Lage: |
Pyrenäen, Frankreich und Spanien, Pyrénées-Centrales |
Talorte: |
Laruns (N) und Biescas (S) |
Streckenlänge: |
30 km ab Laruns und 27 km ab Biescas |
Maximale Höhe: |
1.794 m |
Maximale Steigung: |
8 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Mai 2024 |
Der an der Nordseite der Pyrenäen in den Pyrénées-Centrales
gelegene und ganzjährig offen gehaltene Grenzpass Col du Pourtalet (span.:
Puerto del Portalet d'Aneu)
verbindet das französische Vallée d'Ossau mit dem spanischen Valle
de Tena. Über seinen zwischen dem Pic du Pourtalet (2.116 m) und dem Campana d'Anéou (2.214 m) gelegenen Scheitel
führt die Departementstraße D934, die den Talort Laruns (510 m)
durchquert und die
hinter der Passhöhe als Autovia A-139 nach Biescas (860 m)
weitergeführt wird.
Die dreißig Kilometer lange Nordauffahrt überwindet die mehr als
tausendzweihundertsechzig Höhenmeter mit im Schnitt knapp fünf Prozent,
die drei Kilometer kürzere Südauffahrt steigt gut neunhundertdreißig
Meter mit durchschnittlich knapp vier Prozent an. Auf beiden Rampen beträgt
die Maximalsteigung acht Prozent. Auf dem Scheitel des Col du
Pourtalet gibt es mehrere Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten, die
von den unterschiedlichen Steuersätzen der beiden Staaten profitieren.
Von Ogeu-les-Bains kommend erreichen wir auf der Departementstraße
D934 den Talort Laruns. Kurz hinter dem Ortseingang verdeutlichen
vier auf einer Mauer montierte und in den Trikotfarben der Tour
de France lackierte Rennräder die Verbundenheit der etwas mehr als tausendzweihundert Einwohner
zählenden Gemeinde.
Und auch bei der 90-Grad-Rechtskurve hundert Meter weiter erinnern
an einem alten Güterschuppen die überdimensionalen Rennfahrer-Trikots daran, dass Laruns im Jahr
2018 Etappenziel der 19. Tour de France-Etappe war. Damals erreichte
das in Lourdes gestartete Peloton über die Pässe Col
d'Aspin, Col du Tourmalet,
Col des Bordères,
Col du Soulor und Col d'Aubisque den kleinen Bergort im Vallée
d'Ossau. Unser Ziel, der Col du Pourtalet, war bisher nur einmal
im Programm der Tour de France: 1991 überquerte das Fahrerfeld vom
spanischen
Jaca aus den Pass. Im Streckenplan der spanischen Radrundfahrt
Vuelta war der "Pourtalet" mehrfach.
Vorbei am ehemaligen Bahnhof durchquert die "Avenue de
la Gare" genannte D934 den erstmals im 12. Jahrhundert
urkundlich erwähnten Ort in westlicher Richtung, dreht
in einem Kreisverkehr nach Süden, ...
... überquert das Flüsschen "L'Arriussé" und passiert
das im Jahr 1924 erbaute und ein Jahr später in Betrieb gegangene
Wasserkraftwerk Le
Hourat.
Hinter dem Ortsausgang von Laruns erreicht die Departementstraße nach etwas mehr
als einem Kilometer den Abzweig der D918 nach Gourette und zum Col
d'Aubisque. Da das große blaue Hinweisschild anzeigt, dass der Col
du Pourtalet geöffnet ist, fahren wir hier geradeaus weiter...
... und folgen der "Route d'Eaux-Chaudes" genannten D934
in die vom Fluss "Le Gave d'Ossau" gegrabene Schlucht
Gorges
du Hourat. Vor stark gefährdeten Stellen wurden
Ampelanlagen installiert, mit denen die Strecke bei akuter Steinschlag- oder Lawinengefahr kurzfristig
gesperrt werden kann. In diesen Abschnitten besteht ein absolutes
Halteverbot.
