Lage: |
Alpen, Schweiz, Gotthardgruppe, Uri und Graubünden |
Talorte: |
Andermatt und Disentis |
Streckenlänge: |
12 km ab Andermatt und 21 km ab Disentis |
Maximale Höhe: |
2.046 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der Oberalppass verbindet Andermatt
im Kanton Uri mit Disentis im Kanton Graubünden und nutzt
dabei gemeinsam mit dem nahen Furkapass die große inneralpine
Gebirgsfurche Rhonetal-Urserental-Vorderrheintal. Die Passhöhe
des Oberalp liegt in der Senke zwischen dem 2.740 Meter
hohen Piz Nurschalas im Südwesten und dem 2.916 Meter
hohen Piz Tiarms im Norden. Der früher hier vorhandene Saumweg
wurde in den Jahren 1862 und 1863 zur Fahrstraße ausgebaut.
Als Alpenquerverbindung hatte die Oberalpstraße keine besondere
wirtschaftliche Bedeutung und auch heute wird sie überwiegend
touristisch genutzt.
Vom Lukmanierpass
kommend befahren wir den Oberalppass ab Disentis, das wir
auf der Schweizer Hauptstraße Nr. 19 in westlicher Richtung
verlassen. In weit gezogenen Kurven folgt sie der Surselva,
der Talschaft des Vorderrheins, passiert die Ortschaften
Sedrun, Tavetsch sowie Rueras und
erreicht nach 15 Kilometern das Bergdorf Tschamut,
dessen sehenswerte, direkt am rechten
Straßenrand stehende Kapelle um das Jahr 1500 errichtet
und 1658 dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde. Im Inneren
der St.
Nikolaus Kapelle findet man eine Statue des Heiligen
Nikolaus aus dem Jahr 1500, historische Wandmalereien zeigen
vier Szenen aus der Nikolaus-Legende.
Hinter Tschamut steigt die auch "Via
Alpsu" genannte Ostrampe moderat und mit nur wenigen
Kurven an und umrundet hinter Surpalits mit zehn Kehren
den Südabfall des 2.311 Meter hohen Piz Calmut. Oberhalb
der Passstraße sieht man eine langgestreckte Lawinengalerie,
die die Gleistrasse der von der Matterhorn-Gotthard-Bahn
betriebenen Strecke von Andermatt über den Oberalp nach
Disentis sichert.
Die Lichtverhältnisse werden nun immer schlechter und weiter
oben in den teilweise engen Spitzkehren prasselt der Regen
weiter.
Auf etwa 1.960 Metern Höhe liegen
die Kehren hinter uns und die Via Alpsu strebt nun mit deutlich
weniger Steigung...
... und durch einige weite Kurven
der 2.046 Meter hohen Scheitelhöhe des Oberalppasses
zu, die von dem 2.773 m
hohen Schneehüenerstock überragt wird. Die wolkenverhangenen
Gipfel von Schijen Stock (2.888 m) und Rienzenstock (2.957 m)
sind leider nur schemenhaft zu erkennen.
Auf der Westseite der Scheitelhöhe
steht das "Infocenter Rheinquelle" und daneben
- für uns
sehr überraschend - ein rotweißer Leuchtturm. Schiffsverkehr
hier oben? Wohl eher nicht...
Der Tourismusverband
Disentis ließ im Jahr 2010 den verkleinerten Nachbau des
früher in der Rheinmündung nahe Rotterdam die Schifffahrt
sichernden Leuchtfeuers "Hoek van Holland" hier
oben aufstellen, um von der Mündung des Rheins in den Niederlanden
bis zu dessen Quelle am Oberalppass für die Ferienregion Tschamut-Sedrun-Disentis zu
werben.
Die genaue Lage der Rheinquelle zeigt das
Infocenter: Der Vorderrhein entspringt an der nahe gelegenen Martschalllücke zwischen den Gipfel
von Rossbodenstock und Piz Parlet, plätschert durch die
Alp Tuma und speist den auf ca. 2.340 Metern gelegenen
Bergsee "Lai Tuma". Diesen verlässt er dann auf
dessen Ostseite als "Rein da
Tuma", um über den "Curnera-Stausee" der Ortschaft
Tschamut zuzustreben, wo er in "Vorderrhein" umbenannt
wird.
