Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Trier Vom
Bahnhof zum Hauptmarkt
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Der
Hauptbahnhof von Trier liegt in unmittelbarer Nähe zum Alleenring
und der dahinterliegenden Altstadt. Erbaut wurde der
Bahnhof von 1883 bis 1886 im Rahmen des Anschlusses der Region an das Schienennetz. Durch die Elektrifizierung der Saar- und
Moseltrassen der Deutschen Bundesbahn im Jahr 1973 endete allmählich
der über hundertjährige Einsatz der Dampflokomotiven. Eine
Gedenktafel erinnert an das unter Strom setzen der Gleise.
Zur
Zeit finden Umbauarbeiten an den Bahnsteigen statt, um den Verkehrsknoten
auf den Standard von IC-Bahnhöfen zu heben.
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Nur
wenige Schritte vom Bahnhof entfernt steht der neuromanische
Balduinbrunnen mit der überlebensgroßen Bronzefigur des Erzbischofs Balduin
von Trier, die im Jahr 1897 von Ferdinand von Miller geschaffen
wurde.
Balduin von Trier lebte von 1285 bis 1354 und
war in Personalunion Erzbischof und Kurfürst von Trier.
Papst Clemens V. weihte ihn 1308 in Poitiers zum Bischof.
Als
einer der bedeutendsten Fürsten des Reiches verwaltete Balduin
von Trier, der wegen seiner Herkunft oft auch Balduin von Luxemburg
genannt wurde, zeitweise auch die Bistümer Mainz, Worms
und Speyer.
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Wir
folgen der Christophstraße, in der man ebenso wie in der parallel
verlaufenden Theodor-Heuss-Allee schöne Häuser aus der Gründerzeit
findet.
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Erstes Highlight unseres
Rundgangs ist die Porta Nigra, ein von den
Römern erbautes riesiges Stadttor, das als das besterhaltene römische
Bauwerk nördlich der Alpen gilt. Wir betrachten das im 2. Jahrhundert nach Christus
ursprünglich aus hellen Sandsteinquadern erbaute Bollwerk zuerst
von der
Feldseite. Die Quader wurden ohne Mörtel aufeinandergeschichtet
und mit Blei ummantelten Eisenklammern gehalten. Der Sandstein
verfärbte sich mit der Zeit und wurde grau und schwarz, daher
auch der Name Porta Nigra = schwarzes Tor. Ursprünglich
hatte die Porta Nigra zwei 30 Meter hohe Türme, die Doppeltore waren
durch schwere Fallgitter
gesichert.
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In
der Mitte der Porta Nigra befindet sich ein Innenhof, eine Art
Zwinger, dessen Dimension man am besten von oben erkennen kann:
durch den Zugang im Westturm kann man gegen einen kleinen Beitrag
zur Unterhaltung des Bauwerks alle Geschosse und Wehrgänge der
nie vollendeten Torburg besichtigen. Man vermutet, dass
die Gallier-Aufstände zur dauerhaften Einstellung der Bauarbeiten
führten.
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Nach dem Abzug der Römer begann
das
Stadttor zu verfallen. Im frühen
11. Jahrhundert lebte in
den Ruinen der Porta Nigra der Einsiedler und Mönch Simeon, ein Freund des Erzbischofs Poppo
von Babenberg. Nach dem Tod von Simeon im Jahr 1034
und seiner Beisetzung im Erdgeschoss ließ Poppo die Torburg
zu einer mächtigen, übereinanderliegenden Doppelkirche umbauen,
was die Porta Nigra wohl vor dem Schicksal der römischen Stadtmauer
und den anderen Stadttoren bewahrte, die als Steinbrüche benutzt
wurden und bald nicht mehr existierten.
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Das
fensterlose Erdgeschoss wurde zugeschüttet, der Westturm erhielt
Glocken, die Wehrgänge wurden zu Seitenschiffen, der überdachte
Innenhof wurde zum Mittelschiff und das Simeonstift wurde angebaut.
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Im
Jahr 1804 befahl Kaiser Napoleon während eines Besuchs der Stadt
die Freilegung und Auskernung der Porta Nigra, bei der die Chorapsis
erhalten blieb.
1986 wurde die Porta Nigra in das Welterbe
der UNESCO aufgenommen.
