Lage: |
Alpen, Frankreich und Italien, Seealpen, Provence-Alpes-Côte d'Azur, Piemont |
Talorte: |
Isola (F) und Pratolungo (I) |
Streckenlänge |
20 km ab Isola und 20 km ab Pratolungo |
Maximale Höhe: |
2.350 m |
Maximale Steigung: |
17 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2023 |
Der 2.350 Meter
hohe Col de
la Lombarde (ital.: Colle della Lombarda) liegt in den Seealpen.
Er verbindet das Tal der Tinée in Frankreich mit dem Tal der Stura
di Demonte in Italien. Auf seinen Scheitel führen die durchgängig
asphaltierten und unterschiedlich gut ausgebauten Straßen M97 auf französischer
und SP 255 auf italienischer Seite, die die Talorte Isola (865 m)
und Pratolungo (915 m) miteinander verbinden. Die Passstraße
nutzt dabei die natürliche Senke zwischen dem 2.475 Meter hohen
Berg "Tête de l'Adrech d'en Barris" im Südwesten und der
2.800 Meter hohen "Cime de la Lombarde" im Nordosten.
Die 20 Kilometer lange Südwestrampe ab Isola überwindet mit Hilfe
von 46 Kehren knapp 1.500 Höhenmeter, die gleich lange Nordauffahrt
ab Pratolungo steigt durch 36 Kehren um 1.440 Meter an.
Die Durchschnittssteigung liegt bei beiden Auffahrten knapp über
7 Prozent, die steilsten 100 Meter mit 17 Prozent
findet man auf französischer Seite. Der Col de la Lombarde wird
im Winter nicht geräumt und ist witterungsabhängig meist nur von
Juni bis Oktober befahrbar.
Vom Col
de la Bonette kommend erreichen wir auf der M2205 am Südrand
von Isola die blumengeschmückte Brücke über den wenige Meter weiter
in die Tinée einmündenden Gebirgsbach "Torrent de la Guercha". Die frühere
D2205 ist heute als "M2205" kartiert, weil man zu Beginn des Jahres 2012
im Département Alpes-Maritimes
alle Départementstraßen in und um Nizza zu "Route Métropolitaine"
erklärte und das "D" in der Straßennummer durch ein "M"
ersetzte.
Den nachfolgenden Kreisverkehr
mit dem aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen Campanile der
nicht mehr existierenden Kirche San Pietro verlassen wir durch
die zweite Ausfahrt, ...
... überqueren den Bach Guercha
ein zweites Mal und folgen der M97, die
als "Route Charles Rami" den schmucken, knapp siebenhundert Einwohner zählenden Talort des
Col de la Lombarde im Südosten umgeht.
Noch innerhalb von Isola
beginnt die kurvenreiche Auffahrt zum Lombarde. Mit Blick
auf den 1.653 Meter hohen "Mont Palastre" läuft die M97 auf die
erste Kehre zu, in der ein blaues Schild anzeigt, dass die Bergstraße
nach Isola 2000 und zum Scheitel geöffnet ist.
Hinter der zweiten Kehre
passiert die M97 den Ortsausgang von Isola und folgt mit Steigungswerten
von bis zu zehn Prozent und durch Natursteinmauern gesichert dem
zwischen den Bergen "Mont Palastre" und "Le Péla"
(1.725 m) gelegenen Tal des bei Schluchtenwanderern beliebten
Torrent de la Guercha, der auf 2.400 Metern Höhe nahe
dem Col de la Guercha entspringt.
Zweieinhalb Kilometer
hinter Isola erreicht die M97 auf 1.050 Metern Höhe die fünfte
Kehre, in der uns die im Jahr 2021 eingeweihte "Mur des Champions"
des aus Calais stammenden Street-Art-Künstlers Yann
Chatelin überrascht. Die Mauer der Champions zeigt links den
Snowboardcrosser Tony
Ramoin, Bronzemedaillengewinner der Olympischen Winterspiele
2010 in Vancouver, in der Mitte die Snowboarderin Julia
Pereira, Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Winterspiele
2018 und rechts Mathieu
Faivre, den mehrfachen Skiweltmeister und Bronzemedaillengewinner
im Riesenslalom der Winterolympiade 2022 in Peking.
