Lage: |
Alpen, Frankreich, Grajische Alpen, Savoyen |
Talorte: |
Seez im Tal der Isère-Tal und Lanslebourg im Tal des Arc |
Streckenlänge: |
44 km ab Seez, 33 km ab Lanslebourg |
Maximale Höhe: |
2.764 m (Passschild: 2.770 m) |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2022 |
Der 2.764 Meter hohe Col de l'Iseran wird als "König der Pässe" bezeichnet, weil er vor dem
Stilfser Joch (2.758 m)
und dem Col
Agnel (2.744 m) der höchste auf Asphalt befahrbare Pass
der Alpen ist. Höher hinauf geht es nur auf der Ötztaler
Alpenstraße zum Tiefenbachferner (2.830 m) und der Schleife der Cime de la Bonette (2.802 m),
die aber keine Gebirgsübergänge sind, und die Passstraße über den
Col de la Bonette erreicht
nur eine Höhe von 2.715 Metern. Deshalb überrascht es nicht,
dass die legendäre "Route des Grandes Alpes", die vom Genfer See durch
die Hochalpen zur Côte d'Azur führt, neben 15 anderen Alpenpässen
auch den höchsten Pass, den Col de l'Iseran überquert.
Über den
Scheitel des Iseranpasses führt die zweispurig ausgebaute Departementstraße D902, die Lanslebourg-Mont-Cenis
(1.400 m) im Südwesten mit Val d'Isere
(1.840 m) und Seez (890 m) im Nordwesten verbindet.
Benannt ist er nach dem Fluss Isère, der östlich der Passhöhe am
Gletscher "Glacier des Sources de l’Isère" nahe dem Col de la Vache
entspringt. Wegen der extremen Lage ist die ab dem Jahr 1933 erbaute
und 1937 eröffnete
Passstraße nur von Ende Juni bis Ende September geöffnet.
Von Lanslevillard aus erreichen wir
auf der Departementstraße D902 im Nordosten des 1.746 m hohen
Col de la Madeleine
(nicht zu verwechseln mit dem 40 Kilometer weiter im Westen
gelegenen gleichnamigen Pass oberhalb von La Chambre) die auf 1.720 Metern
Höhe gelegene und knapp vierhundert Einwohner zählende Ortschaft Bessans,
von der aus es noch zwanzig Kilometer bis
zur Passhöhe des Col de l'Iseran sind.
Die D902 führt durch das flache
Tal
des Bergflüsschens "L'Arc" und erreicht sechs Kilometer
hinter Bessans den Ortseingang von Bonneval-sur-Arc. Wir parken den
MX-5 am Rand der D902, ...
... um uns das links der Straße
gelegene Bonneval-sur-Arc
anzusehen, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt.
Die östlichste Gemeinde
Savoyens liegt am Rand des Nationalparks Vanoise auf etwa 1.840
Metern Meereshöhe und wirkt wie ein Bergdorf aus früheren Zeiten.
Die traditionellen Natursteinhäuser mit ihren mit Steinplatten
gedeckten
Dächern stehen eng um die im Jahr 1446 erbaute
und zweihundert Jahre später erweiterte Kirche Notre Dame
de l'Assomption.
Einige der alten Häuser wurden (oder werden derzeit) innen modernisiert und können angemietet
werden, in anderen findet man lohnende Einkehrmöglichkeiten.
Hinter Bonneval-sur-Arc
beginnt nach einer lang gezogenen 180-Grad-Linkskurve, in der das
Flüsschen Arc überquert wird, der eigentliche Anstieg
zum 13 Kilometer entfernten und rund 900 Metern höher gelegenen
Col de l'Iseran. Mit Blick auf die Berge Pointe des Buffettes
(3.233 m) und Signal Méan Marin (3.315 m) steigt die Südrampe
mit
Werten zwischen vier und zehn Prozent der ersten Kehre entgegen
und quert danach mehrfach den Südostabhang des Pointe de la Met
(3.040 m).