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Das
unmittelbar an die Porta Nigra angrenzende Simeonstift
zählt zu den wenigen heute noch erhaltenen Bauwerke mittelalterlicher
deutscher Klosterarchitektur. Das von Erzbischof Poppo
von Badenberg initiierte Gebäude beherbergt
das Städtische Museum mit Sammlungen zur Kulturgeschichte der
Stadt sowie Werke des Trierer Malers Johann Anton Ramboux. Im
Ostflügel des Gebäudes an der Simeonstraße findet man die Tourist-Information.
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Der
sehenswerte Innenhof
mit einem Arkaden-Umgang im Erdgeschoss und einem darüberliegenden
Kreuzgang ist zur Zeit wegen Bauarbeiten leider nicht zugänglich.
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Direkt
neben der Tourist-Information zweigt die schmale, kopfsteingepflasterte
Kutzbachstraße ab, an deren Ende ein gotisches Wohnhaus steht,
das um 1233 erbaut und im Jahr 1970 renoviert wurde.
An der
Straßenseite des Hauses ist ein Außenkamin vor die Hausfront
gesetzt, ein kleines Brunnenhaus ist ebenfalls zu sehen.
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Wir
gehen zurück zur Touristinformation und beschließen, der Simeonstraße
zu folgen, die von der Porta Nigra zum Hauptmarkt der Stadt
führt und heute Teil der innenstädtischen Fußgängerzone ist.
Auf der rechten Straßenseite hat sich in der ehemaligen
Nikolauskapelle des zum Simeonstift gehörenden Si. Nikolaus-Hospitals
das Bistro Sim angesiedelt.
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Neben
der Kapelle befindet sich das eigentliche Hospital, in dem das
nicht mehr arbeitsfähige Personal des Stiftes untergebracht
war. Heute hat sich hier eine Filiale der Commerzbank angesiedelt
- mit arbeitsfähigen Mitarbeitern.
In
der Nische der Apsis der ehemaligen Kapelle glänzt die goldene
Statue des heiligen Nikolaus.
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Auf
der anderen Straßenseite steht die Alte Schmiede aus dem 16. Jahrhundert und rechts
daneben das Karl Marx Wohnhaus,
ein kleines Barockhaus, in dem Karl Marx von 1819 bis 1835 seine
Kindheit verbrachte.
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Die
Obergeschossfenster der Alten Schmiede schmücken Sinnsprüche
und Profilköpfe.
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Schräg
gegenüber gefällt uns die klassizistische Fassade des Hauses
Simeonstraße 54, das von dem Schinkel-Schüler und Kreisbaukonduktor
Johann Georg Wolff erbaut wurde.
Der Bau wurde für
den wohlhabenden Rentner Anton Staadt errichtet, die schönen
Stuckornamente lassen das im Jahr 1830 fertiggestellte Gebäude
wie ein Stadtpalais erscheinen.
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Direkt
links daneben findet man die nach hier verbrachte Fassade des ehemaligen
Schellenberg-Hauses aus dem späten 18. Jahrhundert.
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Auf
der linken Seite der Simeonstraße steht das vielleicht schönste
mittelalterliche Haus der Stadt, das um 1230 erbaute Dreikönigenhaus.
Das Gebäude mit seiner palastartigen Fassade entstand
aus einem romanischen Wohnturm und besaß im Erdgeschoss ursprünglich
weder Fenster noch Türen. Der Zugang erfolgte über eine Treppe
und durch die Tür im ersten Stock.
Das Dreikönigenhaus
mit seinem Stufengiebel und den staufisch anmutenden doppelten
Rundbogenfenstern wurde 1973 renoviert und erhielt dabei seine
ursprüngliche Farbgestaltung.
Der Name des Hauses geht
auf den ehemaligen Gasthof zurück, dessen schmiedeeisernes Schild
die Heiligen Drei Könige zeigte.
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Bevor wir weiter Richtung Hauptmarkt
gehen, biegen wir kurz hinter dem Dreikönigenhaus in die Glockenstraße
ein, um uns ...
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das wunderschöne Fachwerk der Traditionsgaststätte
"Zur Glocke" aus dem Jahr 1567 und ...
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das direkt gegenüber stehende ehemalige Zunfthaus der Glockengießer,
das Fachwerkhaus zur Glocke aus dem
Jahr 1490,
anzusehen.
