Lage: |
Alpen, Frankreich und Italien, Grajische Alpen, Savoyen und Aostatal |
Talorte: |
Séez (F), Sainte-Foy-Tarantaise (F) und Pré-St-Didier (I) im Aostatal |
Streckenlänge: |
27 km ab Séez, 20 km ab Sainte-Foy-Tarantaise und 17 km ab Pré-Saint-Didier |
Maximale Höhe: |
2.188 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2022 |
Der 2.188 Meter hohe Col du Petit
Saint-Bernard liegt auf einer etwa tausend Meter langen Hochebene in den Grajischen Alpen.
Er ist von den Talorten Pré-St-Didier
(1.015 m) im Norden sowie Séez (895 m) und Sainte-Foy-Tarantaise
(1.060 m) im Süden aus erreichbar. Der auf Weisung von
Napoleon III. erbaute und im italienischen Sprachraum "Colle del Piccolo
San Bernardo" genannte Gebirgsübergang
nutzt
die natürliche Senke zwischen
dem Monte Bella Valetta (2.811 m) im Südosten und dem Pointe de Lancebranlette (2.936 m) im Nordwesten. Die witterungsabhängig
von Mai bis Oktober geöffnete Passstraße ist durchgehend zweispurig
ausgebaut und wird mit ihren mehr als fünfzig Kehren überwiegend
touristisch genutzt. Über den Scheitel des Kleinen Sankt-Bernhard-Passes
verläuft die Grenze zwischen Italien und Frankreich und die Wasserscheide
zwischen der Rhone und dem Po.
Wir starten die Auffahrt zum Col du
Petit Saint-Bernard vor dem privat geführten und empfehlenswerten
Chalet
Colettine in
dem zu Tignes gehörenden und auf 1.560 Metern Höhe gelegenen
Dorf Les Brevieres.
Die durch den Ort führende D87B folgt dem rechten Ufer der Isère
und erreicht nach etwa zwei Kilometern die vom Col
de l'Iseran herunterkommende D902, auf die wir links abbiegend
auffahren.
Auf ihrem Weg Richtung Bourg-St-Maurice
passiert die D902 die Lawinenschutzgalerien "La Creugette"
und "Des Pigettes", dahinter die Felsabbrüche von "Poine
des Mines" (3.420 m) sowie "Pointe du Rocher Blanc" (3.023 m) und senkt sich dann mit bis zu zehn Prozent durch
zwei enge Kehren...
... dem Ortseingang des auf
1.060 Metern Höhe gelegene und
knapp 750 Einwohner zählenden
Sainte-Foy-Tarentaise entgegen,
dem südlichen Talort des Col du Petit Saint-Bernard.
In dem Wintersportort verlassen wir die D902, die in der
Folge durch das Isère-Tal nach Séez und Bourg-Saint-Maurice weiterführt. Wir biegen
hier rechts ab und folgen der unmittelbar ansteigenden D84 in Richtung Montvalezan (7 km)
und
La Rosiere (13 km).
Hinter Sainte-Foy-Tarentaise steigt die Départementstraße mit bis
zu zwölf Prozent zu dem Dorf La Masure an, ...
... dem nach zwei
Kehren das von der
im frühen 17. Jahrhundert erbauten Chapelle
Saint Michel überragte Les Moulins folgt.
Dreihundert Meter weiter
wird auf 1.340 Metern Höhe der nächste Abzweig erreicht: Die
D84 senkt sich von hier durch den Weiler Le Villaret hinunter in das zweihundert
Meter tiefer gelegene und zwei Kilometer
entfernte Montvalezan, die nach rechts abzweigende "Route
des Soveureux" bringt uns - weiter ansteigend - dem nun noch sieben Kilometer entfernten La Rosiere
unterhalb des Col du Petit Saint-Bernard näher.
Auf nicht mehr ganz so
gutem Asphalt geht es nun mit wechselnden Steigungen von maximal
zehn Prozent durch den Weiler Le Chabloz...
... in das auf 1.500 Metern
Höhe gelegene Dorf Le Châtelard, in dem die vierte Kehre der Südauffahrt
zu durchfahren ist.
Acht Kilometer hinter
Sainte-Foy-Tarentaise wird dann auf 1.570 Metern Höhe der Weiler
Hauteville erreicht, ...
...hinter dem die Route
des Soveureux oberhalb des inzwischen sechshundert Meter tiefer
gelegenen Isère-Tals durch hölzerne Leitplanken gesichert...
... auf die Einmündung
in die von Bourg-Saint-Maurice durch sechzehn Kehren heraufkommende und
zur Passhöhe führende
D1090 zuläuft, auf die wir rechts abbiegend auffahren.
Hinter der Einmündung
läuft die "Route de la Stadion" genannte Départementstraße mit neuem Asphalt und
schönen Ausblicken über das Isère-Tal...
