Foto-Reisebericht -
Reiseführer - Reise-Info Lagunenstadt
Venedig Sestriere
di San Marco
Vom Dogenpalast zum Campo Sant' Angelo
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Wir
beginnen unseren Rundgang durch das Viertel San Marco am frühen Morgen an der Piazza.
Erstes Highlight des Tages ist der Palazzo Ducale, über tausend
Jahre lang das Machtzentrum
der Republik.
Wir reihen uns kurz vor Öffnung in die Schlange der Wartenden, die so
früh noch
relativ kurz ist, weil die Heerscharen an Tagestouristen noch
nicht in der Stadt sind. Schon gegen 10 Uhr werden die Besucher
der Markusbasilika bis zwischen die Colonne di Marco e Teodoro
auf der Piazzetta Schlange stehen, die des Dogenpalastes bis
zur Basilika.
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Im
Jahr 812 entstand hier für den Dogen Agnello Partecipazio eine
erste mit Wehrtürmen befestigte und von Kanälen umgebene hölzerne
Wohnburg, die aber nicht allzu lange Bestand hatte: das rasende
Volk legte diesen ersten Dogensitz in Schutt und Asche.
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Ein
massiver Neubau aus Stein und in byzantinischem Stil folgte
im 12. Jahrhundert. Da dieser Bau im 14. Jahrhundert
aber den auf inzwischen weit über tausend Mitglieder angewachsenen
Großen Rates nicht mehr aufnehmen konnte, beschloss man einen
Neubau, der im Jahr 1340 mit dem zum Bacino di San Marco gelegenen
Südtrakt begonnen wurde.
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Wir
betreten den Palast durch die an der Molo liegende Porta del
Frumento.
Im Innenhof des Palazzo Ducale
mit den beiden großen bronzenen Brunnen aus dem 16. Jahrhundert
überraschen uns die wunderschönen offenen Arkaden und Loggien
sowie der repräsentative und reich verzierte Arco Foscari, der
um 1470 vollendet wurde und vom heiligen Markus überragt wird.
Hier
beginnt auch die ...
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von Antonio Rizzo im Jahr 1483 entworfene Prachttreppe
Scala dei Giganti - Treppe der Giganten - mit den von Jacopo
Sansovino geschaffenen Kolossalstatuen Mars und Neptun als Symbol
der Stärke Venedigs zu Wasser und zu Land.
Auf der obersten
Stufe der Scala dei Giganti leisteten die neu gewählten Dogen
ihren Treue-Eid. Danach setzte man ihnen die von den Nonnen des
Klosters San Zaccaria goldbestickte Corno Ducale aufs Haupt.
Noch
über den Giganten...
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wacht der Markuslöwe über Innenhof, Arco Foscari, Porta del
Carta und Scala dei Giganti.
Vom Innenhof aus gehen
wir durch die Säle des Palazzo, bestaunen die sehr umfangreiche
Waffensammlung und sehen uns die Verliese an.
Der Prunk der
von Tintoretto, Tizian, Paolo Veronese und vielen anderen bedeutenden
Künstlern ausgestalteten Dogenwohnung, der Staats- und Repräsentationsräume
lässt sich schwerlich beschreiben und auch nicht in Bildern dokumentieren:
Innerhalb des Dogenpalastes herrscht ein absolutes Film- und
Fotografier-Verbot.
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Da
wir nicht den ganzen Vormittag in der bis zur Mola reichenden
Schlange zum Besuch der Markus-Basilika verbringen wollen, disponieren
wir kurzfristig um und gehen auf Entdeckungstour durch das Sestriere
San Marco.
Wir verlassen die Molo und wenden uns der
entlang des Canale di San Marco verlaufenden Riva degli Schiavoni
zu, ...
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in deren Mitte das Denkmal
für Vittorio Emanuele II.
steht, der als König von Sardinien-Piemont im Jahr 1861 zum
König des neu
proklamierten Nationalstaates Italien ausgerufen wurde.
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Wir
biegen in die Calle degli Albanesi ein und folgen der Ruga
Giufa, um uns die berühmte Seufzer-Brücke abseits der Touristenströme
an der Ponte della Paglia ansehen zu können.
Die von
Antonio Contin entworfene Ponte dei Sospiri verbindet die Ostfassade
des Dogenpalastes mit den zwischen 1589 und 1614 entstanden
neuen Gefängnissen Prigioni Nuove auf der anderen Seite des Rio di
Palazzo.
Über diese Brücke wurden die Angeklagten zum
Verhör und zum Prozess und die Verurteilten zur Haft in die
unterirdischen Verliese, in die Bleikammern
oder zur Hinrichtung geführt.
Casanova war übrigens einer
der wenigen, denen die Flucht aus den Bleiverliesen gelang.
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Durch
die Mercerie mit ihren vielen, einem Basar gleichenden, verschachtelten
Gässchen mit Hunderten von mit Markisen überdachten Restaurants,
Souvenirshops, Boutiquen, Antiquitäten- und Schmuckgeschäften
bummeln wir zur Rialtobrücke, die mit ihren Ladenzeilen auf
beiden Seiten einer Erweiterung der Mercerie über den Canal
Grande gleicht und die auch genauso überlaufen ist.
