Lage: |
Alpen, Schweiz, Gotthard-Gruppe, Zentralschweiz, Kantone Uri und Tessin |
Ausgangsorte: |
Andermatt (N) und Airolo (S) |
Streckenlänge: |
12 km ab Andermatt und 14 km ab Airolo |
Maximale Höhe: |
2.106 m |
Maximale Steigung: |
13 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2023 |
Der 2.106 Meter hohe Sankt-Gotthard-Pass
zählt heute zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Alpen.
Zwischen Göschenen (1.100 m) und Andermatt (1.445 m) im
Norden sowie Airolo (1.160 m) im Süden gelegen, bietet er vier
Wahlmöglichkeiten, vom Vierwaldstättersee ins Tessin zu kommen:
Eisenbahn- und Autobahntunnel unterqueren das Gotthardmassiv (ital.:
Massiccio del San Gottardo),
die alte und die neue Gotthardstrasse führen über den Scheitel.
Der "Gotthard" gehört aber nicht zu den uralten alpinen
Passstraßen. Zwar kannten die Römer den Südaufstieg auf die Passhöhe
und den Abstieg ins Urserental, die enge Schöllenenschlucht zwischen
Göschenen und Andermatt wurde aber erst im Mittelalter durch den
Bau der ersten, hölzernen "Teufelsbrücke" über die Reuss-Klamm
für Fußgänger und Saumtiere passierbar und durch den im Jahr 1708
in den Fels gesprengten Tunnel "Urner Loch" für Karren
und Kutschen befahrbar gemacht. Den so entstandenen durchgängigen
Saumweg baute man erst um 1830 zu einer Fahrstraße aus, die - weil
der Alpenkamm nun mit einem einzigen Anstieg überquert werden konnte
- in der
Folge stark frequentiert wurde. Jedenfalls bis zum Ausbau der konkurrierenden
Brennerstraße, des Simplonpasses und der Eröffnung des 15 Kilometer
langen Eisenbahntunnels der Gotthardbahn im Jahr 1882, durch den
sich der Güter- und Personenverkehr von der Gotthardstrasse auf die
Schiene verlagerte. Mit der fortschreitenden Motorisierung sowie
dem Bau der neuen Hauptstraße (1953) und der Autobahn (1980) gewann
die Gotthardstrasse wieder an Bedeutung. Benannt wurde sie nach dem
im 13. Jahrhundert erbauten und im 15. Jahrhundert vergrößerten
Hospiz auf dem Scheitel, das den Namen des heiligen Godehard von
Hildesheim trägt. Über den Gotthardpass verläuft die Deutsch-Italienische
Sprachgrenze und die kontinentale Wasserscheide zwischen Rhein,
Rhone und Po.
Die
zwölf Kilometer lange Nordrampe ab Andermatt überwindet die sechshundertsechzig
Höhenmeter mit einer Durchschnittssteigung von gut fünf Prozent,
die vierzehn Kilometer lange Südauffahrt ab Airolo steigt knapp
neunhundertfünfzig Meter mit im Schnitt knapp sieben Prozent an.
Ein Highlight ist die alte, unter Denkmalschutz stehende Südauffahrt
durch das Val Tremola, die sich überwiegend mit Kopfsteinpflaster
und durch vierundzwanzig teilweise enge Kehren mit bis zu dreizehn
Prozent Steigung von Airolo aus bergauf windet.
Von der Göscheneralp
kommend erreichen wir in Göschenen die Gotthardstrasse, auf die wir
rechts abbiegend in Richtung Andermatt auffahren. Die Ortsstraße
überquert die "Göschener
Reuss", ...
... passiert leicht ansteigend das Hotel Krone, ...
... umgeht den links unterhalb
der Straße gelegenen
Bahnhof von Göschenen...
... und erreicht durch
eine lang gezogene Linkskurve über die Reuss hinweg und unter der
Trasse der Gotthardbahn hindurch...
... die Einmündung in
die Göschenen umgehende und "Umfahrungsstraße" genannte
Schweizer Hauptstraße 2, die als Axenstraße entlang dem Urnersee
verläuft und die über Flüelen, Altdorf, Wassen, Göschenen, Andermatt
und Hospental dem Gotthardpass zustrebt. Wir biegen hier rechts
ab...
... und folgen der sehr gut ausgebauten, mit einer eigenen Spur
für bergauf fahrende Radsportler versehenen und nun "Gotthardstrasse"
genannten Hauptstraße entlang
der Reuss in Richtung Andermatt, Furkapass, Oberalppass und St.-Gotthard-Pass.
