Lage: |
Frankreich, Lothringische Hochebene, Region Grand-Est, Departement Meurthe-et-Moselle |
Talorte: |
Praye (NO) und Vaudémont (NW) |
Streckenlänge: |
6 km ab Praye und 1,5 km ab Vaudémont |
Maximale Höhe: |
532 m |
Maximale Steigung: |
10 % |
GPS-Koordinaten: |
48.4096122,6.0699356 |
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Mai 2024 |
Der 541 Meter hohe Kalksteinhügel
Colline de
Sion überragt hufeisenförmig die Ebene zwischen Contrexéville, Epinal,
Lunéville und Nancy um mehr als zweihundert Meter. An seinen nördlichen
Ausläufern liegen die Ortschaften Vaudémont und Sion, die durch
die über den Scheitel führende, durchgängig zweispurige und gut ausgebaute Departementstraße D53 miteinander
verbunden sind. Der Colline de Sion gilt als "Heiliger Berg"
Lothringens. Die sechs
Kilometer lange Ostauffahrt ab Praye (305 m) über die D50/D50E/D53
passiert den Wallfahrtsort Sion (475 m) und steigt mit durchschnittlich fünf
Prozent dem Scheitel entgegen. Die deutlich kürzere Auffahrt ab
Vaudémont (490 m) steigt nur um fünfzig Höhenmeter mit im
Schnitt vier Prozent an.
Wir starten die Auffahrt zum
Colline de Sion vor dem Rathaus der knapp dreihundert Einwohner
zählenden Ortschaft Praye
im Saintois.
Die "Route de Sion" genannte Departementstraße D50 führt
vorbei an der in den Jahren 1888 bis 1889 erbauten Église
Saint-Gérard durch den Ort, ...
... überquert eine eingleisige
Bahntrasse, die von Mirecourt über die vom Col
de Bussang herunterkommende Mosel hinweg nach Jarville-la-Malgrange
führt...
... und passiert hinter
dem Ortsausgang leicht ansteigend eine ganz in weiß gehaltene Kreuzigungsgruppe.
In der Folge durchquert die nach "Forcelles-sous-Gugnay"
führende Departementstraße in leichten Wellen landwirtschaftlich
genutztes Gelände...
... und erreicht zwei Kilometer hinter Praye den Abzweig der D50E
nach "Saxon-Sion" und zum Colline de Sion, auf die wir
rechts abbiegend auffahren.
Die D50E steigt hinter
dem Abzweig mit mittleren einstelligen Prozentwerten an, ...
... erreicht nach
einem knappen Kilometer die Kreuzung mit der von Saxon-Sion heraufkommenden
D53...
... und führt rechts
abbiegend als "Rue de la Paix" zum nahen Ortseingang des
erstmals im Jahr 955 erwähnten Sion.
Vorbei an einem links
der Straße errichteten Gedenkstein für Kriegsopfer und mehreren Parkplätzen steigt
die D50E zur Basilika Notre Dame de Sion und dem zugehörigen Kloster
an, hinter
dem sie dann endet.
Die Kirche Notre Dame
de Sion wurde im 14. Jahrhundert auf einer keltischen Kultstätte
erbaut, die der Handelsgöttin Rosmerta gewidmet war und die ab dem 5. Jahrhundert Christen nutzten. Mit der
Zeit ersetzte der Marienkult dann den Götzenkult und
ab dem 10. Jahrhundert wurde der Colline de Sion zum Pilgerziel der Marienwallfahrten
des Herzogtums Lothringen. Als Dank für ihre Hilfe bei Kriegen und
Katastrophen wurde die über die Jahrhunderte hinweg mehrfach erweiterte
Kirche der Jungfrau
Maria
geweiht, der Beschützerin Lothringens. Das angrenzende Kloster entstand
im 17. Jahrhundert. Im Mai 1933 wurde Notre Dame de Sion in den Rang einer Basilica minor erhoben.
Sie ist heute auch ein Gedenkort für die vielen Opfer der deutsch-französischen
Kriege und
für die beiden Teilungen des Landes im 19. und 20. Jahrhundert.