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An
der Einmündung der Simeonstraße in den Hauptmarkt stehen auf
der rechten Straßenseite drei wunderschön erhaltene Fachwerkhäuser
auf dem frühen 17. Jahrhundert.
Durch das Bogentor des
aus dem Jahr 1605 stammenden Hauses Nr. 23 ...
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erreicht man die Judengasse im ehemaligen Judenviertel von Trier.
In der Tor-Laibung findet man noch die Eisenringe für die Sperrkette,
mit der das Viertel nachts abgeriegelt wurde.
Die jüdische
Gemeinde in Trier hatte ihre Blütezeit im 14. Jahrhundert,
nicht zuletzt weil sich der Landesherr Erzbischof Balduin von
Luxemburg in finanziellen Dingen von jüdischen Kaufleuten beraten
ließ.
Um 1350 machte man dann die Juden für die in der
Stadt wütende Pest verantwortlich: ein Pogrom war die Folge.
Im Jahr 1418 schließlich vertrieb der Trierer Erzbischof Otto
von Ziegenhain die Juden aus der Stadt.
Erst mehr als
300 Jahre später gestattete man jüdischen Familien wieder die
Ansiedlung. Ruhig leben konnten diese in der Stadt allerdings
nicht: immer wieder wurden sie bedroht und verfolgt.
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1933
lebten noch etwa 800 jüdische Bewohner in der 80.000 Einwohner
zählenden Stadt, 1942 waren alle emigriert oder deportiert.
In
der engen, bunten und sauberen Judengasse ist noch ein Teil
der jüdischen Bausubstanz erhalten. Das wohl älteste Gebäude
hier ist das im gotischen Stil erbaute Haus Nr. 2 aus dem 14. Jahrhundert.
Wir
folgen der alten Häuserzeile der Judengasse mit ihren Lokalen
und Kneipen und ...
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erreichen nach wenigen Metern den um 1890 angelegten Stockplatz,
der von einer gemischten Bausubstanz umrahmt ist: moderne Häuser
der Nachkriegszeit stehen neben Jahrhunderte alten Gebäuden.
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Hier
steht auch ein Barockhaus
aus dem Jahr 1720, dessen reich verziertes Portal uns ausgesprochen
gut gefällt.
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Entlang
der Wilhelm-Rautenstrauch-Straße gehen wir weiter bis zur Dietrichstraße,
an deren Südseite der mächtige Frankenturm in den Himmel ragt,
ein Wohnturm aus dem frühen 12. Jahrhundert.
Nach
dem Abzug der römischen Truppen um 400 nach Christus begannen
die römischen Stadtmauern nach und nach zu bröckeln. Um sich
vor Eindringlingen zu schützen, bezogen die wohlhabenden Bewohner
der Stadt bis zur Fertigstellung der mittelalterlichen Stadtmauer
befestigte Wohntürme wie den Frankenturm.
Das
Mauerwerk mit seinen Kalksteinquadern wird von roten Ziegelreihen
unterbrochen und ähnelt dadurch dem römischen Mauerbau. Der
Zugang zu dem Gebäude erfolgte ursprünglich über eine Treppe
im 2. Stock, das ebenerdige Portal wurde später geschaffen.
Der
fast fensterlose Wohnturm mit seinem hochgelegenen Eingang und
den mächtigen Zinnen ähnelt stark den Geschlechtertürmen, die
wir in San
Gimignano in der Toskana kennenlernten.
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Durch
das Judenviertel kehren wir zurück zur Einmündung der Simeonstraße
in den Hauptmarkt, der schon Anfang Dezember mit Tannenbäumen
und Lebkuchenbuden zugestellt ist: in Trier hat die Vorweihnachtszeit
begonnen. Über dem Hauptmarkt liegt der Geruch von Nadelholz,
Bratwürsten, Kräuterbonbons, Reibekuchen, Glühwein und Lebkuchen.
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Dieser Duft zieht uns magisch an... Wir
unterbrechen deshalb unseren Rundgang und lassen uns auf
dem Weihnachsmarkt einige
der angebotenen Köstlichkeiten schmecken, bevor wir vom
Hauptmarkt zur Römerbrücke weitergehen.
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