Lage: |
Alpen, Schweiz, Plattagruppe, Albulaalpen, Graubünden |
Talorte: |
Tiefencastel und Silvaplana |
Streckenlänge: |
36 km ab Tiefencastel und 7 km ab Silvaplana |
Maximale Höhe: |
2.284 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Julierpass verbindet das auf
850 Metern Höhe gelegene Tiefencastel im Albulatal mit
dem Urlaubsort Silvaplana am Silvaplanersee im Oberengadin. Der
Passübergang war schon den Römern bekannt, wurde damals aber weit weniger
benutzt als der über die Jahrhunderte hinweg in Vergessenheit
geratene Septimerpass. Zwischen Bivio
und Silvaplana wurde der Julierpass in den Jahren 1820 bis 1826
als Fahrstraße ausgebaut, der Abschnitt von Tiefencastel über
Savognin nach Bivio folgte zwischen 1832 und 1840. Gut hundert Jahre
später wurde die Bergstraße als erster Alpenübergang asphaltiert.
Der im rätoromanischen "Pass dal Güglia" und im italienischen
Sprachraum "Passo del Giulia" genannte Julierpass ist
Teil der Fernverbindung vom Bodensee über Chur und den Lenzerheidepass
ins Engadin und weiter über den Malojapass
nach Chiavenna in der Lombardei und wird im Winter offengehalten.
Von Lenzerheide kommend fahren wir
im Talort Tiefencastel auf die Nordwestrampe des Julierpasses
auf. Die als Kantonsstraße 3 ausgeschilderte Bergstraße verläuft
hinter Tiefencastel kurvenreich entlang dem Osthang des Oberhalbsteiner
Tals, das der Fluss Julia in die Landschaft geschnitten hat.
Etwa zwei Kilometer hinter Tiefencastel durchfahren wir den
in den 1990er Jahren in den Fels gesprengten Tunnel Crap Ses,
der nach der unter ihm gelegenen enge Schlucht benannt ist,
durch die früher die hochwassergefährdete Julierstraße führte.
Hinter dem Tunnel folgt die Passstraße weiter der Julia, passiert
das Dorf Cunter und den Wintersportort Savognin und gibt auf
dem Weg nach Marmorera den Blick frei auf die Gipfel von Piz
d'Err und Piz Calderas.
Etwa zwanzig Kilometer hinter Tiefencastel
erreichen wir den idyllisch gelegenen Stausee "Lai da Marmorera",
dessen Staumauer 1954 fertiggestellt wurde. Ähnlich wie beim Reschensee am
Reschenpass verschwand
auch hier eine Ortschaft in den Fluten des aufgestauten Sees: Die Gebäude des Dorfes
Marmorera wurden damals gesprengt. Das neue Dorf entstand
seitlich der ebenfalls verlegten Trasse der Julierstraße oberhalb
des projektierten Ufers des Marmorera-Stausees. Hinter
der 91 Meter hohen und 400 Meter langen Staumauer
werden bis zu 62,8 Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten.
Auch hinter dem Stausee folgt die
Kantonsstrasse 3 weiterhin moderat ansteigend und in weit gezogenen Kurven
dem nun fast baumlosen Oberhalbsteiner Tal.
Vier Kilometer weiter passieren wir das Straßendorf
Bivio, dessen Name darauf hindeutet, dass es früher hier zwei
wichtige Fernverbindungen gab: In südlicher Richtung erreichte man über
einen ins Bergell führenden Saumweg den 2.310 Meter hohen Septimerpass,
der jedoch nie als Fahrstraße ausgebaut wurde und deshalb heute
nur von Wanderern und Mountainbikern genutzt werden kann, nach
Osten führte und führt die Julierstraße ins Engadin.
Die beiden Talstufen
hinter Bivio überwindet die Passstraße
mit insgesamt 11 Kehren, ...
... hinter denen der Gipfel des 3.380 Meter
hohen Piz Julier und das darunter gelegene Julier-Hospiz vor
uns auftauchen.
Das auf 2.230 Metern Höhe gelegene
Hospiz "Ospizio La Veduta"
wurde im 19. Jahrhundert erbaut und im Jahr 2011 saniert
und modernisiert. Es bietet in seiner gemütlichen Gaststube
und auf der aussichtsreichen Terrasse Bündner Spezialitäten
und internationale Gerichte sowie in geringem Umfang auch Übernachtungsmöglichkeiten
in Zimmern und Gemeinschaftslagern.
Da das Hospiz etwa 50 Höhenmeter
unterhalb der Passhöhe liegt, folgt nun noch ein kurzer Anstieg
mit zwei weiten Kurven, ...
... dann ist die zwischen den Bergen
Piz Lagrev (3.165 m) und Piz Polaschin (3.385) im Süden
sowie Piz Valletta (2.918 m) und Piz Julier (3.380 m)
im Norden eingebettete Scheitelhöhe erreicht.
Hier oben gibt es eine Cafeteria mit einem Souvenirshop, ein
Toilettenhäuschen, das überwiegend von Busreisenden genutzt
wird...
... und den am 31.07.2017 eröffneten "Theaterturm Zu Babel
auf dem Julier", an dem während unseres Besuches noch
Rest- oder Nachbesserungsarbeiten erledigt werden. Der auf
knapp 2.300 Metern Höhe errichtete zehneckige, hölzerne Origen-Turm kostete
2,5 Millionen Franken und soll die nächsten
drei Jahre als exponiert gelegene Theater-Spielstätte dienen.
Danach wird er wieder
abgebaut; dies war Bedingung für die Baugenehmigung. Immerhin:
Karten gibt es keine mehr, denn schon heute sind alle Veranstaltungen ausverkauft.
Die Passhöhe des Julier ist Teil der Europäischen
Wasserscheide: Die nach Nordwesten abfließende Julia strebt
der in den Hinterrhein mündenden Albula zu, die Wasser der Ostrampe
fließen über den Inn zur Donau. Die kurze Ostrampe der Passstraße
beginnt hinter dem Passschild.
Sie folgt zuerst mit nur geringem Gefälle
dem Hochtal der Alp Güglia...
... und dem Gebirgsbach Ova dal Vallun.
Sieben Kilometer hinter der Passhöhe erreichen
wir dann den auf 1.815 Metern Höhe gelegenen
östlichen Talort Silvaplana. Von dem Kur- und Wintersportort
bietet sich eine Weiterfahrt nach St. Moritz und zum Berninapass an.
Silvaplaner
See mit Blick auf den wolkenverhangenen Piz da la Margna
Wir folgen ab Silvaplana aber der
Uferstraße des herrlich gelegenen, türkisblauen Lago di Silvaplana
in südwestlicher Richtung, denn wir wollen zum nahen Malojapass
weitertouren.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.