Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Tondern
- Tønder
Vom
modernen Rathaus zum historischen Torved
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Wir
erreichen Tondern über die dänische Fernstraße 8 und
fahren direkt zum modernen Rathaus der Stadt am Kongevej
55. Hier finden
wir, da Sonntag ist, wie erwartet ganz problemlos einen Parkplatz.
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Direkt
neben dem Rathaus ragt der alte Wasserturm 40 Meter
in den wolkenlosen
Himmel. Er gehört heute zum "Tønder-Museum" im angrenzenden
Torhaus des im Jahr 1750 abgerissenen Schlosses von
Tondern, wo man Ausstellungsstücke
zur heimischen Silberschmiede- und Klöppelkunst bewundern
kann.
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Im Wasserturm selbst sind auf insgesamt acht Etagen
Exponate des international bekannten Stuhl- und Möbelarchitekten
Hans Jørgen Wegner ausgestellt, darunter auch sein berühmtestes
Werk "Der Stuhl", das während der Amtszeit
von John F. Kennedy
im Oval Office des Weißen Hauses stand.
Im
angeschlossenen Kunstmuseum Südjütland findet man
dänische und nordeuropäische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts,
darunter auch Werke des Dänen Emil Hansen, der sich
später nach seinem Geburtsort in der Nähe von Tondern
Emil Nolde nannte. Er gehört zu den führenden Malern
des Expressionismus.
Lohnenswert
ist der Besuch des Tønder-Museum auch aus einem anderen Grund: Von der
obersten Etage des Wasserturms hat man einen tollen Blick über die Stadt
und die sie umgebende Marschenlandschaft. Bei klarer
Sicht soll man sogar die knapp 45 Kilometer entfernte
Ostseeküste erkennen können.
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Auf
der anderen Seite des Kongevej steht das im friesischen
Stil erbaute Viersterne-Hotel "Tønderhus".
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Der
ehemalige
Wohnsitz des Amtmanns auf der schräg gegenüber liegenden Seite
des Skibbroen wurde im Jahr 1768 im Rokokostil erbaut.
Heute
wird das schmucke Haus mit der Freitreppe und den gut
erhaltenen Reliefs im Giebelbereich von der Schornsteinfeger-Innung
genutzt.
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Wir
spazieren durch die von kleinen, farbenfrohen Häuschen
begrenzten Straßen Frigrunden
und Skibbrogade, um dann ...
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in die Vestergade
einzubiegen.
Das "Haus des Deichgrafen"
mit der schönen Rokokofassade trägt die Hausnummer 9.
Es wurde im Jahr 1777 von dem Klöppelspitzen-Händler
und späteren Bürgermeister Carsten Richtsen erbaut und
deutet an, welche Gewinne der Handel mit Spitzen damals
abgeworfen hat.
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Gegenüber in der Vestergade
mit der Hausnummer 14 steht ein weiteres Patrizierhaus, das 1793 errichtet
wurde.
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Das
in Grautönen gehaltene Portal mit seinen zahlreichen
Verzierungen ist sehr gut erhalten.
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Wir
folgen der Vestergade und der Storegade, ...
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in der uns das Backsteingebäude mit dem hohen, verzierten Giebel
und dem alten Laden von Johannes Petersen auffällt.
Früher
gab es hier das Gasthaus "Nordischer Löwe",
dessen Wirt Vormann der Veteranenvereinigung von 1848
war.
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Heute
bekommt man hier in altem Ambiente Wein- und Spirituosen-Spezialitäten,
Tabakwaren und diverse Kaffee-Sorten mit "Mocca-" und
"Colombia-Blending" sowie "Tønder Kaffen" und "Luxus Java"
aus alten Kaffeemühlen.
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Wenige
Schritte weiter erreichen wir den Torvet, den alten
Marktplatz der Stadt, der von dem hohen spätgotischen
Giebel des "Klosterbagerens Hus" überragt wird, des ältesten
Gebäudes in Tondern.
Das Haus des ehemaligen Klosterbäckers
wurde 1520 erbaut und beherbergt heute das Klostercafeen,
dessen alte Inneneinrichtung sehenswert ist.