Hier oben gibt es - von
uns unerwartet, weil wir an einem Wochentag auffahren - recht viel
Verkehr: Neben Pkws und Drachenfliegern sind ganz überwiegend Radsportler
unterwegs...
... und sogar Landwirte
nutzen die Passstraße, um mit ihren Traktoren das Heu von den Bergwiesen
einzufahren.
Mit zunehmender Höhe
hat man tolle Ausblicke auf die sich immer weiter zurückziehenden
Gletscher unterhalb der Grande Aiguille
Rousse (3.482 m) bis hin zur Levannetta (3.390 m).
Auf einer Höhe von 2.110
Metern biegt die Passstraße in das Tal des Wildbaches Lenta ein. Am Straßenrand
machen uns Schilder darauf aufmerksam, dass wir nun in den
Nationalpark Vanoise einfahren. Das Schutzgebiet war der erste französische
Nationalpark. Er wurde 1963 eingerichtet, um dem vom Aussterben
bedrohten Alpensteinbock einen intakten Lebensraum zu sichern.
Die seitlich der Fahrbahn
aufgestellten Kilometersteine sind für Radsportler sicherlich hilfreich,
denn sie nennen neben der Straßennummer auch die aktuelle
Höhe (hier: 2.125 m), die verbleibenden Kilometer bis zur Passhöhe (9 km)
und die Durchschnittssteigung
für den nächsten Kilometer (3 %).
Fünf Kilometer hinter
Bonneval-sur-Arc führt eine aus Natursteinen erbaute Brücke auf
das orografisch linke Ufer der Lenta.
Hinter der Brücke läuft
die D902 noch leicht ansteigend auf die nächste Kehre zu, ...
... hinter der die Steigung dann
mit Blick auf die Gipfel von Pointe des Buffettes (3.233 m),
Ouille des Trétêtes (2.948 m) und Ouille de la Jave (2.867 m)
wieder anzieht und schnell die Zehn-Prozent-Marke erreicht.
Bei einem am Ufer des Gebirgsbaches
Plan de la Montagne auf 2.275 Metern
Meereshöhe stehenden Wohnhaus wird vor Erd- und Schneelawinen
gewarnt. Durch die Kehre neben dem Gebäude dreht die Rampe nach Südosten...
...
und quert in der Folge mit Vorblick auf die Gletscher unterhalb
des 3.638 Meter hohen L'Albaron zweimal aussichtsreich den Westhang des 3.189 Meter
hohen Pointe des Arses.
Dreieinhalb Kilometer
vor dem Scheitel des Col de l'Iseran führt die D902 durch einen
kurzen, unbeleuchteten Tunnel, dessen Einfahrt mit Stahlnetzen gegen
Steinschlag gesichert ist. Hier ist Vorsicht angesagt: Entgegenkommende
Radsportler ohne Beleuchtung sind hier kaum zu sehen.
Hinter dem Felsdurchbruch
folgt die Bergstraße mit durchschnittlich sieben Prozent Steigung
weiter dem Hochtal des fünfzig Meter
tiefer dem L'Arc zufließenden Lenta-Baches, ...
... den sie ein Kilometer hinter dem
Tunnel überquert.
In der Folge steigt sie
entlang dem Südosthang des 3.043 Meter hohen Pointe des Lessières...
... und läuft auf eine
letzte Kehre zu, in der ein Fahrweg zum Restaurant "La Cascade",
zum Lac Céma sowie den Liftanlagen "Céma" und "Cascade"
abzweigt.
Hinter der Kehre beginnt
der siebenhundert Meter lange und bis zu zwölf Prozent steile Schlussanstieg.
Kurz vor dem Scheitel
erinnern die verblassenden Farben auf dem Asphalt an die Tour de
France. Acht mal insgesamt war der hochalpine Col de l'Iseran bisher
im Programm der Radrundfahrt. Bei der letzen Befahrung des Bergklassikers
am 26. Juli 2019 musste die 19. Etappe der Tour de France in
der Abfahrt wegen starkem Schneefall und Hagel abgebrochen werden.
Im Hochsommer!
