Lage: |
Alpen, Österreich, Gutensteiner Alpen, Rax und Schneeberggruppe, Niederösterreich |
Talorte: |
Kaiserbrunn, Schwarzau im Gebirge und Gutenstein |
Streckenlänge |
17 km ab Kaiserbrunn, 10 km ab Schwarzau im Gebirge und 11 km ab Gutenstein |
Maximale Höhe: |
764 m |
Maximale Steigung: |
10 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juni 2020 |
Die über das Klostertaler Gscheid führende
Landesstraße L134 verbindet das Voisbachtal und die Ortschaft
Vois im Südwesten mit dem Klostertal und der Marktgemeinde Gutenstein
im Nordosten. Sie nutzt dabei die Senke zwischen den Gutensteiner
Alpen im Norden und der Rax und Schneeberggruppe im Süden.
Benannt wurde der Gebirgsübergang nach dem Tal im Nordosten,
der Zusatz
"Gscheid" bezeichnet eine Weg- oder Wasserscheide. Die
nur wenig befahrene Bergstraße verläuft parallel zu der etwas
weiter nördlich den Rohrer Sattel überquerenden B21. Über die Scheitelhöhe verlaufen die Grenze zwischen
den Bezirken Wiener Neustadt-Land und Neunkirchen sowie die
Wasserscheide zwischen Voisbach/Schwarza und Piesting/Fischa.
Von dem Gebirgsübergang Preiner
Gscheid kommend starten wir die Auffahrt zum Klostertaler
Gscheid vor der spätklassizistischen Pfarrkirche in Reichenau
an der Rax. Über die Johannesbrücke erreichen wir am linken
Ufer der Schwarza die ehemalige Bundes- und heutige Landesstraße
B27, auf die wir rechts abbiegend auffahren.
Die "Höllentalstraße" genannte
B27 schwingt durch die zur Gemeinde Reichenau gehörende Ortschaft
Hirschwang an der Rax, passiert dort drei mehrstöckige
Wohnhäuser, die um 1910 für die Arbeiter der gegenüber existierenden
Papier- und Kartonfabriken errichtet wurden, ...
... überquert dann auf der Finkbrücke
und der nachfolgenden Windbrücke zweimal die Schwarza, die
bei Rohr im Gebirge entspringt und die in der Gemeinde Lanzenkirchen
in die Leitha übergeht.
Drei Kilometer hinter
Reichenau erreicht die B27 die etwas oberhalb der Straße gelegene
Talstation der Rax-Seilbahn. Die
älteste Personen-Seilschwebebahn
Österreichs wurde am 9. Juni 1926 eröffnet, ist
2.160 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied
von 1.018 Metern. Da im gleichen Jahr auch die schmalspurige
Höllentalbahn
von Payerbach über Hirschwang bis zur Talstation der Seilbahn
in Betrieb ging, wurde die nun leicht
erreichbare Heukuppe, mit 2.007 Metern Höhe der höchste Gipfel
im Raxmassiv, gerne besucht und zum Hausberg der Wiener.
Hinter der Rax-Seilbahn führt
die B27 in das Höllental, das von der wilden und schäumenden Schwarza in den Fels gegraben
wurde, die in diesem Abschnitt häufig von Wildwasser-Kajakfahrern
genutzt wird. Bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts führte nur ein schmaler Pfad
durch das enge Tal zwischen dem 1.210 Meter hohen Schlageck
und der 1.165 Meter hohen Brandschneide. Die
heutige Straße wurde in den 1830er Jahren trassiert.
Über drei weitere Schwarzabrücken
hinweg erreicht die Höllentalstraße sechs Kilometer hinter Reichenau
an der Rax dessen Ortsteil Kaiserbrunn. Das Wasser der nahen
Kaiserbrunnquelle versorgt über die in den Jahren 1869 bis 1873
erbaute 1. Wiener Hochquellenwasserleitung die österreichische
Hauptstadt mit Trinkwasser. Ihren Namen erhielt die Quelle von
Kaiser Karl VI., der sie 1732 entdeckte. Der Bau des Gasthofes
"Zum Kaiserbrunnen" wurde dem Holzmeister Georg Baumgartner
im Jahr 1839 gestattet, weil er sich beim Bau der Höllentalstraße
besonders verdient gemacht hatte. Seit 1968 ist die Gastwirtschaft
im Besitz der Stadt Wien. Das seit 1973 existierende Wasserleitungsmuseum
Kaiserbrunn dokumentiert die Geschichte und Funktionsweise
dieses 95 Kilometer langen Wasserversorgungssystems für
die Millionenstadt.
Hinter Kaiserbrunn schlängelt sich
die B27 weiter durch das nun vom Preintalerturm (1.060 m)
und dem Lärchkogel (1.164 m) eingeengte Höllental...
... und erreicht nach drei Kilometern einen
kleinen, rechts der Straße gelegenen Schotterparkplatz, auf
dem wir den MX-5 abstellen.
Eine schmale Fußgängerbrücke führt
hier über die Schwarza hinweg...
... zu dem auf 564 Metern Höhe
am Einstieg in die Weichtalklamm gelegenen Weichtalhaus der Naturfreunde.
