Lage: |
Alpen, Deutschland, Bayerische Voralpen, Bayern |
Talorte: |
Kochel am See und Walchensee |
Streckenlänge: |
8 km ab Kochel, 5 km ab Walchensee |
Maximale Höhe: |
859 m |
Maximale Steigung: |
9 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der als "Kesselberg"
bezeichnete Abschnitt der Bundesstraße "B11" verbindet
den Kochelsee mit dem Walchensee und nutzt dabei die Senke zwischen
dem 1.731 Meter hohen Herzogstand im Westen und dem 1.576 Meter
hohen Jochberg im Osten. Die Talorte des Kesselbergs sind Kochel
am See und Walchensee. Höchster Punkt der Bergstraße ist das
auf 859 Metern über
NN gelegene Kesselberg-Joch.
Eine erste, bis zu 25 Prozent
steile Straße über den Kesselberg gab es bereits
im 15. Jahrhundert. Die heutige Trasse entstand in den
Jahren 1893 bis 1897 auf Weisung von Prinzregent Luitpold von
Bayern. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kesselbergstraße mit ihren vierzehn Kehren
nach und nach ausgebaut. Diese Kehren sind besonders für Motorradfahrer
ein beliebtes Ausflugsziel. Aber da hier in der Vergangenheit illegale
Rennen ausgetragen wurden, bei denen wegen Selbstüberschätzung
zahlreiche Todesopfer zu beklagen waren, wurde die Kesselbergstraße in
Richtung Walchensee an Feiertagen und
Wochenenden für Motorräder
gesperrt.
Von Lenggries kommend erreichen
wir auf der B11 den nördlichen Talort Kochel am See, den
sie als "Mittenwalder Straße" durchquert. Die gut
4.100 Einwohner des am Ostufer des Kochelsees gelegenen,
schmucken Ortes leben überwiegend vom Tourismus. Viele Hausfassaden
sind mit Lüftlmalereien verziert und die Balkone sind mit Blumen
geschmückt.
In Zentrum passieren
wir das von Anton Kaindl geschaffene Denkmal des Schmieds von Kochel.
Die hünenhafte Gestalt aus der bayerischen Sagenwelt soll während
des Spanischen Erbfolgekriegs den Bauernaufstand angeführt haben,
der zur Sendlinger Mordweihnacht des Jahres 1705 führte, in
der er als letzter Aufständiger gefallen sein soll.
Am Ortsausgang von Kochel
am See senkt sich die Mittenwalder Straße und führt durch eine
lang gezogene Linkskurve zu den Parkplätzen des oberhalb
der Straße gelegenen "Franz Marc Museums".
Wir stellen den Roadster
auf dem rechts der Straße idyllisch am Kochelsee gelegenen Parkplatz
P2 ab...
... und spazieren auf
dem nach der Mäzenin benannten "Charlotte Mittelsten Scheid-Panoramaweg"
durch den Franz-Marc-Park hinauf zum Franz
Marc Museum.
Der am 8. Februar
1880 in München geborene Maler und Grafiker Franz Moritz Wilhelm
Marc entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Expressionisten.
Im Jahr 1914 kaufte er eine Villa in dem heute zu Kochel gehörenden,
nahen Ried und fand gemeinsam mit Kollegen der Künstlergruppe
"Blaue Reiter", darunter Wassily Kandinski und August
Macke, in Seenähe
viele lohnende Motive. Bis zu seiner weltkriegsbedingten Einberufung
zum Militär entstanden in Ried die letzten seiner heute weltbekannten
Werke. Leutnant Franz Marc fiel am 4. März 1916 in der
Nähe von Verdun und wurde auf dem Friedhof von Kochel am See
beigesetzt.
Das Museum wurde 1986 gegründet und im Jahr 2008 um einen
modernen Gebäudeteil erweitert. Mit einer Ausstellungsfläche
von 700 Quadratmetern widmet es sich dem Lebenswerk des Künstlers
und zeigt neben den Exponaten der Franz Marc Stiftung auch Werke
seiner Zeitgenossen.
