Lage: |
Alpen, Schweiz, Berner und Urner Alpen, Wallis und Berner Oberland |
Talorte: |
Ulrichen und Innertkirchen |
Streckenlänge: |
17 km ab Ulrichen und 26 km ab Innertkirchen |
Maximale Höhe: |
2.165 m |
Maximale Steigung: |
12 % auf der Nordrampe, 8 % auf der Südrampe |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Grimselpass verbindet
Innertkirchen im Berner Oberland mit Ulrichen im Oberwallis.
Er verläuft in Nord-Süd-Richtung und nutzt dabei eine Senke
zwischen den Berner Alpen im Westen und den Urner Alpen
im Osten. Der schon im Mittelalter genutzte Säumerpfad wurde in den frühen
1890er Jahren zur Passstraße
ausgebaut, die 1894 eingeweiht wurde. Bedingt durch den
Staudamm- und Kraftwerksbau wurde die Grimselstraße zwischen
1920 und 1950 modernisiert und teilweise neu trassiert.
Der Grimselpass wird umgangssprachlich oft auch "die Grimsel"
genannt.
Nach einer Übernachtung
im Hotel
Walliser Sonne in Gluringen auf 1.330 Metern
Höhe folgen wir der Schweizer Hauptstraße 19 in östlicher
Richtung durch das Rhonetal, durchfahren zwischen Ulrichen
und Oberwald mehrere Tunnel und erreichen dann durch sieben
Kehren...
... die auf 1.750 Metern
Höhe gelegene Ortschaft Gletsch. Der Talort von Furka und
Grimsel besteht im wesentlichen aus dem Bahnhof der historischen
Furka-Oberalp-Bahn, einer ehemaligen Tankstelle und dem
riesigen Hotel Glacier du Rhone,
dessen Ursprünge auf ein von Joseph Anton Zeiter in den
1830er Jahren errichtetes Gasthaus zurückgehen. In den 1850er
Jahren übernahm die Hoteliersfamilie Seiler die Liegenschaft
und baute das heutige Hotel, das nach der Fertigstellung
über mehr als 300 Betten verfügte. Mit der Eröffnung
der
Furka-Eisenbahn, dem drastischen Rückzug des Rhonegletschers
und durch die beiden Weltkriege begann der wirtschaftlichen
Niedergang des früheren Nobelhotels: 1984 wurde der Hotelbetrieb
aufgegeben und die Immobilie vom Kanton Wallis übernommen.
Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen ist nun das Hotel-Restaurant
Glacier du Rhone während der Sommermonate wieder geöffnet.
Direkt
vor dem Hotelkomplex verlassen wir die N19 und biegen nach
links auf die N6 ab, ...
... die sich direkt hinter
dem Ortsausgang als Grimsel-Südrampe zu erkennen gibt:
Massive Aufmauerungen stützen die stark ansteigende und
gut ausgebaute Fahrstraße, die mittels sechs Kehren die
früher gefürchtete Meienwand überwindet...
...
und die sich in den oberen Kehren der Schneegrenze nähert.
Immer wieder ziehen
Wolkenfetzen über uns hinweg und nehmen uns die Aussicht,
aber nach den gestrigen starken Regen- und Schneefällen
ist es heute wenigstens trocken. Ab und zu blinzelt sogar
die Sonne zwischen den Wolken- und Nebelfetzen hindurch.
Aus
den östlichen Kehren der Grimsel-Südrampe haben wir einen Blick
tollen Ausblick auf den der jungen Rhone zustrebenden Muttbach
und auf die Westrampe des Furkapasses mit dem Hotel Belvedere
am Südwestabfall des 3.026 Meter hohen Kleinen Furkahorns.
Sechs Kilometer hinter
Gletsch erreichen wir die Scheitelhöhe des Grimselpasses, die
eine natürliche Senke zwischen den heute nicht zu sehenden Gipfeln
von Juchlistock und Sidelhorn im Westen sowie den Gärstenhörnern
im Osten nutzt. Gut zu sehen ist das Passschild auf dem großen
Parkplatz, neben dem sich ein Biker-Pärchen mit seiner Dreizylinder-Maschine
für ein Erinnerungsfoto in Stellung gebracht hat und das wohl
schon länger auf den Fotografen wartet.
Auf der rechten Seite
der Scheitelhöhe steht das Berghotel Grimselblick,
das neben Übernachtungen in Doppelzimmern und Touristenlagern in seinem
Bergrestaurant regionale Walliser und Berner Gerichte anbietet.
Hinter dem Hotel Grimselblick
folgt die Passstraße dem Ufer des Totesees, der sich auf
2.160 Metern Höhe über die gesamte Scheitelhöhe erstreckt.
Seinen Namen bekam der Bergsee wohl, weil Soldaten der napoleonischen
Armee hier oben ums Leben kamen. Südlich des Sees
verläuft die Europäische Wasserscheide: Während der See selbst
über den nahen Grimselsee und die Aare zur Nordsee hin entwässert,
fließen die Bäche der Oberwalder-Grimsle und des Schafberges
über die Rhone ins Mittelmeer.
