Lage: |
Alpen, Frankreich, Cottische Alpen, Hochdauphiné |
Talorte: |
Briançon und Cesana Torinese |
Streckenlänge: |
11 km ab Briançon und 9 km ab Cesana Torinese |
Maximale Höhe: |
1.854 m |
Maximale Steigung: |
10 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2022 |
Der 1.854 Meter hohe
Col de Montgenèvre (italienisch: Colle del Monginevro) ist
der niedrigste Alpenübergang zwischen Frankreich und Italien. Er
verbindet das französische Briançon (1.320 m) im Durance-Tal
mit dem italienischen Cesana Torinese (1.360 m) im Tal des
Torrente Ripa. Der Pass wurde im Jahr 58 v. Chr. von Julius Caesar
zur Eroberung von Gallien und vermutlich auch von Hannibals Kriegselefanten
genutzt. Die
über den Scheitel führende Römerstraße "Via Domitia" wurde auf
Befehl Napoleons im Jahr 1804 zur
heutigen Passstraße ausgebaut, die auf französischer Seite
als Nationalstraße N94 und in Italien als Strada Statale
24 del Monginevro kartiert ist. Der Col de Montgenèvre ist häufig
im Programm der Profi-Radrennen Tour de France und Giro d'Italia. Über den zwischen dem Tête des Fournéous
(2.682 m) im Norden und dem Chenaillet (2.650 m) im Süden
gelegenen Scheitel verläuft heute nur noch
die Wasserscheide zwischen der Rhône und dem Po; die zuvor über
die Passhöhe verlaufende Staatsgrenze zwischen Frankreich und Italien
wurde 1947 etwa zwei Kilometer weiter nach Osten verlegt. Seinen
Namen erhielt der möglichst ganzjährig offen gehaltene Übergang nach
der auf der Passhöhe gelegenen Ortschaft Montgenèvre.
Vom Col
d'Izoard kommend setzen wir nach einem durch die Tour de France
bedingten Zwangsstopp im Zentrum von Briançon unsere Fahrt über
den Col de Montgenèvre ins italienische
Susa fort. Wir folgen der zunächst "Champ
de Mars" genannten N94, ...
... die in der Folge als "Route
d'Italie"...
... zum östlichen Ortsausgang
von Briançon weitergeführt wird.
Mit niederen einstelligen
Prozentwerten steigt die gut ausgebaute, beidseitig mit schmalen
Radspuren versehene
Nationalstraße entlang dem orographisch rechten Ufer der Durance...
... und mit Blick auf
den Mont Chaberton (3.131 m) sowie den Le Portion (2.853 m)
zu dem Abzweig der "Route de la Durance" genannten D994G
nach La Vachette, in das Hochtal Valléé de la Clarée
und weiter zum Col de l'Echelle an. Die N94 umgeht das auf 1.360 Metern Höhe
gelegene Dorf La Vachette auf dessen Ostseite, ...
... überquert dabei die Durance und verlässt dahinter das breite,
nach Val-des-Prés hin ansteigende Tal, um weiter der
Durance zu folgen.
Im Bergwald "Bois
de Sestrière" verengt sich die nun durch Stahlnetze gegen
Steinschlag gesicherte Route d'Italie...
... und läuft mit teilweise
rissigem Asphalt auf eine Gruppe von fünf Kehren zu, ...
... zwischen denen ein
gefahrloses Überholen nur Motorrädern möglich ist.
Hinter den Kehren hat
die N94 eine Höhe von 1.660 Metern erreicht, windet sich nun
entlang dem bewaldeten Südhang des Tête des Fournéous...
... und erreicht zehn
Kilometer hinter Briançon den Ortseingang von Montgenèvre.
Mit bis zu acht Prozent
Steigung läuft die Passstraße dann auf einen Kreisverkehr zu, durch dessen erste Ausfahrt sie...
... die 420 Meter
lange Unterführung "Tranchée Couverte de Montgenèvre"
erreicht, die in den Jahren 2004 bis 2006
erbaut wurde, um den Durchgangsverkehr vom Ortskern des Wintersportortes
fern zu halten. Für Fußgänger und Radfahrer ist die Unterführung
gesperrt: Diese müssen (oder
dürfen) die alte Gemeindestraße durch das Zentrum
von Montgenèvre benutzen.
Hinter der Tranchée Couverte
erreicht die N94 den neben einem Kreisverkehr gelegenen Scheitel
des Col de Montgenèvre, auf dem Napoleon Bonaparte zur Eröffnung
der Passstraße im Jahr 1804 einen Obelisk aufstellen ließ. Wir verlassen
hier die N94 durch die dritte Ausfahrt des Kreisels...
... und folgen der
alten Passstraße ins Zentrum von Montgenèvre, um in einem Café
nahe der Kirche
Saint-Maurice einen Boxenstopp einzulegen. Die knapp fünfhundert
Einwohner der Gemeinde lebten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
von der Land- und Forstwirtschaft. Das änderte sich, nachdem norwegische
Offiziere französische Soldaten hier im Skilauf unterrichteten.
Zivilisten folgten, 1903 wurde die erste Skischule eröffnet und
1907 wurde hier der erste internationale Skiwettbewerb ausgetragen.
