Lage: |
Pyrenäen, Frankreich und Spanien, Pyrénées-Centrales |
Talorte: |
Cette-Eygun (N) und Villanúa (S) |
Streckenlänge: |
22 km ab Cette-Eygun und 16 km ab Villanúa |
Maximale Höhe: |
1.640 m |
Maximale Steigung: |
9 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Mai 2024 |
Über den im Hauptkamm der Pyrenäen zwischen den Pyrénées-Atlantiques
und den Pyrénées-Centrales
gelegenen Col du Somport / Puerto de Somport führt die N134 / N-330,
die das französische Cette-Eygun (520 m) mit Villanúa (940 m)
in Spanien verbindet. Der Somport zählt zu den wichtigsten und ältesten Pyrenäen-Übergängen.
Schon vor den Römern war der 1.640 Meter hohe Pass bekannt,
spätestens seit dem 11. Jahrhundert ist er Teil des Pilgerweges
"Camino Francés", der vom Scheitel aus durch Nordspanien nach Santiago
de Compostela führt. In den Jahren 1908 bis 1915 wurde für die Transpyrenäen-Bahnlinie
von Pau nach Canfranc unter dem Somport ein Eisenbahntunnel in
den Fels gebrochen. Die Strecke wurde 1928 eröffnet, aber nach einem
schweren Unfall im Jahr 1970 stillgelegt. Mit der Eröffnung des
in den Jahren 1999 bis 2002 unter dem Somport gebauten und 2003
eröffneten Straßentunnels
verlagerte sich der Straßenverkehr auf die neue
Tunnelstrecke, die Passstraße oberhalb des Somport-Tunnels zum Scheitel
wird seitdem überwiegend touristisch
genutzt. Die zweiundzwanzig Kilometer lange Nordrampe ab dem französischen
Cette-Eygun überwindet den Höhenunterschied von gut tausendzweihundert
Metern mit einer Durchschnittssteigung von knapp fünf Prozent, die
sechzehn Kilometer lange Südrampe ab Villanúa steigt siebenhundert
Meter mit im Schnitt vier Prozent an. Über den Scheitel verläuft
die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Eine Vielfalt an Einkehrmöglichkeiten
und Einkaufszentren wie bei dem etwas weiter östlich gelegenen Grenzpass
Col
du Pourtalet findet man auf dem Somport nicht, das "Aubergue Aysa"
ist hier oben konkurrenzlos.
Vom Col du Pourtalet
kommend erreichen wir über Biescas, Guasa und Castiello de Jaca
den südlichen Talort Villanua
in der Provinz Huesca.
Der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde liegt am Aragonischen Pilgerweg (südlicher Strang des Camino Francés)
vom Somport über Jaca und Burgos nach Santiago de
Compostela, hat knapp fünfhundert Einwohner und ist schnell durchfahren.
Hinter Villanua steigt die "Carretera de Alicante a Francia"
genannte N-330 in mehreren Wellen mit maximal drei Prozent an. Sie
folgt dabei dem nach Norden verlaufenden Aragon-Tal, das von den felsigen Abhängen
des "Peña Caida" (1.111 m) im Westen und dem "Peña
Castellón" (1.168 m) im Osten begrenzt wird.
Eineinhalb Kilometer hinter Villanua überquert die N-330 den
dem Ebro zufließenden Rio Aragon, führt durch einen kurzen Tunnel
und überquert dahinter den Gebirgsfluss ein zweites Mal.
Zweieinhalb Kilometer hinter dem Tunnel passiert die N-330 den rechts
der Straße auf 1.140 Metern Höhe gelegenen und fast vollständig
von Bäumen verdeckten kleinen Ort Canfranc-Pueblo. Der seit dem 11. Jahrhundert
bestehende Grenzort zwischen Aragonien und Aquitanien verlor nach
dem verheerenden Großbrand des Jahres 1944 an Bedeutung. Damals
wurde auch der Gemeindesitz in das neu entstandene Zentrum von Canfranc-Estación
verlegt.
Hinter Canfranc-Pueblo wird auf Höhe der Staumauer des Stausees
"Embalse de Canfranc" ein weiterer Tunnel durchquert,
...
