Lage: |
Alpen, Frankreich, Pyrenäen, Département Hautes-Pyrénées, Pyrénées Centrales |
Talorte: |
Luz-Saint-Sauveur und Sainte-Marie-de-Campan |
Streckenlänge |
19 km ab Luz-Saint-Sauveur und 17 km ab Sainte-Marie-de-Campan |
Maximale Höhe: |
2.115 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2023 |
Der an der Nordseite der Gebirgskette
gelegene Col du Tourmalet ist der höchstgelegene asphaltierte Pass
im französischen Teil der Pyrenäen. Über den zwischen dem Pic du
Midi de Bigorre (2.877 m) und dem Pic du Tourmalet (2.486 m)
im Norden sowie dem Pic d'Espade (2.467 m) im Süden gelegenen
Scheitel führt die Départementstraße D918, die Luz-Saint-Sauveur
im Westen mit Sainte-Marie-de-Campan im Osten verbindet. Die neunzehn
Kilometer lange Westrampe überwindet auf ihrem Weg über Barèges
zum Scheitel etwas mehr als 1.400 Meter, die zwei Kilometer
kürzere Ostrampe ab Sainte-Marie-de-Campan überwindet 1.200 Höhenmeter.
Die Maximalsteigung liegt bei beiden Auffahrten bei zwölf Prozent,
die Durchschnittssteigung beträgt jeweils etwa 7,5 Prozent. Bekannt
wurde der Col du Tourmalet durch das Profi-Mehrtages-Radrennen Tour
de France, in deren Streckenführung er seit 1910 Bestandteil ist
und mit mehr als 80 Besuchen auch kaum wegzudenken ist.
Vom Wallfahrtsort Lourdes
kommend erreicht man im Süden von Soulom die Departementstraße D921,
die durch das schluchtenartig enge Tal des "Gave de Pau"
nach Esquièze-Sèze führt, wo sie den Gebirgsfluss "Le Bastan"
überquert, der sich etwas weiter westlich mit dem "Gave de
Gavarnie" zum "Gave de Pau" vereinigt. Hinter der
Brücke beginnt der westliche Talort Luz-Saint-Sauveur, der auf 720 Metern
Meereshöhe liegt, knapp tausend Einwohner hat und zu dessen Gemeindegebiet
auch der bekannte Wintersportort Luz-Ardiden gehört.
Kurz hinter der Brücke zweigt von der nach Gavarnie weiterführenden
D921 nach links die D918 ab, die Luz-Saint-Sauveur über den Col
du Tourmalet mit Sainte-Marie-de-Campan im Vallée de Campan verbindet.
Die "Rue du Barèges"
genannte D918 steigt hinter dem Abzweig leicht an, durchquert Luz-Saint-Sauveur und
kurz darauf den Ort Esterre
in nordöstlicher Richtung, ...
... um danach als
"Route du Tourmalet" dem Tal des Wildbaches
"Le Bastan" zu folgen, der südlichwestlich des Pic du Midi de Bigorre
(2.877 m) nahe dem See von Oncet auf 2.500 Metern Höhe
entspringt und als "Ruisseau Oncet" den Wintersportort
Super Barèges passiert, um dahinter als "Bastan" der Gave de Gavarnie
zuzustreben.
Vier Kilometer hinter Luz-Saint-Sauveur erreicht die D918 nahe Betpouey
vor den
beiden Bögen einer Druckwasserleitung auf 980 Metern Höhe eine
erste Doppelkehre.
Eineinhalb Kilometer weiter folgt die zweite Doppelkehre...
... und sieben Kilometer
hinter Luz-Saint-Sauveur erreicht die D918 als "Route de Labatsus"
das auf 1.220 Metern Höhe gelegene Barèges.
Hinter der Kirche Sainte-Marie-Madeleine
in der Ortsmitte des knapp
zweihundert Einwohner zählenden Kurortes verengt sich die nun "Rue
Ramond" genannte D918: Die Fahrbahnen verlaufen für knapp dreihundert
Meter voneinander getrennt. Barèges wurde erstmals im 11. Jahrhundert
erwähnt, seine Thermalquellen werden seit dem 17. Jahrhundert
genutzt. Durch diese Quellen und seine Lage am Nationalpark Pyrenäen
profitiert der Ort nicht nur im Sommer vom Tourismus, er zählt
auch zu den ältesten Wintersportorten in Frankreich. Von den schweren
Verwüstungen, die der über seine Ufer getretene Wildbach Bastan
im Juni 2013 hier anrichtete, ist kaum noch etwas zu sehen.
Hinter Barèges lässt
die D918 als "Route de Tournaboup" den Bastan
langsam unter sich zurück und steigt entlang dem Nordwestabfall
des Berges Soum de la Piquette (2.302 m) mit fünf bis
zehn Prozent an. Am Straßenrand der Westauffahrt wurden - wie bei
vielen anderen Alpen- und Pyrenäenpässen auch - im Kilometerabstand
Informationstafeln für Radsportler aufgestellt, die die restliche
Entfernung bis zum Scheitel, die aktuelle Höhe und die Durchschnittssteigung
des nächsten Kilometers angeben (hier: 11 km, 1.277 m,
8 %).
