Lage: |
Alpen, Italien, Dolomiten, Südtirol, Trentino |
Talorte: |
Blumau im Eisacktal und Karersee |
Streckenlänge: |
24 km ab Blumau und 7 km ab Karersee |
Maximale Höhe: |
1.690 m |
Maximale Steigung: |
Neue Passstraße nach Tiers 20 %, alte Strada Vecchia 24 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der Nigerpass verbindet
die Ortschaften Blumau im Eisacktal sowie St. Zyprian und Tiers
im Tierser Tal mit der Ortschaft Karersee an der Westrampe des Karerpasses.
Die Passstraße nutzt dabei zuerst in West-Ost-Richtung verlaufend
die natürliche Senke zwischen dem 2.192 Meter hohen Mittagskofel
(ital.: Cima di Mezzodi) im Norden und dem 1.655 Meter hohen
Buselineck (Monte Nigra) im Süden, dreht dann nach Süden ab und
schlängelt sich aussichtsreich entlang der Westseite der Rosengartengruppe.
Die wenig befahrene, gut ausgebaute, kurvenreiche und bis zu 24 Prozent
steile Passstraße wurde im Jahr 1957 gebaut und tangiert den Naturpark
Schlern-Rosengarten, der 1974 als "Naturpark Schlern" gegründet
und im Jahr 2003 um das Rosengartenmassiv erweitert wurde.
Vom Scheitel des Karerpasses kommend
erreichen wir nach sechshundert Metern das Hotel Castel Latemar,
...
... bei dem die Bergstraße
zum nahen Nigerpass in nördlicher Richtung abzweigt und danach die auf
1.710 Metern Höhe gelegene Christomannos Alm
quert. Der Name der Alm erinnert an den Südtiroler Rechtsanwalt,
Bergsteiger und Fremdenverkehrspionier Theodor Christomannos, der
am 31. Juli 1854 in Wien geboren wurde und der sich die wirtschaftliche und
touristische
Erschließung von Südtirol zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Er war
ab 1891 Präsident der Alpenvereinssektion Meran, gründete
den "Verein für Alpenhotels in Tirol", förderte als Präsident
der Handelkammer Bozen u. a. den
Bau des unterhalb des Karerpasses gelegenen Grand
Hotel Karersee
und engagierte sich zudem für den Bau der Bergstraße nach Sulden
und der Großen
Dolomitenstraße von Bozen über das Pordoijoch,
den Falzarego-
und den Valparolapass
nach Cortina d'Ampezzo. Theodor Christomannos
verstarb am 30. Januar 1911 in Meran.
Auf der Christomannos
Alm steigt die auch "Via Nigra" und "Nigerstraße"
genannte Passstraße
mit vier bis sechs Prozent an, ...
... unterquert den durch
Netze gesicherten Sessellift vom Karersee zum Rifugio Paolina am
Fuß der Rotwand, ...
... sowie die Betonüberbauung
für die von dort herunterkommende Abfahrtspiste.
Nach einem knappen Kilometer
passiert die auch unter dem Namen "Rosengartenstraße" bekannte Südanfahrt
zum Nigerpass eine weitere Pistenüberbauung und die "Rosengarten-Skilifte"
des Skigebietes Carezza-Karersee-Rosengarten, hinter denen
die Gipfel der Rosengartengruppe aufragen, darunter Tschagerspitz (Le Coronele - 2.720 m), Tscheiner Spitze (Cima la Sforcella -
2.810 m) und Rotwand (Roda di Vaèl - 2.806 m).
Der
Sage nach erhielt der acht Kilometer lange Gebirgszug seinen Namen
von einem wunderschönen Rosengarten, den der Zwergenkönig Laurin zwischen
den Felsen
angelegt haben soll. Als Laurins Nachbar alle Adeligen, nicht aber
den Zwergenkönig, zu seiner Hochzeit eingeladen hatte, war Laurin
derart brüskiert, dass er seine Tarnkappe anlegte und die Braut
in sein Felsenreich entführte. Dietrich von Bern gelang es jedoch,
den Zwergenkönig in seinem Rosengarten zu stellen. In seinem Zorn
belegte Laurin den Garten mit dem Fluch, dass ihn weder bei Tag
noch bei Nacht jemand erblicken solle. Da er bei seinem Fluch aber
die
Dämmerung vergaß, präsentiert sich nun die Rosengartengruppe jeweils
bei Sonnenauf- und -untergang für ein paar Minuten in den prächtigsten
Farben.
Hinter den Skiliften quert die Rosengartenstraße
leicht ansteigend den Westhang des 1.830 Meter hohen Kaisersteins
und schlängelt sich dabei durch den geschlossenen Bergwald oberhalb der Moseralm.
Dreieinhalb Kilometer
hinter dem Abzweig vom Karerpass passieren wir die unterhalb des
Tschagerspitz auf 1.780 Metern Höhe gelegene und privat geführte
Ochsenhütte.