In ihrem weiteren Verlauf
überquert die M97 fünfmal den dann nach Nordwesten abdrehenden Guercha,
folgt anschließend durch zwölf Kehren dem Tal des von Isola 2000
herunterkommenden und dem Guercha zufließenden
Gebirgsbaches "Chastillon" und erreicht sieben Kilometer
hinter dem Talort auf 1.400 Metern Höhe eine erste
Schutzüberbauung, ...
... der sechshundert Meter
weiter und siebzig Meter höher in kurzem Abstand vier weitere folgen,
bei denen vor Schlaglöchern gewarnt wird und deren Zufahrten mit Stahlnetzen gegen Steinschlag aus dem Nordabfall der
1.997 Meter
hohen "Cime Challanc" gesichert sind.
Die Fahrspuren verengen
sich hier auf maximal drei Meter.
Dahinter überquert die
M97 den Chastillon, quert den Südostabfall
des 2.508 Meter hohen "Tête de Colle Haute" mit Hilfe
weiterer fünf Kehren und passiert auf 1.680 Metern Höhe bei
Steigungswerten um die sechs Prozent die Talenge zwischen der "Cime
Moravachère" (2.396 m) im Norden und der "Cime des
Crosilles" (2.458 m) im Süden.
Auf 1.950 Metern Höhe
kündigt eine Pistenüberbauung
das Wintersportgebiet mit dem am Fuß des 2.938 Meter hohen
"Mont Malinvern" gelegenen Wintersportort "Isola 2000" an,
...
... der kurz dahinter
erreicht wird und von dessen Kreisverkehr die in unterschiedlichen
Höhen angelegten Parkplätze erreicht werden können. Der Retorten-Skiort
Isola 2000
liegt auf circa zweitausend Metern Höhe, entstand
in den 1970er Jahren und gehört zur Gemeinde Isola. Das zwischen
1.800 Metern und 2.600 Metern Höhe gelegene Skigebiet
Isola 2000 verfügt über 20 Aufstiegshilfen wie Skilifte und
Gondelbahnen sowie über
42 Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade mit einer Gesamtlänge
von über 120 Kilometern.
Innerhalb von Isola 2000
steigt die M97 durch zwei Kehren weiter an. Auf Höhe des Restaurants
"Le Vieux Chalet" halten wir uns links und folgen der
wohl des Wintersports wegen nur bis hier oben gut ausgebauten und in
der Folge deutlich schmaler werdenden Passstraße, ...
...
die durch vier Kehren weiter ansteigt und dabei die im Jahr 2004
in Betrieb gegangene 6er-Sesselbahn
Combe Grosse unterquert.
Seitlich der schon mehrmals von den Radsportrundfahrten "Tour de France"
und "Giro d'Italia" besuchten Bergstraße wurden - wie
bei vielen anderen Pässen auch - im Kilometerabstand Infoschilder
für Radsportler aufgestellt, die die verbleibende Entfernung zum
Scheitel, die aktuelle Höhe und die Durchschnittssteigung des nächsten
Kilometers angeben (hier: 3,2 km zum Scheitel, 2.095 m
aktuelle Höhe und 6,5 % Steigung).
Ohne Straßenmarkierungen
und nur noch eineinhalb Fahrspuren breit schlängelt sich die Bergstraße
dann mit Blick auf den Tête de l'Adrech der Baumgrenze
entgegen, die auf etwa 2.200 Metern Höhe erreicht wird.
Im bis zu zehn Prozent
steilen Schlussanstieg sind noch einmal neun Kehren zu durchfahren,
...
... dann taucht oberhalb
der Motorhaube unseres MX-5 die Scheitelhöhe auf, ...
... die durch zwei letzte
Kehren erreicht wird und über die die Wasserscheide
zwischen Var und Po sowie die Staatsgrenze zwischen Frankreich
und Italien verläuft.
Wir stellen unseren Mazda
MX-5 seitlich der Straße ab. Das Passschild des Lombarde wurde von
Zweirädlern mit Aufklebern dermaßen vollgepappt, dass es nicht mehr
zu entziffern ist.