... auf eine Gruppe von
drei weiteren Kehren zu, passiert einen im Bergwald gelegenen Campingplatz
mit dem passenden Namen "La Forêt"...
... und erreicht auf
1.800 Metern Höhe den Ortseingang von La Rosière.
Viel Betrieb herrscht bei
unserem Besuch des Wintersportortes nicht: Mitte Juli sind die meisten Restaurants und
Cafés geschlossen. Immerhin ist die Total-Tankstelle geöffnet,
aber bei Spritpreisen jenseits von 2,30 Euro pro Liter ist
die Nachfrage sehr gering. Im Winter sieht das hier sicherlich ganz anders
aus: La Rosière ist Zentrum des gleichnamigen Skigebietes,
das durch die Sessellifte "Piccolo San Bernardo Express" und "Fourclaz Express" mit
dem italienischen Skigebiet Espace San Bernardo verbunden ist.
Hinter La Rosière beginnt
der gut sieben Kilometer lange und für Fahrzeuge über 12 Tonnen
gesperrte oberste Abschnitt der Südrampe des Col du Petit Saint-Bernard.
Die nun "Route du
Col du Petit Saint-Bernard" genannte D1090 läuft zunächst in
nordwestlicher Richtung auf die futuristisch aussehende Bergstation
der Seilbahn Télésiège
Ecudets (1.920 m) zu, ...
... windet sich dann
mit Blick auf den 2.810 Meter hohen Roc de Bellaface und mittleren
einstelligen Prozentwerten bergwärts, dreht durch eine 90-Grad-Kurve
nach Nordosten...
... und
steigt entlang dem Südosthang eines Hochtales an, das der nahe der
Scheitelhöhe entspringende und der Isère
zufließende Gebirgsbach Torrent de Reclus in den Fels geschnitten
hat.
Durch
den sich anschließenden, bis zu acht Prozent steilen Schlussanstieg wird
dann durch zwei letzte
Kehren...
... die Hochebene mit
dem Scheitel des Col du Petit Saint-Bernard erreicht.
Im
Südwesten des Scheitel-Plateaus steht auf einem zwölf Meter
hohen Monolith die überlebensgroße Bronzestatue des Bernhard von Menthon
(1020-1081), die - ursprünglich aus Holz - auf Betreiben des langjährigen
Hospiz-Vorstehers Abbé Chanoux im
Jahr 1902 eingeweiht wurde. Sie erinnert daran, dass der aus
Menthon-Saint-Bernard stammende und im Jahr 1681 heilig gesprochene
Wanderprediger nach der Hospiz-Gründung
auf dem Großen Sankt-Bernhard um die Mitte
des 11. Jahrhunderts auch hier oben ein Hospiz gegründet haben soll, um Händlern, Reisenden und
Pilgern auf dem gefährlichen Gebirgsübergang Schutz zu bieten. Auch
das etwas links der Statue am Rand der Scheitelhöhe stehende "Monument
des Quatre Vents" mit seinen vier Nischen ließ Abbé Chanoux
zur Meditation und für Dankgebete errichten.
Das
ursprüngliche Hospiz aus dem 11. Jahrhundert wurde mehrfach
durch Kriege und Brände zerstört und bis ins 20. Jahrhundert
immer wieder aufgebaut. Nach den massiven Schäden durch Bombardierungen
während des Zweiten Weltkrieges wurde es aufgegeben und verfiel.
1993 begann man etwas
oberhalb mit dem Bau des heutigen Hospizes, in dem ein Fremdenverkehrsbüro
und ein Museum zur Pass-Geschichte untergebracht sind.
Etwa neunhundert Meter hinter dem
Hospiz legen wir in der "Bar de Lancebranlette" einen
Boxenstopp ein. Am Haus erinnert eine
Inschrift an 28 Franzosen, die hier im August 1944
von Nazis ermordet wurden. Wenige Meter weiter ist dann der auf
2.188 Metern Meereshöhe gelegene Scheitel des Kleinen Sankt-Bernhard erreicht,
der von einer Säule mit der Statue des Abbé Pierre Chanoux
überragt wird. Der Geistliche wurde im Jahr
1859 zum Vorsteher des alten Hospizes ernannt, das er fast
fünfzig Jahre lang leitete. Abbé Chanoux war begeisterter Bergsteiger und Gründungsmitglied
des im Jahr 1863 ins Leben gerufenen Club
Alpino Italiano (CAI). 1897 wurde auf dem Hochplateau zwischen
Hospiz und Scheitel der von ihm
angelegte und nach ihm benannte Alpengarten "Chanousia" eröffnet, in dem damals mehr als viertausend
Sorten alpiner Pflanzen wuchsen und der auch heute noch existiert.