Das im Jahr 2015 eröffnete Schutzhaus ersetzte den zwei Jahre
zuvor abgerissenen Vorgängerbau und dient heute als Ausbildungs-
und Kletterzentrum. Von hier aus bieten sich Touren zum Naturfreundehaus
Knofeleben (1.250 m, 4 Stunden), zur Fischerhütte (2.041 m,
4 Stunden) und zum Habsburghaus (1.785 m, 4:30 Stunden)
ebenso an wie Aufstiege zum Schneeberg (2.076 m, 4 Stunden)
und zur Raxalpe (1.943 m, 4:30 Stunden).
Hinter dem Weichtalhaus quert die
Höllentalstraße den Südwesthang des 910 Meter hohen Schusterkogels,
...
... passiert den Abzweig nach
Nasswald und zum Wirtshaus zum Raxkönig...
... und erreicht siebzehn Kilometer
hinter Reichenau an der Rax den auf sechshundert Metern Höhe
gelegenen Abzweig der Landesstraße L134. Während die
B27 nun weiter geradeaus über Schwarzau im Gebirge der den Ochsattel
mit dem Rohrer Sattel verbindenden B21 zustrebt, folgen wir der
über das Klostertaler
Gscheid nach Gutenstein führenden L134.
Hinter dem Abzweig folgt die Landesstraße
leicht ansteigend dem Voisbach, der am Nordosthang der 1.476 Meter
hohen Windlöcher Höhe entspringt und der Schwarza zufließt.
Zwei Kilometer hinter dem Abzweig
begrüßt uns die knapp fünfzig Einwohner zählende Streusiedlung
Vois mit einem hölzernen Willkommensschild.
Besiedelt wurde das Voistal bereits
im Mittelalter, eine geschlossene Bebauung erfolgte aber bis
heute nicht. Sechs Häuser wurden am Abzweig zum Grubbauer errichtet,
...
... und weitere Häusergruppen passiert
man kurz vor dem Steinlehgraben mit der kleinen, im Jahr 1913
geweihten Waldkapelle zur Maria Himmelfahrt...
... sowie zwischen dem Jurigraben und dem Hollertalergraben.
Die Landstraße folgt nun dem langgestreckten und bis zu 1.170 Meter
hohen Rücken des Hutberges, ...
... passiert dem Voisbach folgend einen
kleinen Rastplatz beim Wegscheidhof....
... und erreicht entlang dem Südhang
des 862 Meter hohen Schafkogels...
... den 764 Meter hohen, unspektakulären Scheitel des
Klostertaler Gscheid.
Auf der Ostseite des Scheitels senkt
sich die L134 durch den Bergwald hinunter ins Klostertal und
erreicht nach fünfhundert Metern in einer Linkskehre mit zehn
Prozent ihr Maximalgefälle.
Hinter der Kehre passiert sie den Weiler
Putzenhof, dreht durch eine weit gezogene Rechtskurve nach Osten...
... und läuft auf die Betriebsgebäude
der Klosterquell GmbH
zu. Das Familienunternehmen produziert seit 1973 mit Quellwasser
vom Schneeberg diverse Fruchtsäfte und Mineralwasser für den
internationalen Markt.
Hundert Meter weiter überquert
die L134 vor dem Weiler Unterscheid den am Nordhang des Schneebergs entspringenden Gebirgsbach
"Kalter Gang".
Hinter Unterscheid senkt sich die Bergstraße
mit vier bis sechs Prozent an einem Sägewerk vorbei durch das
im Norden von
der Heinrichswand (1.011 m) und im Süden vom Kohlberg (1.105 m)
begrenzte Klostertal, ...
... durch das der Gebirgsbach ungehindert
der Piesting zustrebt, in dem unsere Talfahrt aber abrupt unterbrochen
wird. Kein Einzelfall bei unseren Touren, denn für die Unterhaltung
des Straßennetzes stehen hier nur die schnee- und frostfreien
Monate zur Verfügung. Nach wenigen Minuten können wir
die Baustelle passieren...
... und vorbei an dem bei unserer Fahrt
geschlossenen Gasthof Denk
"Zum
Jörglhans"...
... erreichen wir gut neun Kilometer
hinter dem Scheitel des Klostertaler Gscheid die Einmündung
der L124 in die von Gutenstein heraufkommende und nach Rohr
im Gebirge führende B21. Hier vereinigen sich die Bäche Kalter
Gang und Zellenbach zur Piesting, die über die Fischa der Donau
zustrebt. Wir biegen hier rechts ab...
... und folgen der parallel zur Piesting
verlaufenden Gutensteiner Bundesstraße durch das enge Gaistal.
10,5 Kilometer hinter dem Klostertaler
Gscheid begrüßt dann der "Raimundort Gutenstein" seine Besucher.
Die nun "Hauptstraße" genannte
B21 folgt weiter der Piesting in das auf 480 Metern Höhe
gelegene Zentrum der etwa 1.300 Einwohner zählenden Marktgemeinde
Gutenstein, in der der österreichische Schauspieler, Regisseur,
Theaterdirektor und Dichter Ferdinand
Raimund von 1834 bis 1836 lebte und wo er nach seinem Tod
auch beigesetzt wurde. Ihm zu Ehren organisiert Gutenstein die
Raimundspiele,
bei denen Stücke von Ferdinand Raimund aufgeführt werden.
Vorbei an der im 15. Jahrhundert
erbauten und in der Folge mehrfach erweiterten Pfarrkirche
erreichen wir das Zentrum des Wallfahrts- und Luftkurortes Gutenstein, wo wir am Markt einen
Boxenstopp einlegen, bevor wir über den Rohrer Sattel nach Rohr
im Gebirge weiterfahren.
Weitere
Infos:
https://www.quaeldich.de
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.