Lage: |
Alpen, Italien, Fleimstaler Alpen, Südtirol-Trentino, Lagorai-Gruppe |
Talorte: |
Canàl San Bovo und Castello Tesino |
Streckenlänge: |
15 km ab Canàl San Bovo und 17 km ab Castello Tesino |
Maximale Höhe: |
1.616 m |
Maximale Steigung: |
9 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
August 2018 |
Der in den Fleimstaler
Alpen gelegene Passo del Brocon verbindet die Ortschaft Castello
Tesino im östlichen Tesino-Tal mit Canàl San Bovo
im Valle del Vanoi. Der in Nordost-Südwest-Richtung verlaufende,
schmale Übergang überwindet den Höhenunterschied von knapp tausend
Metern mit Hilfe von 17 Kehren und nutzt die natürliche Senke zwischen dem 1.867 Meter hohen
Pizzo degli Uccelli im Norden, dem 1.750 Meter hohen Col della
Remitta im Osten und dem 2.062 Meter hohen Monte Agaro im Südwesten.
Das österreichische Militär begann im Jahr 1906
mit dem Bau der nahe der damaligen Grenze zu Italien verlaufenden Brocon-Passstraße
aus strategischen Gründen und bereits zwei Jahre später konnte die
neue Straße im
August 1908 fertig gestellt werden. Im Folgejahr musste der
Broconpass während des vom Österreichischen Automobilclub veranstalteten
Langstreckenrennens von Wien nach Fiera di Primiero überfahren werden:
Von den zwölf in Wien gestarteten Fahrzeugen erreichten nur zwei
den Brocon-Scheitel, im Ziel kam nur ein einiges Fahrzeug an.
Nachdem Südtirol durch den Friedensvertrag
von Saint-Germain-en-Laye im Jahr 1919 an Italien gefallen war,
verlor der nun inneritalienische Passo del Brocon für das Militär
seine Bedeutung. Er wird seitdem nur noch wenig befahren und überwiegend
von den Bewohnern der beiden Talorte genutzt.
Vom Passo di Gobbera
kommend
erreichen wir auf der "Strada Provinciale 79 del Brocon"
(SP79) die auf 750 Metern Höhe gelegene Gemeinde Canal San Bovo.
Der östliche Talort des Passo del Brocon hat etwa 1.500 Einwohner
und wird vom Turm der in den Jahren 1839 bis 1841 nach einem Entwurf des Architekten Leopoldo Claricini erbauten Pfarrkirche St. Bartolomeo
überragt.
Die SP79 führt als Hauptstraße
durch den Ort und passiert dabei die
Touristeninformation neben dem Postamt, die Schule, die Kirche und die Gemeindeverwaltung von Canal San Bovo...
... und führt in der Folge
leicht ansteigend an den Weilern "Somprà" und "Pianazzi-Bivio"
vorbei auf eine schon von weitem zu sehende Brücke zu, ...
... die in 30 Metern
Höhe den Gebirgsbach "Torrente Vanoi" überspannt, der nahe dem Passo
Cinque Croci in der Lagorai-Gruppe entspringt und dem "Torrente Cismon"
zustrebt.
Hinter der Brücke biegt die SP79
links ab. Wir folgen hier aber erst einmal rechts abbiegend dem Hinweisschild zum
nahe gelegenen "Maso Paradisi" in der Localita Giaroni,
denn es ist Zeit für einen ausgiebigen Boxenstopp. Wir werden freundlich
begrüßt und genießen auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen die
tolle Aussicht über das Vanoi-Tal hinweg auf die Gipfel der Catena
del Lagorai und der Pale di San Martino.
Danach kehren wir zur
SP79 zurück, die hinter der Brücke über den Vanoi-Bach mit etwa
acht Prozent ansteigt. Die Dächer von Canal San Bovo bleiben schnell
unter uns zurück, dann fordert eine Engstelle unsere ganze Aufmerksamkeit:
Die zuvor schon schmale Passstraße wird nun richtig eng: Ein Drittel des Asphalts wird weggefräst.
Hinter der Baustelle
flacht die SP79 zwischen
Ronco-Fosse und Ronco-Pugnai etwas ab, um danach mit schönen Ausblicken auf den 1.705 Meter hohen Monte
Totoga mit bis zu zehn Prozent weiter anzusteigen.
Vor dem Abzweig der aufgemauerten
Stichstraße zu dem Weiler Gasperi wird der Asphalt vorübergehend
rauer und rissig.
Fünfhundert Meter hinter
dem Abzweig der
bergab führenden Nebenstraße nach Ronco-Chiesa, Cainari und Casperoi
wartet dann die erste von fünf
Kehren auf uns.
Auf den Geraden zwischen
den Spitzkehren genießen wir die abwechslungsreichen Aussichten.
Vor Kehre
Nummer 2 erreicht die Ostrampe einen dichten Bergwald, der sie über mehrere Kilometer
begleitet.
Durch vier weitere Kehren und mehrere weit gezogene Kurven dreht
die Passstraße dann in westliche Richtung und quert den Südostabfall
des 2.079 Meter hohen Monte Calmandrino und überquert den an dessen Hang entspringenden Bergbach "Boal del Salton".
Dahinter
dreht die SP79 nach
Süden ab und quert den Ostabfall des 2.056 Meter hohen Col del Rigon sowie
den dort entspringenden "Rio Valle dello Spiaz".