Zweihundert Meter hinter dem Beginn der Schlucht durchquert die Route
d'Eaux-Chaudes
den Tunnel
de Hourat...
... und zwängt sich dann durch Natursteinmauern gegen Abstürze
gesichert mit
Steigungswerten bis zu vier Prozent zwischen den steil abfallenden
Felswänden der Falaise
du Hourat hindurch...
... dem auf 665 Metern Höhe gelegenen und zur Gemeinde
Laruns gehörenden Thermal-Kurort
Eaux-Chaudes entgegen, in dem schwerpunktmäßig Atemwegs- und
Rheumaerkrankungen behandelt werden.
Die schon im 18. Jahrhundert genutzten warmen Quellen
gaben dem Ort seinen Namen. Hinter der im 17. Jahrhundert erbauten
"Église de l'Assomption-de-la-Bienheureuse-Vierge-Marie"...
... verengt sich die Passstraße, ...
... und erreicht vorbei am "Place de la Douane" und dem Hotel
"La Caverne" den Ortsausgang, ...
... hinter dem auf der Brücke "Pont d'Enfer" der Gave
d'Ossau überquert wird.
Acht Kilometer hinter Laruns wird auf 740 Metern Höhe das Wasserkraftwerk Miegebat erreicht, das wie das zuvor passierte Le Hourat im Jahr
1925 in Betrieb ging. Beide Kraftwerke wurden von der Eisenbahngesellschaft
Chemins de Fer du Midi errichtet, um ihre Strecken in den Pyrenäen
von Dampf- auf Elektrobetrieb umzustellen. 1929 ging der Kraftwerksbetrieb
in die neu gegründete Konzerntochter Société
Hydro-Electrique du Midi (SHEM) über. Heute betreibt SHEM entlang
der Pyrenäen insgesamt 56 Kraftwerke und 12 große Speicherseen.
Nicht verwunderlich, dass hier beim Wasserkraftwerk der prognostizierte
Regen einsetzt, wegen dem wir die GoPro vorsichtshalber nicht auf
dem Scheibenrahmen sondern hinter der Frontscheibe unseres Roadsters
montiert haben. Mit Blick auf den bewaldeten Gipfel des "Touron
de Hissau" (1.699 m)...
... und die Felszacken des "Pic du Petit Lurien"
(2.350 m) steigt die Nordrampe in der Folge mit Steigungswerten
zwischen sechs bis acht Prozent...
... zu dem dreizehn Kilometer hinter Laruns auf 1.030 Metern
Höhe gelegenen Weiler Gabas an, der vom "Pic Lavigne"
(2.018 m) überragt wird. In Gabas vereinen sich die Gebirgsbäche
"Gave de Bious" und "Gave du Brousset" zum "Gave
d'Ossau". Der Ort ist bei Wanderern beliebt, denn
er liegt an dem 850 Kilometer langen Pyrenäen-Fernwanderweg
GR10, der von Hendaye am Atlantik entlang der weitgehend dem Pyrenäen-Hauptkamm
folgenden französisch-spanischen Grenze bis nach Banyuls-sur-Mer
an der Mittelmeerküste verläuft. Die innerhalb von Gabas "Rue de Berges"
genannte D934 passiert die "Chapelle de Gabas" sowie die
Hotel-Restaurants "Vignau", "Le Biscaü" und "Le Pic du Midi"...
... und steigt dann durch zwei Kehren entlang dem orographisch
linken Ufer des Gave du Brousset zu der auf 1.150 Metern Höhe
gelegenen "Centrale Électrique de Fabrège" mit dem Wasserkraftwerk
"Artouste" auf.
Dahinter folgt die Nordrampe mit reduzierten Steigungswerten
weiter dem Brousset.