Durch zwei Kehren
und die 285 Meter lange Galerie "Heuegg" steigt die
Passstraße zu der auf 1.240 Metern
Höhe gelegenen dritten Kehre an, ...
... an die sich die 687 Meter lange Galerie "Tanzenbein" im
Nordosthang des 2.393 Meter hohen "Spitzi" anschließt.
Dahinter läuft die "2"
durch die vierte Kehre auf die Wand der hoch aufgemauerten siebten
Kehre
zu, über der ein weißer Entlüftungsschacht des Gotthard-Straßentunnels
zu sehen ist...
... und aus der man einen
tollen Ausblick in das von der Reuss gegrabene Tal hat.
Durch die sich anschließende
373 Meter lange Galerie "Brüggwaldboden", die in
den kurzen "Fadegg-Tunnel" übergeht, ...
... gelangt die Gotthardstrasse
auf die Brücke über die Reuss oberhalb der Schöllenenschlucht.
Links der Fahrbahn sieht man das Dach des Restaurants "Teufelkreis".
Von dem kurz dahinter angelegten Parkplatz....
... hat man einen tollen Blick auf die rechts unterhalb der Hauptstraße
zu sehende "Teufelsbrücke" der alten Gotthard-Passstraße,
die man über eine Treppe erreichen kann. Sie überspannt die wild
schäumende Reuss, die sich über mehrere Kaskaden in die Schlucht
stürzt.
Die erste mittelalterliche, hölzerne "Stiebende Brücke"
wurde 1585 durch eine Steinbrücke ersetzt, die man Teufelsbrücke
nannte und die über die Jahrhunderte hinweg mehrfach erneuert werden musste, zuletzt im Jahr 1956.
Ihr Name geht auf die Sage zurück, dass der
Teufel persönlich den Urnern diese Brücke über die Reussklamm baute.
Oberhalb der Teufelsbrücke sieht man die nicht weniger spektakuläre
Eisenbahnbrücke der Schöllenenbahn.
Entlang der Reuss und der von glatt geschliffenen Granitfelsen überragten Bahntrasse läuft
die Gotthardstrasse nun auf den 70 Meter langen Tunnel
"Urnerloch" zu, ...
... hinter dem sie dann einen auf 1.435 Metern
Meereshöhe gelegenen Kreisverkehr im Norden des von "Gurschenstock"
(2.866 m), "St. Annahorn" (2.937 m) und "Chastelhorn"
(2.973 m) überragten Andermatt
erreicht. Da wir Andermatt schon bei
der Fahrt über die Furka und den Oberalppass besucht haben,
verlassen wir den Kreisverkehr durch die erste Ausfahrt und folgen
weiter der nun wieder "Umfahrungsstraße" genannten "2", ...
... die den tausendsechshundert
Einwohner zählenden Wintersportort, Kurort und Hauptort des Urserentals
im Westen umgeht.
Hinter den letzten Häusern
überquert
die Umfahrungsstraße die eingleisigen Schmalspurtrasse der ehemaligen Furka-Oberalp-Bahn,
die im Jahr 2003 mit der Brig-Visp-Zermatt-Bahn zur Matterhorn-Gotthard-Bahn fusionierte
und
die Brig über Andermatt mit Disentis verbindet.
Die hinter dem Übergang
wieder Gotthardstrasse genannte "2" verläuft
nun parallel zur Gleistrasse und der Reuss nur leicht ansteigend
durch das grüne Urserental,
...
... passiert die knapp
zweihundert Einwohner zählenden Ortschaft Hospental...
... und erreicht im Südwesten
des am Zusammenfluss von Furkareuss und Gotthardreuss auf 1.490 Metern
Höhe gelegenen Hospental einen Kreisverkehr, in dem die Bergstraße
zum Furkapass durch die erste Ausfahrt abzweigt. Die Gotthardstrasse verlässt den Kreisel durch die zweite
Ausfahrt und beginnt nach einer weit gezogenen Linkskurve...
... mit dem zunächst etwa fünf bis sieben Prozent steilen
Anstieg zur Passhöhe. Hier hat man einen schönen
Blick auf die Gipfel von "Rienzenstock" (2.962 m),
"Bachenstock" (2.944 m) und "Schijenstock"
(2.888 m).
Hinter dem auf 1.560 Metern
Höhe gelegenen kurzen "Chämleten-Tunnel"...
... überquert die Passstraße
zweimal den etwa hundertfünfzig Meter tiefer durch den Fels gebrochenen
Gotthard-Straßentunnel und folgt dem nach Süden hin ansteigenden
Tal der Gotthardreuss.
