Lage: |
Alpen, Frankreich und Italien, Cottische Alpen, Hochdauphiné und Piemont |
Talorte: |
Château-Ville-Vieille (F), Aiguilles (F) sowie Casteldelfino (I) |
Streckenlänge: |
23 km ab Ville-Vieille, 25 km ab Aiguilles und 20 km ab Casteldelfino |
Maximale Höhe: |
2.744 m |
Maximale Steigung: |
14 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2022 |
Die nur in den Sommermonaten
befahrbare Passstraße über den Col
Agnel (ital.: Colle dell'Agnello) verbindet die Ortschaften Château-Ville-Vieille
und Aiguilles
im französischen Guiltal mit Casteldelfino im italienischen Varaitatal.
Die französische Nordwestrampe überwindet den Höhenunterschied von etwa
1.360 Metern mit Steigungen von bis zu 10 Prozent, die
italienische Südostrampe steigt insgesamt 1.460 Meter an und ist
mit Höchstwerten von 12 Prozent noch steiler. Der Col Agnel ist
der höchste Grenzpass der Alpen und hinter dem Col de l'Iseran und
dem Stilfser Joch
der dritthöchste auf Asphalt zu erreichende Alpenpass. Der
zwischen der Punta dell'Alp (3.031 m) und Pain de Sucre (3.210 m)
gelegene, 2.744 Meter hohe Scheitel des Col Agnel war schon
im Programm der Tour de l'Avenier, der Tour de France sowie des
Giro d'Italia und über ihn verläuft die Wasserscheide
zwischen Rhône und Po.
Wir starten am frühen Morgen vor dem empfehlenswerten Quartier La
P'tite Auberge in dem auf 1.470 Metern Höhe gelegenen Aiguilles im oberen Guiltal, um über den
Col d'Izoard, den Col de Montgenevre und den Colle di Sestriere
ins italienische Susa zu touren. Als allererstes haben wir jedoch
einen Abstecher zum 2.744 Meter hohen Col Agnel auf dem Plan.
Wir folgen der Departementstraße D947, die mit leichtem Gefälle
dem Gebirgsflüsschen Guil folgt...
... und erreichen nach etwas
mehr als drei Kilometern im Norden der Ortschaft Ville-Vieille einen Kreisverkehr...
... den wir durch die dritte
Ausfahrt verlassen. Die hier beginnende Departementstraße D5 überquert
direkt hinter dem Kreisverkehr das Flüsschen Guil und führt gut ausgebaut
durch den auf 1.390 Metern Höhe im Osten der Gemeinde Château-Ville-Vieille
gelegenen kleinen Ort. Zunächst nur leicht ansteigend erreicht die
Straße nach dreihundert Metern eine lang gezogene Linkskurve...
... hinter der sich die
Steigung auf sechs bis acht Prozent erhöht. Durch eine enge Kehre
quert die nach Saint Veran führende und dem Tal der "Aigue Agnelle" folgende Bergstraße mit hölzernen Randsicherungen
den Nordwesthang der 1.919 Meter hohen "Crête
du Calme".
Gut fünf Kilometer hinter
Ville-Vieille erreichen wir kurz hinter der Ortsgrenze von Molines en
Queyras bei einem großen Holzkreuz den Abzweig der D205, ...
... die in der Folge den auf 1.750 Metern Höhe gelegenen Ort durchquert.
Molines
en Queyras hat knapp dreihundert Einwohner und zählt zu den höchstgelegenen
Gemeinden Frankreichs.
Noch innerhalb des
Ortes erhöht sich die Steigung auf zehn Prozent und mit Hilfe zweier
Kehren...
... steigt die Departementstraße
aussichtsreich dem Ortsausgang von Molines en Queyras entgegen.
Zwei Kilometer weiter
erreicht die D205 die zu Molines en Queyras gehörende Ortschaft
Pierre Grosse, in der die Durchgangsstraße im gesamten Ortsbereich
erneuert wird.
Die innerhalb der Ortschaften
vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h wurde in der Vergangenheit
wohl häufig überschritten, weshalb wir mehrfach hohe Fahrbahnschwellen
passieren müssen, von denen wir einige schräg
anfahren müssen, um mit unserem Roadster nicht aufzusetzen. Besonders für Radsportler
hilfreich sind die im Abstand von etwa einem Kilometer am Fahrbahnrand
aufgestellten Hinweistafeln, die die aktuelle Höhe, die Entfernung
bis zum Scheitel und die Durchschnittssteigung der nächsten
tausend Meter angeben.
Zwei Kilometer hinter
Pierre Grosse erreicht die D205 die auf 1.990 Metern Höhe gelegene evangelische
Kirche von Fontgillarde, die im Jahr 1827 erbaut wurde.
