Lage: |
Alpen, Schweiz, Zentralschweizer Voralpen und Urner Alpen, Kantone Schwyz und Uri |
Ausgangsorte: |
Brunnen (N) und Flüelen (S) |
Streckenlänge: |
14 km von Brunnen nach Flüelen |
Maximale Höhe: |
530 m |
GPS-Koordinaten: |
46.946669,8.621053 |
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2023 |
Die entlang dem Ostufer des Urnersees
- der südliche Zweig des Vierwaldstättersees - verlaufende Axenstraße
ist Teil der Schweizer Hauptstraße 2 und verbindet Brunnen (438 m)
im Kanton Schwyz mit Sisikon (455 m) und Flüelen (435 m)
im Kanton Uri. Eine erste Axenstraße wurde im Jahr 1865 nach einer
fünfjährigen Bauzeit eröffnet. Die Pläne fertigte der Urner Architekt
und Bauingenieur
Karl Emanuel Müller. Sie zählte zu den kühnsten und schönsten Straßen
der Schweiz und ermöglichte eine durchgehende Verbindung von Zürich
nach Mailand. Mit der Motorisierung des Verkehrs in den 1930er Jahren
wurde eine Verbreiterung und Asphaltierung notwendig.
Da die Axenstraße wegen häufiger Felsabbrüche und Lawinen oft monatelang
gesperrt werden musste, verlegte man nach und nach die gefährdetsten
Abschnitte in Tunnel, errichtete Schutzgalerien und versuchte durch
kontrollierte Sprengungen Felsstürze und Murenabgänge zu verhindern.
Was nur teilweise gelang. Da die stark befahrende Hauptstraße heutigen
Anforderungen nicht mehr genügt, wird derzeit eine Neue Axenstraße gebaut,
die ganz überwiegend durch Tunnel verläuft. Der Name der Straße geht
auf den "Axen" zurück, einer dem "Rophaien"
(2.078 m) vorgelagerten Erhebung zwischen Sisikon und Flüelen, deren
vierhundert Meter hohe Felswand
senkrecht in den Urnersee abfällt.
Vom Ibergeregg
kommend gelangen wir auf der Schweizer Hauptstraße 2 mit Blick auf
den "Oberbauenstock" (2.117 m) und den "Niederbauen-Chulm"
(1.923 m) zu dem Autobahnanschluss "Brunnen-Nord" der
A4, ...
... auf die wir in Richtung Gotthard und Lugano auffahren. Durch
den etwas über einen Kilometer langen, im Jahr 1965 fertig gestellten
Mositunnel
umfahren wir den Ort Brunnen...
... und erreichen am Ostufer des Urnersees
die aus Brunnen kommende und nun "Axenstraße" genannte Hauptstraße
2 wieder, die hier durch riesige Stahlnetze gegen Steinschlag
gesichert ist.
Achthundert Meter hinter
dem Mositunnel passiert die Axenstraße den Abzweig der Nebenstraße
in den auf 645 Metern Höhe auf einem Plateau des Fronalpstocks
(1.922 m) gelegenen Kurort Morschach.
Entlang dem Ostufer des fjordähnlichen Urnersees
- und für ein kurzes Stück neben einem Fragment der
alten Axenstraße - rollen wir auf einem im Jahr 1999 fertig gestellten neuen
Straßenabschnitt auf die beiden Felsdurchbrüche "Franziskus" (20 m) und "Laui" (55 m) zu.
Dahinter überquert die Axenstraße mit Blick auf die Gipfel von "Brunnistock"
(2.952 m), "Uri-Rotstock" (2.928 m) und "Schlieren" (2.830 m)
mit dem vorgelagerten Gletscher "Chlitaler Firn" eine
Richtungsspur der zwischen
zwei Tunneln entlang dem Ufer verlaufenden Trasse der Gotthardbahn, die
von Immensee nach Chiasso führt und die von der Schweizerischen Bundesbahn
SBB betrieben wird. Die Fahrspur der Gegenrichtung bleibt hier im
Tunnel.
Eineinhalb Kilometer
weiter wird die Gotthardbahn erneut überquert. Während das Bahngleis
wieder in einem Tunnel verschwindet, führt die Axenstraße in die Berggalerie Ölberg, die von
einer zweihundert Meter hohen und leicht überhängenden
Felswand des Fronalpstocks überragt wird.
Da die Galerie freitragend
im Fels verankert wurde und deshalb ohne seitliche Stützwände auskommt,
hat man einen tollen Ausblick über den Urnersee hinweg auf dessen Westufer
und die sich dahinter erhebenden Gipfel der Urner Alpen. Aber wohl
nicht mehr lange: Mit der
Fertigstellung des derzeit im Bau befindlichen, knapp drei Kilometer langen
"Morschacher Tunnels" sowie des sich anschließenden viereinhalb
Kilometer langen "Sisikoner Tunnels" der Neuen
Axenstraße wird der Durchgangsverkehr ab 2029
auf der Fahrt von Brunnen nach Flüelen durch die Tunnel der Neubaustrecke
geführt. Die heutige
Axenstraße soll den Planungen nach dann als Langsamfahrstraße und
Reservestrecke beibehalten werden.