Wieder zurück am Parkplatz
setzen wir unsere Fahrt auf der Kesselbergstraße fort, die gut
ausgebaut und fast gradlinig dem Ostufer des Kochelsees folgt.
Nach etwa zwei Kilometern biegen wir rechts ab, folgen der
Straße zum Kocheler Ortsteil Altjoch
und passieren den Campingplatz
Kesselberg. Die Straße läuft direkt auf den Berg Herzogstand zu...
... und erreicht nach
einem Kilometer das Walchenseekraftwerk,
das zu den größten und ältesten Wasserkraftwerken Deutschlands
zählt. Das bei seinem Bau sehr umstrittene Kraftwerk wurde nach
den Plänen von Oskar von Miller gebaut und 1924 fertiggestellt.
Seine ursprüngliche Leistung betrug 124 Megawatt, heute liegt
die Jahresleistung bei über 300 Gigawattstunden.
Das
Hochdruckspeicherkraftwerk nutzt den Höhenunterschied zwischen
dem Walchensee und dem 200 Meter tiefer gelegenen Kochelsee:
Über sechs 400 Meter lange, unter dem Kesselberg verlaufende
Druckrohrleitungen stürzt das Walchenseewasser in die Tiefe
und treibt die Turbinen im Maschinenhaus am Kochelsee. Das Walchenseekraftwerk erhielt
1983 den Status eines geschützten
Industriedenkmals, das kostenlos besichtigt werden kann. Im Informationszentrum
gegenüber dem historischen Kraftwerksgebäude wird den Besuchern
anhand von Turbinenmodellen und interaktiven Darstellungen das Prinzip der Wasserkraftnutzung verdeutlicht.
Zurück auf der Kesselbergsstraße
folgen wir dieser durch die ersten Kurven. Fahrerisch ist der
Kesselberg trotz seiner zahlreichen Kehren eher uninteressant,
denn die Bergstraße ist wegen vieler
schwerer Unfälle
durchgängig auf 60 km/h begrenzt und es besteht
zudem ein absolutes Überholverbot. Die Polizei überwacht regelmäßig
die Einhaltung der Beschränkungen!
Mit Hilfe mehrerer Kehren
quert die Kesselbergstraße zweimal den Nordwestabfall des Jochberges
und gewinnt mit 5-8 Prozent Steigung schnell an Höhe. Oberhalb
der steilen Felsabstürze ist die Fahrbahn mit riesigen Stahlnetzen
gegen Steinschlag gesichert.
In der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts fanden am Kesselberg nationale und
internationale Bergrennen für Rennwagen, Tourenwagen und Motorräder
statt. Das erste Rennen wurde im Rahmen der "Deutsche
Automobilwoche 1905" organisiert. Rennteilnehmer waren neben
vielen anderen Rennsportgrößen die Austro-Daimler- und Silberpfeil-Piloten
Rudolf "Karratsch" Caracciola und Bergrennkönig
Hans Stuck. Das letzte Kesselberg-Bergrennen
wurde 1935 ausgetragen.
Sieben Kilometer hinter
Kochel am See erreichen wir einen rechts der Straße
gelegenen Parkplatz, der mit Ferngläsern bestückt
ist und von dem aus...
... man eine schöne Aussicht auf den malerischen
Kochelsee,
die Ortschaft Schlehdorf am Gegenufer und auf die Hügel des
Alpenvorlandes hat.
Hinter dem Parkplatz
folgt eine Gerade, die zum Schlussanstieg führt,
...
... in dem wir aber vor einer rot
zeigenden Baustellen-Ampel erst einmal anhalten
müssen, weil eine Fahrbahnseite von Baufahrzeugen
belegt ist. Mit schweren Maschinen wird am Hang
abbruchgefährdetes Gestein abgemeißelt, um die Straßennutzer
vor Steinschlag zu schützen. Nachdem der Gegenverkehr
die Baustelle durchfahren hat, rollen wir durch
den Gesteinsstaub langsam bergauf.
