Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info Cortona in
der Toskana Heimatstadt
des Renaissancemalers Luca Signorelli
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Das im Südosten der Toskana
nahe der Grenze zu Umbrien gelegene Cortona
wurde vermutlich von den Umbrer gegründet. Im 7. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Etrusker die auf einem Ausläufer
des Monte Sant Egidio gelegene und von starken Mauern
umgebene Stadt, die 310
v. Chr. ein Bündnis mit Rom einging und in der Folge zu einer römischen
Kolonie wurde. Im Jahr 450 wurde Cortona von den Goten zerstört,
1258 wurde es vom nahegelegenen Arezzo
annektiert.
Im frühen 14. Jahrhundert beherrschte
die Familie Casali die Stadt. König Ladislaus von Neapel
brachte Cortona 1409 in seinen Besitz, um die Stadt nur zwei
Jahre später für läppische 60.000 Gulden an die Medici in Florenz
zu verscherbeln. Ab 1538 gehörte Cortona dann dem Herzogtum
Toscana an.
Cortona war die Heimat der bekannten Maler Luca Signorelli,
Gino Severini und Pietro Berettini, der auch als Pietro da Cortona
bekannt wurde.
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Wir
parken auf dem großen, gebührenfreien Parkplatz nahe der Porta
Sant Agostino und betreten die mittelalterliche Stadt, die
heute ca. 23.000 Einwohner hat, durch das historische Stadttor.
Steil bergauf gehen wir durch die mit grauen Steinplatten gepflasterte
Via
Guelfa...
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bis zur Piazza
del Repubblica mit dem Palazzo Comunale aus dem 13. Jahrhundert,
dessen großzügige Freitreppe ebenso aus dem frühen 16. Jahrhundert
stammt wie der als Uhrturm ausgeprägte Rathausturm.
Tagsüber
ruhen sich auf der schönen Freitreppe die Touristen aus, abends trifft
sich hier die Jugend von Cortona.
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Neben
dem Palazzo Comunale begrenzen der Palazzo
dell Popolo aus dem 14. Jahrhundert und die Loggia del
Grano die mittelalterliche Piazza della Repubblica, in deren
Straßencafes man sich ruhig einen Espresso oder einen leckeren Capuccino gönnen sollte,
denn der Weg ganz nach oben ist noch weit und anstrengend.
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Manche
der mittelalterlichen Häuser in dieser Region haben zwei Türen:
neben dem eigentlichen Hauseingang findet man eine schlicht
gehaltene zweite Tür, die Porte del Morto, die nur benutzt wird,
um verstorbene Hausbewohner nach draußen zu tragen.
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In der Via Roma
steht die eigenartigste Kirche, die wir bisher in der Toskana
sahen, die Chiesa
di San Filippo Neri. Dieses kleine Gotteshaus scheint sich zwischen
den angrenzenden Häusern zu verstecken: die Chiesa hat weder
eine auf eine Kirche hindeutende Fassade noch besitzt sie einen
Chor. Die Glaubensgemeinschaft "San Filippo Neri"
baute lange an dieser Kirche: die Grundsteinlegung erfolgte
1667, fertiggestellt war sie erst im Jahr 1738.
Im barock
ausgestalteten Kircheninneren findet man u.a. die Darstellungen
"Jesus im Tempel" von Ranieri del Pace sowie "Madonna
mit Kind neben den Heiligen Andreas, Johannes und Joseph"
von Giovanni Battista Piazzetta.
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Nur
wenige Meter von der Piazza della Repubblica entfernt liegt
die Piazza Signorelli mit dem Teatro
Signorelli aus dem Jahr 1857.
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Hier
befindet sich auch der Palazzo Casali
aus dem 13. Jahrhundert mit dem Museo dell' Accademia Etrusca.
Die
größten Kostbarkeiten des Museums sind ein etruskischer Kronleuchter aus dem 5. Jahrhundert
v. Chr. sowie Alabaster- und Terrakotta-Werke als der gleichen
Epoche. In der
Gemäldegalerie sind neben dem
bekannten Gemälde "Geburt Christi" von Luca Signorelli
auch Werke von Pinturicchio und Severini ausgestellt.
Sehenswert
ist auch der Innenhof des Palazzo, dessen Wände mit den Wappen
ehemaliger Stadtvögte verziert sind.
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Nur
ein paar Schritte weiter erreicht man die Piazza
del Duomo, von deren großer Panorama-Terrasse man einen wunderschönen
Ausblick auf die Ausläufer des Monte Sant Egidio genießen kann.
Der
Dom
Santa Maria wurde über einer romanischen Vorgängerkirche erbaut.
Das danebenliegende Museo Diocesano del Capitolo zeigt interessante
Werke sakraler Goldschmiedekunst.
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Der
barocke Hochaltar des Doms wurde im 17. Jahrhundert geschaffen.
Die Gemälde im Chor stammen aus der Schule von Luca Signorelli.
Bei Gründung der Diözese Cortona im Jahr 1325 war Santa
Maria keine Kathedrale, diesen Status erhielt sie erst 1507
durch Papst Julius II.
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Die
Chiesa del Gesu ist, wahrscheinlich durch die Hanglage bedingt, zweistöckig
angelegt. Im oberen Stockwerk des Kirchenschiffs ist das Diözesan-Museum
untergebracht, dessen wertvollstes Werk wohl die "Verkündigung"
von Fra Angelico aus dem Jahr 1433 ist. Weitere sehenswerte
Ausstellungsstücke stammen von Lorenzetti und Signorelli.
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Durch
die Via
G. Maffei mit ihren einladenden Geschäften gehen wir weiter
bergauf, bis wir ...
