Lage: |
Alpen, Österreich, Mürzsteger Alpen, Niederösterreich |
Talorte: |
Terz und Mürzsteg |
Streckenlänge: |
3 km ab Terz und 15 km ab Mürzsteg |
Maximale Höhe: |
1.015 m |
Maximale Steigung: |
16 % |
GPS-Koordinaten: |
47.7748700,15.4856500 |
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
Juli 2020 |
Über den in den Mürzsteger Alpen
gelegenen Lahnsattel führt die Lahnsattel-Bundesstraße B23, die Mariazell
im westlich gelegenen Salzatal mit Mürzsteg im Oberen Mürztal östlich
der Scheitelhöhe verbindet. Sie nutzt die Senke zwischen dem 1.766 Meter
hohen Göller-Massiv in Norden sowie dem 1.150 Meter hohen Kriegskogel
und der 1.523 Meter hohen Wildalpe im Süden. Auf der Westseite
beginnt die Auffahrt zum Lahnsattel in der auf 870 Metern Höhe
gelegenen Ortschaft Terz, im Osten in der auf vergleichbarer Höhe
gelegenen Ortschaft Frein an der Mürz. Der zuvor überwiegend forstwirtschaftlich
genutzte Fahrweg über den Lahnsattel wurde im zweiten Weltkrieg
ausgebaut und 1950 zur Bundesstraße erklärt. Seit dem Jahr 2002
hat die verkehrsarme Lahnsattel-Bundesstraße
nur noch den Rang einer Landesstraße, behielt aber ihre alte Namensbezeichnung
und Nummerierung. Sie ist heute gut ausgebaut und ganzjährig befahrbar, wird jedoch nach starken Schneefällen und Lawinenabgängen temporär gesperrt.
Vom Annaberg-Pass über
den Michelbühel-Pass
kommend erreichen
wir auf dem 970 Meter hohen Kernhofer Gscheid die vom Ochsattel
über St. Aegyd am Neuwalde heraufkommende Bundesstraße
B21, auf die wir rechts abbiegend auffahren. Die "Gutensteiner
Straße" genannte Bundesstraße passiert die etwas erhöht stehende,
in den Jahren 1953/1954 erbaute und am 1. August 1954 geweihte
Bergkirche
Maria am Gscheid und läuft dann durch das Salzatal...
... auf den aus etwa zehn Häusern
bestehenden Weiler Terz zu,
den im Halltal an der Salza und an der Landesgrenze zur Steiermark
gelegenen westlichen Talort des Lahnsattels. Terz ist politisch
geteilt: Die westlich der Salza und südlich des in die Salza einmündenden
Terzbaches gelegenen Häuser gehören zu der steirischen
Gemeinde Mariazell, die Häuser im Nordosten zur niederösterreichischen
Gemeinde St. Aegyd am Neuwalde.
Kurz vor der Landesgrenze steht der
nicht mehr bewirtschaftete "Gasthof zur Oesterreichischen
Grenze", dessen Name auf die früher hier verlaufende Grenze
zwischen dem Erzherzogtum Österreich und dem bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts
eigenständigen Herzogtum Steiermark zurückgeht.
Vor dem ehemaligen Gasthof zweigt nach
links die Lahnsattel-Bundesstraße B23 nach Mürzsteg ab, auf die
wir auffahren.
Die wenig befahrene Straße zum Lahnsattel
verlässt Terz leicht ansteigend in östlicher Richtung und folgt dem
niederösterreichischen Ufer des Terzbaches, der ein Stück weit die
Landesgrenze zur Steiermark bildet. Fünfhundert Meter hinter dem
Ortsausgang von Terz passiert die B23 den bewaldeten und schroffen
Südabfall der 1.287 Meter hohen Bärenwand...
... und schlängelt sich dann den Terzbach
unter sich zurücklassend mit einer Steigung von bis zu sechzehn
Prozent bergauf, wobei sie auf der Talseite durch
massive Leitplanken gegen Abstürze gesichert ist.
Die Lahnsattelstraße steigt
in der Folge am Hang des Hohen Bärenecks (1.597 m) mit bis zu zwölf Prozent weiter
an
und erreicht durch die langgezogene Rechtskurve des etwa zehn
Prozent steilen Schlussanstiegs....
... den auf 1.015 Metern Meereshöhe
gelegenen Scheitel des Lahnsattels, ...
... auf dem wir einen Boxenstopp einlegen.
Außer einem Passschild findet man hier oben eine Picknickmöglichkeit...
... und ein Marterl aus dem Jahr 1978, das an die Opfer
der Katastrophe des Jahres 1878 erinnert: Nachdem
schon früher schwere Lawinen vom Göller auf den Lahnsattel niedergingen - das mundartliche "Lahn"
steht für Lawine, zerstörte am 17. Januar dieses Jahres eine zu
Tal stürzende Schneewalze
das hier oben existierende Gasthaus. Die Inschriften des Marterls
gedenken der dreizehn zu Tode gekommenen Menschen, die auf dem Weg zu einer Beisetzung
in Mitterbach waren, weil es damals in ihrem Wohnort Lahnsattel noch
keinen
Friedhof gab.
Durch die bewaldeten Hänge der Göller-Massivs
im Norden und des Bärenkögerl im Süden ist die Aussicht vom Lahnsattel
stark eingeschränkt, aber immerhin hat man einen schönen Blick
nach Osten Richtung Weißmäuer, Dürre Kögel, Mitterberg und Mitterbergschneid.
Während unserer Pause haben sich die
dunklen Regenwolken fast ganz verzogen. Die Fahrbahn der Ostrampe
des Lahnsattels trocknet zusehends ab...
