Lage: |
Alpen, Schweiz, Adula-Alpen, Graubünden |
Talorte: |
Splügen im Hinterrheintal und Roveredo im Val Traversagna |
Streckenlänge: |
20 km ab Splügen und 42 km ab Roveredo |
Maximale Höhe: |
2.066 m |
Maximale Steigung: |
15 % |
GPS-Koordinaten: |
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Mautgebühr: |
Nein |
Letztmals befahren: |
September 2017 |
Der in Nord-Süd-Richtung
verlaufende Passo del San Bernardino verbindet das Hinterrheintal
im Schweizer Kanton Graubünden mit Bellinzona im Tessin. Sein
Name kann zu Verwechslungen mit dem Großen und Kleinen St. Bernhard
in den Westalpen führen, Beziehungen zu diesen gibt es aber
nicht. Bereits die Römer nutzten die natürliche Senke zwischen
Piz Uccello und Piz Moesola als Übergang vom Bodensee zum Lago
Maggiore. Ab 1770 bauten die anliegenden Ortschaften den teilweise
bereits gepflasterten Saumweg unter Umgehung besonders lawinengefährdeter
Abschnitte als Fahrstraße aus. Im Jahr 1817 beauftragte der Kanton
Graubünden dann Guilio Pocobelli, der bereits die Monte-Ceneri-Straße
und die Torretta-Brücke in Bellinzona plante, mit dem Ausbau
des San Bernardino Passes, der zwischen 1818 und 1823 erfolgte.
Um
die Alpentraversale winterfest zu machen, wurde in den 1960er
Jahren ein 6,6 Kilometer langer Straßentunnel in den Fels
getrieben, der am 1. Dezember 1967 eröffnet werden konnte.
Der Bernardino entwickelte sich danach zum zweitwichtigsten
Schweizer Alpenübergang direkt nach dem St. Gotthard, was den weiteren Ausbau und die umfassende
Modernisierung der Jahre 1991 bis 2006 notwendig machte.
Wir kommen vom Splügenpass
und folgen bei Splügen der von Chur und Thusis kommenden Schweizer
Kantonsstraße 13 durch das Hinterrheintal nach Westen Richtung
San Bernardino.
Über Medels im Rheinwald
erreichen wir Nufenen, in dem ein bunter Steinbock an das Wappentier
des Kantons Graubünden erinnert.
Hinter der Ortschaft
Hinterrhein biegt die Kantonsstraße 13 nach Süden ab und verlässt
das Hinterrheintal, um in 16 Spitzkehren den steilen Westabfall
des 2.363 Meter hohen Mittagshorns zu queren.
Die Baumgrenze liegt
schnell hinter uns, so dass man aus den Kehren heraus schöne
Ausblicke auf das Hinterrheintal und die dahinter aufragenden
Gipfel von Chilchalphorn, Wenglispitz, Valserberg und Valserhorn
hat.
Der Bewuchs wird von
Kehre zu Kehre karger. Nadelbäume sieht man nur noch ganz vereinzelt
und auch die anfangs noch breitflächig wachsenden Alpenrosenbüsche
werden immer weniger.
Östlich der Nordrampe
tauchen nach und nach die felsigen Gipfel
von Tempahorn (2.618 m),
Piz Cavriola (2.873 m), Piz Uccello (2.718 m) und Piz de la Lumbreida
(2.983 m) auf.
Hinter den Kehren haben
wir eine Höhe von knapp 1.900 Metern erreicht. Wir queren hier
den über 300 Meter tiefer in den Fels getriebenen San-Bernardino-Tunnel,
dessen Luftabsaugungsanlagen vor uns in die Höhe ragen.
Von hier oben kann man das
letzte Stück der gerade befahrenen Nordrampe, das Weidegebiet der Tällialp
und den Lauf des schäumenden Masegg-Baches überblicken.
Hinter der Tällialp wird
die Landschaft noch karger: Zwischen den Felsen und Wasserpfützen
wachsen nur noch einige anspruchslose Moose und niedrige Gräser.