Radsportler sind
bei unserer Auffahrt zum Col du Tourmalet jede Menge unterwegs.
Vorbei am Abzweig zum "Plateau du Lienz"...
... steigt die D918 nun
mit mittleren einstelligen Prozentwerten vergleichsweise flach verlaufend
zu der auf 1.460 Metern Höhe gelegenen Skistation "Barèges Tournaboup
1450" im Skigebiet
Grand Tourmalet/Pic du Midi - La Mongie/Barèges an, vor der sie den Gebirgsbach "Ruisseau d'Escoubous" überquert,
der ganz in der Nähe in den Le Bastan einmündet. Der große Parkplatz
ist sehr gut belegt, was wohl mit dem hier angelegten
Barèges-Bike-Park zusammenhängt, der die
Lokation auch im Sommer
zu einem Anziehungspunkt macht.
Vorbei an den Gebäuden einer Skischule,
einer Snack-Bar...
... und den Talstationen der Skilifte "Tournaboup", "Granges"
und "Caubère"...
... geht es durch fünf Kehren und mit Blick auf die Gipfel von Pic
de Barrassé (2.332 m), Pic de Pène Blanque
(2.441 m), Pic d'Espade (2.467 m) und Pic
de Campana (2.369 m) hinauf zu der Skistation "Super Barèges",
wo
die nun "Route du Tourmalet" genannte D918 in einer Rechtskurve
den Bach Bastan überquert...
... und dann
das auf 1.740 Metern
Höhe gelegenen Restaurant
Le Bastan passiert.
Dahinter steigt die Westrampe
durch die nächsten drei Kehren mit tollen Ausblicken weiter an, ...
... unterquert insgesamt
dreimal den von Super Barèges auf die Scheitelhöhe führenden 6er-Sessellift
"Tourmalet"...
... und erreicht durch
den bis zu zehn Prozent steilen Schlussanstieg...
.. den neunzehn Kilometer
hinter dem Talort Luz-Saint-Sauveur auf 2.115 Metern Höhe gelegenen
Scheitel des Col du Tourmalet mit dem Besucher- und Informationszentrum
Maison
du Tourmalet. In dem am
1. Juni 2023 eröffneten Gebäude gibt es einen Shopbereich und
unter der
360-Grad-Kuppel wird Interessierten während der Show "Nox
- eine Reise in die Nacht" die zunehmende Licht- und
Luftverschmutzung sowie deren Auswirkung auf die Artenvielfalt erläutert.
Zwischen dem Maison du
Tourmalet und dem gegenüber auf der Südseite der Passstraße stehenden
"Restaurant du Col du Tourmalet" durchbricht die D918
einen Felsgrat, der den Pic du Midi de Bigorre
im Norden mit dem Massif du Néouvielle im Süden verbindet.
In der Mauer unterhalb
des Maison
du Tourmalet erinnert eine Bronze an den Polytechniker und Straßenbauingenieur Jean-Raoul
Paul (1869-1960), der u. a. ein bedeutender Förderer der Entwicklung
des Tourismus in den Pyrenäen war. Als Direktor der Bahngesellschaft
"Compagnie des chemins de fer du Midi" trieb er in den 1920er Jahren zur
Wirtschafts- und Tourismusförderung die
Elektrifizierung der Eisenbahn und den Bau der Pic du Midi-Route auf den
"Balkon der Pyrenäen" voran.
Die Gedenktafel wurde von dem Bildhauer Paul Manaut (1882-1959)
geschaffen und im Jahr 1933
installiert.
Wenige Meter weiter
östlich
schaut Jacques Goddet dem regen Treiben "seiner" Radsportler
auf dem Tourmalet zu: Die Skulptur ehrt den im Jahr 1905 in Paris geborenen späteren
Sportjournalisten Jacques Goddet, der von 1936 bis 1986 als Direktor der Tour de France fungierte, im
Jahr 1944 die Sportzeitschrift L'Equipe
gründete und der hoch geachtet im Jahr 2000 verstarb. Das Werk
des Bildhauers Roger Joncourt wurde auf dem Scheitel im Jahr 2001 aufgestellt und
im Rahmen der Errichtung des Maison du Tourmalet in die Mauer integriert.
Vor dem Maison du Tourmalet
steht die riesige Skulptur Le
Géant du Tourmalet (Riese des Tourmalet) des Bildhauers Jean-Bernard
Métais, die im Jahr 1999 auf dem Scheitel installiert wurde
und die die erste Überquerung des Tourmalet während der Tour de
France im Jahr 1910 symbolisiert. Da damals der französische Radsportler
Octave Lapize als erster den Scheitel erreichte, bekam die Skulptur
den Beinamen "Octave le Géant". Erstaunlich:
Jeweils zu Beginn der Skisaison wird die Skulptur abgebaut und über die Ostrampe ins Tal
geschafft, wo sie in Gerde vor dem ehemaligen Laurent-Fignon-Zentrum
überwintert. Ende Juni wird sie dann wieder hinauf zum Pass gebracht.
Vom Standort der Riesenskulptur
hat man einen tollen Blick auf die von uns zuvor befahrene Westrampe.
