Lage: |
Alpen, Schweiz, Gotthardgruppe, Wallis und Uri |
Talorte: |
Ulrichen und Andermatt |
Streckenlänge: |
19 km ab Ulrichen und 21 km ab Andermatt |
Maximale Höhe: |
2.436 m |
Maximale Steigung: |
Ostrampe 11 %, Westrampe 15 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der 2.431 Meter hohe Furkapass - nicht zu verwechseln
mit dem Furkajoch
im österreichischen Vorarlberg - verbindet Ulrichen
im Kanton
Wallis mit Andermatt
im Kanton Uri und nutzt dabei gemeinsam mit dem nahen Oberalppass die große inneralpine
Gebirgsfurche Rhonetal-Urserental-Vorderrheintal. Die kahle
Scheitelhöhe
des Furkapasses liegt in der Senke zwischen dem 3.169 Meter
hohen Großen Furkahorn im Norden und dem 3.099 Meter
hohen Gross Muttenhorn im Süden.
Auf dem schon im Mittelalter
existierenden
Saumweg überquerte der Geheimrat Johann Wolfgang Goethe gemeinsam
mit Herzog Carl August von Weimar und zwei Führern am 12. November 1779 von Oberwald
kommend bei starkem Nebel und Schneetreiben den Furkapass und
schreibt: "In der ödesten Gegend der Welt, und in einer
ungeheuren einförmigen schneebedeckten Gebirgswüste, wo man
rückwärts und vorwärts auf drei Stunden keine lebendige Seele
weiß, wo man auf beiden Seiten die weiten Tiefen verschlungener
Gebirge hat, eine Reihe Menschen zu sehen, deren einer in des
anderen tiefe Fußtapfen tritt, und wo in der ganzen glatt überzogenen
Weite nichts in die Augen fällt, als die Furche, die man gezogen
hat".
In den 1860er Jahren wurde der Saumweg
überwiegend aus militärstrategischen
Gründen durch eine Fahrstraße mit 25 Kehren ersetzt, die heutige Schweizer
Hauptstraße 19. Die Pferdekutschen der damals in Betrieb gegangenen
Postlinie über die Passhöhe
wurden 1921 durch Postautos ersetzt. Weltberühmt wurde die Furkastraße
Mitte der 1960er Jahre, als der James-Bond-Thriller "Goldfinger"
mit Sean Connery und Gerd Fröbe in die Kinos kam: Sean Connery als
James Bond mit dem legendären Aston Martin DB5, Tanja Mallet
als Tilly Masterson mit einem offenen Ford Mustang und Gerd Fröbe als
Goldfinger mit einem Rolls Royce Phantom III lieferten sich
auf den Rampen
spannende Verfolgungsjagden.
Vom Oberalppass kommend befahren wir
die Furka in Ost-West-Richtung ab Andermatt, passieren den
Abzweig zum Gotthardpass und bekommen kurz darauf angezeigt,
dass die Furkastraße geöffnet ist.
Hinter Hospental steigt
die in diesem Abschnitt gut ausgebaute und fast gradlinig
verlaufende Straße am Südhang des Urserentales langsam an
und lässt die saftig-grünen Almweiden, das Bett der Furkareuss
und die Gleistrasse der
Matterhorn-Gotthard-Bahn immer weiter unter sich.
Hinter Realp warten dann die ersten acht
Kehren der Ostrampe auf uns, die den Hang des 2.281 Meter
hohen Fuchsenegg überwinden und hinauf zum Weiler Tiefenbach
führen. Hier ist eine vorsichtige Fahrweise angebracht,
denn Leitplanken gibt es in diesem Abschnitt
nicht, und wir sind uns nicht sicher, ob die kleinen,
vergleichsweise
weit auseinander stehenden steinernen Begrenzungspfosten einen möglichen Absturz verhindern können.
Aus den Spitzkehren hat
man einen schönen Blick zurück auf Realp und das Urserental.
Oberhalb der Haltestelle Tiefenbach
der Matterhorn-Gotthard-Bahn quert die Furkastraße
den Südostabfall
des 2.940 m hohen Chli Bielenhorn und gewährt
schöne Ausblicke auf die von der
Passhöhe Richtung Andermatt plätschernde Furkareuss.