Innerhalb des Dorfes verengt
sich die Departementstraße...
... und das ändert sich auch
hinter dem Ortsausgang vorerst nicht. Die D205 läuft zunächst weiter
ansteigend auf den 3.114 Meter hohen Berg Grand Queyras zu, ...
... verliert dann wieder
etwas breiter werdend kurzzeitig einige Höhenmeter, ...
... um in der Folge erneut
anzusteigen.
Fast auf dem Talboden
verlaufend windet sich die mit einigen Ausweichstellen versehene
Bergstraße entlang dem nun sehr schmalen Gebirgsbach Aigue Agnelle...
... und läuft im Gegenlicht
der Morgensonne auf die erste von acht Kehrten zu, ...
... zwischen denen mehrmals
die Maximalsteigung erreicht wird.
Die Talseite der Nordwestrampe
ist weitgehend ungesichert, auf die teilweise engen Kehren machen
Pfosten und Warnbaken aufmerksam.
Auf den letzten vier Kilometern
zeigt der Asphalt mehrfach lange und breite Risse, auf die talfahrende
Radsportler achten sollten.
Durch die Kehren drei
und vier...
... steigt die Passstraße
dem auf 2.580 Metern Höhe gelegenen Refuge
Agnel entgegen, das neben einem Restaurant auch Übernachtungsmöglichkeiten
anbietet...
... und bei dem Parkflächen für Bergfreunde angelegt wurden.
Von hier aus sind Touren zu
den Gipfeln von Pain de Sucre (3.210 m), Pic de Caramantran
il Pelvo (3.021 m)
und Mont Viso (3.884 m) möglich.
Hinter dem Refuge
Agnel erreicht die Nordwestrampe den Talschluss und steig durch drei weitere
Kehren...
... dem nun oberhalb der
Straße in der Einsattelung zu sehenden Scheitel entgegen, ...
... der über den nach
und nach
flacher werdenden Schlussanstieg schnell erreicht ist.
Trotz des geringen
Verkehrs während unserer Auffahrt ist der Scheitel des Col Agnel
überraschend gut besucht. Die Ausschilderung ist italienisch, wegen
der vielen Aufkleber sind das italienische Staatsschild und das
Passschild des Colle dell'Agnello aber kaum zu lesen. Bis in die
1960er Jahre war der Gebirgsübergang vom Hochdauphiné ins Piemont
lediglich ein vom
Militär genutzter Saumpfad. Ende des Jahrzehntes wurde er dann
zu einer Straße ausgebaut, die 1970 auf italienischer Seite eingeweiht
werden konnte. Die französische Rampe wurde erst drei Jahre später
fertig, allerdings noch ohne Straßenbelag: Durchgehend asphaltiert
ist die Passstraße erst seit Ende der 1980er Jahre.
Auf der Innenseite der
Scheitelkehre steht ein großer Grenzstein, der für den Colle dell'Agnello
eine Höhe von 2.744 Metern angibt und der die Staatsgrenze
zwischen Frankreich und Italien markiert.
Am Außenrand der Kehre
wurde im Jahr 2018 eine Holzskulptur aufgestellt, die an den Radprofi
und Bergspezialisten Michele Scarponi erinnert, der im Jahr 2011
die Radrundfahrt Giro d'Italia gewann. Im Jahr 2016 erreichte Scarponi
während der 19.
Etappe dieses Radrennens
als Erster den Scheitel des Colle dell'Agnello und gewann die Bergwertung.
Nur wenige Monate später verstarb er während einer Trainingsfahrt nahe seinem Heimatdorf
Filottrano
bei einem
Verkehrsunfall, weil der Fahrer des
ihn überfahrenden Transporters während der Fahrt
auf seinem Smartphone Videos schaute.
Hinter der Skulptur
wurde wenige Meter oberhalb am Berghang ein kleiner Aussichtsplatz
angelegt, an dem eine Orientierungsscheibe die umliegenden Berggipfel
benennt und von dem man eine schöne Aussicht über die italienische Südostrampe
hinweg in das Varaita-Tal...
... und auf die Serpentinen
der französischen Nordwestrampe und das Refuge Agnel hat, ....
... über die wir mit
einem schönem Blick auf den 3.841 Meter hohen Monte Viso wieder
ins Guil-Tal zurückfahren.
Dank der tollen Wetterverhältnisse,
den schönen Aussichten und des geringen Verkehrs in den oberen...
... und unteren Kehren
wird diese Fahrt zu einer echten Genusstour.
Und fast hätten wir bedauert, im Tal der Guil wieder Ville-Vieille mit
der Kirche Saint-André zu erreichen,
würde nun nicht der Col d'Izoard auf uns warten.
Weitere
Infos:
https://www.alpenpaesse.de
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.