... hinter dem die Nationalstraße auf eine Straßengabelung zuläuft. Fährt
man hier geradeaus weiter, dann erreicht man auf der neuen N-330
und durch den 8.602 Meter langen Tunnel du Somport das Nachbarland. Wir biegen hier
rechts ab und folgen der alten, als N-330a kartierten Passstraße...
... über Canfranc-Estación
in Richtung Scheitelhöhe. Das auf 1.185 Metern Höhe gelegene
neue
Canfranc entstand mit dem Bau des Grenzbahnhofes der internationalen
Bahntrasse von Saragossa nach Pau.
Nach der Fertigstellung des acht Kilometer langen Eisenbahntunnels
unter dem Somport-Pass im Jahr 1918 wurde zwischen 1921 bis
1925 der Bahnhof von Canfranc-Estación
gebaut und als Inselbahnhof konzipiert: Auf einer Seite des Empfangsgebäudes
endete die von dem französischen Pau kommende europäische Normalspur, auf der
anderen die von Saragossa kommende spanische Breitspur. Am 18. Juli 1928 wurde
der durchgehende Betrieb eröffnet, das Verkehrsaufkommen blieb aber
weit hinter den Erwartungen zurück. Während des Spanischen Bürgerkrieges
war die Strecke vier Jahre unterbrochen und nachdem im Jahr 1970
bei einem schweren Eisenbahnunfall eine Brücke einstürzte, wurde
der durchgehende Betrieb eingestellt und Canfranc-Estación
nur noch Endbahnhof im spanischen Regionalverkehr. Zurück blieb das
überdimensionierte, zweihundertvierzig Meter lange Bahnhofsgebäude,
das seit dem Jahr 2023 ein Luxushotel
beherbergt.
Vor dem Ortsausgang von Canfranc-Estación
beginnt die eigentliche Auffahrt zum Col du Somport.
Dem orographisch linken Ufer des "Rio Aragon" folgend passiert
die N-330a zunächst die auf einem Felsen gelegene Festung Fuerte
de Coll de Ladrones. Das Fort wurde zwischen 1752 und 1758 in
der Form eines Hufeisens angelegt, um die Nordgrenze des spanischen
Königreiches zu sichern.
Dahinter läuft die Bergstraße mit Steigungswerten von bis zu
sechs Prozent auf den spitzen "Pico del Águila" (1.972 m) und
den daneben aufragenden "Borreguil d'a Cuca" (2.096 m)
zu, vor denen sie durch eine weit gezogene Rechtskehre nach Norden
dreht, ...
... um dann den Rio Aragon zu überqueren und steinschlaggefährdet
mit bis zu acht Prozent Steigung...
... den schroffen Wänden seines engen Tales zu folgen.
Fünfzehn Kilometer hinter Villanua taucht vor uns der knapp einhundert
Einwohner zählende Ort Candanchú in der Gemeinde Aisa auf. Das auf
1.540 Metern Höhe gelegene Bergdorf entwickelte sich in den
1920er Jahren zur ersten Skistation Spaniens. Heute verfügt das
an das Skigebiet Astún angrenzende Skigebiet Candanchú über 24 Liftanlagen, 50 Kilometer Abfahrtspisten
aller Schwierigkeitsgrade und mehr als 10 Kilometer Loipen.
Hinter Candanchú reduziert sich die Steigung auf fünf bis sechs Prozent.
Durch eine Schutzgalerie im Westabfall des "Pico de la Raca"
(2.278 m) und eine Linkskehre...
... erreicht die N-330a den etwa vierhundert Meter langen Schlussanstieg mit dem Abzweig der
Stichstraße in das Skigebiet Astún.
Sechzehn Kilometer hinter Villanua taucht dann der Scheitel
des Col du Somport vor der Motorhaube unseres Mazda-Roadsters auf.
Weil die einzige Einkehrmöglichkeit hier oben geschlossen ist
und - wie beim Col du Pourtalet - nun auch wieder Schneeregen einsetzt, entscheiden
wir uns für einen nur kurzen Fotostopp und stellen
den MX-5 vor dem in der warmen Jahreszeit ungenutzten Gebäude
des Somport-Schneeräumdienstes ab. Die Passstraße wird wegen der beiden
Skigebiete auch im Winter befahrbar gehalten.
