Lage: |
Alpen, Schweiz, Albulaalpen, Graubünden und Engadin |
Talorte: |
Filisur und La Punt-Chamues |
Streckenlänge: |
22 km ab Filisur, 10 Kilometer ab La Punt-Chamues |
Maximale Höhe: |
2.315 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der 2.315 Meter
hohe Albulapass verbindet das auf 995 Metern gelegene Filisur
in Graubünden mit La Punt im Engadin, das auf 1.695 Metern
Höhe liegt. Der im rätoromanischen Sprachraum "Pass d'
Alvra" genannte Albula nutzt dabei die natürliche Senke zwischen
dem 3.267 Meter hohen Piz Üertsch im Norden und dem 2.930 Meter
hohen Piz da la Blais im Süden.
Die Albulapassstraße wurde
in ihrer heutigen Trassierung ab dem Jahr 1855 gebaut und nach
elfjähriger Bauzeit im Jahr 1866 eröffnet. Die Baukosten waren
außergewöhnlich hoch, weil die Straße nicht nur am Bergüner
Stein regelrecht in den Fels gesprengt werden musste. Finanziert
wurde der Bau
von den Bewohnern von Bergün, die nach der Eröffnung
die Nutzung der Bergstraße mit Maut und Zöllen belegten und
die auch an den Säumer- und Spanndiensten verdienten. Der wirtschaftliche
Aufschwung endete im Jahr 1904 mit der Eröffnung der Albulabahn,
die die Transporte deutlich schneller und günstiger abwickeln
konnte.
Seitdem wird die Albula-Passstraße in den Sommermonaten ganz
überwiegend touristisch genutzt, denn sie führt durch eine traumhafte
Hochgebirgslandschaft. Von Ende Oktober bis Anfang Juni ist
sie wegen Lawinengefahr gesperrt.
Vom Reschenpass in
Österreich kommend folgen
wir ab dem Grenzort Martina der Schweizer Kantonsstraße Nr. 27, die dem
Inntal folgt und über
den Kurort Scuol zur Gemeinde Zernez am Zusammenfluss von
Spöl und Inn führt. Schon diese Anfahrt durch das Unterengadin
bietet abwechslungsreiche Ausblicke auf eine tolle Berglandschaft
mit den Gipfeln von Piz Arina, Piz Soer und Piz Minschun nördlich der gut
ausgebauten Straße
sowie auf Piz Lad, Piz Lischana und Piz Pisoc südlich davon.
Zwischen Giarsun und
Lavin passieren wir einen hoch über uns die Straße querenden
Viadukt der schmalspurigen, im Jahr 1913 eröffneten "Engadinerbahn",
die die Ortschaften Scuol und Bever miteinander verbindet.
Die 50 Kilometer lange Engadinerbahn wird von der Rhätischen
Bahn betrieben und ist in Bever mit der nach St. Moritz
führenden Albulabahn verknüpft.
Zehn Kilometer weiter
sehen wir die reformierte Kirche von Zernez vor uns, die
im 17. Jahrhundert erbaut und dem Heiligen San
Mauritius geweiht wurde. Der schlanke romanische Turm aus dem
13. Jahrhundert gehörte zu einer Vorgängerkirche. Wir
durchfahren Zernez...
... und folgen weiter
der leicht ansteigenden "27", die entlang der
vom Silser See herabschäumenden grünblauen Wasser des jungen
Inn
die idyllisch gelegenen Dörfer Brail, Schanf und Zuoz passiert.
Bei La Punt-Chamues verlassen
wir die Kantonsstraße 27 und fahren nach rechts auf die Ostrampe des Albulapasses auf,
die mit mehreren Spitzkehren direkt an Höhe gewinnt und
uns schöne Ausblicke auf das gerade von uns durchfahrene Inntal
und auf den Gipfel des 2.963 Meter hohen Piz Mezzaun bietet.
In diesem Abschnitt hat
die Ostrampe mit 12 Prozent ihren steilsten Anstieg. Im
Hintergrund tauchen bald die schneebedeckten Gipfel von Piz Üertsch und Piz
Blaisun auf.
Etwas Vorsicht ist in
diesem Streckenabschnitt angeraten, denn neben dem Straßenrand
geht es direkt steil bergab und Sturzsicherungen gibt es hier keine.
