Touren mit dem Mazda-Roadster MX-5 über Gebirgsstraßen, Pässe, Hellinge und Klimmen
    
Furkapass
    



Der 2.431 Meter hohe Furkapass - nicht zu verwechseln mit dem Furkajoch im österreichischen Vorarlberg - verbindet Ulrichen im Kanton Wallis mit Andermatt im Kanton Uri und nutzt dabei gemeinsam mit dem nahen Oberalppass die große inneralpine Gebirgsfurche Rhonetal-Urserental-Vorderrheintal. Die kahle Scheitelhöhe des Furkapasses liegt in der Senke zwischen dem 3.169 Meter hohen Großen Furkahorn im Norden und dem 3.099 Meter hohen Gross Muttenhorn im Süden.

Auf dem schon im Mittelalter existierenden Saumweg überquerte der Geheimrat Johann Wolfgang Goethe gemeinsam mit Herzog Carl August von Weimar und zwei Führern am 12. November 1779 von Oberwald kommend bei starkem Nebel und Schneetreiben den Furkapass und schreibt: "In der ödesten Gegend der Welt, und in einer ungeheuren einförmigen schneebedeckten Gebirgswüste, wo man rückwärts und vorwärts auf drei Stunden keine lebendige Seele weiß, wo man auf beiden Seiten die weiten Tiefen verschlungener Gebirge hat, eine Reihe Menschen zu sehen, deren einer in des anderen tiefe Fußtapfen tritt, und wo in der ganzen glatt überzogenen Weite nichts in die Augen fällt, als die Furche, die man gezogen hat".



Beginn der Ostrampe des Furkapasses kurz hinter dem Abzweig zum Gotthardpass nahe Andermatt


In den 1860er Jahren wurde der Saumweg überwiegend aus militärstrategischen Gründen durch eine Fahrstraße mit 25 Kehren ersetzt, die heutige Schweizer Hauptstraße 19. Die Pferdekutschen der damals in Betrieb gegangenen Postlinie über die Passhöhe wurden 1921 durch Postautos ersetzt. Weltberühmt wurde die Furkastraße Mitte der 1960er Jahre, als der James-Bond-Thriller "Goldfinger" mit Sean Connery und Gerd Fröbe in die Kinos kam: Sean Connery als James Bond mit dem legendären Aston Martin DB5, Tanja Mallet als Tilly Masterson mit einem offenen Ford Mustang und Gerd Fröbe als Goldfinger mit einem Rolls Royce Phantom III lieferten sich auf den Rampen spannende Verfolgungsjagden.

Vom Oberalppass kommend befahren wir die Furka in Ost-West-Richtung ab Andermatt, passieren den Abzweig zum Gotthardpass und bekommen kurz darauf angezeigt, dass die Furkastraße geöffnet ist.



Ostrampe und Trasse der Matterhorn-Gotthard-Bahn im Urserental zwischen Hospental und Realp


Hinter Hospental steigt die in diesem Abschnitt gut ausgebaute und fast gradlinig verlaufende Straße am Südhang des Urserentales langsam an und lässt die saftig-grünen Almweiden, das Bett der Furkareuss und die Gleistrasse der Matterhorn-Gotthard-Bahn immer weiter unter sich.



Steilanstieg über die ersten Kehren der Ostrampe des Furkapasses kurz hinter Realp


Hinter Realp warten dann die ersten acht Kehren der Ostrampe auf uns, die den Hang des 2.281 Meter hohen Fuchsenegg überwinden und hinauf zum Weiler Tiefenbach führen. Hier ist eine vorsichtige Fahrweise angebracht, denn Leitplanken gibt es in diesem Abschnitt nicht, und wir sind uns nicht sicher, ob die kleinen, vergleichsweise weit auseinander stehenden steinernen Begrenzungspfosten einen möglichen Absturz verhindern können.



Blick aus den unteren Kehren auf die Ostrampe des Furkapasses und den Ort Realp im Urserental


Aus den Spitzk
ehren hat man einen schönen Blick zurück auf Realp und das Urserental.



Ostrampe des Furkapasses oberhalb des Bahnhofs Tiefenbach und dem Bett der Furkareuss


Oberhalb
der Haltestelle Tiefenbach der Matterhorn-Gotthard-Bahn quert die Furkastraße den Südostabfall des 2.940 m hohen Chli Bielenhorn und gewährt schöne Ausblicke auf die von der Passhöhe Richtung Andermatt plätschernde Furkareuss.