Hinter der Baustelle passieren
wir dann den wartenden Gegenverkehr, der sich bis zum Scheitelpunkt der Bergstraße,
dem 859 Meter hoch gelegenen Kesselberg-Joch
zurück staut.
Hinter dem Scheitel führt die Kesselbergstraße
durch vier Kehren mit teilweise schönen Ausblicken bergab...
... nach Urfeld am Nordufer des
Walchensees. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts existierte
hier ein Gasthaus zur Versorgung der Fuhrleute und Reisenden.
Nach der Fertigstellung der neuen Kesselbergstraße wurde Urfeld
vorübergehend zum Refugium deutscher Künstler, Wissenschaftler und Politiker,
aber mit dem Bau mehrerer Hotels und dem danach einsetzenden Tourismus
war es mit der Ruhe in Urfeld bald vorbei.
Hinter der Ortschaft folgt die stark befahrene
B11 dem Ufer des Walchensees, passiert eine Murengalerie,
...
... und führt als "Seestraße"
aussichtsreich zur Ortschaft Walchensee, ...
... an deren Ortseingang wir ein
Hinweisschilder der Herzogstandbahn
sehen.
Das interessiert uns. Wir parken den MX-5 auf einem der großen,
stark frequentierten Wiesenparkplätze und spazieren zur Talstation
der Seilbahn, die 1994 als Ersatz für einen Sessellift in Betrieb
ging. Der Andrang ist groß, aber wir nehmen die 30-minütige
Wartezeit in Kauf, denn wir wollen...
... mit einer der beiden Kabinen der
Herzogstandbahn
hinauf zur Bergstation auf dem Fahrenberg, ...
... von wo aus ein fast ebener
Wanderweg zum nahen Berggasthaus Herzogstand führt.
Das auf 1.575 Metern Höhe gelegene Gasthaus wurde in den
Jahren 1991 und 1992 errichtet, weil im Jahr 1990 die seit 1857 hier vorhandenen
Herzogstandhäuser bis auf die Grundmauern niederbrannten.
Vor dem Berggasthaus erinnert ein
Denkmal daran, dass der Herzogstand der Lieblingsberg von König Ludwig II.
war. Es wurde von der Gemeinde Kochel am See und vom
König-Ludwig-Club aus
München am 13. Juni 1986
anlässlich des 100. Todestages des beliebten Königs
errichtet.
Von hier oben genießen wir ausgiebig
den
tollen Blick auf den von dem Obernachkanal und dem Rißbachstollen gespeisten
Walchensee und auf die dahinter aufragenden Gipfel des Karwendelgebirges.
Zurück im Tal folgen wir der Seestraße
durch den Luftkurort
Walchensee und passieren die im Jahr 1603 erbaute katholische
Kirche St. Jakob. Hinter Walchensee führt die B11 durch ein
Waldstück und erreicht nach drei Kilometern den Ort Einsiedl
an der Südspitze des Walchensees. Hier verlassen wir die in
südlicher Richtung weiter nach Wallgau führende Bundesstraße...
... und biegen nach links auf
die deutlich ruhigere Mautstraße in die Jachenau ab. An der kleinen Mautstation entrichten
wir die Tagesmaut in Höhe von 4 Euro und genießen dann die Fahrt
durch das Landschaftsschutzgebiet Walchensee.
Entlang der schmalen Straße besteht
Halteverbot, aber es gibt mehrere direkt am Seeufer gelegene
Schotterparkplätze, wo man den Wagen gebührenfrei abstellen
kann. Jedenfalls an Werktagen.
An sonnigen Wochenenden sind nicht nur die Parkplätze
bereits am Vormittag restlos belegt, dann findet man an den
idyllisch gelegenen Badestellen am Südufer des
Walchensees auch schwer einen freien Platz für das Badetuch.
Also genießen Sie das Bad in dem für
Motorboote gesperrten See wie wir.
An einem Werktag!
Es lohnt sich!
Der türkisgrüne Walchensee hat Trinkwasserqualität!
Weitere
Infos:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.