Pierre Chanoux verstarb 1909 im Alter von 81 Jahren in "seinem" Hospiz,
sein Grab findet man in der kleinen Kapelle nahe dem Alpengarten.
Hinter der Abbé Chanoux-Statue
steht am rechten Straßenrand das mit Aufklebern verunstaltete Passschild,
gegenüber werden in der "Niche du Saint Bernard" jede
Menge Souvenirs angeboten. Zwischen den beiden Fahrspuren existiert
noch der
alte französischen Grenzkontrollposten, ...
... vor dem ein riesiger,
rollbarer Bernhardiner des Souvenirshops die Blicke auf sich zieht.
Wie ein ähnlich großes Murmeltier am Straßenrand wirbt er für den
Andenkenladen, erinnert dabei aber gleichzeitig an die früher auch
hier eingesetzten und von den Mönchen auf
dem Großen Sankt-Bernhard gezüchteten "St. Bernhardshunde",
die zwar nie ein mit Branntwein gefülltes Fässchen mit sich
herumschleppten, die aber als Such- und Lawinenhunde viele in Not
geratene Reisende retteten.
Hinter dem Scheitel des
Col du Petit Saint-Bernard senkt
sich die D1090 mit einem tollen Ausblick auf die Gebirgskette mit
dem höchsten Berg der Alpen, dem von
Gletschern bedeckten
Mont-Blanc (4.808 m), zur einhundert Meter entfernten
Grenze zwischen Frankreich und Italien. Hier ändert sich der Straßenname in "Strada Statale 26 della Valle d'Aosta" (SS26).
Nach weiteren zweihundert Metern wird
der frühere italienische
Grenzposten erreicht, hinter dem die "Bar Ristorante San
Bernardo" und die "Bar du Lac Piccolo San Bernardo" ihre
Dienste anbieten.
Die von hier mit bis zu acht
Prozent Gefälle nach Pré-Saint-Didier im Aostatal führende
und mit hölzernen Leitplanken gesicherte Nordrampe
passiert den links unterhalb der Straße gelegenen Lago Verney...
... und erreicht etwa
neunhundert Meter hinter dem italienischen Grenzposten die Ruine
des ehemaligen Rifugio Vicino Lago Verney, von dem nur noch Mauerreste
erhalten sind. Das Schutzhaus verlor wohl mit dem Ausbau der neuen
SS26
seine Bedeutung als Zwischenstopp
und Zuflucht für Reisende auf dem zeitraubenden, kräftezehrenden alten
Passweg und wurde wegen stark rückläufiger Besucherzahlen aufgegeben.
Hinter der Ruine beginnt
der Kurventanz
durch insgesamt einundzwanzig gut ausgebaute und breite Kehren.
Vorbei an der Zufahrt
zum Wanderparkplatz im Südosten des Lago Verney und unterhalb der südlich
des Mont-Blanc-Massivs gelegenen Gipfel von Pointe de Lancebranlette
(2.936 m), Mont de Fourclaz (2.966 m), Sommet des Rousses
(2.857 m) und Aiguille dell' Hermite (2.998 m)...
... senkt sich die SS26
zu einem Bergwäldchen am Südosthang des 2.058 Meter hohen Tête
de l'Âne...
... und passiert auf 1.960 Metern
Höhe das Hotel-Restaurant "Re delle Alpi".
Hinter der nachfolgenden
kurzen Geraden...
... geht es dann kurven-...
... und kehrenreich...
... hinunter zu der auf
1.630 Metern Höhe gelegenen Chiesa
San Bernardo e San Maurizio des Dorfes Pont Serrand. Die Kapelle
wurde 1417 erbaut und zeigt über dem Eingangsportal ein Fresko des Heiligen Bernhard vor einem Drachen.
Durch fünf weitere, übereinander
aufgemauerte Kehren senkt sich die Nordrampe dann entlang dem Südhang
des Mont Bellaface Punta Sud (2.706 m) durch das Tal des Gebirgsbaches
Dora di Verney...
... und erreicht drei
Kilometer hinter Pont Serrand auf 1.450 Metern Höhe die knapp
achthundert Einwohner zählende Gemeinde
La Thuile, in deren Ortsteil Golette die SS26 den
Dora di Verney...
... und kurz darauf im Ortszentrum den Torrente Rutor überquert.
Hinter der Brücke über den Rutor verlassen wir die SS26, die in
der Folge in nördlicher Richtung dem Talort Pré-St-Didier im Aostatal
zustrebt. Wir folgen der nach rechts abzweigenden SR39, um über
den oberhalb des Aosta-Tals
gelegenen Colle San Carlo zum Col du Grand St.
Bernard weiter
zu touren.
Weitere
Infos:
https://www.quaeldich.de/paesse/col-du-petit-st-bernard/
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