Schade, dass die umliegenden Gipfel in dunkle Regenwolken gehüllt sind, so dass wir die Gipfel von Furkahorn (3.169 m), Großem Bielenhorn (3.207 m), Galenstock (3.583 m) und Dammastock (3.630 m) im Norden sowie Tällistock (2.875 m), Muttenhörner (3.099 m) und Leckihorn (3.065 m) im Süden nur erahnen können.



Ostrampe des Furkapassesvor dem Massiv des Galenstockes und der Oberen Bienenlücke oberhalb von Realp


Weiter oben läuft die nun deutlich schmaler werdende Ostrampe auf den Galenstock und die Obere Bienenlücke zu. Vor den steil ansteigenden Felsen dreht sie dann nach Südwesten ab, um über eine kleine, aus Natursteinen erbaute Brücke...



Serpentinen der Ostrampe des Furkapasses zwischen Tiefenbach und dem Hotel Furkablick


... und durch zwei weitere Serpentinen an der Flanke des Galenstafel...



Hotel Furkablick an der Ostrampe des Furkapasses unterhalb der nahen Passhöhe


... dem ehemaligen "Hotel Furkablick" zuzustreben. Das Haus hat seine besten Zeiten hinter sich: Die Fassade wirkt ungepflegt, die Fensterläden sind zum großen Teil geschlossen und der Schriftzug an der Fassade wurde um den Begriff "Hotel" verkürzt, so dass man als Rest nur noch "Furkablick" sieht.

Das direkt an der Passstraße und nur knapp unterhalb der Furka-Scheitelhöhe gelegene Hotel Furkablick wurde 1895 erbaut und nur wenige Jahre später auf seiner Ostseite um einen Anbau erweitert. 1986 erwarb es der Galerist Marc Hostettler, der es durch den Rotterdamer Architekten Rem Kolhaas sanieren und modernisieren ließ. Im Rahmen des im Jahr 1991 abgeschlossenen Umbaus erhielt es einen neuen Eingangsbereich mit einem trichterförmigen Windfang und eine Panorama-Terrasse.

Mit seinem Projekt "FurkArt" schufen Marc Hostettler und befreundete Künstler in der kargen Umgebung des Hotels eine Reihe von Kunstwerken, die teilweise heute noch zu sehen sind. Wirtschaftliche Erfolge konnten damit nicht erzielt werden, auch weil sich der Eigentümer nach und nach zurückzog. Im Sommer 2003 wurde der Restaurant- und Hotelbetrieb eingestellt. Aber: Bei unserer Überfahrt zeigte die hölzerne Figur eines Koches, dass das Restaurant wieder geöffnet ist.



Scheitelhöhe des Furkapasses zwischen Andermatt und Ulrichen


Einen knappen Kilometer weiter erreichen wir die unspektakuläre Scheitelhöhe des Furkapasses. Früher sah das hier ganz anders aus: Auf der großen Parkfläche links der Passstraße wurde 1852 das "Wirthshaus Furka" eröffnet, das kurz nach dem Ausbau der Straße im Jahr 1897 zum "Hotel Furka" ausgebaut und erweitert wurde. In der Unterkunft auf der Passhöhe übernachteten hochgestellt Persönlichkeit, darunter die englische Königin Victoria im Jahr 1868.

Nach dem Bau der Furka-Eisenbahn und der Eröffnung des Furka-Basistunnels wurde das Hotel Furka immer seltener frequentiert und schließlich geschlossen. 1982 wurde dem Militär dann erlaubt, das heruntergekommene Gebäude im Rahmen einer Übung abzubrechen und den Platz einzuebnen. Lediglich das zugehörige Automobil-Service-Gebäude "Dependance" auf der rechten Seite der Furkastraße blieb erhalten, wird aber auch schon lange nicht mehr genutzt.



Scheitelhöhe des Furkapasses mit Kiosk, Passschild und Grenzstein der Kantone Graubünden und Uri


Neben dem großen Parkplatz findet man einen Imbisswagen mit einem kleinen Unterstand und den Grenzstein der Kantone Uri und Wallis, der uns mit dem Walliser Wappen begrüßt. Das Passschild daneben gibt als Höhe 2.436 Meter an, was aber bezweifelt werden kann, denn anders lautende Dokumente und Landkarten nennen eine Höhe von 2.431 Metern, und das Schweizer Bundesamt gibt in seinem offiziellen Kartenwerk als Höhe sogar nur 2.429 Meter an. Egal.

Gesichert ist: Über den Furkapass verläuft die europäische Wasserscheide. Die junge Rhone fließt westwärts zum Mittelmeer, im Osten entwässert die Furkareuss Richtung Nordsee.