Hinter einer letzten Rechtskurve ist
dann der auf 2.764 Metern Meereshöge gelegene Scheitel des Col de l'Iseran
erreicht.
Vor der traumhaften
Kulisse der Gipfel und Gletscher Grajischen Alpen stellen wir den MX-5
auf dem etwas oberhalb der Passstraße angelegten
Schotterparkplatz ab...
... und spazieren hinunter
zu dem am Nordosthang des 3.043 Meter hohen Pointe des Lèssieres
gelegenen Hospiz, dessen Souvenirshop und Restaurant seit Jahren geschlossen
sind. Die wenige Meter tiefer gelegene Iserankapelle "Notre-Dame-de-Toute-Prudance" wurde
von Bischof Grumel geplant und mit dem Segen des Papstes Pius XI.
ab dem Jahr 1938 aus Natursteinen erbaut. Einsegnen konnte man die Kapelle Ende August 1939.
Seitdem widersteht sie den extremen Naturgewalten des Hochgebirges.
Wir schauen uns noch
das unter Dauerbelagerung stehende Passschild des Iseranpasses an, das
fälschlicherweise 2.770 Meter als Höhe angibt,
...
... und fahren dann auf der Nordrampe
talwärts, um unser Quartier Colettine in Les Brevieres zu erreichen.
Durch die beiden oberen Kehren...
... erreichen wir den siebzig
Höhenmeter unterhalb der Passhöhe gelegenen Lac de l'Ouillette.
Die D902 passiert den See auf dessen Ostseite...
... und folgt danach dem langgestreckten Bergrücken der Crête des Lèssieres.
Zwischen dem 2.533 Meter
hohen Aussichtsberg Tête de l'Arollay (auch Belvédère Tarantaise
genannt) und dem 2.558 Meter hohen
Tête du Solaise senkt sich die Nordrampe durch vier weitere Kehren...
... und passiert
auf einer Höhe von 2.340 Metern die Bergstation der Kabinen-Seilbahn
Fornet sowie die Talstationen der 6er
Goldelbahn Vallon
de l'Iseran und der 4er Sesselbahn Pyramides.
Durch
vier weitere Kehren senkt sich die Nordrampe dann mit einem Gefälle
von bis zu neun Prozent...
... hinunter zur Brücke
"Pont St. Charles", auf der die junge Isère überquert
wird. Die insgesamt 285 Kilometer lange Isère entspringt ganz
in der Nähe an der Grande Aiguille Rousse und mündet in der Nähe
von Valence in die Rhône. An ihrem rechten Ufer wurde von der Gemeinde
Val d'Isère für Wanderer
und Bergsteiger der große Parkplatz "Parking Du Pont
Saint Charles" angelegt.
Zweieinhalb
Kilometer hinter der Isere-Brücke erreichen wir den Weiler
Le Fornet und nach zwei weiteren Kilometern passieren wir mit Vorblick
auf die Gipfel von Pointe de Fresse (2.694 m) und Pointe du
Lavachet (2.652 m) den Ortseingang des auf 1.850 Metern
Höhe gelegenen Val d'Isère. In dem weit über die Grenzen Frankreichs
hinaus bekannten Wintersportort wurden schon olympische Skirennen
sowie alpine Skiweltmeisterschaften ausgetragen und der Skiweltcup
macht hier auch regelmäßig Station.
Vor dem Tourismus-Büro
im
Zentrum der etwa 1.600 Einwohner zählenden Gemeinde
stellen wir den Roadster ab...
... und holen
den auf dem Col de l'Iseran ausgefallen Boxenstopp nach.
Danach
folgen
wir der Nordrampe durch die Tunnel und Galerien unterhalb von Val
d'Isere. Hinter dem Stausee Lac de Chevril biegen wir dann
auf die D87b ab, über die wir unser empfehlenswertes Quartier Chalet
Colettine in dem idyllisch am Ufer der Isère gelegenen Dorf
Les Brévières zu erreichen.
Weitere
Infos:
https://www.tour-magazin.de/touren/frankreich/anstiege-der-alpen-col-de-l-iseran
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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.