Lage: |
Alpen, Frankreich, Cottische Alpen, Hochdauphiné, Provence-Alpes-Côte d'Azur |
Talorte: |
Guillestre und Jausiers |
Streckenlänge: |
20 km ab Guillestre und 22 km ab Jausiers |
Maximale Höhe: |
2.109 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2022 |
Der in den Cottischen Alpen gelegene
Col de Vars verbindet das nördliche Guillestre
(1.000 m) im Tal des Guil mit dem südlichen Jausiers (1.220
m) im Tal der L'Ubaye. Die ab Les Gleizolles als D902 kartierte
Passstraße nutzt die natürliche Senke zwischen der "Pointe
de l'Eyssina" (2.837 m) und dem "Tête du Crachet"
(2.919 m) im Westen sowie dem "Tête de Paneyron"
(2.785 m) im Nordosten. Die durchgängig zweispurige Passstraße
wurde 1893 von Gebirgsjägern der französischen Armee aus strategischen Gründen
gebaut. Sie wird heute möglichst ganzjährig offen gehalten, ist gut asphaltiert und
hat vierundzwanzig Kehren. Der Col de Vars ist Teil der legendären
Route des Grandes Alpes, die vom Genfer See durch die
französischen Hochalpen zur Côte d'Azur führt und war schon mehr
als dreißig Mal im
Programm der Tour de France.
Vom Col
d'Allos kommend erreichen wir auf der
D900 die etwas mehr als tausendeinhundert Einwohner zählende Gemeinde
Jausiers im Ubaye-Tal, die von dem einzeln stehenden Glockenturm
auf dem "Rocher du Chastel" überragt wird. Die innerhalb
von Jausiers "Avenue des Mexicains" genannte Departementstraße
passiert ein Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen beider Weltkriege
erinnert und erreicht dahinter die Barockkirche Saint Nicolas
de Myre aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert sowie
das sich anschließende historische Rathaus, hinter dem die Passstraße
zum Col de la Bonette abzweigt. Wir bleiben auf der D900.
Hinter
Jausiers folgt die D900 dem orografisch rechten Ufer des bei Kanuten
und Rafting-Sportlern beliebten Wildwasserflusses "L'Ubaye", der an Jausiers vorbei
der Durance zustrebt...
...
und dessen Tal sich nach einem Kilometer schluchtartig verengt.
Fünf
Kilometer hinter Jausiers erreicht die D900 auf
1.240 Metern Höhe die knapp zweihundert Einwohner
zählende Ortschaft La
Condamine-Châtelard, in der die Passstraße D29 zum Col du Parpaillon
und nach Embrun abzweigt.
Wir bleiben weiter auf der D900, die unterhalb der zwischen 1843
und 1866 im steilen Südosthang der 2.008 Meter hohen "Serre de
l'Aut" zum Schutz der nahen Grenzpässe zu Italien errichteten
Festungsanlage "Fort
de Tournox" weiter der Ubaye folgt und die ab hier für
den Schwerkraftverkehr gesperrt ist.
Knapp zwei Kilometer hinter La
Condamine-Châtelard überquert die D900
die Ubaye und kurz darauf deren Zufluss "Ubayette",
hinter dem wir die zum Col de Larche weiterführende D900 verlassen
und links abbiegend auf die als "Route de Saint-Paul-sur-Ubaye"
ausgeschilderte D902 auffahren, die vorbei an dem rechts
der Straße gelegenen Weiler "Les Gleizolles" und
"Saint-Paul-sur-Ubaye" zum Col de Vars führt.
Nach
knapp zwei Kilometern überquert die D902
die Ubaye erneut und passiert dahinter die im Jahr 1694 erbaute Redoute de Berwick. Das
dreieckig angelegte, nach dem französischen Marschall Berwick benannte
Sperrwerk diente der Sicherung des Col de Vars
und konnte etwa 50 Verteidiger aufnehmen. Ende des 19. Jahrhunderts
wurde es modernisiert und in das Verteidigungssystem des oberen Ubaye-Tals integriert.
Ein
Kilometer hinter der Redoute überquert die Route de Saint-Paul-sur-Ubaye
das trockene Bett des Gebirgsbaches Riou-Sec...
...
und folgt dann weiterhin nur minimal ansteigend dem immer schmaler
werdenden Ubaye-Tal, ...
...
dessen Engstelle unterhalb des 2.565 Meter hohen "Tête de
Cassoun" mit Stahlnetzen gesichert ist und mit Hilfe einer in den Fels gesprengten s-förmigen
Galerie passiert wird.
Unmittelbar
dahinter wird die Ubaye zum dritten Mal überquert und auch am Gegenufer
wurden Hangsicherungen und ein Felsdurchbruch notwendig.
Hinter
dem Tunnel wird die Ubaye ein viertes Mal überquert. Danach läuft
die D902 auf der Talseite gut gesichert mittels einer vierhundert Meter langen Geraden
auf die Brücke über den Ubaye-Zufluss "Riou Mounal"...
...
und das rechts der Straße auf 1.475 Metern Meereshöhe gelegene Zweihundert-Seelen-Dorf Saint-Paul-sur-Ubaye
zu, dessen Bewohner überwiegend von der Landwirtschaft leben. Laut Münzfunden existierte
die Siedlung bereits zur Zeit der Römer. Hier
sehen wir, dass der noch 16 Kilometer entfernte Col de Vars
passierbar ist.
War
der Straßenverlauf bisher fast eben, so ändert sich dies noch innerhalb
der Ortschaft, in der bei der Brasserie
La Sauvage eine erste Kehre den Kurvenreigen der Südrampe eröffnet.