Oberhalb der Scheitelhöhe
erinnert ein im Jahr 1978 errichteter Gedenkstein in italienischer und französischer Sprache
an Giovanni Bongiovanni, Rektor des nahe gelegenen "Santuario
Sant' Anna di Vinadio" und an Jean Gaissa, Bürgermeister
von Isola, die gemeinsam den Bau der im Jahr 1968 fertiggestellten
und als "Brücke des Friedens und der Brüderlichkeit zwischen
den Tälern Stura und Tinée" bezeichneten Passstraße vorantrieben.
Von hier oben hat man
einen schönen Blick auf den Scheitel mit dem kleinen Kiosk,
bei dem wir uns mit kalten Getränken eindecken, ...
... um dann die Aussicht zu genießen. Im Süden der Scheitelhöhe sieht man die
fußläufig erreichbare Bunkeranlage Opera
175 Ter, die ein Teil der früheren italienischen Grenzbefestigungen
auf dem Colle della Lombarda war. Die drei miteinander verbundenen Betonbunker dienten
als Observationsposten, Kasematte
und Maschinengewehrposten. Mit zwei weiteren Befestigungsbauten in
Sichtweite waren sie die italienische Antwort auf
die Séré de Rivières genannte Kette von Bunkeranlagen, die
Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts gegen Italien errichtete. Nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges fiel das ehemals italienische Gelände südlich
der Passhöhe an Frankreich.
Etwas weiter östlich sieht
man die von Isola 2000 heraufkommende französische Rampe des Lombarde,
...
... gegenüber auf der Nordseite
sieht man über die italienische Rampe und das Tal "Vallone d'Orgials" hinweg auf die Gipfelkette der Cottischen Alpen.
Hinter dem Scheitel senkt
sich die Nordrampe des Colle della Lombarda als italienische Provinzstraße
SP255 mit zunächst mittleren einstelligen Prozentwerten und Blick
auf die Gipfel von "Tête Grosse du Cheval" (2.331 m)
und "Cima d'Orgials" (2.647 m) in Richtung
Provinzhauptstadt Cuneo talwärts...
... und verengt sich dabei
auf maximal eineinhalb Spuren. Begegnungen mit Zweirädern sind unproblematisch,
für entgegenkommende Pkw gibt es einige Ausweichstellen und mit Schwerlastverkehr müssen wir
hier oben nicht rechnen, da die Nordrampe für Fahrzeuge mit mehr
als zehn Metern Länge gesperrt ist.
Die Landschaft auf der
italienischen Seite des Colle della Lombarda ist deutlich karger
und felsiger als ihr französisches Pendant.
Zwischen den beiden Bergseen
"Laghi d'Orgials superiore" hindurch schlängelt sich die
Strada Provinciale 255 fast eben zu dem auf 2.245 Metern Höhe
gelegenen "Laghi d'Orgials inferiore", ...
... hinter dem sie nun
wieder etwas breiter und mit bis zu zehn Prozent deutlich stärker
abfallend die Baumgrenze und die obersten beiden Kehren erreicht,
...
... zwischen denen uns
ein Erlkönig eines deutschen Autobauers auf Testfahrt entgegengeflogen
kommt. Genau an der richtigen Stelle, ...
... denn dahinter wird
es sehr eng. Mit Blick auf das Kloster Sant'Anna
am Hang gegenüber senkt sich die SP255 nun mit etwa zwölf
Prozent entlang dem Osthang des Hochtals "Vallone d'Orgials".
Im nachfolgenden Lärchenwald
erhöht sich das Gefälle auf bis zu vierzehn Prozent und durch vier
weitere Kehren...
... senkt sich die SP255
zwischen den Kehren durch hölzerne Leitplanken gesichert...
... und mit schönen Ausblicken
auf die Lausfer-Gipfel im französisch-italienischen Grenzgebiet
am Rand des Mercantour-Nationalparks...
... zu dem im "Vallone di
Sant'Anna" auf 1.820 Metern
Höhe gelegenen Abzweig der Nebenstraße zum Heiligtum Santuario di Sant'Anna
di Vinadio. Bevor wir nun auf der Nordrampe nach Pratolungo weiterfahren, biegen wir hier links ab und folgen der
Bergstraße zu dem etwa zwei Kilometer entfernten und knapp zweihundert
Meter höher gelegenen Wallfahrtsort
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/col-de-la-lombarde-isola
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.