Montgenèvre entwickelte sich zum ersten Wintersportort in Frankreich.
Ab 1920 entstanden erste Wintersporthotels, 1936 wurde hier der
erste Skilift weltweit in Betrieb genommen. Heute bietet das Skigebiet
Montgenèvre - La Voie Lactee
mit seinen dreißig Liftanlagen Alpinskifahrern sechzig Pisten mit
insgesamt einhundert Pistenkilometern, zudem achtzig Kilometer Langlaufloipen,
Tracks für Freestyler, Bordercrosser, Hundeschlittentracks und eine
Natureisbahn.
Nach unserem Boxenstopp
kehren wir, vorbei am Office
de Tourisme, zum Obélisque Napoleon zurück...
... bei dem wir wieder
auf die N94 auffahren, um über die Ostrampe
unser Quartier in Giaglione bei Susa zu erreichen. Rechts der Passstraße ragt
die knapp neun Meter hohe Skulptur "L'Envol"
des Bildhauers Christian Burger aus Embrun in den Himmel,
die mit ihren drei stählernen Zuschauern und dem über sie hinweg
fliegenden Skispringer an den 1. Skiwettbewerb im Februar 1907 auf
der damals neu erbauten 25-Meter-Sprungschanze erinnert.
Dahinter läuft die N94
auf eine Pistenüberbauung zu,
die das Skigebiet am Grand Chalvet (2.632 m) links oberhalb
der Straße mit den rechts der Straße gelegenen Liften zum Col du
Gondran (2.347 m) verbindet.
Vorbei an dem Gebäude
der "Police
Nationale" ...
... senkt sich
die Ostrampe mit niederen
einstelligen Prozentwerten in das Tal der "Doire", unterquert die Trag-
und Zugseile der Kombibahn Serre Thibaud...
... und läuft mit Blick
auf den "Le Portion" (2.853 m) und den dahinter aufragenden
Mont Chaberton (3.131 m)...
... dem zwei Kilometer
entfernten Ortseingang von Clavière entgegen, der gleichzeitig die
heutige Staatsgrenze zwischen den beiden Ländern ist.
Früher durchquerte die
auf italienischer Seite "Strada Statale 24 del Monginevro"
genannte Passstraße als "Via Nazionale" das Ortzentrum,
seit seiner Eröffnung im Jahr 2007 umgeht sie Clavière durch den
1.336 Meter langen Clavière-Tunnel,
der auf 50 km/h Höchstgeschwindigkeit begrenzt und für Radfahrer gesperrt ist,
...
... obwohl
die Tunnelröhre gut ausgeleuchtet ist und über recht breite
Randstreifen verfügt.
In dem Kreisverkehr hinter
dem Clavière-Tunnel erreicht die durch den Ort verlaufende alte
Passstraße wieder die SS24, die den Kreisel durch die zweite Ausfahrt
verlässt...
... und die zweihundert
Meter weiter das auf 1.750 Metern Höhe gelegene Ostportal der
Galleria
Cesana erreicht. Der 1.840 Meter lange Tunnel wurde im
Jahr 2014 eröffnet. Auch hier gilt ein Geschwindigkeitslimit von
50 km/h und ein Durchfahrtsverbot für Radfahrer: Diese müssen
die kurz vor dem Portal rechts abzweigende und oberhalb des nun "Piccola
Dora" genannten Gebirgsbaches verlaufende alte Trasse nutzen, die durch einen kurzen
Tunnel und zwei Lawinengalerien führt.
Hinter der Galleria Cesana
läuft die Ostrampe mit sieben Prozent Gefälle auf die erste von
insgesamt drei Kehren zu...
... hinter der sie
sich breit ausgebaut ins Piccola-Dora-Tal senkt, ...
... das sie durch den
307 Meter langen Lawinenschutztunnel "Piccola Dora"
erreicht. Dahinter überquert sie auf einer Höhe von 1.530 Metern den
Gebirgsbach, der auf dem Gebiet der Gemeinde Montgenèvre unterhalb der Berge Gimont
und Chenaillet entspringt und der sich bei Cesana Torinese mit der
"Ripa" zur "Dora Ripa" vereint.
Hinter der Brücke folgt die SS24
mit einem Gefälle von bis zu zehn Prozent dem rechten Piccola
Dora-Ufer...
... und erreicht
gut acht Kilometer hinter dem Col de Montgenèvre den westlichen Ortseingang
von Cesana Torinese.
Vorbei am Hotel Edelweiss
wird der auf 1.350 Metern Höhe gelegene und knapp tausend Einwohner
zählende Ort auf neuem Asphalt im Norden umfahren.
Hinter der Brücke über den Torrente
Ripa verlässt die SS24 durch die zweite Ausfahrt des Kreisverkehrs
die Ortschaft Cesana
Torinese in Richtung Oulx und Susa. Durch die erste Ausfahrt des
Kreisels gelangt
man zu den Regionalstraßen SR23 und SR215, die über Champlas du
Col bzw. Sauze di Cesana zum nahen Colle di Sestrière
führen.
Weitere
Infos:
https://www.alpenpaesse-wasserscheiden.at
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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
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