Und je näher wir der Scheitelhöhe des San Bernardino Passes kommen,
desto mehr dunkle Regenwolken ziehen sich über uns zusammen.
20 Kilometer hinter
Splügen haben wir dann die Scheitelhöhe des Passo del San Bernardino
erreicht. Über den kalten Bergsee "Laghetto Moesola" pfeift
ein so eisiger Wind, ...
... dass uns das "Hospiz San Bernardino"
sehr gelegen kommt. Nach einigen schnellen Fotos eilen wir in dessen mollig warme Gaststube und gönnen uns zwei leckere
Cappuccino mit Kuchen. Wir werden freundlich bedient; die Preise
verdeutlichen die Alleinstellung des Hauses und dessen exponierte
Lage auf 2.065 Metern Höhe. Das San Bernardino Hospiz wurde gemeinsam mit der Passstraße
erbaut und wie diese im Jahr 1823 eröffnet. Entsprechend rustikal
ist das Ambiente, wir fühlen uns hier wohl.
Hinter dem Hospiz startet
die deutlich längere Südrampe des Passo del San Bernardino, die zuerst fast gradlinig
dem Westufer des Laghetto Moesola folgt und dann an dessen südlichem
Ende
den dort abfließenden Bach Moësa überquert.
Danach beginnt ein über
vierzig Kilometer langer Kurventanz.
Im oberen Teil der Südrampe
haben wir trotz der dunklen Wolken aus den Kehren heraus einen schönen
Ausblick bis zum Bergsee Lago d' Isola nahe dem Dorf San Bernardino,
...
... vor dem die Südrampe das südliche Portal des San Bernardino
Tunnels erreicht. Wir fahren hier nicht auf die E43 auf sondern bleiben
auf der alten Passstraße, durchqueren das Dorf und folgen
der Kantonsstraße 6 durch fünfundzwanzig engen Kehren über Pian
San Giacomo nach Mesocco, wo sich das im 11. Jahrhundert
auf einem mächtigen Felsen erbaute Castello
di Mesocco über die dreispurige Passstraße erhebt.
Die Burg von
Mesocco
zählte zu den größten ihrer Art in der Schweiz und beherrschte
mehr als 400 Jahre lang das Misox-Tal. Im Jahr 1526 ließ man
das Castello aus Angst vor einer feindlichen Übernahme schleifen,
danach begann die Anlage zu verfallen. Zwischen den beiden Weltkriegen
wurde die Bausubstanz gesichert und in den 1990er Jahren begann
man mit der Wiederherstellung der Außenmauern und eines Turmes.
Hinter Mesocco führt
uns die Südrampe weiter durch das Valle Mesolcina und über Soazza,
Lostallo und Grono in den südlichen Talort Roveredo im Val Traversagna.
Weil wir am nächsten Tag den Lukmanierpass befahren wollten,
folgen wir hinter Roveredo der Kantonsstraße 13 weiter nach
Castione im Tessin, wo wir auf die Kantonsstraße 2 wechseln, die dem Fluss
Tessin durch das Leventina-Tal folgt. Kurz hinter Giornico
sehen wir das spektakuläre, 110 Meter hohe Biaschina-Viadukt der
Autobahn A2 über uns und vor uns die beiden Rampen der Gleistrasse
zu den Kreiskehrtunneln "Pianotondo" und "Travi " der Gotthardbahn
- ein beeindruckender Architektur-Mix.
Kurz darauf unterqueren
wir die Autobahn und biegen nach rechts auf eine schmale Landstraße
ab, die uns in engen Kehren hinauf nach Cavagnago bringt, wo
wir im Agriturismo B&B Bertazzi eine
Ferienwohnung gebucht haben. Wir werden hier bereits erwartet
und fühlen uns in den komfortabel eingerichteten Räumen ausgesprochen
wohl.
Weitere
Infos:
https://kurvenkoenig.de/
Das menschliche Auge sieht mehr als eine Kamera:
Unsere Fotos sollen nur den Appetit anregen.
Deshalb: Hinfahren und selbst ansehen!
Denn nichts ist besser als das Original.