Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Venetien |
Talorte: |
Selva di Cadore und Rucava |
Streckenlänge: |
4 km von Selva di Cadore und 3 km von Rucava |
Maximale Höhe: |
1.480 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der Abschnitt der Dolomitenstraße
SP251 "Strada Provinciale SP251 della Val
di Zoldo e Val Cellina" von Selva
di Cadore über Colle Santa Lucia nach Rucava ist eine aussichtsreiche Alternative zur Strada Provinciale 20, die
durch das Fiorentina-Tal nach Caprile
und Rucava führt. Die zwischen dem 2.405 Meter hohen
Monte Pore im Norden und dem 1.917 Meter hohen Col Davagnin
im Südosten verlaufende Bergstraße ist zudem die kürzeste Verbindung von der Südrampe
des Passo di Falzarego zur Südrampe des Passo di Giau.
Vom Passo Duran kommend erreichen
wir über Dont, Zoldo Alto, Pianaz, Mareson-Pecol
und Santa Fosca die ladinische Gemeinde Selva di Cadore, hinter
der wir nach links auf die SP251 abbiegen. Direkt
nach dem Abzweig überquert die SP251 den am Südhang
des Monte Averau in 2.020 Metern Höhe entspringenden
Gebirgsbach "Torrente Codalunga", dann schlängelt
sie sich oberhalb des Weilers Codalonga mit bis
zu zehn Prozent Steigung durch ein kurzes Waldstück zum Dorf Pian.
Der Torrente Codalunga mündet kurz darauf im Südwesten
von Selva di Cadore in den nach Caprile fließenden
"Torrente Fiorentina".
Hinter Pian flacht die Bergstraße zunächst
ab. Hinter einer Kehre steigt sie dann erneut an
und führt durch mehrere lang gezogene
Kurven und mit bis zu acht Prozent Steigung am Hang
einer Hochebene (1.300-1.500 m) bergauf und
passiert dabei die oberhalb des Fiorentina-Tals gelegenen und
zur Gemeinde Colle
Santa Lucia gehörenden Ortschaften
Fossal und Villagrande. Zwischen den Ortschaften verläuft
die SP251 durch offenes Weideland und ermöglicht
schöne Ausblicke auf die Gipfel von Sasso Bianco (2.412 m),
Cima di Pezza Est (2.396 m), Cime d'Auta (2.545 m)
und Cima dell'Auta Barbagin (2.524 m) in der
Marmolada-Gruppe.
Vier Kilometer hinter Selva di Cadore
erreichen wir dann die vermeintliche Scheitelhöhe der Bergstraße, hinter
der sich der 2.384 Meter hohe Gipfel des Mont
Migógn erhebt.
Hier oben wurde neben einem
kleinen Parkplatz ein Aussichtspunkt
mit Ruhebänken und einem Flaggenmast angelegt,
auf dem die Fahnen von Italien und der EU gehisst
sind. Eine dritte Fahne zeigt die ladinischen Farben
blau (Himmel), weiß (Gletscher), grün (Wiesen) und
den Südtiroler Adler. Nach dem ersten Weltkrieg
wurden Ladiner Gemeinden getrennt und auf die Regionen
Trentino-Südtirol und Veneto aufgeteilt. Seitdem
kämpfen sie um ihre Einheit: In einem Volksentscheid
des Jahres 2007 forderten die Bewohner der ladinischen
Gemeinden Cortina d'Ampezzo, Colle Santa Lucia und
Fodom - bisher vergebens - die Wiedervereinigung mit
den ladinischen Gemeinden in Südtirol und
die Anerkennung als Minderheit, die ihnen in Venetien
verwehrt wird.
Von dem Aussichtspunkt hat man einen herrlichen
Blick auf die
Civetta-Nordwand und den tief im Tal gelegenen
"Lago di Alleghe". Der blaugrün schimmernde See entstand
im Jahr 1771 durch einen Erdrutsch
am Monte Piz: Die herunterstürzenden Gesteins- und Erdmassen verschütteten
neben drei Dörfern auch den Lauf des Flüsschens
Cordevole und schufen so ein natürliche Staumauer,
vor der sich dann das Wasser ursprünglich...
... bis zu der unter uns im Tal gelegenen
Ortschaft Caprile aufstaute. In dem auf tausend
Metern Höhe gelegenen Ort vereinigen sich die Flüsschen
Pettorina, Cordevole und Fiorentina.
Die ladinischen
Gemeinden erlebten eine sehr wechselvolle Geschichte:
Bereits um die erste Jahrtausendwende gehörten sie
zum Fürstbistum Brixen. Im Rahmen der
Säkularisierung und der Auflösung des Fürstbistums fiel der
Landstrich im Jahr 1803 an Österreich und nach der Niederlage
der Österreicher gegen Napoleon im Jahr 1805 an
das Königreich Bayern. Nach dem von Andreas Hofer
geführten südtiroler Bauernaufstand wurden die Ländereien im
Jahr 1810 dem napoleonischen
Italien zugeschlagen. 1813 annektierte Österreich das
Umland und erhielt es zwei Jahre später durch den Wiener Kongress auch
offiziell zugesprochen.
Während des 1. Weltkriegs wurden Ladinien von Italien besetzt und 1919 durch den Vertrag von Saint-Germain
dann endgültig der Italienischen Republik zugesprochen und geteilt.
Wenige Meter weiter
parken wir neben dem Restaurant
Belvedere, dessen Terrasse sich für einen ausgiebigen und
aussichtsreichen
Boxenstopp anbietet. Das Belvedere wurde 2005
erbaut und bietet ein tolles Panorama vom Pelmo-Massiv im
Osten bis
hin zur Civetta Nordwand im Süden.
Hinter dem Belvedere steigt die Bergstraße
noch einmal kurz an und erreicht nach einhundert
Metern die tatsächliche Scheitelhöhe, dahinter geht
es mit
acht bis zehn Prozent bergab Richtung Rucava. Die steile
und teilweise senkrechte Hangseite der Nordrampe ist dabei fast durchgängig mit Stahlnetzen gegen
Felssturz gesichert.
Hinter dem Abzweig einer Nebenstraße
zum Weiler Colcuc durchfahren wir eine tunnelartige
Galerie, die Schutz vor Steinschlag und Lawinen
bietet, ...
... dahinter schlängelt sich in weit
gezogenen Kurven durch ein Waldstück.
Im Mittelteil reduziert sich das Gefälle
der SP251 auf etwa fünf bis sechs Prozent und wir
umrunden
den senkrechten Südwestabsturz des 2.405 Meter
hohen Monte Pore.
Kurz vor Rucava durchfahren wir dann
den mit fünfzehn Prozent steilsten Abschnitt der
Bergstraße Colle Santa Lucia. Tief unter uns im Tal fließt
der "Torrente
Cordevole" und an dessen jenseitigem Ufer
taucht oberhalb der Baumspitzen die im Sonnenlicht
weiß leuchtende Kirche des Weilers Laste di Sopra
der Gemeinde Rocca Pietore auf. Hinter Rucava folgen
wir der SR203 nach Cernadoi, von wo aus wir auf
der SR48 zum Passo
di Falzarego weiter fahren.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.