Vier Kilometer hinter
Hospental passiert die Gotthardstrasse das auf 1.775 Metern
Höhe gelegene Gasthaus Mätteli, ...
... hinter dem es mit
Blick auf den "Firnstock" (2.455 m) und durch zwei
Kehren...
... in den Osthang des
2.661 m hohen "Winterhorns" geht.
Knapp sechs Kilometer
hinter Hospental verlassen wir unterhalb des 1.953 Meter hohen "Brigghubel"
auf etwa 1.900 Metern die neue Gotthardstrasse und fahren auf die
rechts abzweigende alte Passstraße auf.
Zwischen dem Abzweig
und der Reuss-Brücke im "Brüggloch" wechselt die Passstraße
von der Gemeinde Hospental im Kanton Uri in die Gemeinde Airolo
im Kanton Tessin...
... und steigt dann mit
Kopfsteinpflaster zunächst parallel zu der jenseits der Reuss verlaufenden
neuen Passstraße an.
Auf 1.930 Metern
Höhe zeigt ein links der Straße stehender Kilometerstein, dass es
nun noch vier Kilometer bis zum Hospiz auf dem Scheitel des Gotthardpasses
sind.
Mit Blick auf den "Pizzo
della Valletta" läuft die alte Bergstraße dann auf den Lago di Rodont und die zwischen
der Straße und dem See gelegene "Capanna di Rodont" zu, ...
... überquert
in einer Linkskurve die Reuss
und steigt dann mit zehn Prozent...
... zu einem kleinen
Schotterparkplatz an, von dem aus man einen schönen Blick auf die im Jahr 1947 errichtete
73 Meter hohe Staumauer des auf 2.131 Metern
gelegenen "Lago di Lucendro"...
... und auf das zuvor
durchfahrene
Tal der Gotthardreuss mit dem Lago di Rodont hat.
Die alte Gotthardstrasse
unterquert danach zweimal die "Nuova strada del Passo del San
Gottardo", in die sie mit neuem Asphalt auf etwa 2.100 Metern Höhe
einmündet. Keine hundert Meter weiter ist der zwischen "Monte Prosa" (2.737 m), "Fibbia" (2.739 m)
und "Pizzo della Valletta" (2.726 m) eingebettete und von Felsen flankierte Gotthard-Scheitel
erreicht, auf dem ein Parkstreifen abgelegt wurde. Die beidseitig
der Fahrbahn stehenden Passschilder nennen eine Höhe von 2.106 Metern.
Kurz hinter dem Hochpunkt
wird dann der Bergsee "Lago della Piazza" erreicht, hinter
dem man die Gebäudegruppe mit dem Gotthard-Hospiz sieht. Um
dieses anzufahren, muss man die neue Gotthardstrasse...
... an der nachfolgenden
Ausfahrt verlassen.
Mit Blick auf das graue
Hospizgebäude wird dann die Gotthardstrasse unterquert...
... und hundert Meter weiter
das auf 2.095 Metern gelegene Scheitelplateau erreicht.
Rechts der Straße informiert das Museo Nazionale
di San Gottardo mit seiner Dauerausstellung und Multimediaschau
über die Geschichte und Geographie der St.-Gotthard-Verkehrsachse,
dahinter findet man das Albergo San Gottardo und
das im 13. Jahrhundert gegründete Ospizio
del San Gottardo, das 1834 erneuert wurde und das nach einer umfassenden
Renovierung als Hotel genutzt wird. Das zwischen dem Museum und
dem See stehende Fliegerdenkmal Monumento all'aviatore Geux
des Schweizer Bildhauers Fausto Agnelli aus dem Jahr 1928 erinnert mit
seinen beiden Adlern an den Waadtländer Fliegerleutnant Adrien
Geux, der ein Jahr zuvor bei einem Erkundungsflug zur zweiten Etappe
der Alpenüberquerung "Trasvolata delle Alpi" mit seiner Fokker D VII wegen schlechter Sichtverhältnisse in den
Lago della Piazza stürzte.
Vor dem Albergo
San Gottardo beginnt rechts abzweigend die historische, kehrenreiche
St.-Gotthard-Südrampe
"Tremola" hinunter nach Airolo, auf die wir nach unserem
Rundgang über die Scheitelhöhe auffahren.
Weitere
Infos:
https://climbfinder.com/de/anstiege/gotthardpass-andermatt
Im
historischen Fünfspänner über den Gotthard
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.