Nach knapp
fünfhundert Metern geht die Galerie Ölberg in
den 475 Meter
langen Ölbergtunnel über,
der im Jahr 1992 eröffnet wurde.
Kurz hinter dem südlichen
Tunnelportal folgt der 142 Meter lange Schiefernegg-Tunnel,
hinter dem die Axenstraße vom Kanton Schwyz in den Kanton Uri wechselt.
Neben den beiden
aus ihren Tunnelröhren gekommenen Gleisen der Gotthardbahn wird
dann der Ortseingang von Sisikon passiert. Vor
dem Bau der Axenstraße und der Gotthardbahn konnte der Ort nur über
den See erreicht werden. Sisikon wird auch heute noch regelmäßig
von den Kursschiffen der Schifffahrtsgesellschaft
Vierwaldstättersee angefahren.
Vorbei an der Dorfschule
sowie mehreren Hotels und Restaurants ist das etwa vierhundert
Einwohner zählende Ort schnell durchfahren.
Entlang einem Parkplatz am südlichen Ende der Seepromenade läuft
die Axenstraße leicht ansteigend auf den Ortsausgang von Sisikon
zu.
Dahinter folgen drei kurze Neubautunnel, ...
... von denen der im Jahr 1986 eröffnete Stutzegg
Tunnel mit 345 Metern der Längste ist. In dessen Tunnelröhre
wird auf 535 Metern Höhe der Scheitelpunkt der Strecke überquert.
Einige dieser Tunnel können auf der alten Trasse der Axenstraße
von Wanderern und Radfahrern umgangen bzw. umfahren werden.
Zwischen
den Tunneln Stutzegg und Gumpich-Süd durchfahren wir eine Großbaustelle:
Wegen
Felsstürzen und Murenabgängen muss die Axenstraße immer wieder
instand gesetzt werden. Im Jahr 2019 war die Axenstraße
monatelang gesperrt, um gezielte Felssprengungen vorzunehmen
und die entstandenen Schäden zu beseitigen. Sisikon war in dieser
Zeit auf der Straße nur noch von Brunnen aus erreichbar.
Hinter dem Tunnel Gumpich-Süd
wird uns die Bedeutung der Axenstraße als Transitstraße bewusst:
Ein Hinweisschild informiert über die Befahrbarkeit der Zufahrt
zum Gotthard-Tunnel und nach Andermatt sowie der Bergstraßen über
den Gotthard, Oberalppass, Furkapass, Sustenpass und den
Klausenpass.
Dahinter läuft die Straße
auf den 375 Meter langen Tellsplattetunnel
und die Ausfahrt
zum Hotel-Restaurant Tellsplatte mit der etwas unterhalb gelegenen
Tellskapelle
zu. Der Sage nach soll hier im Jahr 1307 der nach dem "Apfelschuss"
festgenommene Schweizer
Freiheitskämpfer Wilhelm Tell während eines Sturms vom Boot des
habsburgischen Landvogts Gessler an Land gesprungen sein, um seiner
Einkerkerung zu entgehen. Er schlug sich dann nach Küssnacht durch,
wo er in einem Hohlweg den Tyrannen Gessler mit seiner Armbrust
erschoss.
Hinter der Tellsplatte
wird die Gemeindegrenze zwischen Sisikon und Flüelen überquert.
Dann geht es durch den 1.020 Meter langen Axen-Zingel-Tunnel...
... und dessen Schutzgalerie,
von der aus man die Ortschaft Flüelen am Südende des Urnersees aus
sieht, ...
... zum Abzweig der "Seeroute"
in den heute etwa zweitausend Einwohner zählenden Ort an der Gotthardroute.
Vor dem Bau der Axenstraße mussten in dem Hafenstädtchen Flüelen
alle Handelsgüter auf Schiffe umgeladen
werden und hier wurde jahrhundertelang auch der Zoll erhoben. Wir
bleiben auf der
in Richtung Luzern und Gotthard weiterführenden "2", die
durch den 2.594 Meter langen und im Jahr 2005 eröffneten Tunnel
Flüelen das
Städtchen im Westen umgeht.
Hinter dem Tunnel fahren
wir im Süden von Flüelen mit Blick auf den 2.511 Meter hohen
"Gitschen"...
... auf die Unterführung
der Gotthardbahntrasse zu, die vom Bahnhof Flüelen nach Chiasso führt.
Dahinter folgen wir der
"2" durch das Tal der Reuss in Richtung Andermatt, um von
Göschenen aus auf der Göscheneralpstraße
zum Göscheneralpsee und danach zum Gotthardpass aufzufahren.
Weitere
Infos:
Projekt Neue Axenstraße
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.