Lage: |
Alpen, Österreich und Slowenien, Karawanken |
Talorte: |
Ferlach und Trzic |
Streckenlänge: |
15 km ab Ferlach und 16 km ab Tržic |
Maximale Höhe: |
1.369 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2018 |
Der im slowenischen Sprachraum
"Ljubeljsko sedlo" genante Loiblpass verbindet Ferlach
in Kärntner Rosental mit Tržic in der slowenischen Region Oberkrain
und überquert die Karawanken in Nord-Süd-Richtung. Er nutzt
dabei die Senke zwischen dem 1.743 Meter hohen "Zgornji
Plot" und dem 1.705 Meter hohen "Vrh Ljubeljšcice"
im Westen sowie dem 1.614 Meter hohen "Grund" im Osten. Der
seit Jahrhunderten genutzte Übergang verlor mit der
Fertigstellung des weiter westlich verlaufenden Karawanken-Tunnels
im Jahr 1991 seine überregionale Bedeutung und ist deshalb heute
nur noch schwach ausgelastet. Zudem ist er für Fahrzeuge über
3,5 Tonnen und mit Anhängern über 750 Kilo Gesamtgewicht gesperrt.
Vom Seebergsattel kommend erreichen
wir über Preddavor, Bašelj, Trstenik und Gorice auf malerischen,
kurvenreichen und einsamen slowenischen Landstraße den Vorort Bistrica
pri Tržicu des südlichen Talortes Tržic, in dem wir von der
Straße "410" auf die von Podbrezje kommende "101" Richtung Loiblpass auffahren.
Hinter
Tržic verläuft die perfekt asphaltierte "101" fast eben und ohne
nennenswerte Kurven parallel zum Gebirgsbach Mošenik, der
nahe dem Loiblpass entspringt und Tržic
zustrebt, um dort in die "Tržic Bistrica" zu münden.
Nach sieben Kilometern passieren
wir die
zur Gemeinde Tržic gehörende Ortschaft Podljubelj. Der knapp
900 Einwohner zählende Ort hieß bis zur Umbenennung im Jahr 1955 "Sveta
Ana pod Ljubeljem".
Hinter Podljubelj
beginnt die "101" in weit gezogenen Kurven mit bis zu fünf Prozent
etwas stärker anzusteigen, passiert einzeln gelegene Kleinsiedlungen
und quert mehrfach den Mošenik.
Durch einen kurzen Tunnel...
... und entlang des Ostabfalls des 1.914 Meter hohen Štanske ceri...
... erreichen wir elf Kilometer
hinter Tržic den "Memorial Park Mauthausen". Von 1943
bis 1945 befand sich hier das Außenkommando des Vernichtungslagers
Mauthausen-Ljubelj, in dem politisch Verfolgte aus fast ganz
Europa inhaftiert wurden. Die KZ-Insassen wurden unter unmenschlichen
Bedingungen zum Bau der Passstraße und des Loibl-Tunnels gezwungen, wobei viele
von ihnen ums Leben kamen. Im Zentrum der Anlage steht auf einem
steinernen Rundsockel ein schwarzes Skelett mit einem Herz,
das seine Arme dem Himmel zustreckt. Die schwarze Inschrift
auf dem Sockel lautet: "J'ACCUSE". Ich klage an.
Neben dem Memorial Park Mauthausen
bietet sich uns das auch als Gasthof Karavla bekannte "Gostišce Koren"
für
einen ausgedehnten mittäglichen Boxenstopp an. Die von uns ausgewählten
lokalen Gerichte sind sehr lecker und preiswert und es gibt
sogar alkoholfreies Paulaner Weißbier.
Nach der Mittagspause setzen wir
unsere Fahrt auf der "101" fort, passieren den Memorial Park Mauthausen...
... und erreichen nach zwei weiten
Kehren den Großparkplatz vor dem Loibl-Tunnel. Hier findet man
- wie auf dem Scheitel des Wurzenpasses - einen Kompass-Shop
und wenige Meter weiter links
das "Kozakog Restaurant", das geschlossen ist und zum Kauf angeboten
wird.
Nach dem Fotostopp fahren
wir auf das Südportal des Loibl-Tunnels zu. Mit dem Bau der 1.600 Meter
langen Röhre wurde 1942 aus militärstrategischen Gründen begonnen,
der Durchstich erfolgte 1943 und im Folgejahr konnten bereits
die ersten Kraftfahrzeuge passieren. Nach dem 2. Weltkrieg
wurde die Grenze vorübergehend geschlossen, weil Jugoslawien
als Volksrepublik kommunistisch wurde. Erst 1960 setzte man
dann den Ausbau der Passstraße fort, die im Jahr 1967 eingeweiht
werden konnte.