Viel Betrieb herrscht auf der Scheitelhöhe
nicht. Auf dem Parkplatz stehen zwei Wohnmobile, ein LKW,
einige PKW und ein Reisebus, dessen Fahrgäste in großer
Eile das Passrestaurant aufgesucht haben.
Das bei unserer Überfahrt geschlossene
Restaurant
Ustria Alpsu auf der rechten Straßenseite ist das letzte
Graubündner Gasthaus, denn direkt hinter dem Gebäude
verläuft die Grenze zum Kanton Uri.
Das gut besuchte Berggasthaus
Piz Calmot wenige Meter weiter steht bereits im Kanton Uri
und ist nach dem östlich der Scheitelhöhe aufragenden Piz Calmut
(2.911 m) benannt. Es bietet vom Mai bis September und
während der Wintersportsaison
neben regionalen Küchenspezialitäten aus beiden Kantonen auch Übernachtungen in Zwei- und Mehrbettzimmern
an. Von der hinter dem Haus gelegenen Terrasse soll man
einen schönen Blick auf den Oberalpsee haben. Jedenfalls
bei gutem Wetter, dann ist sie auch bewirtschaftet.
Hinter der Scheitelhöhe folgt die
Westrampe in einem weiten Linksbogen dem Ufer des Oberalpsees
und den Gleisen Matterhorn-Gotthard-Bahn. Besser bekannt
ist die von Brig durch den Furka-Tunnel nach Andermatt und
weiter über den Oberalppass nach Disentis führende Bahnlinie
unter dem Namen Furka-Oberalp-Bahn.
Die früher eigenständige Bahngesellschaft fusionierte im
Jahr 2003 mit der Zermatt-Bahn zur Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Mit
dem Bau der Schmalspurbahn wurde im Jahr 1911 begonnen,
durchgängig befahrbar war sie nach kriegsbedingten Unterbrechungen
erst 1926. Wegen der bis zu 170 Promille
steilen Anstiege musste man auf einigen Streckenabschnitten zusätzlich
zum Adhäsionsbetrieb auch auf Zahnstangentechnik
zurückgreifen. Seit 1930 verkehrt auf dieser Strecke auch
der berühmte Panoramazug Glacier
Express, der langsamste Schnellzug der Schweiz. Und
sicher auch der aussichtsreichste.
Gut drei Kilometer hinter der Scheitelhöhe
warten sieben Kehren auf uns. Durch die Nebelschwaden sehen
wir tief unter uns das Urserental, ...
... dann ist Andermatt erreicht, wo
wir von dem bunten Wappentier der Gemeinde begrüßt werden. Für
den Folgetag haben wir uns mit dem St.-Gotthard-Pass, dem
Nufenenpass und dem Furkapass gleich drei hochalpine Schweizer
Alpenpässe vorgenommen und hoffen, dass sich bis dahin
die tiefhängenden Regenwolken verziehen.
Am nächsten Morgen - es ist der 10.09.2017
- sind unsere Pläne
Geschichte: Aus dem Regen wurde über Nacht Schnee.
Viel Schnee. Die drei Pässe sind gesperrt und wir sitzen
fest. Kurzentschlossen lassen wir den sommerbereiften Roadster
stehen und touren ausnahmsweise einmal mit der Bahn. Denn in
der Schweiz fährt die auch bei diesem frühseptemberlichen Wintereinbruch.
Von Andermatt aus lassen wir uns über Realp, durch den 15 Kilometer
langen Furkatunnel nach Gletsch und weiter über Oberwald
nach Ulrichen fahren. Und natürlich zurück.
Am Nachmittag sieht es in Andermatt
nicht viel besser aus als am Morgen. Von der Brücke über
die Unteralpreuss fotografieren wir die verschneiten Dächer, den Turm der Pfarrkirche St. Peter und Paul und
die
schneebedeckten Hänge dahinter. Das Foto verschicken wir
dann mit besten Grüßen an die Familie, sowie an Freunde
und Bekannte: "Frohe Weihnachten und einen Guten Rutsch".
Immerhin: Umplanen müssen wir unsere Pässe-Tour nicht, denn
der Furkapass soll morgen wieder befahrbar sein.
Gotthard und Nufenen werden wir aber auslassen müssen.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.