Schade, dass die umliegenden Gipfel
in dunkle Regenwolken gehüllt sind, so dass
wir die Gipfel von Furkahorn (3.169 m), Großem
Bielenhorn (3.207 m), Galenstock (3.583 m) und Dammastock (3.630 m) im Norden sowie
Tällistock (2.875 m), Muttenhörner (3.099 m) und Leckihorn (3.065 m) im
Süden nur erahnen können.
Weiter oben läuft die
nun deutlich schmaler werdende Ostrampe auf
den Galenstock und die Obere
Bienenlücke zu. Vor den steil ansteigenden
Felsen dreht sie dann nach Südwesten ab, um
über eine kleine, aus Natursteinen erbaute
Brücke...
... und durch zwei weitere Serpentinen
an der Flanke des
Galenstafel...
... dem ehemaligen "Hotel Furkablick"
zuzustreben. Das Haus hat seine besten Zeiten
hinter sich: Die Fassade wirkt ungepflegt, die
Fensterläden sind zum großen Teil geschlossen
und der Schriftzug an der Fassade wurde um den
Begriff "Hotel"
verkürzt, so dass man als Rest nur noch "Furkablick"
sieht.
Das direkt an der Passstraße und
nur knapp unterhalb der Furka-Scheitelhöhe
gelegene Hotel Furkablick wurde 1895 erbaut
und nur wenige Jahre später auf seiner Ostseite
um einen Anbau erweitert. 1986 erwarb es der
Galerist Marc Hostettler, der
es durch den Rotterdamer Architekten Rem Kolhaas sanieren und modernisieren
ließ. Im Rahmen des im Jahr 1991 abgeschlossenen
Umbaus erhielt es einen neuen Eingangsbereich
mit einem trichterförmigen Windfang und eine
Panorama-Terrasse.
Mit seinem Projekt "FurkArt"
schufen Marc Hostettler und befreundete Künstler
in der kargen Umgebung des Hotels eine Reihe
von Kunstwerken, die teilweise heute noch zu
sehen sind. Wirtschaftliche Erfolge konnten
damit nicht erzielt werden, auch weil sich der
Eigentümer nach und nach zurückzog. Im Sommer
2003 wurde der Restaurant- und Hotelbetrieb
eingestellt. Aber: Bei unserer Überfahrt zeigte
die hölzerne Figur eines Koches, dass das Restaurant
wieder geöffnet ist.
Einen knappen Kilometer
weiter erreichen wir die unspektakuläre Scheitelhöhe
des Furkapasses. Früher sah das hier ganz anders
aus: Auf der großen Parkfläche links der Passstraße
wurde 1852 das "Wirthshaus Furka"
eröffnet,
das kurz nach dem Ausbau der Straße im Jahr
1897 zum
"Hotel Furka" ausgebaut und erweitert
wurde. In der Unterkunft auf der Passhöhe übernachteten
hochgestellt Persönlichkeit, darunter die englische
Königin Victoria im Jahr 1868.
Nach
dem Bau der Furka-Eisenbahn und der Eröffnung
des Furka-Basistunnels wurde das Hotel Furka
immer seltener frequentiert und schließlich
geschlossen. 1982
wurde dem Militär dann erlaubt, das heruntergekommene Gebäude im
Rahmen einer Übung abzubrechen und den Platz
einzuebnen. Lediglich das zugehörige Automobil-Service-Gebäude
"Dependance" auf der rechten Seite
der Furkastraße blieb erhalten,
wird aber auch schon lange nicht mehr genutzt.
Neben dem großen Parkplatz
findet man einen Imbisswagen mit einem kleinen
Unterstand und den Grenzstein
der Kantone Uri und Wallis, der uns mit dem Walliser
Wappen begrüßt. Das Passschild daneben gibt als Höhe
2.436 Meter an, was aber bezweifelt werden
kann, denn anders lautende Dokumente und Landkarten nennen eine Höhe von 2.431 Metern, und das
Schweizer Bundesamt gibt in seinem offiziellen Kartenwerk
als Höhe sogar nur 2.429 Meter an. Egal.