Der Tunnel ist auf 50 km/h Höchstgeschwindigkeit
begrenzt und es besteht Überholverbot. Wegen Bauarbeiten im
Tunnel regelt bei unserer Durchfahrt eine Ampelanlage die wechselseitige Einfahrt.
Ein Schild kurz vor dem Portal signalisiert die 700 Meter
entfernte Grenze zu Österreich, ...
... die quer zur Fahrbahn
fast mittig durch
die gut ausgeleuchtete Tunnelröhre verläuft.
Folgerichtig erreichen wir
direkt hinter dem Nordportal die österreichische Grenzkontrollstelle,
die wir ohne Aufenthalt durchfahren können.
Vor Kehre zwei der mit bis
zu 16 Prozent Gefälle talwärts führenden Nordrampe drosseln
wir die Geschwindigkeit und biegen auf den nach rechts abzweigenden
Schotterweg ab um dort zu parken, denn wir wollen von hier aus zu Fuß
auf den bis in das Jahr 1967 befahrenen Scheitel der alten Loibl-Passstraße.
Die alte, nicht mehr unterhaltene Straße ist heute ein Schotterweg,
der teilweise von tiefen Querrinnen durchzogen ist. Asphaltreste aus
den 1960er Jahren sind nur noch an wenigen Stellen zu sehen.
Durch
fünf Kehren erreichen wir nach einer Gehzeit
von etwa einer Stunde die alte Scheitelhöhe mit den zwei steinernen,
gemauerten
Obelisken, die im Jahr 1728 hier errichtet wurden, weil Kaiser
Karl VI. die Scheitelhöhe besuchen wollte.
Hinter den Obelisken
steht auf slowenischer Seite das bis 1967 genutzte Zollgebäude.
Nach der Schließung der alten Passstraße wurde es renoviert und zur
Berghütte "Koca na Ljubelju"
umgebaut, die Mittwochs bis Sonntags Bergsteigern und Wanderern
eine Einkehrmöglichkeit bietet.
Von der Terrasse der Ljubelju-Hütte
hat man einen schönen Blick über den oberen Teil der alten slowenischen
Rampe hinweg auf die Gipfel von Košutica (dtsch: Loibler Baba,
1.968 m) und Veliki vrh (dtsch: Hochturm, 2.088 m)...
... sowie hinunter ins
Tal zur Südrampe der
neuen Passstraße.
Da wir an einem Dienstag
zum alten Loiblpass aufgestiegen sind, fällt die geplante Brettljause
aus, denn die Berghütte ist geschlossen.
Uns bleibt also nur der Rückweg zwischen den beiden Obelisken
hindurch auf die österreichische Seite...
... und durch die Kehren
der alten Nordrampe bergab, ...
... mit tollen Ausblicken
auf die Gipfel von Rjautza (1.789 m) und Selenitza (2.026 m).
©
Peter Blokland, NL
Zurück am Ausgang unserer
Wanderung...
... räubern wir nun wieder
auf vier Rädern und mit geöffnetem Dach durch die nächsten vier
Kehren
der seit der Grenze als österreichische Bundesstraße Nr. 91 ausgeschilderten
Passstraße...
... und passieren die
etwas oberhalb der Fahrbahn stehende Pfarrkirche Loibltal.
Das neugotische, einschiffige Gotteshaus wurde 1859 erbaut und
dem heiligen Leonhard geweiht. Die schmucke Kirche gehört zur
Gemeinde Ferlach und wurde zwischen 2009 und 2015 von Grund
auf saniert und steht unter Denkmalschutz.
Knapp ein Kilometer hinter
der Kirche rollen wir durch einen kurzen Tunnel...
... und erreichen nach
weiteren vier Kilometern den Ortseingang von Unterloibl.
Am Kreisverkehr westlich
von
Ferlach, der südlichsten Stadt Österreichs, sehen wir die im
12. Jahrhundert erbaute Burg
Hollenburg vor uns liegen und fahren über Unterschloßberg und Lambichl nach Klagenfurt,
...
... wo wir den vor dem Stadtverkehrsmuseum am Lendkanal stehenden
Imbiss im
historischen
Straßenbahnwaggon der Klagenfurter "Tramway"
aufsuchen. Von Insidern wird er als der Beste seiner
Art in Klagenfurt bezeichnet. Wir glauben mit Recht! Deshalb müssen wir da unbedingt
noch einmal hin. Aber erst nach einer Tour auf den nahen
Pyramidenkogel.
Weitere
Infos:
https://www.visit-trzic.com/
Youtube-Video:
Mit
dem MX-5 auf den Loiblpass
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.