Knapp zwei Kilometer hinter der Scheitelhöhe des Furkapasses die ersten Kehren der Westrampe


Die Abfahrt über die sehr gut ausgebaute und deutlich breitere Westrampe ist noch abwechslungs- und aussichtsreicher als die Ostrampe und verläuft zunächst mit wenig Gefälle durch weitgezogene Kurven entlang dem Südwest-Absturz des 3.026 Meter hohen Kleinen Furkahorns. Knapp zwei Kilometer hinter der Scheitelhöhe erreichen wir dann aber die ersten von insgesamt 17 Kehren, die mittels Leitplanken gut abgesichert sind.



Hotel Belvedere an der Westrampe des Furkapasses oberhalb von Gletsch


Wenige Meter vor der dritten Spitzkehre erreichen wir das "Hotel Belvedere". Der exponiert auf 2.272 m Höhe gelegene Hotelbau wirkt zwischen der Passstraße und dem felsigen Steilabfall regelrecht eingeklemmt. Das Belvedere wurde von der Hoteliersfamilie Seiler im Jahr 1882 erbaut, 1883 eröffnet und nach Anlaufschwierigkeiten bis 1904 mehrfach vergrößert, weil es, obwohl witterungsbedingt nur maximal vier Monate im Jahr geöffnet, nach der Eröffnung der Grimselstraße sehr gut ausgelastet war. Zu Fuß oder mit Pferdekutschen benötigte man damals für die Überquerung der Furka mindestens 12 Stunden, weshalb viele Reisende hier einkehrten oder gar übernachteten und die Panoramalage genossen.

Mit dem Bau der Furkabahn und vor allem mit der drastischen Verkürzung der Reisezeiten durch die Automobilisierung wurde das Hotel Belvedere immer weniger zu Übernachtungen genutzt und auch die Auslastung der Restaurant-Küche nahm dramatisch ab, obwohl man vom Belevedere aus den nahen Rhonegletscher in nur wenigen Gehminuten erreichen kann. Im Jahr 1985 ging das Hotel in den Besitz der Gemeinde Gletsch über, 1988 kaufte es die Familie Carlen, die das Haus 20 Jahre lang selbst als Berghotel weiterführte und danach verpachtete. Nach einem Bergsturz zwischen Andermatt und Göschenen am 20. Mai 2015 wurde das Belvedere für die kurz darauf beginnende Sommersaison nicht eröffnet, weil der Hauptzubringer von Luzern blockiert war und deshalb mit dramatisch sinkenden Gästezahlen und hohen finanziellen Verlusten gerechnet wurde. Auch im Folgejahr 2016 blieb es wegen einer erfolglosen Pächtersuche geschlossen und im Sommer 2017 informiert die Website des Hotels, dass es auf unbestimmte Zeit geschlossen bleibt.



Eisgrotte Rhonegletscher mit Cafe und Bazar an der Westrampe des Furkapasses neben dem Hotel Belvedere oberhalb von Gletsch


Schräg gegenüber des Hotels Belvedere hat man von der Serpentine aus einen schönen Blick auf den sich wegen der Klimaerwärmung immer weiter zurückziehenden Rhonegletscher. Im 19. Jahrhundert erstreckte sich der Eisstrom noch bis vor die gut 500 Meter tiefer gelegene Ortschaft Gletsch, inzwischen befindet sich die Gletscherzunge etwa auf Höhe des Belvedere. Wegen der tiefhängenden Regenwolken sehen wir nicht viel vom Rhonegletscher, dessen unterer Teil schwärzgrau schimmert und mehr nach Schmutz als nach  Schnee und Eis aussieht.

Hinter dem Parkplatz bietet sich ein Café mit seiner Panorama-Terrasse und dem angrenzenden Souvenirshop "Bazar" zu einem Boxenstopp an, besonders weil man von hier über einen Gletscherlehrpfad und zur nahen Eisgrotte spazieren kann. Weil der Rhonegletscher jährlich um bis zu 40 Meter wandert, treibt man jeder Jahr aufs neue im Frühjahr einen etwa 100 Meter langen Eisstollen in den Rhonegletscher, der in einer Eiskammer endet und Besuchern das Innenleben eines Gletschers nahe bringt. Für die Besichtigung der Eisgrotte muss man mindestens eine gute halbe Stunde Zeit und 9,00 Franken Eintrittsgebühr einplanen. Kinder und Gruppen erhalten Ermäßigungen.