Gesichert
ist: Über
den Furkapass verläuft die europäische Wasserscheide. Die junge Rhone fließt westwärts zum Mittelmeer, im
Osten entwässert die Furkareuss Richtung Nordsee.
Die Abfahrt über die
sehr gut ausgebaute und deutlich breitere Westrampe
ist noch abwechslungs- und aussichtsreicher
als die Ostrampe und verläuft zunächst mit wenig
Gefälle durch weitgezogene Kurven entlang dem
Südwest-Absturz des 3.026 Meter hohen Kleinen
Furkahorns. Knapp zwei Kilometer
hinter der Scheitelhöhe erreichen wir dann aber
die ersten von insgesamt 17 Kehren, die
mittels Leitplanken gut abgesichert sind.
Wenige Meter vor der
dritten Spitzkehre erreichen wir das "Hotel Belvedere".
Der exponiert auf 2.272 m Höhe gelegene
Hotelbau wirkt zwischen der Passstraße und
dem felsigen Steilabfall regelrecht eingeklemmt.
Das Belvedere wurde von der Hoteliersfamilie Seiler im
Jahr 1882 erbaut, 1883 eröffnet und nach Anlaufschwierigkeiten
bis 1904 mehrfach vergrößert, weil es, obwohl
witterungsbedingt nur maximal vier Monate im
Jahr geöffnet, nach der Eröffnung der Grimselstraße
sehr gut ausgelastet war. Zu Fuß
oder mit Pferdekutschen benötigte man damals
für die
Überquerung der Furka mindestens 12 Stunden,
weshalb viele Reisende
hier einkehrten
oder gar übernachteten und die Panoramalage
genossen.
Mit dem Bau der Furkabahn
und vor allem mit der drastischen Verkürzung
der Reisezeiten durch die Automobilisierung wurde
das Hotel Belvedere immer weniger zu Übernachtungen
genutzt und auch die Auslastung der Restaurant-Küche
nahm dramatisch ab,
obwohl man vom Belevedere aus den nahen Rhonegletscher in
nur wenigen Gehminuten erreichen kann. Im Jahr
1985 ging
das Hotel in den Besitz der Gemeinde Gletsch über,
1988 kaufte es die Familie
Carlen, die das Haus 20 Jahre lang
selbst als Berghotel weiterführte und danach
verpachtete. Nach einem Bergsturz zwischen Andermatt
und Göschenen am 20. Mai 2015 wurde das Belvedere
für die kurz darauf beginnende Sommersaison nicht
eröffnet, weil
der Hauptzubringer von Luzern blockiert
war und deshalb mit dramatisch sinkenden Gästezahlen
und hohen finanziellen Verlusten gerechnet wurde.
Auch im Folgejahr 2016 blieb es wegen einer erfolglosen
Pächtersuche geschlossen und im Sommer 2017
informiert die Website
des Hotels, dass es auf unbestimmte Zeit
geschlossen bleibt.
Schräg gegenüber des
Hotels Belvedere hat man von der Serpentine
aus einen
schönen Blick auf den sich wegen der Klimaerwärmung
immer weiter zurückziehenden Rhonegletscher.
Im 19. Jahrhundert erstreckte sich der
Eisstrom noch bis vor die gut 500 Meter tiefer
gelegene Ortschaft Gletsch, inzwischen befindet
sich die Gletscherzunge etwa auf Höhe des Belvedere.
Wegen der tiefhängenden Regenwolken sehen wir
nicht viel vom Rhonegletscher, dessen unterer
Teil schwärzgrau schimmert und mehr nach Schmutz
als nach Schnee und Eis aussieht.
Hinter
dem Parkplatz bietet sich ein Café
mit seiner Panorama-Terrasse und dem angrenzenden Souvenirshop "Bazar"
zu einem Boxenstopp an, besonders weil man von
hier über einen Gletscherlehrpfad und zur nahen Eisgrotte
spazieren kann. Weil der Rhonegletscher jährlich
um bis zu 40 Meter wandert, treibt man
jeder Jahr aufs neue im Frühjahr einen etwa 100 Meter langen
Eisstollen in den Rhonegletscher,
der in einer Eiskammer endet und Besuchern das
Innenleben eines Gletschers nahe bringt. Für die Besichtigung
der Eisgrotte muss man mindestens
eine gute halbe Stunde Zeit und 9,00 Franken Eintrittsgebühr
einplanen. Kinder und Gruppen erhalten Ermäßigungen.
