Lage: |
Alpen, Frankreich, Pyrenäen, Nouvelle-Aquitaine, Pyrénées-Atlantiques |
Talorte: |
Laruns (W) und Argelès-Gazost (O) |
Streckenlänge |
18 km ab Laruns und 30 km ab Argelès-Gazost |
Maximale Höhe: |
1.709 m |
Maximale Steigung: |
14 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2023 |
Der an der Nordseite der Pyrenäen
in der Region Pyrénées-Atlantiques
gelegene Col d'Aubisque zählt neben dem Col du Tourmalet, dem Col
d'Aspin und dem Col de Peyresourde zu DEN Pässeklassikern in den
Pyrenäen. Über seinen zwischen
dem Soum de Grum (1.870 m) im Norden und dem Turron de l'Ausetch
Lounc (1.747 m) im Südosten gelegenen Scheitel führt die "Corniche" (=Traumstraße)
genannte D918,
die von dem westlichen Talort Laruns (525 m) heraufkommend
über den Col de Soulor (1.474 m) in das östlich gelegenen Argelès-Gazost
(450 m) führt. Die Westrampe überwindet einen Höhenunterschied
von knapp 1.200 Metern mit durchschnittlich sieben Prozent,
die deutlich längere Ostauffahrt steigt im Schnitt zwar nur mit
vier Prozent an, dafür müssen die in der Abfahrt hinter dem Col du Soulor
verlorenen
mehr als hundert Höhenmeter ein zweites Mal bewältigt werden. Die Maximalsteigungen
liegen bei vierzehn Prozent auf der Westseite und neun Prozent auf
der Ostseite. Die Passstraße wurde unter Napoleon III. ab dem Jahr
1860 erbaut und wurde ab den 1880er Jahren zur Versorgung der Erzbergwerke
bei Gourette genutzt. Mit dem Einzug des Wintersports gewann die
"Corniche" an Bedeutung und wurde mehrfach ausgebaut.
Sie ist Teil der 950 Kilometer langen "Route des Cols",
die von Cerbère am Mittelmeer über 34 Pyrenäen-Pässe nach Hendaye
am Atlantik führt.
Wir starten die Auffahrt
zum Col d'Aubisque auf dem Scheitel des Col
du Soulor, der dem Col d'Aubisque im Osten oberhalb von Argelès-Gazost
vorgelagert ist.
Auf den ersten zwei Kilometern hinter dem "Soulor" verläuft
die Départementstraße D918 in Wellen in südwestlicher Richtung...
... und senkt sich mit leichtem
Gefälle und dem Blick
auf den 2.472 Meter hohen "Pic de la Latte de Bazen"...
... zu dem etwa einhundertzehn
Höhenmeter unterhalb des Soulor-Scheitels gelegenen und in Wolken gehüllten
Tiefpunkt der Strecke,
wo auf 1.365 Metern Höhe der im Sommer fast kaum Wasser führende
Gebirgsbach "L'Ouzom" und die Grenze zwischen den Départements
Hautes-Pyrénées und Pyrénées-Atlantiques überquert wird.
Hier wurde ein kleiner geschotterte Aussichtsparkplatz angelegt, von dem aus man
einen tollen Blick in das tief unterhalb gelegene "Vallée d'Ossau" haben soll. Überprüfen
können wir das nicht, denn die aus dem Tal heraufsteigende und von
uns ursprünglich als "kleiner Nebelfetzen" eingeschätzte
weiße Masse entpuppt sich als eine dichte und geschlossene Wolkendecke.
Ein weißes Hinweisschild am Ende des Parkplatzes gibt neben der
aktuellen Höhe die Restentfernung zum Aubisque-Scheitel mit 7,5 Kilometern
bei einer Durchschnittssteigung von 4,7 Prozent an.
Hinter dem Tiefpunkt steigt die gut ausgebaute und durch
gemauerte Randbegrenzungen gesicherte Ostauffahrt mit niederen
einstelligen Prozentwerten an. Viel Verkehr gibt es bei unserer
Auffahrt nicht, lediglich einige Motorradfahrer und Radsportler sind
auf der Rampe zwischen den beiden Pässen unterwegs.
Nach einem halben
Kilometer verengt sich die Fahrbahn deutlich. Wie bei vielen anderen
Pässen wurden am Straßenrand Hinweisschilder für Radsportler
ausgestellt, die die verbleibende Entfernung zum Scheitel, die aktuelle
Höhe und die durchschnittliche Steigung des nächsten Kilometers
angeben (hier: 7 km, 1.380 m, 3 Prozent).
Die "Corniche"
genannte Passstraße durchquert in der Folge die senkrechten, teilweise
sogar überhängenden Kalkstein-Felswände der "Cirque du Litor".