Westrampe des Furkapasses über dem Muttbachtal mit den Kehren des Grimselpasses am Gegenhang


Hinter dem Hotel Belvedere und dem Café Eisgrotte geht es in engen Kehren schnell bergab und wir sehen tief unter uns das Bett des Muttbaches, der dem Talort Gletsch zustrebt. Trotzt des Dunstes erkennen wir auf der rechten Talseite oberhalb von Gletsch die Serpentinen der Grimselpass-Südrampe, die sich am Hang des Schafberges nach oben windet.



Blick zurück auf die Kehren der Westrampe des Furkapasses oberhalb von Gletsch


Aus den letzten Kehren lohnt ein Blick zurück.



Blick von der Westrampe des Furkapasses auf die Dächer der ersten Häuser von Gletsch


Sechs Kilometer hinter der Scheitelhöhe sehen wir dann die ersten Häuser von Gletsch vor uns liegen. Der kleine Ort besteht im wesentlichen aus mehreren alten Hotels, darunter das beeindruckende "Grand Hotel Glacier du Rhône". Früher war Gletsch das Ziel vieler Alpinisten, Künstler und Aristokraten, heute trifft man hier eher durchreisenden Touristen, die sich überwiegend auf zwei Rädern fortbewegen. Manch einer gönnt sich in Gletsch einen Einkehrschwung mit schönem Ausblick auf den Rhonegletscher und die beiden Passstraßen.



Drehscheibe, Abstellgleise und Bahnhof der Matterhorn-Gotthard-Bahn in Gletsch am Fuß von Grimsel und Furkapass


Kurz vor der Brücke über die Rhone am Ende der Furkastraße passieren wir die Bahnanlagen des Bahnhofs von Gletsch mit der alten Drehscheibe, den Abstell- und Ausziehgleisen und einer Rampe. Das Bahnhofsgebäude am rechten Rhone-Ufer wurde zusammen der meterspurigen Trasse der Furka-Oberalp-Bahn von Oberwald nach Realp erbaut und mit der Eröffnung der Teilstrecke Brig-Gletsch im Jahr 1915 in Betrieb genommen. Ursprünglich führte die 1925 durchgängig fertig gestellte Strecke über die Passhöhen von Furka und Oberalp, weshalb ein Betrieb nur in den Sommermonaten möglich war. In den 1940er Jahren wurde die Strecke elektrifiziert und der Oberalppass mit Lawinengalerien wintersicher gemacht. Mit der Eröffnung des Furka-Basistunnels im Juni 1982 wurde schließlich eine ganzjährige Nutzung der Strecke möglich. Die FOB fusionierte im Jahr 2003 mit der Zermatt-Bahn zur
Matterhorn-Gotthard-Bahn.

Der historische Dampfbetrieb über die Furka-Bergstrecke wurde 1981 kurz vor der Fertigstellung des Basistunnels eingestellt. Den geplanten Rückbau der Gleisanlagen konnten der Verein Furka Bergstrecke und die neu gegründete "Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG" verhindern. Zwischen 1992 und 2001 wurde die Trasse nach und nach saniert und verschlissene Zahnstangen erneuert. Seit dem Sommer 2010 wird die alte Strecke des historischen Glacier-Express von Realp über den Furkapass nach Oberwald wieder mit Dampflok bespannten Zügen befahren.



Abzweig zum Grimselpass im triesten Zentrum von Gletsch an der Westrampe des Furkapasses


In der tristen Ortsmitte von Gletsch zweigt auf der Höhe des Bahnhofes die Südrampe des Grimselpasses ab. Ebenso wie die Hotels hoch oben auf den Rampen der Furka hat auch der Ort Gletsch seine besten Zeiten wohl hinter sich.



Tunnel der Westrampe des Furkapasses zwischen Gletsch und Oberwald im schweizer Kanton Wallis


Wir folgen nun der gut ausgebauten Furkastraße durch das Tal der jungen Rhone weiter Richtung Oberwald und Ulrichen. Nach drei engen Kehren und einem kurzen Tunnel...



Hotel Rhonequelle an der Westrampe des Furkapasses zwischen Gletsch und Oberwald im Wallisermatt


... passieren wir das seitlich der Furkastraße gelegene "Hotel Restaurant Rhonequelle" und touren über Ulrichen nach Gluringen, wo wir in dem für Schweizer Verhältnisse preisgünstigen "Hotel Walliser Sonne" übernachten, um am nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück über Brig zu Simplonpass weiterzufahren.




Weitere Infos:
https://www.myswitzerland.com/











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Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.



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