Begonnen wurde der Kirchenbau
mit der Errichtung des Chores um das Jahr 1350. Das Kirchenschiff
entstand danach und wurde 1741 umgebaut. Der fünfundvierzig Meter
hohe Glockenturm entstand zwischen 1858 und 1869 nach den Plänen
der Architekten François Lamorre und Léon Vautrin, die sieben Meter
hohe Statue der Unbefleckten Jungfrau Maria wurde 1871 aufgesetzt.
Seit dem Jahr 1850 wird das Heiligtum von der Kongregation der
Oblaten der Unbefleckten Empfängnis Marias betreut.
Gegenüber der Basilika wurde für Freiluft-Pilgermessen die "Chapelle des
Lumières" erbaut.
Früher hatte man von hier sicher einen schönen Ausblick. Heute
ist der Abhang weitgehend zugewachsen, so dass man nur noch an wenigen
Stellen in die einhundertfünfzig Meter tiefer gelegene Ebene blicken kann.
Nach unserem Rundgang
fahren wir auf der D50E wieder hinunter zur Kreuzung mit der D53, ...
... die nach Vaudémont
führt und die mit bis zu zehn Prozent zur der auf knapp fünfhundert Metern gelegenen Anhöhe
"Haut Le Grand Champs" hin ansteigt, ...
... auf der
das steinerne Croix Sainte Marguerite passiert
wird. Laut der Inschrift im Sockel ließ es Marguerite
de Gonzague, die Ehefrau von Heinrich II., Herzog von Lothringen
und Bar, im Jahr 1622 errichten.
Dahinter durchquert die
Departementstraße weitgehend geradeaus verlaufend den Bois du Plainmont...
... und erreicht knapp
drei Kilometer hinter Sion den höchsten Punkt des Bergrückens, der
gleichzeitig - mit Ausnahme der Vogesen - der höchste Punkt der lothringischen
Hochebene ist. Hier oben legen wir einen Fotostopp ein und folgen
dem Zickzackweg hinauf zu dem von Achille Duchêne geschaffenen "Monument
Barrès", das im Jahr 1928 eingeweiht wurde. Das an eine Totenlaterne
erinnernde und auch "Colonne Barrès" genannte Denkmal...
...
erinnert laut einer Inschrift im Sockel an den Schriftsteller und Politiker Maurice
Barrès (1862-1923), der Mitglied der
Académie française war und der als Vordenker des französischen Nationalismus
gilt. Die Handlung seines im Jahr 1913 veröffentlichten Romans "La
Colline inspirée" spielt auf dem Colline de Sion. Er beginnt
mit den Worten: "Es gibt Orte, an denen der Geist atmet".
Ein Auszug aus dem Roman ist auf der Westseite des Sockels zu sehen.
Am Aussichtspunkt hinter
dem Denkmal findet man eine - leider beschädigte - Orientierungstafel, die das Panorama
der lothringischen Hochebene mit ihren mehr als achtzig Dörfern
bis hin zu dem sich im Osten erhebenden Gipfel des Ballon d'Alsace
in den Vogesen erläutert.
Der
höchste Punkt des Colline de Sion ist nicht identisch mit dem
zweihundert Meter weiter westlich und etwa zehn Meter tiefer gelegenen
Scheitelpunkt
der D53, zu dem sie hinter dem Parkplatz des Monument Barrès weiter ansteigt...
... und dann vorbei an einem
großen Kruzifix...
... den Ortseingang von
Vaudémont erreicht.
Die D53 senkt sich als
"Rue Maurice Barres" in die
Ortschaft, in der früher die Grafen von Vaudémont ihren Sitz hatten,
die auch die letzten Herzöge von Lothringen waren. Ihr Château fort
de
Vaudémont am Nordwestrand des Ortes war früher stark befestigt,
ist inzwischen aber zur Ruine verfallen. Wegen der Heirat des Herzogs
Franz-Stephan von Lothringen mit der Erzherzogin Maria Theresia
von Österreich-Ungarn im Jahr 1736 gilt Vaudémont heute als Wiege
des Kaiserhauses Habsburg-Lothringen.
In Vaudémont bleiben
wir auf der abbiegenden D53...
... und rollen durch die
Kehre unterhalb des Ortes talwärts, um über Chaouilley,
Velle und Vandeléville zum Col des Trois Fontaines weiterzufahren.
Weitere
Infos:
https://www.quaeldich.de/paesse/colline-de-sion/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.