Foto-Reisebericht
- Reiseführer - Reise-Info Montepulciano in
der Toskana Stadt
des berühmten "Vino Nobile"
|
Vino
Nobile di Montepulciano
|
|
Südlich
von Siena fahren wir durch die unwirtliche Hügellandschaft der
Crete Senesi in Richtung Montepulciano.
Die Erosion hat
hier bizarre Formen in das Land geschnitten: kahle Lehmhügel
wechseln sich mit tiefen und nur teilweise bewachsenen Abgründen
sowie wenigen Gebäuden ab.
Die karge Crete wird
von den einheimischen Bauern gehasst, Fotografen aus aller Welt
finden hier jedoch für ihre Objektive unzählige Motive einer unwirtlichen
Natur.
|
Montepulciano
liegt - wie viele andere Städte aus der Zeit der Etrusker -
auf
einem steilen Bergrücken und war von mächtigen Mauern geschützt.
Die
im 6. Jahrhundert vor Christus gegründete Stadt
hatte ihre Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert.
Viele gut erhaltene Renaissance-Paläste zeugen auch heute noch vom Wohlstand jener Zeit.
|
Weinkenner
schätzen den aus Sangiovese-Trauben erzeugten "Vino Nobile di Montepulciano", neben
dem "Brunello" aus Montalcino der wohl
berühmteste Wein der Toskana, den der aus Montepulciano stammende
Papst Paul III. für sich reservierte. Der Vino Nobile
di Montepulciano wird hier seit mehr als 600 Jahren
angebaut. Er wird aus der Tannin reichen "Prugnolo
Gentine" gekeltert, einer nach Pflaumen duftenden
lokalen Sangiovese-Variante, der bis zu 30 Prozent andere
rote Rebsorten beigemischt werden dürfen. Das Anbaugebiet
der Prugnolo Gentine ist auf die direkte Umgebung von
Montepulciano begrenzt und etwas mehr als 1100 Hektar
groß.
|
Der Vino Nobile di Montepulciano, der oft
mit dem billigeren Wein aus Montepulciano in den Abruzzen
verwechselt wird, muss mindestens zwei Jahre reifen,
davon 12 Monate im Fass, bevor er in den Handel gelangen
darf. Für den Spitzenwein Vino Nobile Riserva sind mindestens
drei Jahre vorgeschrieben, davon zweieinhalb Jahre Fassreife.
Auf dem Weg in das Stadtzentrum
wetteifern Weinkellereien und Weinstuben um die Gunst und Kaufkraft
der Besucher. Weinfässer kann man in Montepulciano übrigens
auch am letzten Sonntag im August sehen: Beim Bravio delle Botti
treten die lokalen Muskelmänner der Stadt gegeneinander an und
rollen schwere Weinfässer durch die engen Gassen nach oben Richtung
Piazza Grande.
|
Fast
der gesamte Stadtkern von Montepulciano ist für Kraftfahrzeuge
gesperrt. Deshalb empfiehlt sich, das Auto auf den Parkplätzen
im Norden der Stadt abzustellen.
Die groben Außenmauern
der Chiesa di S. Agnese mit ihren unverkleideten Steinquadern gleichen
eher einem Festungsbau als einem Gotteshaus, ...
|
...
während das ansprechend verzierte Portal der Kirche die Besucher anzieht.
|
Wenige
Meter weiter erreichen wir das nördliche Stadttor,
die Porta
al Prato, Teil der stadtumfassenden Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert.
Den Torbogen
ziert das toskanische Wappen und der Florentiner Löwe.
|
Im
Mittelalter war Montepulciano mal mit dem nahen Siena, mal mit
dem entfernten Florenz verbündet, bis sich die Stadt im Jahr
1511 dann endgültig der Stadt der Medici am Arno unterwarf.
Durch
die Porta
al Prato erreichen wir den Corso, der sich mit mehreren Biegungen
durch die historische Altstadt bis zum südlichen Stadttor windet.
|
Die
engen Gassen werden von sehenswerten alten Palästen flankiert,
darunter der Palazzo Contucci, in dessen Cantina der Nobile heranreift,
oder der hier abgebildete Palazzo
Avignonesi mit seinen wechselnden Giebeln, beide aus dem 16. Jahrhundert.
|
Besser
als die Chiesa
di S. Agnese unterhalb der Porta al Prato gefällt uns die Chiesa
di S. Agostino im Stadtinneren. Sie wurde um 1427 von Michelozzo
di Bartolomeo entworfen.
Das Terrakotta-Relief über dem Portal
zeigt Maria, Johannes den Täufer und den heiligen Augustinus.
|
Auf
der linken Seite der einschiffigen Kirche führt eine
Tür in die ...
|
...
