Lage: |
Alpen, Rätische Alpen, Schweiz, Graubünden |
Talorte: |
St. Moritz in der Schweiz und Tirano in Italien |
Streckenlänge: |
22 km ab St. Moritz und 41 km ab Tirano |
Maximale Höhe: |
2.330 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Die Bergstraße über den
Berninapass verbindet das Schweizer Engadin mit dem italienischen
Veltlin und führt durch eine grandiose Gebirgslandschaft. Der im
italienischen Sprachraum "Passo del Bernina" genannte
Alpenübergang gehört zu den bekanntesten Pässen der Schweiz
und folgt von Norden kommend dem Val Bernina und im Süden
dem Val di Poschiavo. Der bereits im Mittelalter genutzte
Saumweg über die Bernina wurde ab dem Jahr 1842 zur Passstraße
ausgebaut und 1865 fertig gestellt. Die Trassierung plante
der Ingenieur Rudolf Albertini (1821-1896) aus Zuos, der später auch
die Talstraße durch das Prättigau entwarf
und den Oberlauf des
Inn kanalisierte. Die seitdem mehrfach verbreiterte Berninastraße
wird seit Mitte der 1960er Jahre möglichst ganzjährig offen gehalten.
Vom Passo
dell'Aprica kommend erreichen wir über die Strada Statale
38 den südlichen Talort Tirano. Die SS38 führt uns schnurgerade
zur Renaissance-Fassade des "Santuario della Madonna
di Tirano". Mit dem Bau der dreischiffigen Wallfahrtskirche
wurde im Jahr 1505 begonnen. Geweiht wurde das Heiligtum
im Jahr 1528, der Glockenturm wurde um 1577 fertig gestellt.
In dem Kreisverkehr hinter
dem Heiligtum fahren wir auf die "Via Elvetzia"
auf, die nach einem knappen Kilometer die Staatsgrenze zur
Schweiz erreicht. Das Zollgebäude ist besetzt, aber wir
werden von dem Zöllner als "Unverdächtig" eingestuft:
"In DEN kleinen Kofferraum passt nicht einmal genug
Urlaubsgepäck rein." Wir dürfen ohne Kontrolle die
EU verlassen und in die Schweiz einreisen.
Mit dem Grenzübertritt
ändert sich nun die Nummerierung der Straße, die nun als
"29" parallel zur Gleistrasse der Berninabahn
durch das Val Poschiavo verläuft und durch die Ortschaften
Campocologno, Campascio und Brusio führt.
Kurz hinter dem malerisch
gelegenen Lago di Poschiavo erreichen wir das zwischen den
steilen Bergflanken von Piz Trevisina und Piz Cancian eingebettete
Dorf Le Prese. Der Straßenverkehr muss sich hier die Hauptstraße
"Via Principale" mit den Zügen der Rätischen Bahn
und deren berühmtem Bernina-Express teilen, die den Bürgersteig
der Passstraße als Bahnsteig
mitnutzen. Die eingleisige Berninalinie wurde ab 1906 in
Meterspurweite erbaut und im Juli 1910 in Betrieb genommen.
Sie verbindet als Fortsetzung der Albulabahn den Wintersportort
St. Moritz in Graubünden mit dem italienischen Tirano im
Addatal und gilt als höchste und steilste Adhäsionsbahn der
Alpen.
Hinter Poschiavo folgt
die Bernina-Straße dem Bachbett des Cavaglisch bis nach San
Carlo und quert in der Folge die bewaldeten Westhänge des Piz Sena und
des Corn da Mürasciola in weiten Kurven.
35 Kilometer hinter
Tirano passiert die Passstraße
dann das Dorf La Rösa, hinter dem sie die Baumgrenze erreicht
und dann durch einige mauergestützte Kehren und vorbei am
Abzweig zum Forcola
di Livigno...
... der kahlen Scheitelhöhe des Berninapasses
zuzustrebt, die von dem Piz Cambrena (3.604 m), dem Cambrena-Gletscher und vom Piz Palü (3.905 m) beherrscht wird.
Das obligatorische Passschild
des Passo del Bernina steht auf der Südseite der Scheitelhöhe
neben einem großen Parkplatz, von dessen Ende man einen schönen
Blick auf die Bernina-Südrampe sowie die Gipfel von Cima Saoseo (3.257 m) und Piz dal Teo (3.049 m)
hat.
Die Passhöhe ist Teil der europäischen Hauptwasserscheide:
Der Abfluss des unterhalb der Passhöhe gelegenen Gletschersees "Lago Bianco" strebt
über die Acqua da Pila und durch
das Veltlin dem Po und damit dem Mittelmeer zu, der knapp
100 Meter entfernte See "Lej Nair" speist
den Berninabach, der über den Inn und die Donau dem Schwarzen
Meer zufließt. Über den Passo del Bernina verläuft auch
die rätoromanisch-italienische Sprachgrenze.
Etwa 300 Meter
westlich der Scheitelhöhe
liegt das Ospizio
Bernina, das 1865 erbaut wurde, um Säumern, deren Saumtieren
und Reisenden
Schutz, Unterkunft und Verpflegung zu bieten. Inzwischen
wurde es zu einem modernen Hotel umgebaut, das nun auch
Bergwanderern, Mountainbikern und Wintersportlern als attraktiver
Stützpunkt für Touren im Engadin, Puschlav und in den Skigebieten Diavolezza/Lagalb
dient.
Vom Bernina-Hospiz
hat man einen schönen Ausblick auf den See Lago Bianco, den 3.166 m
hohen Piz Albris und die fernen Gipfel der Albulaalpen.
Die Nordrampe führt von hier durch das 17 Kilometer
lange Val Bernina in die 500 Höhenmeter tiefer gelegene
Ortschaft Pontresina im Oberengadin. Unterwegs lohnt sich
ein Zwischenstopp auf den Parkplätzen Lagalb, Diavolezza
oder Sout, von denen man einen tollen Ausblick auf den 4.049 Meter
hohen Piz Bernina und die umliegenden Gipfel der Berninagruppe
hat.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de/
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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.