Die
Passstraße
steigt mit bis zu neun Prozent dem 2.920 Meter hohen "Le
Crachet" entgegen, passiert den Abzweig zum Weiler "Les
Prats", überquert dahinter den "Torrent Les
Mouratières"...
...und
erreicht durch eine enge, sich zuziehende Linkskehre mit reichlich Bremsspuren...
e
... über
den Gebirgsbach "Ravin du Peinier" hinweg
den auf 1.660 Metern Höhe gelegenen Weiler "Le Mélèzen",
die letzte Siedlung vor der Passhöhe. Vorbei an den wenigen Häusern
und dem etwas unterhalb der Brücke stehenden Glockenturm der in den Jahren 1773 bis 1785
erbauten Eglise
Saint-Sébastien...
...
steigt die Südrampe dann mit bis zu zehn Prozent der 2.830 Meter
hohen "Barre de la Pisse" und dem 2.631 Meter hohen
"Col du Crachet" entgegen.
Aus den sechs oberen Kehren der Südrampe hat man schöne Ausblicke
ins Tal der Ubaye, auf die sich dahinter erhebenden Seealpen...
...
und auf die den Col de Vars umgebenden Gipfel. Wie an den Pässen
Col
de l'Iseran und Col
Agnel wurden auch hier am Straßenrand Hinweise für Radsportler
angebracht, die neben
der Straßennummer auch die aktuelle Höhe (hier: 1.943 m), die verbleibenden Kilometer bis zur Passhöhe (2 km) und die Durchschnittssteigung für den nächsten Kilometer (9 %)
angeben.
Entlang
dem teilweise felsigen Südwesthang des 2.785 Meter hohen "Tête
de Paneyron"...
... steigt die Südrampe mit sieben bis zehn Prozent der obersten
Kehre entgegen...
...
und passiert dahinter die auf 2.096 Metern Höhe gelegene Chapelle
Sainte-Marie-Madelaine du Col de Vars, die Mitte des 19. Jahrhunderts
von Brüdern des Magdalenenordens erbaut wurde.
Zweihundert Meter weiter sind
wir dann auf dem 2.109 Meter hohen
Scheitel des Col de Vars mit der Snackbar und Creperie "L'Igloo",
in der man auf Kundschaft wartet. Aber die Besucher der Passhöhe
sind ganz überwiegend mit Wohnmobilen angereiste Selbstversorger
und die Radsportler sind bis auf eine Ausnahme noch in den Rampen
unterwegs.
Das
aktuelle Passschild auf der Ostseite des Scheitels nennt eine Höhe
von 2.108 Metern, das Vorgängerschild zeigte noch 2.109 Meter.
Über den Col de Vars verläuft die Grenze zwischen den Departements
Alpes-de-Haut-Provence und Hautes-Alpes sowie die Gemeindegrenze
zwischen Saint-Paul-sur-Ubaye und Vars.
Auf
der Westseite des Scheitels erinnert ein Denkmal mit der Jahreszahl
1891 an die Gebirgsjäger, die unter dem Kommando von General Berge
die Passstraße ausgebaut haben. Das davor stehende Gipfelschild
für Radsportler gibt 2.109 Metern als Scheitelhöhe an.
Von
hier aus hat man einen schönen Blick auf die "Chaine de Parpaillon",
den "Col du Crachet" und die "Pointe de L'Eyssina".
Hinter
dem Scheitel senkt sich die deutlich besser asphaltierte und mit
Fahrbahnmarkierungen versehene Nordrampe...
...
zu dem zwei Kilometer entfernten und auf 1.990 Metern Meereshöhe
gelegenen Refuge
Napoleon, das auch "Refuge du Col de Vars" genannt
wird und das im Jahr 1855 erbaut wurde.
Dahinter
schwingt die Nordrampe mit leichtem Gefälle in das Tal des "Torrent
de Chagne"...
...
und erreicht den zu dem Wintersportort
Vars gehörenden Ortsteil Les Claux, an dessen Ortseingang eine
Skulptur auf die Wintersportmöglichkeiten im Skigebiet La
Forêt Blanche aufmerksam
macht, in dem auf der Chabière-Piste die Speed Masters
ausgetragen werden, bei denen Spitzengeschwindigkeiten von über
250 Stundenkilometern gefahren werden. Auf Skiern!
Mit
Hilfe einer lang gezogenen S-Kurve senkt sich die D902 vorbei an
Hotels, Appartementhäusern, Chalets, Wintersportgeschäften, Supermärkten
und Skischulen durch den auf 1.880 Metern Höhe gelegenen Ort.
Vor
dem Hochhaus
neben der Talstation der Kombibahn
Chabrières und dem Office
de Tourisme kehren wir um, denn wir wollen noch zum Col de Larche,
bevor wir unser Quartier im italienischen Giaglione ansteuern.
Vorbei
am Refuge Napoleon...
...
kehren wir deshalb zum Scheitel des Col de Vars zurück, auf dem
sich die Besucherzahl nach und nach erhöht, ...
... und
starten mit Blick auf die "Barre de la Pisse" und den "Le Crachet" die
Talfahrt über die Südrampe.
Mit
tollen Ausblicken in die Täler des Riou Mounal und der L'Ubaye...
... rollen
wir durch die sechs Kehren talwärts...
... und
erreichen
schließlich wieder Saint-Paul-sur-Ubaye und Les Gleizolles,
wo wir auf die "Route de la Madelaine" genannte D900 zum
Col de Larche auffahren.
Weitere
Infos:
https://www.quaeldich.de/paesse/col-de-vars/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.