Weiter oben sieht das
anders aus: Die vergleichsweise breite und gut asphaltierte
Straße ist hier durch massive Stützmauern und Leitplanken
gesichert.
Vorbei an den Alpen Alesch
und Nova und entlang des Baches Ova d'Alvra geht es zügig
in das auf über 2.000 m Höhe gelegene Hochtal Val d' Alvra.
Auf dem feuchten, moorigen und teilweise von Schneeresten bedeckten
Boden wachsen nur Moose und Flechten; der Lärchenwald blieb
schon kurz hinter La Punt zurück und die genügsamen Alpenrosenbüsche wenig
später nahe der Almen.
Zehn Kilometer hinter
La Punt erreichen wir das Ende des Hochtals und die Scheitelhöhe
des Albulapasses. Auf der linken Straßenseite gibt es einen
kleinen, überwiegend von Motorradfahrern genutzten Parkplatz,
...
... rechts der Straße
steht das Albula-Hospiz, das
1864
erbaut und in den späten 1980er Jahren saniert wurde. Das
Hospiz war über Jahrzehnte
hinweg im Besitz der Familie Poltera aus Thusis, im
November
2015 kaufte es dann die Gemeinde La Punt-Chamues. Die neuen
Pächter bieten Übernachtungen und Bündner Gerichte an und
in dem zugehörigen Kiosk kann man sich mit Getränken und
Souvenirs eindecken.
Hier oben pfeift ein frischer
Wind, weshalb wir uns für eine Kaffeepause entschließen
uns. In der älteren der beiden Gaststuben sorgt ein Holzofen
für eine angenehme Wärme und Kaffee und Kuchen sind lecker.
Preiswert ist es allerdings nicht: Für ein Stück Sachertorte
zahlen wir stolze 7 Euro.
Nach unserer Kaffeepause
entdecken wir das Passschild des Albulapasses
wenige
Meter südwestlich des Hospizes. Von hier aus haben wir...
... einen schönen Blick
auf den Beginn der Westrampe und die Gipfel von
Piz da la Blais (2.930 m), Piz
Palpuogna (2.730 m) und Piz Ela (3.339 m).
Es wird Zeit für uns,
weiterzufahren, denn es ist noch ein gutes Stück bis zu
unserem Tagesziel in Lenzerheide. Also machen uns auf den
abwechslungs- und kurvenreichen Weg hinunter Richtung Filisur.
Bei dem Weiler Naz erreicht die Westrampe den Albula-Bach, der
den nahen, auf 1.918 Metern gelegenen Palpuogna-See speist und der
bei Sils
in den Hinterrhein mündet.
Die Westrampe folgt nun
mit mehreren Kehren dem steil abfallenden Albulatal nach
Preda und wird in diesem Streckenabschnitt immer schmaler...
... und auch
der Fahrbahnbelag ist hier in einem deutlich schlechteren Zustand
als zuvor. Unglaublich aber wahr: Während
der Wintersperre wird die Albulastraße auf den sechs Kilometern zwischen Preda und Bergün als Rodelbahn genutzt;
es ist die
längste Naturrodelbahn Europas. Die Schlitten transportiert
die wegen ihrer
verschlungenen Streckenführung mit mehreren Kehrtunnel zum
UNESCO-Weltkulturerbe zählende Albulabahn.
Hinter Preda queren wir
mehrfach die Strecke der Schmalspurbahn...
... und sehen vierzehn Kilometer
hinter der Scheitelhöhe die im 12. Jahrhundert erbaute evangelisch-reformierte
Kirche von Bergün vor uns.
Das schmucke, etwa 500
Einwohner zählende Straßendorf wirkt auf uns fast wie ausgestorben
und ist schnell durchfahren.
Auch hinter Bergün folgt die
Westrampe weiter dem Albulatal und quert dabei den dicht
bewaldeten Südwesthang des 2.808 Meter hohen Büelenhorns.
Zweiundzwangig Kilometer hinter dem
Albula-Hospiz und gut 1.300 Meter tiefer taucht
dann der am rechten Albula-Ufer gelegene Talort Filisur
mit seinen sehenswerten Engadiner Häusern und der hochmittelalterlichen
St. Martinskirche vor uns. Von hier aus folgen wir weiter
der Albula bis nach Tiefencastel, von wo aus wir über Lantsch
und Lenzerheide zum Lenzerheidepass weiterfahren wollen.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.