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Die Ponte
di Rialto wurde nach den Plänen von Antonio da Ponte zwischen
1588 und 1591 aus istrischem Marmor erbaut, weil die hölzerne
Vorgängerbrücke unter der Last der Zuschauer einer Prozession
zusammenbrach. Bis zum Jahr 1854 war die auf zwölftausend Eichenpfählen
gegründete Rialtobrücke die einzige Brücke über den Canal Grande.
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Den
schönsten Blick auf den Canal Grande hat man von der offenen
Balustrade in Brückenmitte, besonders am späten Abend, wenn
sich die Zahl der Touristen deutlich verringert hat und wenn
sich die erleuchteten Palazzi im Wasser spiegeln und die Lichter
der Boote und Gondeln auf den Wellen des Canal Grande tanzen.
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Direkt
neben der Rialto-Brücke steht der Palazzo dei Camerlenghi aus
dem frühen 16. Jahrhundert, der lange Zeit Sitz der Finanzbehörde
und des Zolls war.
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Gegenüber erhebt sich der Fondaco dei Tedeschi, das Handelshaus
der deutschen Kaufleute, das im Jahr 1508 erbaut wurde, nachdem
der Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhunderts abgebrannt war.
Hier lernte der junge Jacob Fugger aus Augsburg sein Handwerk
und hier lebte und malte Albrecht Dürer. Fünf große Torbogen
erleichterten vom Wasser aus den Zugang zum Palast, der in seinen
4 Stockwerken über 160 Zimmer verfügt. Von den Fassadenfresken
Tizians sind leider nur noch Fragmente erhalten. Heute
hat hier die Hauptpost Venedigs ihren Sitz.
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Da
es in Venedig keine mit Autos zu befahrende Straßen gibt, muss der
gesamte Warenverkehr auf den Kanälen abgewickelt werden. Lastkähne
transportieren Fische,
Lebensmittel, Briefsendungen, Baumaterialien, Bagger und
Kräne; sogar die Verstorbenen werden in ihren Särgen auf Leichenkähnen
zur Friedhofsinsel San Michele gebracht.
Auch
die großen Paketdienste müssen hier statt ihrer bekannten Lieferwagen
flache Kähne einsetzen. Unterhalb der Rialto-Brücke entdecken
wir dieses Auslieferfahrzeug der Firma UPS, von dem aus Pakete
in die umliegenden Palazzi geliefert werden.
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Wir
beschließen, ebenfalls aufs Wasser zu gehen und heuern vor dem
Mercato di Rialto einen Gondoliere an, der mit uns vor dem Palazzo dei Camerlenghi den
Canal Grande quert und uns am anderen Ufer
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nahe heran an den Palast Ca'
da Mosto bringt, der laut unserem rudernden Reiseführer wohl der
älteste erhaltene
Palazzo der Stadt ist und in dem 1432 der Entdecker Alvise Da Mosto
das Licht der Welt erblickte.
Alvise Da Mosto fuhr in portugiesischen
Diensten zur See und gilt als Mitentdecker der Kapverdischen
Inseln und des Senegal.
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Unsere
Gondel
gleitet durch schmale Kanäle und unter vielen kleinen Brücken
hindurch, ...
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vorbei am Wohnhaus von Casanova, ...
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vorbei an der Kirche Santa Maria di Miracoli und am Teatro
Malibran, ...
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und wir werden schließlich unter der Rialto-Brücke hindurch zu unserem
Ausgangspunkt zurückgegondelt.
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Nach
so viel Inaktivität müssen wir uns wieder bewegen und gehen
durch
die belebte Calle dei Fabbi bis zum Campo Manin, ...
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in dessen Zentrum das Denkmal für Daniele Manin
steht. Der Enkel eines venezianischen Advokaten spielte bei
der Revolution von 1848 eine herausragende Rolle: Das zu Österreich
gehörende Venedig erklärte sich am 23. März dieses Jahres als
unabhängige Republik unter der Führung von Daniele Manin, die
jedoch nur bis zum Einmarsch der österreichischen Armee im Jahr
darauf Bestand hatte.
Die Revolutionsführer, darunter
auch Daniele Manin, wurden danach von den Österreichern aus
der Republik ausgewiesen. Er starb später in Frankreich.
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Durch
das kleine Gässchen Calle del Vida erreichen wir den versteckt
liegenden Palazzo Contarini del Bovolo mit seiner außenliegenden
Wendeltreppe, die der Architekt Giovanni Candi im Jahr 1500
an den Palast anbaute und die alle fünf übereinander liegenden
Loggien miteinander verbindet.
Leider können wir wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten am Nachbargebäude weder
den Innenhof
noch die "Bovolo" genannte Wendeltreppe betreten.
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Wir
gehen deshalb direkt weiter zum gotischen Palazzo Pesaro degli Orfei mit einem
kleinen Museum
zu Ehren des Designers Mario Fortuny, der Anfang des 20. Jahrhunderts
mit seinen kostbaren Plisseestoffen weltbekannt wurde.
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Vorbei
an verträumten Innenhöfen spazieren wir ...
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zum Campo
Sant' Angelo, wo wir uns eine kleine, gemütliche, von Einheimischen
frequentierte Trattoria suchen, denn
inzwischen ist es Mittag und der Hunger hat sich bei uns breit gemacht.
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Nach einer ausgiebigen
Siesta spazieren wir zurück zur Piazza San Marco und zur Markus-Basilika
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