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zwischen alten Häuserfassaden die
gotische Kirche San Francesco erreichen, die zweitälteste Franziskanerkirche
überhaupt.
Mit ihrem Bau wurde 1245 begonnen. |
Im
frühbarocken Kircheninneren findet man eine Kreuzesreliquie,
die der im Chor beigesetzte Kirchengründer Elia da Cortona im
13. Jahrhundert aus Konstantinopel hierher gebracht hatte.
Im Jahr 1523 fand hier der berühmteste Sohn der
Stadt, Luca Signorelli, seine letzte Ruhe.
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Wir
folgen weiterhin der Via G. Maffei und genießen die tollen Ausblicke auf das Val di
Chiana.
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Nachdem
wir die kleine, verschlossene Chiesa di San Marco mit ihren
zwei sehr unterschiedlichen Fassaden aus dem 15. und 16. Jahrhundert
passiert haben, ...
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... folgen wir der Via Margherita, vorbei an der Übersee-Dependance
der University of Georgia in Athens, USA.
War
es bisher schon steil, wird es nun noch steiler: Insgesamt 150
Höhenmeter müssen bewältigt werden. Ob die Cortoneser deshalb
diesen Weg als Kreuzweg anlegten?
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Die heilige Margherita von Cortona, Patronin der Stadt, wurde
1247 in der Nähe von Perugia geboren und lebte mehrere Jahre
in Montepulciano. Nach dem Tod ihres Geliebten begab sie sich
in die Obhut der Franziskaner in Cortona. Sie gründete
das neben der Kirche San Francesco liegende Krankenhaus Santa
Maria della Misericordia. Auf Weisung Christi hin bezog sie
in der Folge eine einsame Zelle unterhalb der Festung und lebte
hier sehr zurückgezogen bis zu ihrem Tod. Im Jahr 1728 wurde
Margherita heilig gesprochen. Die Wallfahrtskirche Santa Margherita
wurde in mehreren Etappen erbaut und
im Jahr 1897 ihr zu Ehren geweiht.
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Nachdem der Architekt Giovanni Pisano einen ersten Kirchenbau
geschaffen hatte, von dem die große Rosette der Fassade erhalten
blieb, erfolgte 1738 mit Mitteln des Königs von Portugal der
Bau des Querschiffes, weil nach der Heiligsprechung die Zahl
der Pilger unaufhaltsam stieg und diese nicht mehr untergebracht
werden konnten.
Ihre jetzige Gestalt erhielt die dreischiffige
Basilika in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch
die Einwohner der Stadt, weil diese von einer in der gesamten
Toskana wütenden Cholera-Epidemie verschont blieben.
Im
byzantinisch anmutenden Kircheninneren findet man über dem Altar
in einer von Pietro Berrettini aus Cortona im Jahr 1646 geschaffenen
Urne den unverwesten Leib der heiligen Margherita sowie das
Holzkreuz aus dem 12. Jahrhundert, das oft zu Margherita
sprach. Sehenswert sind auch die Altarbilder der vier Seitenaltäre
aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
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Wenige Meter oberhalb von Santa Margherita erreichen
wir endlich den höchsten Punkt von Cortona, die Fortezza di
Girifalco Medicea.
Diese Festung der Medici bildete mit ihren vier Bastionen
S. Margherita, S. Maria Nuova, S. Egidio und S. Giusto den nordöstlichen
Eckpfeiler der Stadtbefestigung.
Der Bau der Festung wurde
von Großherzog Cosimo I. di Medici beauftragt und von Gabrio Serbelloni
zwischen 1556 und 1561 geplant und ausgeführt.
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Der
Bergfried wurde dreistöckig angelegt. Zwei Stockwerke dienten
der Unterbringung des Kommandanten und der Wachmannschaft, vom
dritten Stockwerk aus erreichte man über die Wehrmauer die vier
vorgelagerten Bastionen. Im Innenhof findet man neben
den Zugängen zu den Stallungen und Magazinen die noch völlig
intakte,
jedoch mit Plastikmüll verunreinigte Zisterne. Manche Besucher
glauben wohl, mit den 3 Euro Eintrittsgebühr hier auch
das Recht erworben zu haben, ihre leeren Getränkeflaschen entsorgen
zu dürfen. Flaschenpfand kennt man in Italien nicht...
noch nicht!
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Von
der hohen Wehrmauer aus erkennt man die vorgelagerte und ehemals mit Kanonen
bewehrte, östliche Bastion S. Giusto, die das Val di Chiana beherrschte.
Im Hintergrund liegt - zum Greifen nahe - der Trasimenische
See.
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Auf
dem Rückweg machen wir einen Abstecher zur
kleinen Chiesa
di San Nicolo aus dem 15. Jahrhundert, die jedoch verschlossen
ist.
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So
steigen wir weiter hinunter, zurück ins Zentrum von Cortona,
flanieren durch die belebte Via
Nationale mit ihren vielen Geschäften und Cafes und erreichen
die aussichtsreiche Piazza Garibaldi, von der es nicht mehr
weit bis zum Ausgangspunkt unseres Cortona-Rundgangs ist.
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Die unterhalb der Stadt am Hang gelegene
und
Ende des 15. Jahrhunderts errichtete Renaissance-Kirche Madonna
del Calcinaio lassen wir rechts liegen,
denn wir wollen ...
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... die Toskana kurz verlassen
und noch einen kleinen Abstecher
nach Umbrien machen, ...
... um am wunderschönen Lago Trasimeno
noch ein paar Stunden Sonne zu tanken.
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Literaturtipp:
Baedeker Allianz Reiseführer
Toskana
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