Die in Reiseführern viel
gepriesene Aussicht auf die umliegenden Gipfel von Oberaarhorn, Finsteraarhorn,
Lauteraarhorn und Bächlistock
im Westen sowie auf Galenstock, das Große und Kleine Furkahorn
und das Gotthard-Massiv im Osten bleibt uns wegen der durchziehenden Nebelschwaden und Wolkenfetzen
leider verborgen.
Am westlichen Ende des Sees erreichen wir das seit knapp
80 Jahren als Familienbetrieb geführte Hotel Alpenrösli, durch
das die Grenze
der Schweizer Kantone Wallis und Bern verläuft und
in dem neben einem Restaurant mit drei Gasträumen auch ein Hotel-Bazar
untergebracht ist. Heute Morgen ist
hier oben nichts los, aber an Wochenenden ist das Alpenrösli
DER Szenetreff für Radsportler, Motorradfahrer und Pässefreaks:
Der Grimselpass war zehn Mal im Programm des Profi-Radrennens
Tour de Suisse, im Jahr 2007 war er sogar Etappenziel.
Auf
der Scheitelhöhe findet man auch einen Murmeltierpark, ein Kristallmuseum,
eine Kristallgrotte und eine Kristall-Boutique, in der Bergkristalle
aus der Region zum Kauf angeboten werden.
Hinter dem Hotel Alpenrösli
beginnt die Nordrampe
des Grimselpasses, die hinunter ins Haslital und über Guttannen nach
Innertkirchen führt. Da die Nebel und Wolken an der Scheitelhöhe
zurückgeblieben sind, sehen wir die schneebedeckten Gipfel von Graustock
(2.689m), Mährenhorn (2.923m), Gwenchtenhorn (3.215m) und Diechterhorn (3.389m)
vor uns...
... und das zwischen dem Grimselsee und
dem Räterichsbodensee gelegene Grimsel-Hospiz
unter uns liegen. Bereits im 12. Jahrhundert existierte
unterhalb der Passhöhe am Fuß des Felsens "Nollen"
ein Gasthaus, das Säumern, Viehhirten sowie Reisenden Schutz,
Unterkunft und Verpflegung bot, das aber auch als Warenumschlagsplatz und Lager genutzt
wurde. 1717 wurde es durch eine vom Sidelhorn herunterstürzende
Lawine zerstört und in der Folge neu errichtet. In den 1830er
Jahren übernahm Peter Zybach das Hospiz, das im März 1838 durch
einen erneuten Lawinenabgang
vom Sidelhorn schwer beschädigt wurde. Nach erfolgter Instandsetzung
baute Zybach das Hospiz zu
einem Spitzenhotel aus. 1852 wurde aber sein Pachtvertrag
wegen des geplanten Staudamm-
und Kraftwerksbaus nicht mehr verlängert. Kurz darauf wurde
das Grimsel-Hospiz durch ein Großfeuer vernichtet, das Peter
Zybach selbst gelegt haben soll.
Nach der Flutung
des alten Hospiz-Standortes entstand 1932 nun oben auf dem Nollen und zwischen den
beiden Stauseen das heutige Hospiz mit seinem breiten Treppengiebel, das 2008 und 2010 saniert
und renoviert wurde und heute als Hotel geführt wird, das für
seinen hervorragend bestückten, in den Fels gehauenen Weinkeller bekannt
ist.
Sechs Kehren führen von
hier hinunter zum Grimselsee. Das Hospiz fahren wir nicht an, weil uns
ein
Schild am Abzweig der steilen Zufahrtstraße zum Haus signalisiert, dass es geschlossen
ist.
So lassen wir unseren
Roadster weiter
bergab rollen, folgen der N6 zu dem 150 Höhenmeter unterhalb des
Grimselsees gelegenen Räterichsbodensee...
... und haben auf halber
Strecke einen
guten Blick auf die mächtige Staumauer "Spitallammsperre"
des Grimselsees.
Das als Bogenstaumauer errichtete Sperrwerk ist 114 Meter
hoch, 258 Meter lang und hält bis zu 95 Millionen Kubikmeter
Wasser zurück, die dem See von dem nahen Unteraargletscher und
den darüber gelegenen Finsteraargletscher und Lauteraargletscher
zufließen.
Ob die Staumauer noch lange zu sehen ist,
erscheint derzeit fraglich: Die Kraftwerke Oberhasli planen,
eine neue, stärkere und höhere Bogenstaumauer vorzusetzen, weil
die in die Jahre gekommene Spitallammsperre
wenn überhaupt, dann nur
sehr schwer saniert werden kann. Die
heutige Mauer würde dann in den Fluten versinken.
Durch einen Tunnel und
mehrere Kehren führt die Nordrampe nun abwechslungsreich hinunter
ins Haslital, ...
... passiert die Wasserkraftwerke
der Kraftwerke
Oberhasli AG und bei Breitwald eine Statue, die an die Kraftwerks-Erbauer
erinnert. Über Guttannen erreicht die Grimselstraße schließlich
ihren nördlichen Talort Innertkirchen
im Berner Oberland. Hier beginnt die Westrampe des Sustenpasses,
über den wir in den Schweizer Kanton Uri weiterfahren werden.
Weitere
Infos:
https://www.myswitzerland.com/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.