Sechshundert Meter hinter dem Kraftwerk taucht vor uns dann
die
mächtige Staumauer des Stausees "Lac de Fabrèges" auf.
Die fünfzig Meter hohe, "Barrage de Fabrèges" genannte
Steinbogenmauer wurde in den Jahren 1940 bis 1947 erbaut, um die
Wasser des Gave du Brousset zur Stromerzeugung zu nutzen und um
die Wasser der Schneeschmelze kontrolliert aufzufangen. Der auf 1.241 Metern
Höhe gelegene Lac
de Fabrèges fasst 6,7 Millionen
Kubikmeter und speist das Kraftwerk Artouste. Vom rechten Ufer des
Stausees aus kann man mit einer Seilbahn und der ehemaligen Werksbahn
Petit
Train d'Artouste zu dem auf 1.980 Metern Höhe gelegenen
"Lac d'Artouste" im gleichnamigen Skigebiet
auffahren.
Durch zwei Kehren steigt die D934 auf Stauseehöhe an und folgt
dann - mehrfach durch Schutzüberbauungen gesichert - dem westlichen
Ufer des meist durch Bäume verdeckten Lac
de Fabrèges.
Am Ende des etwas mehr als zwei Kilometer langen Sees passiert
die Passstraße den Abzweig der D431 ins nahe Fabrèges-Artouste, wechselt
dann über eine kleine Brücke auf das Ostufer des Brousset
und steigt dann zu dem auf 1.275 Metern Höhe gelegenen Weiler
"Pont de Camps" mit dem "Hébergement Béarn
Pont de Camps" an, das von Kletterspezialisten gerne als Basis
für ausgedehnte Bouldertouren genutzt wird.
Die
während der Auffahrt zu sehenden Berge mit Neuschnee und der leichte
Regen im Tal machten uns unsicher, ob wir auf Sommerreifen bis
zur Passhöhe auffahren können. Aber die kurz hinter Pont de Camps installierte,
offen Sperrschranke signalisiert uns, dass die D934 schneefrei ist.
Der Regen wlrd nun stärker. Die
Nordrampe windet sich nun dem etwas unterhalb fließenden Brousset
folgend...
... dem auf 1.300 Metern Höhe gelegenen
Felsenmeer Escalade
Bloc Randonnée entgegen, bei dem wir mit der Hoffnung auf baldige
Wetterbesserung
einen Boxenstopp einlegen. Zuerst sieht es auch danach aus...
... aber kurz darauf zieht es sich wieder zu und auf dem Weg
entlang des Brousset in Richtung Scheitel setzt der Regen wieder
ein.
Auf etwa 1.400 Metern Höhe unterquert die D934 eine im
Jahr 1990 erbaute Schutzüberbauung, hinter der ein Schild darauf
aufmerksam macht, dass man nun in das Herz des Parc
National des Pyrénées einfährt.
Wie auf vielen anderen Pässen wurden am Fahrbahnrand Info-Schilder
für Radsportler aufgestellt, die die aktuelle Höhe, die verbleibende
Entfernung zum Scheitel und die Durchschnittssteigung des nächsten
Kilometers anzeigen (hier: 1.630 Meter Höhe, 3 Kilometer
bis zum Scheitel, 7 Prozent Steigung).
Im Schlussanstieg windet sich die Nordrampe zwischen dem "Soum
de Pombie" (2.134 m) im Nordwesten und dem "Pic d'Estrémère" (2.165 m)
im Osten mit Steigungswerten zwischen vier und acht Prozent...
... bei einsetzendem Schneeregen...
... hinauf zu der zwischen dem im Jahr 1933 erbauten "Hotel
du Pourtalet - Maison Casadebaig"...
... und dem "Espace Pourtalet" über den Scheitel verlaufende französisch-spanische
Grenzen.