Capella
"Madonna di Fatima", in der ganzjährig eine Krippe
die Geburt Christi in toskanischer Landschaft darstellt.
Neben
den kunstvoll bemalten Krippenfiguren hat uns besonders
der leuchtende Sternenhimmel und der rauschende Wildbach
gefallen.
|
Etwas
weiter, an
der Piazza Manin, steht der Torre
di Pulcinella... |
...
auf dessen Dach eine Pulcinella-Figur
aus der Comedia dell' Arte die Glocke schlägt.
Hier zeigt
also ein italienischer Hanswurst Einwohnern und Touristen, was
die Stunde geschlagen hat...
|
Während
die engen Gassen von Montepulciano mit ihren grauen Häuserfassaden
kahl und kalt wirken, findet sich in manchem Innenhof eine ungeahnte
Blütenpracht.
|
Grün beherrscht die Parkanlage vor der Fortezza Medicea, die zerstört
und 1885 wieder aufgebaut
wurde.
|
Nahe der Piazza Grande überragt der Turm
des Palazzo Comunale die benachbarten Häuserzeilen.
|
Der
Palazzo
Comunale, nach Entwürfen von Michelozzo ab 1424 erbaut, erinnert
uns mit seinem mächtigen, viereckigen Turm, den festungsartigen
Zinnen und den Pechnasen ganz stark an den Palazzo Vecchio in Florenz.
Vom
Turm hat man einen schönen Rundblick über die Dächer von Montepulciano bis
hinüber zum Monte Amiata -
allerdings nur am Vormittag.
|
Die Piazza
Grande - höchster Punkt und Zentrum der Stadt - wird begrenzt vom
Palazzo Comunale, dem gotischen Palazzo del Capitano del Popolo,
Palazzo Ricci und Palazzo Neri-Orselli sowie
dem Palazzo Nobili Tarugi aus dem 16. Jahrhundert von Andrea da Sangallo,
vor ...
|
...
dessen Fassade ein Brunnen
aus dem Jahr 1520 steht. Auf zwei etruskischen Säulen ruht
ein mächtiger Brunnenbalken, auf dem zwei Löwen das Wappen
der Medici
halten.
|
Auf der gegenüberliegenden Seite der Piazza steht
der Dom von Montepulciano mit seiner unvollendeten Fassade.
Mit dessen
Bau wurde im Jahr 1594 begonnen.
|
Im
schlichten dreischiffigen Kircheninneren sind zwei Meisterwerke des 16. Jahrhunderts
zu sehen: das mit Blattgoldeinlagen verzierte Triptychon mit Mariäs Himmelfahrt
von Taddeo di Bartolo und der von Michelozzo im Jahr 1437 geschaffene Sarkophag
des Erzbischofs Bartolomeo Aragazzi, Sekretär von Papst Martin
V.
|
Direkt
um die Ecke begegnen wir erneut dem Mittelalter: am Corso bewacht
ein Ritter
in voller Rüstung und mit gezogenem Schwert den Zugang zum Laden eines Weinhändlers ...
... bei DEN stolzen Verkaufspreisen wird solch eine
schlagkräftige Einsatzbereitschaft möglicherweise ja benötigt,
um die Touristen vor Nulltarif-Einkäufen und die Händler vor
protestierenden Zechern mit bereits geleerten Geldbeuteln zu schützen.
|
Etwas
weiter
in der Fattoria Pulcino, einem der vielen Weinanbieter in Montepulciano,
ist zwischen Fässern und Flaschen eine zünftige Weinprobe angesagt.
|
Wenn
die Kraft dann noch reicht, sollte man noch die Kirche
Santa Maria dei Servi aus dem 14. Jahrhundert besuchen.
Wir
haben das zwar noch geschafft, aber bedingt durch die vorausgegangene
Weinprobe fehlt dieser Aufnahme leider die Bodenständigkeit.
Die Innenaufnahmen haben wir am nächsten Tag alle gelöscht.
|
Unterhalb
des Ortes steht die sehenswerte Wallfahrtskirche
Madonna di San
Biagio, die zwischen 1518 und 1540 von Montepulcianos Renaissance-Architekt
Antonio da Sangallo geschaffen wurde. Der Travertin der Fassade
schimmert im Sonnenlicht goldgelb.
Man muss nicht unbedingt
zu Fuß hinunter zur Kirche - und anschließend wieder hinauf
zur Stadt - gehen: verlässt man Montepulciano mit dem Auto Richtung
Süden, zweigt nach wenigen Hundert Metern eine Zypressenallee
zur Kirche ab.
|
Literaturtipp:
Baedeker Allianz Reiseführer
Toskana
|