen
konzipiert war - eine Rarität in Norddeutschland.
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Gegenüber
der St. Laurentius Kirche blieben einige der alten Bürgerhäuser erhalten,
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darunter auch das sehenswerte Haus mit dem reich verzierten
Giebel und dem Glockenspiel,
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das auch heute noch funktionsfähig ist und das täglich um
8.30 Uhr, 11.30 Uhr, 16.30 Uhr und 20.30 Uhr erklingt.
Wir
waren pünktlich um 11:30 Uhr vor Ort und lauschten den wohlklingenden
Seemannslieder, darunter auch der weltbekannte Titel "Rolling
Home".
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Während
die St. Laurentius Kirche den Marktplatz von Tönning im Norden
begrenzt, trennt die Norderbootfahrt, ein bereits im Jahr 1612
gebauter Schifffahrts- und Entwässerungskanal, den Markt im
Süden vom alten Schlosspark.
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Hier
erinnert ein Denkmal
an den größten Sohn der Stadt. Friedrich von Esmarch wurde am
09.01.1823 hier in Tönning als Sohn des Amtsarztes Dr. Christian
Caspar Esmarch geboren. Friedrich wollte seinem Vater nacheifern
und studierte nach seiner Schulausbildung in Kiel und Göttingen
Medizin und promovierte im Jahr 1848. Zwischen 1848 und 1870 nahm
Friedrich von Esmarch
an mehreren Feldzügen teil und
sammelte vielfältige Erfahrungen in Bereich der Militärmedizin,
deren großer Lehrmeister er wurde. Er begründete das Sanitätswesen
und die "Erste Hilfe" und veröffentlichte 1877 ein
Handbuch der Kriegschirurgie. Der 1870 zum Generalarzt
beförderte Esmarch führte neben dem Verbandspäckchen auch den
Eisbeutel ein, der ihm in Tönning zu dem Spitznamen "Fiete Isbüdel"
verhalf. 1897 ernannte ihn die Stadt zum Ehrenbürger und widmete
ihm 1905 das Denkmal, das in seiner Anwesenheit enthüllt wurde.
Friedrich
von Esmarch verstarb hochangesehen als Geheimer Medizinalrat
am 23.02.1908 in Kiel.
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Wir
folgen dem Herrengraben und passieren das Nationalparkamt Tönning,
das als Naturschutzbehörde für die Erstellung von Schutzkonzepten
für das Wattenmeer und deren Einhaltung zuständig ist.
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Auch
hier im
Herrengraben sehen wird hübsche, gut erhaltene Häuser des alten
Tönning, ...
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deren alte Haustüren teilweise wirklich sehenswert sind.
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Am
Eiderdeich erreichen wir die Eiderkaje,
den Tönninger Außenanleger an der Eider.
Von hier starten bei Niedrigwasser
wegen der dann flachen Hafeneinfahrt die Schiffstouren zum Eidersperrwerk oder
den Seehundbänken und hier kann man auch an Bord eines Adler-Schiffes
gehen, um sich auf der Eider trauen zu lassen.
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Bevor
wir zum Hafen weitergehen, machen wir noch einen kleinen
Abstecher entlang des Eiderdeiches in südwestlicher Richtung
zum Meerwasser-Planschbecken
vor dem Deich nahe der Badebrücke und dem Badestrand an der
Eider.
Dass
hier absolut kein Betrieb herrscht, liegt wohl weniger an dem
frischen Wind, der hier über den Deich bläst, möglicherweise
hat man hier in Tönning einfach nur noch nicht
die Badesaison eröffnet, ...
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denn sogar im beheizten Meerwasserfreibad auf der anderen Seite des Deiches
ist Ende Februar weit und breit kein Badegast zu entdecken.
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