Zwischen Passstraße und dem Espace Pourtalet wurde im Oktober 2014
die Skulptur "L'autre côté" (Die andere Seite) des Bildhauers Christian Aguirre
aufgestellt. Die beiden fünf Meter hohen, braunen Stahlplatten mit den Silhouetten
des französischen Gipfels "Béarn" im Midi d'Ossau und des spanischen "
Peña Foradada" oberhalb des Tena-Tals sind durch bunte, gebogene Rohre
miteinander verbunden, was die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
der beiden Regionen symbolisiert.
Auf der Suche nach einer Einkehrmöglichkeit rollen wir hinter
dem Scheitel des Col du Pourtalet an einer Reihe von geschlossenen
Restaurants, Cafés, Souvernir-Shops und Einkaufszentren vorbei,
die bei unserem Besuch zum Teil renoviert werden. Mitte Mai ist die Wintersaison vorbei
und der Sommer noch weit entfernt, was uns die Wetterverhältnisse
verdeutlichen.
Immerhin hat EIN Café geöffnet: Im "Venta Peiralun" bekommen
wir warme Getränke. Wir sind die einzigen Gäste.
Nach unserem Boxenstopp hat sich nicht viel geändert: Der leichte
Schneefall
ist zum Glück wieder in Regen übergegangen, dafür ist der Nebel dichter
geworden. Von der den Col du Pourtalet umgebenden Bergwelt zwischen
dem Pic du Midi d'Ossau (2.884 m) und dem Pic du Pourtalet
(2.116 m) ist nichts zu sehen.
Enttäuscht fahren wir auf die Südrampe auf, wo uns die Provinz
Huesca, die Comunidad Aragon und ganz Spanien willkommen heißen.
Hinter dem Scheitel des Puerto del Portalet d'Aneu senkt sich
die auf spanischer Seite als A-136 kartierte und "Carretera
de Biescas a Francia" genannte Passstraße mit zunächst
drei bis fünf Prozent...
... vorbei an der Skistation "Portalet
Formigal estación de esqui"...
... mit den sich von ihrem 18. bzw. 20. Skiwinter erholenden
Skiliften "Espelunciecha"
und "Batallero"...
... durch das Tal des dem "Ebro" zustrebenden "Rio Gállego" zu dem auf 1.260 Metern
Höhe gelegenen "Embalse de Lanuza". Die Staumauer des
bis zu siebzig Meter tiefen Speichersees wurde 1980 fertig gestellt.
Dahinter passiert die A-136 den Abzweig der die Staumauer überquerende
Nebenstraße in das dem Speichersee seinen Namen gebenden Dorf Lanuza
im Valle de Tena und quert steinschlaggefährdet die
senkrecht abfallenden Ausläufer des "Forqueta d'os Guertos"
(2.069 m).
Auf 1.220 Metern durchquert die Südrampe den 525 Meter langen "Túnel de Escarra"...
... und erreicht nach 14 Kilometern den auf 1.160 Metern
am Zusammenfluss des Rio Escarra mit dem Rio Gállego gelegenen Wintersportdorf Escarrilla. Der
Ort gehört zur Gemeinde Sallent de Gállego und
hat etwa zweihundert Einwohner. Hier passieren wir überwiegend
Neubauten,
was den Schluss nahe legt, dass es vermutlich weit mehr Gästebetten als Einwohner gibt. Escarrilla
ist nicht nur bei Wintersportlern beliebt,
in den Sommermonaten nutzen ihn Wildwasserkanuten und Klettersportler als
Basis.
Hinter Escarrilla folgt die Straße weiter dem Tena-Tal, passiert
den Stausee Embalse
de Búbal entlang dessen Westufer und senkt sich dann vorbei
am Dorf Búbal mit niederen einstelligen Prozentwerten...
... in den spanischen Talort Biescas, wo wir auf die N-260a
auffahren, um über Jaca, Canfranc Estacion und den Col du Somport
nach Frankreich zurückzukehren.
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/col-du-pourtalet-laruns
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.