Auf dem Scheitel - und
nicht nur dort, auch auf den beiden Rampen - überraschen uns frei
lebende
Lamas, die an Menschen gewöhnt sind und die mitunter abrupft die
Fahrbahn queren.
Auf
der Ostseite des Scheitels dominieren Schafe, die zwischen den demontierten
Sesseln der zum Pic du Tourmalet führenden "Panoramic-Seilbahn"
Siesta halten.
Apropos Siesta: Es ist
Mittagszeit, aber im Restaurant auf dem Tourmalet-Scheitel herrscht
inzwischen viel Betrieb. Wir entscheiden uns deshalb für eine Pause im
Tal und starten die Abfahrt über die Ostrampe hinunter nach Sainte-Marie-de-Campan. Mit Blick auf den Pic d'Espade und den
links davon aufragenden
Soum du Côt de l'Espade geht es mit zehn bis zwölf Prozent Gefälle
hinunter zu ersten Kehre.
Vorbei an einem den Verkehr
beobachtenden Lama unterquert die D918 den Sessellift "Espade"...
... und quert dann den
Südabfall des 2.341 Meter hohen Le Taoulet. Weit
reicht der Blick nicht, denn durch das tief unter der Passstraße
gelegene Tal des Gebirgsbaches "L'Adour du Tourmalet"
kommen dichte Nebelschwaden heraufgezogen.
Auf zweitausend Metern
Höhe unterquert die Ostrampe den Sessellift "Bernais"
und erreicht durch zwei weitere Kehren...
... die in "pyrenäischer
Architektur" erbauten, gespenstisch leeren und unserer Meinung
nach hässlichen Bettenburgen "Résidence
Montana", "Résidence Mongie Tourmalet" und "Résidence
La Mandia". Auf dem Asphalt der nun "Avenue du Tourmalet"
genannten D918 sind die Spuren der zwei Wochen zuvor hier vorbeirollenden
Tour de France 2023 noch nicht verblasst. Gut so, denn eine
Woche nach uns werden sich die Radsportlerinnen während der der Tour de France
des Femmes vom Col d'Aspin kommend auf dieser Rampe hinauf zum Col du Tourmalet quälen.
Vorbei an Schneekanonen,
einer grasenden Lamaherde und unter dem Sessellift "Sud"
hindurch wird dann der
Ortseingang von La Mongie erreicht, das schon mehrfach Etappenort
der Tour de France war.
Der auf 1.800 Metern
Höhe gelegene Wintersportort
La Mongie gehört zur Gemeinde Bagnères de
Bigorre. Mit dem Bau des ersten Skiliftes im Jahr 1945 setzte hier
der Tourismus ein und das kleine Dorf entwickelte sich zu einem
Wintersportzentrum. Von hier aus erreicht man mit der im Jahr 2001
erbauten Gondelbahn das aussichtsreich gelegene Observatorium
auf dem 2.877 Meter hohen Pic du Midi de Bigorre.
Unterhalb von La Mongie
sind insgesamt drei Lawinengalerien zu durchfahren.
Vorbei an der Zufahrt
zum Großparkplatz oberhalb eines vom L'Adour du Tourmalet gespeisten
Stausees schwingt die D918 auf den Bergwald
"Forêt domaniale La Mongie" zu, ...
... in dem eine weitere
Kehre zu durchfahren ist. Hier wird der Fahrbahnrand als Parkplatz für Wanderungen zum Refuge de
Campana de Cloutou des
"Club Alpin Français" genutzt.
Hinter der Kehre senkt
sich die nun "Route du Col du Tourmalet" genannte D918
mit mittleren einstelligen Prozentwerten zum Weiler Artigues mit
dem Feriencenter "Le
Camparo de Tourmalet"...
... und folgt dann dem
L'Adour de
Gripp durch das Vallée de Campan...
... zu der auf 995 Metern
Höhe gelegenen Kapelle Saint-Michel
in Gripp.
Drei Kilometer weiter
entscheiden wir uns spontan für einen Boxenstopp im
Restaurant der Auberge
du Pyrénées, die uns durch ihre Blütenpracht anspricht. Wir haben Glück: Es gibt private Parkplätze und
die Küche ist noch geöffnet. In
der rustikal gestalteten Gaststube finden wir neben einem großen
offenen
Kamin Platz und werden zuvorkommend bedient. Das Essen ist lecker,
die Preise sind moderat und der Aufenthalt erholsam.
Gestärkt machen wir uns
dann auf die Weiterfahrt in das einen Kilometer entfernte Sainte-Marie-de-Campan. Vorbei an der blumengeschmückten Kirche Notre
Dame de l'Assomption aus dem 18. Jahrhundert...
... erreicht die Route
du Col du Tourmalet die Einmündung der von Bagnères de Bigorre heraufkommenden
und als D935 kartierten
"Route des Deux Cols". Biegt man hier rechts ab und folgt der D918 weiter, dann erreicht
man nach dreizehn Kilometern den 1.489 Meter hohen Scheitel
des Col d'Aspin.
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/col-du-tourmalet-luz-saint-sauveur
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