Lage: |
Alpen, Italien und Slowenien, Alpi Giulie, Julische Alpen |
Talorte: |
Cave del Predil und Bovec |
Streckenlänge: |
4 km ab Cave del Predil und 17 km ab Bovec |
Maximale Höhe: |
1.156 m |
Maximale Steigung: |
12 % |
GPS-Koordinaten: |
|
Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2018 |
Der in den Julischen
Alpen gelegene Predilpass (slowenisch: Predel, italienisch: Passo
del Predil) verbindet die italienische Ortschaft
Cave del Predil im Tal des Rio Lago mit der slowenischen Gemeinde Bovec im
Tal der Soca. Die wenig befahrene Passstraße verläuft zwischen
der 1.622 m hohen Cima Predil im Norden und dem 1.578 m
hohen Veliki Kotheh im Süden. Bereits im Jahr 1319 begannen
die Einwohner von Cividale mit dem Bau einer Straße über den
Predil, im 19. Jahrhundert gewann
der Pass für das österreichische Militär an Bedeutung, woran
die seitlich der Passstraße gelegenen Ruinen mehrerer Befestigungswerke
erinnern.
Wir starten wir unsere Fahrt
über den Passo del Predil in der am Rand des Triglav-Nationalparks gelegenen
slowenischen Ortschaft Bovec (deutsch: Flitsch) und folgen der Hauptstraße
bis zu dem Kreisverkehr am östlichen Ortsrand, wo wir auf die
Straße Nr. 203 in nördlicher Richtung auffahren.
Die gut ausgebaute und wenig
befahrene Landstraße führt zunächst in leichten Wellen durch Wiesengelände
und bietet schöne Ausblicke auf die Gipfel von Cukla (1.756 m)
und Veliki Vrh (2.208 m) im Westen sowie Svinjak (1.653 m)
und Oblica (2.240 m) im Osten.
Nach etwa einem Kilometer vereinigt
sie sich mit der vom Vršic-Pass kommenden Straße Nr. 206 und führt dann etwas kurvenreicher
und steiler durch ein kleines Waldstück.
Drei Kilometer
hinter Bovec passiert die "203" die ehemalige Festung "Flitscher Klause", die
in den Jahren 1881-1882 auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus
als Teil eines österreichischen Festungsrings am Predilpass
erbaut wurde. Sie sollte einen Vormarsch feindlicher Truppen
aus dem Koritnica-Tal Richtung Pass verhindern und war mit
Kanonen und Maschinengewehren bestückt. Während des Ersten Weltkriegs
war die Flitscher Klause veraltet und diente nur noch als Depot
und Unterkunft, die Kanonen waren im umliegenden Gelände in
Stellung gebracht worden. Italienische Truppen versuchten hier jahrelang
vergeblich nach Österreich durchzubrechen. Heute findet man
in dem gut erhaltenen Festungswerk ein Museum.
Hinter
der Flitscher Klause folgt die Passstraße zum Predil moderat
ansteigend und durch einen Mischwald dem Tal der Koritnica.
Von den wenigen Lichtungen aus haben wir schöne
Ausblicke auf die Julischen Alpen mit den Gipfeln Cima Confine (2.332 m), Mogenza
Grande (1.969 m) und Cima del Lago (2.126 m). Die "203" verläuft dabei zunächst
östlich des kleinen Flüsschens und quert den Westhang
des 2.240 m hohen Oblica.
Drei Kilometer hinter der Flitscher
Klause wechselt sie dann zur linken Talseite und erreicht 10 Kilometer hinter Bovec die Ortschaft Log pod Mangartom,
die von 14 Gipfeln mit über zweitausend Meter Höhe umgeben ist
und deshalb ein lohnender Ausgangspunkt für eine Vielzahl von
Bergtouren durch die
Julischen Alpen. Besuchenswert ist hier die dem Diakon und Märtyrer
Stephanus geweihte Pfarrkirche aus dem 18. Jahrhundert. Im
Kircheninneren zeigt ein Fresko die Steinigung
des Heiligen.
Hinter Log pod Mangartom folgt
wieder ein Waldstück, ...
... und durch mehrere schnell
zu durchfahrende Kurven erreichen wir zwei enge Kehren, in denen sich
die Passstraße nach Westen dreht, ....
... um nach einem knappen
Kilometer den Weiler "Strmec na Predelu" zu erreichen.
Hinter Strmec na Predelu
quert die Predilstraße den Südwest-Abhang des 1.553 m
hohen Planja und überquert das in den Jahren 2007 bis 2010 erbaute
und 129 Meter lange Predel-Viadukt, das mit einer Spannweite
von 86 Metern den größten Brückenbogen in den Alpen aufweist.