Hier dreht die Passstraße nach Westen ab...
... und unterquert den von
der Moseralm heraufkommenden und in der Wintersaison 2014/2015 eröffneten
Sessellift
"Tschein", der unterhalb der Rosengartenhütte
endet.
Vierhundert Meter hinter
der Ochsenhütte bietet sich das auf 1.774 Metern Höhe gelegene
Restaurant
Tscheiner Hütte
zu einem Boxenstopp an. Hier überfahren wir den höchsten Punkt der
Passstraße, der allerdings nicht der offizielle Scheitel des Nigerpasses
ist. Dieser liegt erstaunlicherweise knapp 4 Kilometer weiter nördlich und 84 Höhenmeter
tiefer.
Von der Tscheiner Hütte hat man einen tollen Ausblick auf die Latemargruppe.
Hinter der Tscheiner
Hütte dreht die Nigerstraße wieder nach Norden und führt in weit
gezogenen Kurven durch
ein weiteres Waldstück....
... zu den Liftanlagen der Frommeralm
und der Obertierser-Alm, die von Welschnofen aus das Skigebiet unterhalb
der Rosengartenhütte bedienen. Vorbei an dem gut besuchten Alpengasthof
Frommeralm und dem kurz dahinter im Jahr 2016 erbauten Almrestaurant
Obertierscher Alm, die neben Südtiroler Küche auch Übernachtungsmöglichkeiten
anbieten, ...
... überquert die Via
Nigra im folgenden Waldstück den sich tief in die Felsen einschneidenden
Lochererbach
(Rio Gola im Val di Gola) und erreicht nach einem guten Kilometer den offiziellen
Scheitel des Nigerpasses und das etwas unterhalb davon stehende
Passschild, das 1.690 Meter als Scheitelhöhe angibt. Hinter
dem in einer weiten Kurven gelegenen unbefestigten Parkplatz...
... steht das Niger-Joch-Haus.
Das auch unter den Namen "Nigerhütte" und "Rifugio
Passo Nigra" bekannte Haus ist ein beliebter Anlaufpunkt für
Wanderer, Radler und Biker, denn es liegt an den Wanderwegen "Nigertalweg"
(Sentiero Valle Nigra) und "Sagenweg" (Sentiero delle
Leggende) und bietet zudem neben Übernachtungsmöglichkeiten
und einer bodenständigen
Küche auch herrliche Ausblicke auf die umliegenden Felswände der
Rosengartengruppe und des Schlern.
Am Niger-Joch-Haus
dreht die Passstraße zunächst nach Osten und senkt sich mit sechs
bis acht Prozent
Gefälle durch den Bergwald auf den Westabfall der Rosengartenspitze
zu.
In der ersten Kehre wendet sich die Via Nigra dann
nach Norden, überquert den Weissteinerbach
(Rio di Pietra Bianco) und kurz darauf in der zweiten Kehre den an der König-Laurin-Wand
(Croda di Re Laurino, 2.813 m) entspringenden Tierser Bach (Rio Tires), der bei St. Zyprian im
Tierser Tal in den Tschaminbach (Rio di Giamin) mündet.
Durch vier weitere enge
Kehren und einige weiter gezogene Kurven erreichen wir den Wander-Parkplatz
Runggun (Roncone), wo der Bergwald
zurückbleibt.
Vor uns öffnet sich nun
das Tierser Tal und die Via Nigra
ändert hier ihren Namen: Sie führt als "Via San Cipriano"...
... hinunter zum Ortseingang von
St. Zyprian
(San Cipriano).
Das auf 1.070 Metern Höhe am Naturpark Schlern-Rosengarten
gelegene kleine Bergdorf wurde nach dem heiligen Cyprian von Antiochia benannt
und gehört zur Gemeinde Tiers.
Hinter der Ortschaft steigt die Via San Cipriano
noch einmal kurz an und erreicht die spätromanische Kirche
von St. Zyprian.
Das kleine Gotteshaus wurde im 13. Jahrhundert erbaut und den
Heiligen Cyprian und Justina von Antiochia geweiht. An der Außenfassade
stellt ein Fresko aus dem 17. Jahrhundert die Rettung der Platzlinerwiese
dar: Der Sage nach schleuderte Gott Blitze auf die oberhalb der Ortschaft
gelegene Platzlinerwiese, auf der eine Herde weidete. Zyprian und Justina beschützten
die Tiere mit ihren ausgebreiteten
Mänteln.
Von St. Zyprian aus fahren
wir unterhalb der Schlerngruppe über Villa di Mezzo, Tiers und Oberaicha
nach Blumau im Eisacktal, von wo aus wir über Kardaun, Birchabruck und
den Passo di
Lavazè zu unserer Unterkunft in Cavalese weitertouren.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de/
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Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.