Wie spektakulär die D918 hier zweihundert Meter über den Weideflächen
"Cabanes du Litor" im Tal verläuft, können wir nur erahnen,
wegen der immer
noch bergauf ziehenden
Wolken aber nicht sehen. Dieser exponierte Straßenverlauf zwischen dem Col
d'Aubisque und dem Col du Soulor wurde beim Bau der Passstraße in
den
1860er Jahren gewählt, um einen Abstieg vom Aubisque zu den knapp sechshundert
Meter tiefer gelegenen Cabanes du Litor und dem dann zwangsläufig nachfolgenden
Wiederaufstieg über dreihundert Höhenmeter bis zum Scheitel des
Soulor zu vermeiden.
Auf etwa 1.390 Metern Höhe wurde
durch die Nordostflanke
des Felsabsturzes der
kurze und gut einsehbare untere "Bazen-Tunnel" gebrochen,
...
... hinter dem die Ostrampe
nach Nordwesten dreht...
... und auf den oberen
Bazen-Tunnel zuläuft, der feucht, zudem länger und dunkler als der untere
Tunnel
ist und der nicht eingesehen werden kann. Mit der Hupe machen wir
vor der Einfahrt lautstark auf uns aufmerksam.
Dahinter erhöht sich die Steigung auf mittlere einstellige
Prozentwerte.
In einem langen Rechtsbogen quert die D918 dann unterhalb des in
Wolken gehüllten Höhenzuges "Crête de Luzé" ein vom Gebirgsbach "Arrec d'Arbaze"
gegrabenes Hochtal und umgeht danach den 1.891 Meter hohen "Mont
Laid" auf dessen Ostseite.
Auf etwa tausendfünfhundert Metern Höhe haben wir uns dann durch
die Wolkendecke durchgearbeitet.
Unterhalb des 1.899 Meter
hohen "Le Moustachou" erhöht sich die Steigung auf bis
zu zehn Prozent.
Die Ostrampe windet sich
dann durch weit gezogene Kurven bergauf, überquert das trockene
Bachbett des "Arrec de Lagnères" und nähert sich dabei
der Baumgrenze.
Über den Wolken ist der
Ausblick einfach grandios. Wir erinnern uns an den Song von Reinhard
Mey, der eine grenzenlose Freiheit beschreibt.
Sieben Kilometer hinter
dem Col du Soulor sehen wir dann den noch zwei Kilometer entfernten
Scheitel des Col d'Aubisque vor uns, ...
... der durch den bis
zu zehn Prozent steilen Schlussanstieg erreicht wird.
Wir parken unseren Mazda
MX-5 auf dem an der Nordseite des Scheitels angelegten großen Schotterparkplatz
und spazieren vorbei an dem Souvenirshop mit der "Bar Le Cayolar",
wo man neben Erfrischungen auch Sandwiches und Crêpes erhalten
kann...
... zu dem "Hôtel du Col d'Aubisque"
mit
dem empfehlenswerten "Restaurant 1709", in dem wir einen
ausgedehnten mittäglichen Boxenstopp einlegen.
Danach sehen wir uns
auf dem Scheitel um: Vor dem Hôtel du Col d'Aubisque
erinnert ein Denkmal an den
belgischen Radrennfahrer Lucien Buysse (1892-1980), der im Jahr
1914 in das Profiradsportlager wechselte, achtmal bei der Tour de
France startete, insgesamt fünf Etappen gewann und der im Jahr 1926 die Ziellinie in Paris als Gesamtsieger
mit
mehr als zwei Stunden Vorsprung überquerte.
Etwas unterhalb des
Denkmals überrascht uns
eine Herde frei laufender Pferde, die damit beschäftigt ist, die auf dem
Scheitel abgestellten Fahrzeuge ausgiebig - worauf auch immer -
zu überprüfen. Auf der gegenüber gelegenen Seite der Passstraße
stehen das mit Aufklebern verunstaltete Passschild des Col d'Aubisque
und ein alter Kilometerstein, die die Entfernung nach Argeles mit
30 Km und nach Eaux-Bonnes mit 12 Km angibt. Dahinter erheben sich
die Gipfel des Pyrenäen-Hauptkamms, darunter Latte
de Bazen (2.472 m), Esquerra (2..453 m), Sanctus (2.482 m),
Géougue d'Arre (2.619 m) und Pène Médaa (2.520 m).
Wenige Meter westlich
des Passschildes wurden drei riesige Rennräder mit den Farben der
Tour-de-France-Wertungstrikots aufgestellt: Das gelbe Rad steht für
das gelbe Trikot, das der jeweils Gesamt-Führende trägt, das Grüne
kennzeichnet den Führenden in der Punktewertung und das Rot gepunktete
zeichnet den besten Kletterer der Rundfahrt aus. Die riesigen Räder
erinnern auch an die
lange gemeinsame Geschichte von Col d'Aubisque und Tour de France,
die im Jahr 1910 mit der ersten Überquerung des Scheitels begann.
Seither quälten sich die Radprofis mehr als siebzig Mal über diesen
Pass, der oft als der Schwierigste und Schönste in den Pyrenäen
bezeichnet wird. Da erneut Wolken aus den Tälern aufsteigen, ...