Unmittelbar dahinter
passiert sie den Abzweig der Bergstraße
zum Mangart...
... und erreicht kurz darauf die
Ruine der österreichischen Predil-Festung (slowenisch: Trdnjava Predel). Das knapp unterhalb
der Scheitelhöhe des Predil und unmittelbar an der Passstraße
gelegene Fort wurde im Jahr 1808 unter der Leitung des Ingenieurs
und Hauptmanns Johann Hermann von Hermannsdorf erbaut. Nachdem im Mai
1809 die Geschütze verbaut waren, wurde Hauptmann von Hermannsdorf
zum Kommandanten der Festung
ernannt. Nur ein Tag nach Komplettierung der aus 200 Gebirgsjägern
bestehenden Mannschaft griff
die napoleonische Armee mit mehr als achttausend Mann und schwerer
Artillerie die Predilstraße an, um über den Pass in Kärnten
einzufallen.
Hermann von Hermannsdorf lehnte die
Kapitulationsaufforderungen der Franzosen ab und es gelang seinen Männern,
mehrere Sturmangriffe abzublocken. Nachdem es den Franzosen
schließlich gelang, den Festungsbau in Brand zu schießen, startete Hermannsdorf
mit seinen Soldaten am 18. Mai einen letzten verzweifelten
Ausfall, bei dem er und die meisten seiner Leute fielen.
Nur acht Gebirgsjäger überlebten. Die Gefallenen wurden in einem Gemeinschaftsgrab unterhalb der zerstörten Festung
beigesetzt.
Am Straßenrand hinter der Festung
erinnert das "Löwen-Denkmal" an diese Schlacht sowie an den
k.u.k. Hauptmann Johann Hermann von Hermannsdorf und dessen
Kampfgenossen. Das Denkmal wurde im Auftrag
von Kaiser Ferdinand I. im Jahr 1848 errichtet, die Bronzeskulptur
des verwundeten Löwen wurde 1851 ergänzt.
Knapp ein Kilometer hinter dem Löwen-Denkmal
erreichen
wir auf dem Scheitel des Passo del Predil und das Berggasthaus
"Gostilna Hermanov", das mit seinem Namen ebenfalls an den
Hauptmann Hermannsdorf erinnert und in dem nicht nur Biker zu
einem Boxenstopp willkommen
sind.
Über den Scheitel des Predil verläuft die Staatsgrenze zwischen Slowenien und Italien. Die
beiden Grenzgebäude sind bei unserer Überfahrt unbesetzt.
Neben dem
italienischen Übergang markiert ein hoher Grenzstein
die auf 1.156 m Höhe gelegene Scheitelhöhe und erinnert
daran, dass die Predilstraße nun als italienische "Strada
Statale N. 54 del Friuli" bis nach Tarvisio weitergeführt wird.
Wenige hundert Meter westlich der Scheitelhöhe
des Passo del Predil passieren
wir die zugänglichen Reste der zweistöckigen Batterie Predilsattel,
in der bis zu 112 Soldaten stationiert werden konnten...
... und von deren Batterieständen
wir einen schönen Ausblick auf den Lago di Predil und das Tal
des Rio del Lago haben.
Unterhalb der Festungsruine windet
sich die Westrampe des Predil mit vier Kehren und durch einen
kurzen Tunnel bergab, passiert den Lago del Predil sowie den
Abzweig zum Passo di Sella Nevea (Nevea-Sattel)...
... und erreicht nach knapp 4 Kilometern
den westlichen Talort Cave del Predil am Fuß des 1.500 m
hohen Berges Piccolo Monte
Re. Hinter der modern gestalteten Kirche aus dem Jahr 1969 ragt der 1.909 m hohe Raibler Fünfspitz
in den Himmel.
Der bis zum Ersten Weltkrieg zu Österreich gehörende und
"Raibl" genannte Ort
wurde durch sein Bergwerk bekannt, in dem seit dem 14. Jahrhundert
Blei abgebaut wurde. Der Bergbau wurde im Jahr 1991 eingestellt.
Die Bergbaugeschichte des Ortes zeichnet ein Museum nach, von
dem aus auch ein Teil des 4,5 Kilometer langen Stoln-Tunnels
zu besichtigen ist, durch den früher Bergleute aus Log pod Mangartom
das Bleibergwerk in Cave del Predil erreichten und durch den
während des Ersten Weltkriegs die Isonzofront versorgt wurde.
Nach
einem kurzen Rundgang durch den kleinen, verlassen erscheinenden
Ort fahren wir weiter zum nahen Nevea-Sattel.
Weitere
Infos:
http://www.quaeldich.de/
Youtube-Video
Mit
dem MX-5 von Cave del Predil auf den Predilpass
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.