... und senkt sich mit maximal elf
Prozent über den Gebirgsbach Lahngraben hinweg und entlang der Südhänge
von Göller (1.766 m) und Kleinem Göller (1.673 m)...
... dem Ortsschild von Lahnsattel entgegen.
Das Dorf gehört zur Gemeinde St. Aegyd am Neuwalde, liegt auf 940 Metern
Höhe und hat heute etwa siebzig Einwohner. Besiedelt wurde Lahnsattel
ab den 1780er Jahren, weil damals Joseph von Toblenz Holzknechte zum Holzschlag in
den Wäldern am Südhang des Göller angeworben hatte.
Die Lahnsattel-Bundesstraße läuft
auf die alte Schule des Ortes zu, die am 17. Juli 1871 eingeweiht
wurde und die auch die evangelische Glaubensgemeinschaft für Gottesdienste
nutzte. Hinter der Schule überquert die B23 den Kaltenbach...
... und - Vorsicht Fußgänger! - über sie verläuft
nun bis zu der nach links abzweigenden Nebenstraße nach Donaudörfl
der Zentraleuropäische
Pilgerweg Via Mariae M01.
An diesem Abzweig dreht die Lahnsattelstraße
nach Süden und senkt sich mit einstelligen Prozentwerten parallel
zum Stangelbach verlaufend durch den Bergwald.
Knapp 1,5 Kilometer hinter Lahnsattel
überquert die B23 den Kriegskogelbach, in den kurz darauf der Stangelbach
einmündet. Hinter der Brücke begrüßt das Bundesland Steiermark die
Verkehrsteilnehmer.
Sechshundert Meter weiter mündet der
Kriegskogelbach seitlich der Lahnsattelstraße in die vom Gscheidl
herunterkommende Stille Mürz. Die Straße folgt nun dem nördlichen
Quellfluss
der Mürz entlang des Südosthanges des 1.189 m
hohen Sulzriegel und passiert die Vereinigung der Stillen Mürz mit
der am Eisenkogel entspringenden Kalten Mürz zu dem bei Anglern
und Wildwassersportlern beliebten, knapp hundert Kilometer langen
Fluss Mürz, der über die Mur der Drau zufließt.
Durch das sich anschließende Obere
Mürztal erreicht die Südostabfahrt knapp 6,5 Kilometer hinter dem Lahnsattel
den Ort Frein an der Mürz. Das zur Gemeinde Neuberg an der Mürz
gehörende Dorf liegt auf 860 Metern Höhe und hat
etwa 40 Bewohner. Vorbei am Hotel Freinerhof und dem Gebäude der
Freiwilligen Feuerwehr ist Frein schnell durchfahren.
Dahinter führt die Lahnsattelstraße
fast eben verlaufend durch das immer rauer und
enger werdende Mürztal...
... und erreicht nach gut einem Kilometer
das Nordportal des auf 850 Metern Meereshöhe gelegenen und 572 Meter langen Tunnels
"Totes
Weib". Der Tunnel wurde im Jahr 1996 in den Fels getrieben, um den
permanent nassen Straßenabschnitt in der engen Mürz-Klamm gegenüber
dem Wasserfall Totes Weib
zu umgehen,
dessen von der Schneealpe kommende Wasser stäubend in die vierzig Meter
tiefer fließende Mürz hinabstürzen. Von einem kleinen Parkplatz am
Südportal des Tunnels führt ein kurzer Spazierweg entlang der alten Trasse
zum Aussichtspunkt auf den Wasserfall am Gegenufer.
Bis ins 19. Jahrhundert führte
lediglich ein schmaler Holzsteg für Fußgänger durch die Schlucht
Totes Weib, Reiter
und Fuhrwerke konnten Frein an der Mürz damals nur über den Lahnsattel
oder den Freinsattel erreichen. Die Straße entlang dem rechten Ufer
der Mürz wurde in den Jahren 1881 bis 1884 gebaut.
Hinter dem Tunnel verläuft die B23
noch knapp zwei Kilometer durch die von der Mürz...
...in den Fels zwischen den Bergen
Alter Salzriegel (1.127 m) und Steinerschlag (1.004 m)
im Westen sowie Hochalpl (1.514 m) und Bockkogel (1.181 m)
im Osten gegrabene Schlucht, ...
... die sich kurz vor dem Weiler Scheiterboden
weitet.
Hinter Scheiterboden
wechselt die Lahnsattelstraße zweimal das Ufer der Mürz...
... und schlängelt sich in der Folge
fast eben verlaufend zwischen dem Großen Seekopf (1.323 m)
und dem Zuckerhut (1.410 m) hindurch...
... und mit Vorblick auf die 1.094 Meter
hohe Kreuzmauer zu dem knapp 15 Kilometer hinter dem Lahnsattel
gelegenen Ortseingang der Naturparkgemeinde
Mürzsteg.
Das auf 780 Metern Höhe im Naturpark
Mürzer Oberland gelegene Mürzsteg gehört zur Marktgemeinde Neuberg
an der Mürz und hat knapp sechshundert Einwohner. Früher diente
Mürzsteg dem Kaiser Franz Joseph I. als Sommerfrische, seit 1947
verbringen die österreichischen Bundespräsidenten ihren Urlaub in
dem im Jahr 1869 erbauten Jagdschloss
Mürzsteg. Auf Höhe des Pfarramtes biegt die B23 links
ab, überquert ein weiteres Mal die Mürz...
...und passiert dahinter die rechts der Straße
stehende Pfarrkirche der Schmerzhaften Mutter Gottes und das gegenüber
stehende Gemeindeamt
von Mürz. Von hier aus bietet sich eine Weiterfahrt über Neuberg
an der Mürz und Mürzzuschlag zum Semmering-Pass
an.
Weitere
Infos:
Ortsgeschichte
von Lahnsattel
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