... machen wir uns etwas
früher als geplant auf die Talfahrt in Richtung Laruns in der Hoffnung,
dass diese Seite des Passes noch nicht komplett in Wolken gehüllt ist.
Die Westrampe ist anspruchsvoller,
steiler und kehrenreicher als die Ostrampe und wird bei der Tour
de France als "Hors Catégorie", als
schwerste Kategorie der Rundfahrt, eingruppiert. Hinter dem Scheitel
läuft sie mit bis zu acht Prozent Gefälle auf die erste Kehre zu...
... hinter der wir schlagartig wieder von so dichten Wolken umhüllt sind, dass
wir das an der zweiten Kehre auf 1.570 Metern Höhe gelegene und
im Jahr 1950 erbaute Restaurant Les Crêtes
Blanches nur schemenhaft erkennen können.
In der Folge überquert
die "Route du Col d'Aubisque" die Grenze zwischen den
Gemeinden Béost und Eaux-Bonnes...
... und senkt sich dann
mit bis zu zehn Prozent Gefälle...
... zu dem auf 1.380 Metern
Höhe gelegenen Ortseingang von Gourette
in der Gemeinde Eaux-Bonnes.
Der zwischen der Gebirgsgruppe
Cirque de Gourette und dem Massif de Ger eingebettete Wintersportort bietet seinen Besuchern in der kalten Jahreszeit über
vierzig Abfahrtspisten mit mehr als fünfunddreißig Kilometern Länge, die
über zwölf
Lifte erreicht werden können, zudem Langlaufloipen, Tracks für Schneeschuhwanderungen
und eine Eislaufbahn. Der Wintersporttourismus setzte hier in den
1930er Jahren mit dem Bau der ersten Chalets ein, die großen Hotel-
und Appartementanlagen entstanden ab den 1960er Jahren.
Im Vergleich zu vielen anderen Wintersportorten
ist Gourette auch im Sommer vor allem von Wanderern, Kletterern
und Mountainbikern gut besucht und es sind - wie hier auf
der "Quartier Marcassins" genannten D918 - überraschend
viele Einkehrmöglichkeiten und Shops geöffnet.
Hinter Gourette senkt
sich die Westrampe mit wechselndem Gefälle durch Stützmauern...
... und Schutzüberbauungen
gegen Steinschlag gesichert...
... entlang einiger Felsabbrüche...
... hinunter zu dem auf
1.200 Metern Höhe links der Straße gelegenen Großparkplatz "Parking Gourette"
für Langzeitparker,
die Parkplätze in der Ortschaft sind ganz überwiegend Einwohnern
und Lieferanten vorbehalten. Seit dem Jahr 2010 verbindet die kostenlos nutzbare Gondelbahn Télécabine du
Ley den Großparkplatz mit Gourette, außerhalb der Seilbahnbetriebszeiten kann
ein Shuttle-Service
genutzt werden.
Hinter Parking Gourette
schlängelt sich
die nun "Route de Gourette" genannte Westrampe im
schmalen Tal des "Le Valentin"...
... durch die nächsten
Kehren, überquert den Gebirgsbach insgesamt dreimal...
... und läuft dann auf
ein Steilstück zu, vor dessen dreizehnprozentigem Gefälle gewarnt
wird.
Durch zwei weitere Kehren...
... geht es dann mit
mittleren einstelligen Prozentwerten hinunter zu dem auf 740 Metern
Höhe gelegenen Ortseingang von Eaux-Bonnes, ...
... hinter dem sich die
Route de Gourette für ein kurzes Stück noch einmal verengt.
Auf
der "Rue Louis Barthou" passieren wir dann den Park "Jardin Darralde"
und das Casino des etwa zweihundert Einwohner zählenden und oberhalb des
Le Valentin gelegenen Ortes. Eaux-Bonnes wurde im 18. Jahrhundert
gründet, nachdem hier eine Thermalquelle entdeckt wurde, der Linderung
bei Arthrose- und Rheumaerkrankungen nachgesagt wird. Mit dem Einsetzen
des Wintersporttourismus nahm die Bedeutung von Eaux-Bonnes als
Kurort ab.
Kurz hinter dem "Hotel
des Pyrenees" verlassen wir die in Richtung Laruns und Pau
führende D918 und fahren rechts abbiegend...
... auf die schmale,
für Fahrzeuge über 6 Metern Länge gesperrte D240 auf, ...
... um über Assouste...
... und durch Beost...
... unterhalb von Laruns
im Tal des "Le Gave d'Ossau"...
... die Einmündung in
die D934 zu erreichen. Von hier bieten sich Touren zum Col de Marie-Blanque
und zur Port de Castet ebenso an wie die Weiterfahrt über Louvie-Luzon in
den Wallfahrtsort Lourdes.
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/col-d-aubisque
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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
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