Zwölf Kilometer hinter
Canal San Bovo erreichen wir Pian dei Cavalli (1.430 m) und
passieren die nahe dem "Rifugio
Piancavalli" und dem "Casa Alpina" etwas erhöht neben
der Passstraße gelegene Kapelle
von Piancavalli, die im Jahr 1958 erbaut und der Madonna von
Lourdes geweiht wurde.
Hinter der Kapelle dreht
die Passstraße wieder nach Westen ab, quert den Südosthang des 1.968 Meter
hohen Colle di Coston und führt durch einen kurzen, gemauerten Tunnel.
Dahinter signalisiert uns ein Schild am Straßenrand, dass wir auf 1.500 Metern Meereshöhe angekommen
sind.
Nach einem weiteren Kilometer
heißt es dann auf die nächste Grünphase einer Ampelanlage warten,
die das einspurige Passieren einer in Bau befindlichen neuen Schutzüberbauung
regelt.
Knapp fünfzehn Kilometer
hinter Canal San Bovo taucht dann die von Weideflächen umgebene
Scheitelhöhe des Passo del
Brocon vor der Motorhaube unserer MX-5 auf. Der Name des
Passes geht auf das hier oben breitflächig wachsende Frühlingsheidekraut
zurück, das im Volksmund "Brocon" genannt wird. Über den Scheitel
verläuft die Wasserscheide zwischen dem nach Südwesten abfließenden
Gebirgsbach "Torrente Senaiga" und dem nach Nordosten verlaufenden
"Rio Vallunga", die beide in Passnähe entspringen.
Auf der Südseite der
Scheitelhöhe findet man das von Motorradfahrern gerne besuchte "Albergo Passo Brocon".
Das im Jahr 1966 erbaute, privat geführte Haus verfügt ebenso wie
das...
... schräg gegenüber
gelegene 3-Sterne-Hotel-Restaurant "Pizzo degli Uccelli"
neben einem
Restaurant mit Trientiner Küche auch über eine Bar. Beide Häuser
bieten zudem Übernachtungsmöglichkeiten in Einzel- und Mehrbettzimmern an.
Seitlich des Albergo
Passo Brocon erinnert das Soldatendenkmal "Agli
Alpini" an die im Jahr 1916 bei einem Lawinenabgang ums Leben
gekommenen Alpini und an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Neben dem Denkmal beginnt der Naturlehrpfad "Trodo
dei fiori", der über mehr als dreihundert
Arten von Alpenblumen informiert. Der Brocon-Scheitel wird auch gerne
als Ausgangspunkt für Wander- und Bergtouren u. a. zu der 2.847 Meter
hohen Cima d'Asta und zu dem 2.069 Meter hohen Monte Coppolo
genutzt.
Da es sich von Westen
her mehr und
mehr zuzieht, machen uns nach einer kurzen Kaffeepause auf den Weg hinunter
nach Castello Tesino und sehen seitlich der Südwestrampe die am
Passo
di Monte Agaro auf
1.608 Metern Höhe gelegene Hochalm "Malga Marande"
mit dem Skigebiet Passo
Brocon-Marande vor uns liegen. Von hier bringt
der Vierer-Sessellift der Lagorai-Seilbahn
die Wintersportler zu den Pisten am 2.060 Meter hohen Monte
Agaro.
Kurz hinter der Scheitelhöhe
passieren wir die in einer Kurve gelegene Schutzüberbauung "Sasso Rosso 1",
unter der der Gebirgsbach "Baal del Morri" dem "Torrente Senaiga"
zustrebt, ...
... und unterhalb des Col della
Boia (2.068 m) die mit 52
Metern Länge deutlich kürzere Überbauung "Sasso Rosso 2", die die
Zufahrt zu dem Skigebiet gegen
Steinschlag und Lawinen sichert.
Hinter der Malga Marande
führt die SP79 in den Bergwald, in dem sie in südliche Richtung
abdreht. Fünf Kilometer hinter dem Scheitel erreicht sie dann
die erste von neun engen Kehren.
Der Asphalt der Südwestrampe
ist deutlich besser als der der Ostrampe und die kritischen Stellen
sind mit massiven Leitplanken gesichert.
Hinter den Kehren durchfahren
wir die Streusiedlung Maso Fradea. Die seitlich der Straße gelagerten Baumstämme und die frischen
Reifenspuren
deuten es an: Ab hier müssen wir mit Schwerlastverkehr rechnen.
In der letzten Kehre
oberhalb von Castello Tesina verlassen wir die SP79 und biegen nach links auf
die SP40 ab, der wir zum "Parco
La Cascatella" folgen. Bei unserem Besuch ist der außerhalb
der Sommerferien nur an Wochenenden geöffnete Naturpark leider geschlossen,
...
... so dass wir der SP40
weiter folgen und nach gut zwei Kilometern den Ortseingang von Roa
erreichen.
Hinter Roa wird unsere
Talfahrt dann jäh gestoppt:
Baumschnitt- und Hangsicherungsarbeiten!
Nachdem das Grünzeug
von der Fahrbahn geräumt ist, räubern wir hinter Roa durch vier
weitere Kehren und überqueren die Provinzgrenze zwischen Trentino und Venetien.
Über Lamon, Feltre und
Treviso touren wir dann nach Caorle an der Adria, wo wir dem
Roadster eine Woche Urlaub gönnen.
Weitere
Infos:
http://www.massimoperlabici.eu/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.