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Der
Torvet wird von einer Reihe hübscher Häuser begrenzt,
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darunter auch das Alte Rathaus aus dem 17. Jahrhundert,
in dem man die Tourist-Information findet.
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Auf
einem Sockel ermahnt die Figur
des Kagmanden die Bürger der Stadt und deren Besucher
an die Einhaltung der Gesetze und an ein gebührliches
Betragen.
Mit Recht: Die siebenschwänzige Katze
wurde in den letzten Jahren so oft geklaut, dass sie
dem Kagmanden heute nur noch zu besonderen Anlässen
in die ansonsten leere Hand gegeben wird.
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Geht
man zwischen dem Klostercafé und Altem Rathaus in die Smedegade,
dann erreicht man den Vorplatz der "Kristkirke".
Mit dem Bau des Gotteshauses auf den Grundmauern
der wegen Baufälligkeit abgerissenen mittelalterlichen
Vorgängerkirche Sankt Nicolai wurde am 1. Mai 1591 begonnen.
Die neue Kirche wurde schon ein Jahr später am 4. Oktober
1592 als "Christuskirche" geweiht.
Der 47 Meter
hohe Turm der alten Nicolaikirche konnte damals weitergenutzt
werden, musste aber im Jahr 1686 nach schweren Schäden
durch Blitzschlag im oberen Teil erneuert werden.
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Das
sehenswerte Kircheninnere ist nur an Werktagen zu besichtigen.
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Nicht
nur der reich verzierte Altar aus dem Jahr 1695, ...
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auch das im 14. Jahrhundert geschaffene achteckige
Taufbecken aus schwarzen, belgischem Marmor ...
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und die noch aus der Nicolaikirche stammende Kanzel
von 1586 zeugen vom ehemaligen Reichtum der Stadt.
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Sehenswert
ist auch der Renaissance-Lettner aus dem Jahr 1623,
der den Chor vom Kirchenschiff trennt und auf dem den
Gemeindemitgliedern auf achtzehn farbenprächtigen Bildtafeln
biblische Szenen von der Erschaffung Evas bis zum Jüngsten
Gericht gezeigt werden, ...
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während sich die Geistlichen im Chorraum an zwölf die Tugenden
und die Jahreszeiten symbolisierenden Frauenbildnissen
erfreuen dürfen.
Der Lettner wurde von den aus
Tondern stammenden Peter Petersen und Hans Schmidt
geschaffen.
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Die
Orgel
von 1653 wurde mehrfach überholt und erweitert, zuletzt
erhielt sie 1946 durch die Orgelbaufirma Frobenius & Sons
aus
Kopenhagen ein neues Orgelwerk.
Gleichzeit wurden auch die alten Lack-
und Farbschichten abgetragen, damit die Gemälde und
Verzierungen wieder in dem ursprünglichen Zustand von
1653 erstrahlen können.
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Die
vergoldeten Renaissance-Kronleuchter stammen teilweise
aus dem 16. Jahrhundert.
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Im
Eingangsbereich unter dem Turm findet man eine sehr
gut erhaltene Leichenbahre aus dem Jahr 1784, darüber
erinnern Tafeln an die Gefallen der Gemeinde, beginnend
mit dem Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848-1851.
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Seitlich
des Eingangs zur Kristkirke erinnert ein Denkmal
an Hans Adolph Brorson, der von 1729 bis 1737 in Tondern
als Priester
wirkte. Hans Adolph Brorson wurde 1741
zum Bischof
von Ribe geweiht, dort wurde ein weiteres
Denkmal für ihn errichtet.
Privat hatte Brorson sehr viel
Leid zu ertragen: Seine Frau verstarb sehr früh und
sein Sohn war geisteskrank. Brorson zählt zu
den vier wichtigsten dänischen Komponisten von Kirchenliedern
und war der erste bedeutende dänische Poet.
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Links
des Eingangs kann man erstaunliches entdecken:
Einen
Vermessungsnagel
der Königl. Preuss. Landesaufnahme, der wohl
zwischen 1864 und 1920 hier angebracht wurde, weil die Stadt Tondern
damals zu Preußen gehörte.
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Hier geht
es weiter: Vom
Kirkepladsen zur Uldgade
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