Hinter dem Hotel Belvedere
und dem Café Eisgrotte
geht es in engen Kehren schnell bergab und wir
sehen tief unter uns das Bett des Muttbaches, der dem Talort Gletsch zustrebt.
Trotzt des Dunstes erkennen wir auf der rechten
Talseite oberhalb von Gletsch die Serpentinen der Grimselpass-Südrampe,
die sich am Hang des Schafberges nach oben windet.
Aus den letzten Kehren
lohnt ein Blick zurück.
Sechs Kilometer hinter
der Scheitelhöhe sehen wir dann die ersten Häuser
von Gletsch vor uns liegen. Der kleine Ort besteht
im wesentlichen aus mehreren alten Hotels, darunter
das beeindruckende "Grand Hotel Glacier du Rhône". Früher war Gletsch das Ziel vieler Alpinisten,
Künstler und Aristokraten, heute trifft man
hier eher durchreisenden Touristen, die sich
überwiegend auf zwei Rädern fortbewegen. Manch
einer gönnt sich in Gletsch einen Einkehrschwung
mit schönem Ausblick auf den Rhonegletscher und die
beiden Passstraßen.
Kurz vor der Brücke
über die Rhone am Ende der Furkastraße passieren
wir die Bahnanlagen des Bahnhofs
von Gletsch mit der alten Drehscheibe, den
Abstell-
und Ausziehgleisen und einer Rampe. Das Bahnhofsgebäude
am rechten Rhone-Ufer wurde zusammen der meterspurigen
Trasse der Furka-Oberalp-Bahn
von Oberwald nach Realp erbaut und mit der Eröffnung
der Teilstrecke Brig-Gletsch im Jahr 1915 in
Betrieb genommen. Ursprünglich führte die 1925 durchgängig
fertig gestellte Strecke über die Passhöhen
von Furka und Oberalp, weshalb ein Betrieb nur
in den Sommermonaten möglich war. In den 1940er
Jahren wurde die Strecke elektrifiziert und
der Oberalppass mit Lawinengalerien wintersicher
gemacht. Mit der Eröffnung des Furka-Basistunnels
im Juni 1982 wurde schließlich eine ganzjährige
Nutzung der Strecke möglich. Die FOB fusionierte im
Jahr 2003 mit der Zermatt-Bahn zur Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Der
historische Dampfbetrieb über die Furka-Bergstrecke
wurde 1981 kurz vor der Fertigstellung des Basistunnels
eingestellt. Den geplanten Rückbau der Gleisanlagen
konnten der Verein Furka Bergstrecke
und die neu gegründete "Dampfbahn Furka-Bergstrecke
AG" verhindern. Zwischen 1992 und 2001
wurde die Trasse nach und nach saniert und verschlissene
Zahnstangen erneuert. Seit dem Sommer 2010 wird
die alte Strecke des historischen Glacier-Express
von Realp über den Furkapass nach Oberwald wieder
mit Dampflok bespannten Zügen befahren.
In der tristen Ortsmitte
von Gletsch zweigt auf der Höhe des Bahnhofes
die Südrampe des Grimselpasses
ab. Ebenso wie die Hotels hoch oben auf den Rampen der
Furka hat auch der Ort Gletsch
seine besten
Zeiten wohl hinter sich.
Wir folgen nun der
gut ausgebauten Furkastraße durch das Tal der jungen Rhone
weiter Richtung Oberwald und Ulrichen. Nach drei engen
Kehren und einem kurzen Tunnel...
... passieren wir
das seitlich der Furkastraße gelegene "Hotel Restaurant
Rhonequelle"
und touren über Ulrichen nach Gluringen,
wo wir in dem für Schweizer Verhältnisse preisgünstigen
"Hotel
Walliser Sonne" übernachten, um am
nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück
über Brig zu Simplonpass weiterzufahren.
Weitere
Infos:
https://www.myswitzerland.com/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.