Der Verlauf der spanisch-französischen Grenze wird von dem
großen gemauerten Grenzstein neben dem ehemaligen Kontrollgebäude markiert,
...
... bei der man auch das Passschild findet. Es nennt für den
Puerto de Somport eine Höhe von 1.640 Metern.
Etwas oberhalb der Passstraße steht die Andachtstätte "Capilla de Santiago Apostol"
mit dem Santiago-Kreuz, das den Beginn des Camino
Aragones
markiert.
Auf der französischen Seite des Scheitels ändert sich der Straßenname:
Auf der nun "Route du Col" genannten und als N134 kartierten
Nordrampe rollen wir hinunter ins Aspe-Tal. Ein braunes Schild
informiert, dass wir nun in den französischen Parc National
des Pyrénées einfahren. Mit schweren LKW muss man hier oben
nicht rechnen: Die alte Scheitelstrecke ist auf französischer Seite
für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt.
Auf der Route du Col geht es zunächst zu dem vierzig Meter tiefer
und seitlich der obersten Kehre gelegenen Espace Nordique
du Somport und dem Gîte Somport.
Durch mehrere weit gezogene Kurven...
... senkt sich die Nordrampe dann an absturzgefährdeten Stellen
durch Natursteinmauern gesichert mit bis zu sieben Prozent...
... und durch drei Kehren entlang dem Südwesthang des "Pic
de Mayou" (2.094 m)...
... zu dem auf 1.240 Metern etwas unterhalb der Straße
gelegenen und vom Gebirgsbach "Gave d'Aspe" gespeisten
Speichersee "Lac d'Anglus", über dessen kurze Staumauer
eine stählerne Fußgängerbrücke führt.
Vorbei an einer leicht überhängenden Felswand...
... läuft die Route du Col dann auf eine Linkskehre zu, ...
... hinter der sie mit Blick auf die wolkenverhangenen Zweitausender
"Labata", "Lie Labata" und "Punta d'o Bozo"
auf 1.090 Metern Höhe die Einmündung in die Tunnelstrecke erreicht. Rechts
abbiegend...
... fahren wir auf die "Route du Tunnel" genannte
neue N134 auf und erreichen nach achthundert Metern unterhalb des "Souperet"
(2.033 m) und des "Pic du Baralet" 2.048 m)
den Speichersee "Lac de Peilhou" und die Eisenbahnbrücke
der ehemaligen Transitstrecke von Pau nach Canfranc-Estación.
In der Folge verengt sich das Tal des Gave d'Aspe so sehr, dass
auch die Straße für ein kurzes Stück schmaler wird.
Hinter der Engstelle weitet sich der Talgrund wieder und vorbei
an betonierten Hangsicherungen...
... erreicht die nun flacher verlaufende Route du Tunnel knapp
vierzehn Kilometer hinter dem Col du Somport die auf 780 Metern
Höhe gelegene Ortschaft Urdos.
Vorbei an der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vollständig
umgebauten Pfarrkirche "Église Sainte-Marie-Madelaine"...
... und dem Rathaus der Gemeinde ist das keine hundert Einwohner
zählende Urdos schnell durchfahren.
Dahinter verengt sich das Tal des Gave d'Aspe wieder.
Vorbei an der auf einem Steilhang hoch über der Passstraße zum
Schutz vor einer spanischen Invasion ab 1842 erbauten Festung Fort
du Portalet...
... und den Ruinen der ehemaligen Mautstelle "Pforte von
Aspe" (=Portalet) im Talgrund...
... überquert die
N134 den Gebirgsbach...
... und erreicht 21 Kilometer hinter dem Col du Somport den Ortseingang
von Cette-Eygun. Das Ortseingangsschild hat man hier - wie in vielen
anderen Ortschaften der Region - aus Protest gegen die Landwirtschaftspolitik
der Regierung über Kopf montiert.
Vorbei an der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Pfarrkirche "Église Saint-Barthélemy" senkt sich
die Nationalstraße dann in den französischen Talort des Col du Somport,
von dem aus sich Weiterfahrten zum Col d'Ichere oder zum Col de
Labays anbieten.
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/col-du-somport-cette-eygun
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