Die 1891 mit 87 Mitgliedern gegründete Sektion
Pforzheim des DuOeAV, wobei die Brüder Emil und Adolf Witzenmann mit 24
bzw. 19 Jahren die jüngsten Mitglieder waren, beschloß 1898, eine Schutzhütte
im Alpenraum zu bauen. Die Triebfedern hierzu waren die zuvor genannten
Brüder. Als Hüttenstandort wählten die Pforzheimer gemäß dem Rat von Dr.
Oskar Schuster ein Hochtal am Schlinigpaß in der Sesvennagruppe (Südtirol).
Am 16.7.1901 konnte man die Pforzheimer Hütte in Höhe von 2256 m
einweihen, die Baukosten summierten sich auf 18.000 Mark. Zu dieser Zeit
hatte die Sektion 120 Mitglieder. 1910 baute die Sektion einen Weg in einer
Felswand des oberen Uinatales, der 32.500 Franken kostete. An den hohen
Kosten beteiligte sich neben der Pforzheimer Sektion auch der Hauptverein
des DuOeAV und der Kanton Graubünden. Dieser neue Felsensteig verband das
Unterengadin mit dem oberen Vinschgau.
Nach den Kriegswirren des 1. Weltkriegs und
dem Friedensvertrag
von St. Germain 1919 hat der italienische Staat alle Gebirgsunterkünfte
des DuOeAV beschlagnahmt, somit auch die Pforzheimer Hütte. 1919 zog es
Adolf Witzenmann zu "seiner" Hütte. Er und zwei Schweizer Freunde
wurden von italienischen Soldaten über die Grenze gelockt, dann aber wegen
unerlaubten Grenzübertrittes von einem Militärgericht verurteilt und in
das Trienter Gefängnis eingeliefert, aus dem sie nach 9 Tagen auf eidgenössische
Intervention in die Schweiz abgeschoben wurden. Man ließ bewußt die Hütte
allmählich verfallen, sie ist heute eine Ruine. Nach dem 2. Weltkrieg hat
sich der Südtiroler Alpenverein für einen Neubau eingesetzt. Von 1976-1981
erbaute man in unmittelbarer Nähe der alten Pforzheimer
Hütte eine neue Bergunterkunft, die unter dem Namen "Sesvennahütte"
geführt wird. Dies war ein Gemeinschaftswerk der Sektionen Mals, Martell,
Vinschgau, Untervinschgau und Lana des AVS. Der Talort ist Schlinig.
Zu Beginn der 20-er Jahre war klar, daß mit
der Rückgabe der verlorenen Hütte nicht mehr zu rechnen war. Im Sommer 1924
suchten 9 Sektionsmitglieder, darunter Adolf Witzenmann und sein Neffe
Walter Witzenmann, einen neuen Hüttenstandort und fanden ihn auch
im Gleirschtal nahe Innsbruck. Am 5.9.1926 wurde die Neue Pforzheimer Hütte mit Gastraum, 6 Zimmern
und 2 Matratzenlagern ihrer Bestimmung übergeben. Zu dieser Zeit hatte die
Sektion ca. 600 Mitglieder. Der Bau kostete 42.000 Mark, der Hauptverein
gab einen Zuschuß von 9.000 Mark. Für die Wasserleitung waren nochmals 6.000
Mark aufzuwenden.
Die Neue Pforzheimer Hütte erhielt nach dem
Tod des langjährigen Vorsitzenden 1937 den zusätzlichen Namen Adolf-Witzenmann-Haus.
Die Hütte erwies sich Ende der 50-er und Anfang der 60-er Jahre als zu klein.
1962 faßte man den Beschluß, das Bauwerk großzügig zu erweitern. Am 15.6.1968
konnte man die Hüttenerweiterung feierlich einweihen. Viele Eigenleistungen
wurden auch hier erbracht.
Zu erwähnen ist, daß sich
Adolf Witzenmann
auch große Verdienste im Hauptverein erworben hat. Er gehörte dem Hauptausschuß
an und wurde Mitglied im Verwaltungsausschuß in Stuttgart mit dem Referat
Hütten- und Wegebau. Er war es auch, der zusammen mit P. Dinkelacker und
A. Jennewein verhinderte, daß der DAV in der Zeit des Nationalsozialismus
in die Sportorganisation von Tschammer-Osten eingegliedert wurde, was die
Selbständigkeit des DAV beendet hätte. Schließlich war es Dr. Walter Witzenmann,
der jetzige Vorsitzende, einer der sogenannten 12 Apostel, die den DAV im
Jahre 1950 in Würzburg wieder zusammenführten.
Einmalig in einem 100-jährigen Sektionsleben
ist, daß die Sektion Pforzheim nur von 5 Vorsitzenden geführt wurde. Seit
1904 hießen diese Witzenmann. Emil Witzenmann von 1904-1920, dann Adolf
Witzenmann bis 1937, nochmals Emil bis 1944 und anschließend bis heute Dr.
Walter Witzenmann. Die Brüder Witzenmann gehörten zu den letzten sogenannten
klassischen Erschließern der Alpen. In den Sextener Dolomiten gibt es einen
Felsturm "Cima Witzenmann". Im Jahr 1991 konnte die rührige Sektion
ihr 100-jähriges Bestehen feierlich begehen. 2200 Mitglieder gehören dieser
Sektion an.
Bergziele von der Hütte sind u.a. Schöntalspitze
(3008 m) und Zischgeles (3005 m).
Weitere Infos:
www.bergsteigen.at